Wann ist eine Kastration (Rüde) für euch vertretbar?

  • Wäre die Aggression sexuell motiviert, dann wäre sie nach der Kastration aufgrund fehlender Hormone extrem vermindert. Wäre sie nicht sexuell motiviert, ändert eine Kastartion nichts an der Situation.

  • Ich habe es, glaub ich, an anderer Stelle schon mal geschrieben: schön, dass man sich heutzutage da Gedanken drüber macht und nicht wahllos kastriert, aber diese Stimmungmache gegen die Kastration halte ich für mega übertrieben und das führt ja mittlerweile schon dazu, dass Hundehalter ja schon bald Angst haben müssen zu sagen, dass sie ihren Hund (aus was für Gründen auch immer...) kastrieren lassen (müssen).


    Unser zweiter Familienrüde sollte auch intakt bleiben, der erste war recht früh kastriert worden und war das klassische Mobbingopfer für viele Rüden. Tja, beim zweiten war es so, wie viele es hier so schreiben: das ganze Jahr über latent unter Strom, aber gerade im direkten Kontakt mit Hündinnen gut zu managen bzw. recht harmlos. Er wurde dann mit 6 oder 7 schon fast "notkastriert" wegen massiver Prostatavergrößerung. Er hatte tierische Schmerzen. Es ist eben auch NICHT ohne Folgen oder gar natürlich, das ganze Leben potent und intakt durch die Gegend zu rennen und nie zu dürfen...


    @Krümel21


    In deinem Fall zum Beispiel wäre es für mich glasklar und ich würde das angehen. Für dich kommt auch die Zeit der Ausbildung/ Studium und des Berufslebens, es wird sich nicht mehr so viel um die Hunde drehen (wer kann da schon mal eben umziehen?) und parallel möchtest du dich erziehungstechnisch auf den neuen Hund konzentrieren können. Vorausgesetzt die Hunde sollen in einem Haushalt miteinander leben. Ich finde den Stress da ehrlich gesagt unverhältnismäßig, was nicht heißt, dass intakte Hunde nicht miteinander leben können und ich dir das nicht zutraue. Aber man selbst und die Hunde können es auch einfach leichter haben...

  • @oregano
    Nur weil ein Hoden im Bauchraum verblieben ist muss der Rüde nicht komplett kastriert werden. Der innenliegende Hoden sollte entfernt werden, aber der "normal/aussen" liegende Hoden kann dort bleiben. (Ausser er hätte beide Hoden im Bauchraum)
    Ayden hatte seinen rechten Hoden vor dem Leistenkanal liegend, dieser wurde entfernt als er 1 Jahr alt war, der aussenliegende durfte er behalten. Ich bin auch sehr froh darum, Ayden ist sehr unsicher und ich hatte die Angst, durch die komplette Kastration würde dies nur schlimmer werden.

  • Das sind wirklich alles super Antworten! Ich danke euch echt für diese anregende Diskussion :-) :bindafür: So richtig bringt es mich noch nicht weiter, weil ich in beinahe jedem Beitrag genau meine eigenen pro bzw contra Gedanken lese. :lol:


    Es kamen noch ein paar Fragen auf, ich versuche mal, sie aus dem Kopf zu beantworten. Wenn ich was vergessen habe, dann sagt kurz Bescheid.


    Wir wohnen absolut ländlich und ich suche mir meine täglichen Runden eigentlich so aus, dass wir nie/kaum jemanden treffen. Ich gehe niemandem gezielt aus dem Weg, aber es ist hier einfach so weitläufig und ich selbst mag einfach ruhige Natur und kann da gut entspannen. In direkter Nachbarschaft habe ich fast ausschließlich Rüden, kastriert und intakt. Berührungspunkte mit intakten Hündinnen haben wir nur in der Hundeschule und bei meinen Schwiegereltern. Und natürlich, wenn wir auf Runden welche treffen. Klar kommt das vor ;-) Ich weiß bzw merke halt ziemlich genau auf unseren Runden, wo gerade Mädels läufig sind. Da ist das Gehirn dann aus, wenn ich zufällig den gleichen Weg gehe und er zeigt das geschilderte Verhalten.


    Es ist zum Glück so, dass der akute Stress nicht andauert. Wenn er aus der Situation raus ist (Im Auto, anderer Weg, zu Hause etc) ist er wieder normal, aber oft seeeeehhhhr müde. Ich merke schon, dass es da deutlich schlimmere Ausprägungen gibt. Das ist bei uns nicht der Fall.


    Ich habe im Falle einer Kastration z.B. auch Sorge, dass sich das Jagdverhalten, was wir echt ganz gut im Griff haben z.Zt., verstärkt. Dann ist im Kopf ja mehr Platz für Wildspuren.


    Mir ist sehr klar, dass sich vorhandene Aggressionen nicht unbedingt ändern, aber er zeigt ja eigentlich auch keine. Ich würde es eher als jugendlich pöbelhalft bezeichnen. Das ist dann halt nur blöd, wenn er damit sein Gegenüber auf dem falschen Fuß erwischt. Davor habe ich eher Sorge, aber ich weiß auch, dass seine Distanzlosigkeit nicht dadurch ändert. Eher habe ich Sorge, dass er immer übertrieben babyhaft bleibt.


    Ich habe gerade mein zwei Videos, auf dem ersten trifft er diesen (früh) kastrierten Rüden (3) zum ersten Mal. Video habe ich nach fünf Minuten Kennenlernen gemacht. Ich hatte ihn da gerade abgeholt um ihn für eine Orga zum neuen Besitzer (meine Eltern) zu bringen. Er ist laut Vorbesitzer mit allen verträglich, das zeigt sich aber inzwischen anders. Bzw hat es dort schon, später hat er meinen auch ordentlich gekloppt ohne, dass meiner provokant war. Den hat das völlig überrascht und er hat für einen kurzen Moment die Welt nicht mehr verstanden. War ein blöder Engpass zwischen Tisch und Wand. Meiner ist zu diesem Zeitpunkt ca 1,5 Jahre alt. Ist ein typisches Bild, er spielt aufdringlich und distanzlos alles weg. Ich weiß sehr genau, dass DAS ohne Eier noch genauso wäre ;-)


    [Externes Medium: https://youtu.be/35jBFW1jqbo]



    [Externes Medium: https://youtu.be/ejK4QnBJ5iE]


    Beim zweiten Treffen, zwei Monate später:



    [Externes Medium: https://youtu.be/p7_vUdTfhN0]



    Die Hündin ist dort seit 14 Tagen kastriert wegen Scheinträchtigkeit. Olly konnte vorher kaum mit ihr ohne Leine laufen, weil er sie NUR bedrängt hat und sich bei ihr immer benommen hat, als wäre sie läufig. Die beiden können mittlerweile spielen (wenn der schwarze Rüde es zulässt...was er meist nicht tut), er hegt weiterhin größeres Interesse, geht aber weg, wenn der schwarze nur schief guckt. Es kommt schon was bei ihm an...



    Heute morgen hatten wir soooo einen schönen Spaziergang, er war völlig normal und total bei mir. Gestern (anderes Gelände) war er total anstrenged. Dafür hat er nachmittags auf dem Dummykurs total super gearbeitet, obwohl wir auf einer viel genutzten öffentlichen Wiese waren und viele andere Hunde vorbeigelaufen sind usw. War ganz stolz. Und das schwankt natürlich immer sehr, was mich an manchen Tagen ganz schön verzweifeln lässt. Es ist dann auch irgendwie tatsächlich so, dass ich denke, ich bin erziehungstechnisch eine Nulpe und hab totalo versagt, Kastrieren ist was für Faule :fear:

  • @Krümel21



    In deinem Fall zum Beispiel wäre es für mich glasklar und ich würde das angehen. Für dich kommt auch die Zeit der Ausbildung/ Studium und des Berufslebens, es wird sich nicht mehr so viel um die Hunde drehen (wer kann da schon mal eben umziehen?) und parallel möchtest du dich erziehungstechnisch auf den neuen Hund konzentrieren können. Vorausgesetzt die Hunde sollen in einem Haushalt miteinander leben. Ich finde den Stress da ehrlich gesagt unverhältnismäßig, was nicht heißt, dass intakte Hunde nicht miteinander leben können und ich dir das nicht zutraue. Aber man selbst und die Hunde können es auch einfach leichter haben...

    Ja, naja, klar kann man es den beiden angenehmer machen, aber ich werde ihm nicht die Eier abschneiden wegen Alani bzw. weil ich mir eine Hündin anschaffen will. Das tut ja so gesehen nix zur Sache.
    Ich weiß einfach nicht was richtig oder falsch ist. :ka:


    Das mit dem "umziehen" ist kein großes Ding, ob ich nun jobbe, studiere, Vollzeit arbeite, das tut da ja nichts zur Sache. ;)


    Ich war jetzt immer komplett dagegen, nun lasse ich mir das mal durch den Kopf gehen, möchte aber nichts überstürzen.


    Ich hätte auch Sorge, dass er dann gemobbt wird von anderen Rüden. :tropf:

  • @Krümel21
    Ich persönlich finde das, was du beschreibst, klingt nach sehr großem Stress auf Seiten des Hundes und mal abgesehen von seinem Leidensdruck, stelle ich es mir sehr anstrengend vor mir einem Welpen und einem Althund, der phasenweise alle 2-3 Stunden fiepend das Rausgehen einfordert. :ka:


    Das mit dem Mobbing ist doch aber super unwahrscheinlich, wenn er jetzt im Erwachsenenalter kastriert wird....ich fand es außerdem im Nachhinein weniger schlimm, unseren ersten Rüden immer mal in Schutz zu nehmen, als mit den Spätfolgen der Kastration beim zweiten zu leben.


    Bei Gigi habe ich zum Beispiel den Eindruck, der ist "genau richtig" kastriert worden. Ich kann absolut nichts Negatives feststellen, er ist souverän, kein Mobbingopfer und ja trotzdem kein asexuelles Neutrum, das nur noch darauf wartet, dass ich ihm Kekse reinschiebe :roll:

  • @Krümel21
    Ich persönlich finde das, was du beschreibst, klingt nach sehr großem Stress auf Seiten des Hundes und mal abgesehen von seinem Leidensdruck, stelle ich es mir sehr anstrengend vor mir einem Welpen und einem Althund, der phasenweise alle 2-3 Stunden fiepend das Rausgehen einfordert. :ka:

    Wenn keine Hündin läufig ist, fordert er es alle 3-4 Std ein. |) Nach 4 1/2 Std. MUSS er raus, auf die eine Std. kommts also nicht drauf an, aber klar es nervt natürlich tierisch. :tropf:


    Ich spreche mal meinen TA drauf an, mal schauen was er meint.

  • Hypersexualität ist übrigens ein Domestikationsmerkmal und bei gewissen Rassen (u.a. bei Labradoren und Golden Retrievern) kein seltenes Phänomen.

    Warum ist übersteigerte Sexualität im Zuge der Domestikation entstanden? Und warum kommt sie gerade bei Retrievern vor?

  • @Winkehund Danke! Ich finde diese grad moderne Kastrations-Hysterie auch total absurd. Es ist ein Riesenrückschritt im Tierschutz. Ich hatte immer kastrierte Tiere, weil die im Tierschutz eben kastriert werden, bevor man sie abgibt (gut so!). Alle total normal und gesund. Es wird momentan vermittelt, kastrierte Hunde wären zu keinerlei normalem Sozialerhalten mehr fähig, würden nur gemobbt werden und ohnehin bald an tödlichen Krankheiten sterben. So ein Unsinn, echt.....

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