Nicht der Hund, den man wollte, aber der, den man brauchte

  • Junes Züchterin (sehr erfahren) hat ziemlich voraus sagen können, wie und wohin sich June bzw. auch deren Schwester und die anderen Welpen entwickeln werden. Und sie hat damit recht behalten. Natürlich nicht bis ins kleinste Detail, aber im großen und Ganzen hat sie bei den Welpen schon gesehen wohin es gehen wird.

    June hat sie als ruhig, abwartend, etwas unnahbar, im Hintergrund bleibend und in sich ruhend beschrieben und genau diese Attribute passen auch heute noch.
    June Schwester Liesl als überaus freundlich, überschwänglich Menschen gegenüber, als selbstbewusst und mit nerven aus Stahl, dazu mutig.
    So kann man Liesl bis heute beschreiben.
    Beide Hunde sind aussies und das können beide nicht leugnen. Aber vom Typ sind sie wie Tag und Nacht. Zusammen übrigens unausstehlich gegenüber fremdhunden, lieben die Schwestern sich über alle Maßen bis heute.

    Ein guter, erfahrener Züchter kann gewisse Tendenzen, Neigungen, Unterschiede bei den Welpen natürlich sehen und kann sehen wohin die Reise unter verschiedenen Faktoren gehen kann.

    Lg

  • @ Gammur,

    darf ich mal fragen, wie Du diese Züchter gefunden hast? Und meinst Du, für einen "Hundeneuling" ist es möglich, da so gut auszuwählen? Ich würde meinen, da gehört auch etwas Erfahrung dazu, aber vlt täusche ich mich. Ich hab mit der Züchterwelt bisher keine Erfahrung.

  • Die Züchterin habe ich vor 6-7 Jahren kennen gelernt und vor allem ihre Hunde haben mich begeistert. Also habe ich mich bei ihr auf dem Hof eingeladen und zugehört, beobachtet und habe ihr Wissen angezapft.

    Ein Jahr später wieder hin und mich auf die Warteliste für einen Welpen setzen lassen und sie über die Linien ausgefragt. Sie zeigte mir ihre Hunde am Vieh, erzählte mir über Generationen der Linie die Sie kennen gelernt hatte und wie die arbeiteten. Sie hatte damals die Mutter meines Welpen, den Vater der Mutter, die Tante väterlicherseits, kannte den Vater gut, und konnte mir über Schwestern, Brüder, Cousinen, Cousins, Tanten, Onkel, Urgroßeltern, Großeltern usw. berichten, teilweise Videos zeigen von Hunden die schon Jahre tot waren.
    Zwei Jahre später fuhr ich dann mit sehr genauen Vorstellungen dorthin und sie wusste was ich suchte. Die Welpen waren 4 Wochen alt. Sie meinte, noch kann ich dir nicht viel sagen. Such dir eine aus und dann schreib ich dir in 2-3 Wochen, ob das passen könnte. Hat gepasst. Perfekt sogar. Ich wäre aber auch umgeschwenkt und hätte einen anderen Welpen genommen.

    Und da ich zu Hudson eben einen bestimmten Typ Hund brauchte, war mir das wichtig.

    Lg

  • Ich brauchte (und brauche) keinen meiner Hunde. :ka: Haben sie mich im Leben weiter gebracht? Nein. Haben sie mir sonst irgendwie einen Vorteil gebracht? Nein. Wäre ich da wo ich jetzt bin ohne Hunde? Ja. Vielleicht auch weiter.

    GanzA so negativ sehe ich das nicht. Schliesslich habe ich mich ja für die Hundehaltung entschieden. Ausserdem sind meine Hunde der Grund, weshalb ich mich viel häufiger an der frischen Luft aufhalte, als ich das sonst tun würde, sie sind eine riesige emotionale Bereicherung und meine ganz persönlichen Sportcoaches. Ich empfinde das Zusammenleben mit ihnen als grosse Freude, sonst hätte ich sie nicht.

    Gerade bei Tierschutzhunden kommt ja doch vieles anders als erwartet, wo man vielleicht zuerst denkt: “Oh Gott!“, dann aber mit der Zeit feststellt, dass gerade diese Schwierigkeiten einen dazu gebracht haben, über sich hinauszuwachsen oder zu lernen oder eine andere Sicht der Dinge zu bekommen, kleinere Dinge evtl mehr wertschätzt und solche Sachen eben.

    Ich habe ja nun häufig mit Second- und Third-hand-Hunden zu tun und ganz ehrlich: wer sich ein bisschen Zeit nimmt, ein gewisses Vorwissen hat oder sich zumindest an einen seriösen Verein mit kompetenten Pflegern gewandt hat, zuhört und sich nicht von den eigenen Verklärungen blenden lässt, sich mit dem Tier und nicht mit den eigenen Wünschen auseinandersetzt und sich ansieht, was er da vor sich hat, wird nicht plötzlich eine Wundertüte im Wohnzimmer sitzen haben.

    Das passiert meiner Meinung nach dann, wenn man weniger Erfahrung und Wissen hat, als man zu meinen glaubt, sich unsterblich in ein Foto(!) verliebt, der Hund dann aus irgend einer beliebigen Himmelsrichtung möglichst aus einem Tötungshelter herbeigeschafft wird und man ihn ohne Probezeit möglichst sofort in seinen Alltag integrieren will.

  • Schliesslich habe ich mich ja für die Hundehaltung entschieden. Ausserdem sind meine Hunde der Grund, weshalb ich mich viel häufiger an der frischen Luft aufhalte, als ich das sonst tun würde

    Ist bei mir ja das gleiche. Durch die Hunde bin ich mehr draußen, bewege mich mehr, treffe dadurch auch den ein oder anderen Menschen.

    Aber, und das meine ich unterm Strich, sie bringen mich halt nicht weiter. Sie helfen mir nicht im Beruf (sie sind ja keine Hunde, die ich für den Beruf benötige), sie sind von Nachteil wenn ich mir eine Wohnung suche (hatte letzendlich Glück eine schöne Wohnung zu finden in denen sie nicht stören), sie hindern mich an spontanen Ausflügen, zu denen man Hunde nicht mitnehmen kann, sie hindern mich daran spontan mal irgendwo etwas länger zu bleiben (wohin ich sie nicht mitnehmen kann), Spontanurlaub ist nicht möglich, usw usf. Sie kosten mich Geld (was Futter, Pflege und auch die blöden Steuer angehen).

    Aber da ich das ja alles wissend in Kauf nehme und sie gern um mich habe... Man weint dem ganzen halt nicht nach. Aber brauchen tu ich meine Hunde nicht. Ich wollte sie und will sie auch immer noch, aber das hat mit brauchen nichts zu tun. :) Von daher (um den Bogen zur Überschrift zu bekommen) habe ich Hunde die ich wollte, aber sicher keine die ich brauche.

  • Interessant, die verschiedenen Erfahrungen und Meinungen zu hören :)

    Ich sehe das 'romantischer': Mich haben die zwei in meiner Persönlichkeitsentwicklung extrem weiter gebracht, helfen mir jeden Tag noch dabei.Wäre ich heute dort, wo ich jetzt bin? Wahrscheinlich nicht.Und gerade Naruto, den ich wirklich sehr blauäugig zu mir geholt hab, hat mich viel gelehrt.
    Und ja, ich brauche sie, sehr wahrscheinlich mehr als sie mich :D

  • Ich muss auch sagen, dass mich mein Hund sehr in meiner Persönlichkeitsentwicklung weitergebracht hat. Vielleicht liegt es daran, dass ich noch recht jung war/bin als ich meinen ersten Hund angeschafft habe (24) aber mich hat er tatsächlich sehr viel gelehrt in der Zeit seit er bei mir ist. Ohne ihn wäre ich jetzt in gewissen Punkten ein anderer Mensch, ganz klar für mich.

    Geduld, Selbstreflektion, Ausdauer und einfach rund um die Uhr für ihn da zu sein sind da nur eine Aspekte. Ich bin auch ein sehr friedfertiger Mensch der Konflikte und Auseinandersetzungen mit fremden Menschen bzw in der Öffentlichkeit immer vemeidet, mir fällt es da auch schwer für mich einzustehen und mich gegen Ungerechtigkeiten "zu wehren". Mir war das einfach immer sehr unangenehm.

    Nun wissen wir hier ja alle, dass man mit so einer Art als HH oftmals ein doch eher schweres Leben hat :ugly: anpreschende Tutnixe, kackdreiste andere HH, Pöbeleien etc....man lässt ja nix aus. Um meinen Hund zu schützen und unterwegs für ihn zu sorgen habe ich meine sehr zurückhaltende Art abgelegt um für ihn einzustehen, was mir manchmal noch sehr schwer fällt, eben dieses in eine "Konfrontation" zu gehen.

    Ich denke es liegt wirklich sehr an der eigenen Persönlichkeit, wie sehr man sich mit dem Titel des Threads identifiziert - ich verstehe auch, dass die gesetzteren HH die seit 15 Jahren Hunde halten und draußen noch nie Probleme hatten anderen die Meinung "zu geigen" da jetzt nicht so viel mit anfangen können!
    Aber HH wie ich es eine bin, die einfach merken was es einem für die eigene Persönlichkeit gebracht hat stimmen sicher eher zu, dass sie ihren Hund "gebraucht" haben. Dass damit nicht die berufliche Karriere oder anderweitiges gemeint ist, ist für mich bei dem Titel klar!

  • Meinen Problemhund (Pino's Vorgänger) hätte ich nicht gebraucht. Er hat mich in meiner Persönlichkeit nicht weitergebracht, hat mich extrem Nerven und Tränen gekostet. Ganz zu schweigen von der Zeit die mir für meine Familie verloren ging, weil ich sie in sein Training stecken musste. Alles was ich in der Zeit mit ihm über ihn, mich und Hundehaltung gelernt habe, werde ich nie wieder brauchen und auch nicht brauchen wollen.
    Unterm Strich kann ich sagen: Ich wollte diesen Hund, aber gebraucht habe ich ihn sicher nicht. Auf die Erfahrung die ich letztlich mit ihm gemacht habe, könnte ich wirklich verzichten.

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