Nicht der Hund, den man wollte, aber der, den man brauchte

  • Dass niemand den eigenen Hund zum Überleben braucht, ist doch eigentlich in der heutigen Gesellschaft klar.

    Aber ja, ich brauche Kimi.
    Ich brauche ihre Fröhlichkeit, ich brauche ihre Freudensprünge, ich brauche ihr übermütiges Bellen, ich brauche ihre unbändige Energie, ich brauche ihre Einfühlsamkeit und ich brauche ihr weiches Fell. Könnte ich ohne all das leben? Ganz sicher. Will ich aber gar nicht mehr.

    Wenn mir tatsächlich als den einziger Vorteil, den ich durch meinen Hund habe, das dreimalige Spazieren gehen pro Tag einfallen würde, dann hätte ich persönlich keinen Hund. Ich habe von meinem Hund mehr als die tägliche Bewegung, dazu zähle ich auch die Freude, die sie ins Haus bringt, das viele Lachen, das ohne sie nicht wäre, das Lernen über Hunde im Allgemeinen, deren Erziehung, usw. und auch das gemeinsame Wachsen an Aufgaben und Herausforderungen.

  • Ich verstehe den Sinn dieses Threads nicht ganz. Vllt. sitz ich irgendwie auf der Leitung.
    Ich hatte noch keinen Hund, den ich nicht wollte, sonst hätte ich ihn mir nicht ausgesucht. Ich such mir ja keinen Hund, den ich dann nicht will.
    Was das mit dem brauchen auf sich hat, weiß ich auch nicht, mein Hund braucht mich, da er von mir abhängig ist, aber ich käme auch sehr gut ohne Hund klar.

    Oder ist das eher so gedacht, dass man von seinem Hund was anderes erwartet hat und der Hund sich verhaltenstechnisch nicht so darstellt wie man sich das ausgemalt hat.
    Und dann hat man festgestellt, dass man einiges durch seine "Fehler" bzgl. Hundeerziehung dazugelernt hat und jetzt einem ein Licht aufgegangen ist.

  • Ich verstehe den Sinn dieses Threads nicht ganz. Vllt. sitz ich irgendwie auf der Leitung.
    Ich hatte noch keinen Hund, den ich nicht wollte, sonst hätte ich ihn mir nicht ausgesucht. Ich such mir ja keinen Hund, den ich dann nicht will.
    Was das mit dem brauchen auf sich hat, weiß ich auch nicht, mein Hund braucht mich, da er von mir abhängig ist, aber ich käme auch sehr gut ohne Hund klar.

    Oder ist das eher so gedacht, dass man von seinem Hund was anderes erwartet hat und der Hund sich verhaltenstechnisch nicht so darstellt wie man sich das ausgemalt hat.
    Und dann hat man festgestellt, dass man einiges durch seine "Fehler" bzgl. Hundeerziehung dazugelernt hat und jetzt einem ein Licht aufgegangen ist.

    So in etwa verstehe ich das zumindest. Man bekommt einen Hund, der eigentlich gar nicht so ist, wie man ihn sich gewünscht hätte. Stellt dann aber fest, dass man durch genau diesen Hund derart viel dazu lernt und auch von ihm lernt, dass man eben doch genau diesen Hund "gebraucht" hat.

  • hmm...auf Coco und mich trifft das nur zum Teil zu.
    Sie ist ja mein erster richtig eigener Hund, davor gab es nur Familienhunde.

    Und ich wollte schon alles richtig machen und einen genau passenden Hund aussuchen. Eines meiner wichtigsten Kriterien war "kein Jagtrieb"!!! Da mich das bei Finja sehr gestört hat. Ansonsten vom Charakter her ein eher ruhiger Hund (vor allem im Haus), soll mich aber auf lange Wanderungen begleiten. Er sollte nicht zu viel "Auslastung" brauchen, aber ein bisschen was würde ich schon gerne mit ihm arbeiten wollen. Er sollte schon erwachsen sein und einigermaßen gut mit Hunden und Katzen auskommen. Und eigentlich auch nicht zu groß sein. Und genau genommen einfach einen "einfachen" Hund, der mitläuft.

    Naja, eigentlich war ich noch gar nicht direkt auf Hundesuche, als ich auf Coco stieß. Und sie blieb auch der letzte Hund, den ich mir angeschaut habe.

    Und eigentlich treffen alle meine Wünsche auf Coco zu. Bis auf den starken Jagdtrieb. Entspannt ohne Leine durch den Wald schlendern oder leinenlos wandern ist eben einfach nicht möglich.
    Außerdem war Coco von Anfang an sehr unsicher und in vielen Situationen ängstlich bis panisch. Wir haben viel miteinander durchgemacht und ich habe mir schon manchmal überlegt, ob ein "einfacherer Hund" nicht eben "einfacher" gewesen wäre. Zeitweise hatte sie auch beim wandern in den Bergen durchgehend Stress und hätte sich das nicht wieder gebessert, hätte ich wohl eine meiner größten Leidenschaften aufgeben müssen.

    Aber es überwiegen einfach Cocos gute Eigenschaften und bis auf den Jagdtrieb ist sie mittlerweile der perfekte Hund für mich. Und ich glaube nicht, dass ich mit einem anderen Hund glücklicher wäre.

  • Genau. Sinn ist weder eine Romantisierung noch Schicksal noch dass man sich ohne den Hund nicht weiterentwickeln kann oder was sonst noch hier von sich gegeben wurde. Ich bin weder gläubig noch irgendwie groß romantisch veranlagt. Ich bin nicht der Meinung, dass das höhere Schicksal Blinky und mich zusammengeführt hat. In gewisser Weise denke ich zwar oft: “Wenn dies oder das Blöde nicht passiert wäre, wäre dies und das Gute wohl nie passiert“, auch irgendwie eine Art von Schicksalsglauben (den ich aber aus verschiedenen Gründen brauche), aber so ganz krass dann auch nicht.

    Gerade bei Tierschutzhunden kommt ja doch vieles anders als erwartet, wo man vielleicht zuerst denkt: “Oh Gott!“, dann aber mit der Zeit feststellt, dass gerade diese Schwierigkeiten einen dazu gebracht haben, über sich hinauszuwachsen oder zu lernen oder eine andere Sicht der Dinge zu bekommen, kleinere Dinge evtl mehr wertschätzt und solche Sachen eben. Blinky ist so ne Art Hilfsmittel in meiner Selbsttherapie geworden und auch sehr viel dank ihr konnte ich viel verbessern und lernen.

    Hat nichts damit zu tun, ob man ohne diesen Hund nicht überleben kann oder sonst was. Hätte ich sie aber nicht, wäre ich bei meinen Schwierigkeiten noch lange nicht dort, wo ich jetzt stehe, sie hat mir die Freude wieder gegeben und ich weiß nicht, ob ich das mit einem völlig unkomplizierten Hund, mit dem ich kein Jagdersatztraining oder sonst alles machen müsste, alles geschafft hätte. Dementsprechend “brauchte“ ich genau sie und nicht den Hund, den ich mir eigentlich gewünscht hatte. Viele haben sicherlich andere Dinge oder Menschen, die sie in ihrem Leben eher weitergebracht und weiterentwickelt haben, das ist ja auch völlig okay und super.
    Es scheint hier aber auch Leute zu geben, die sich auch dank des Hundes, der sich doch als anders als erwartet herausstellte, ein wenig weiterentwickelt haben - sei es im Thema Hundeerziehung, Sichtweise, etc. Da gibt's ja unzählige Möglichkeiten der Weiterentwicklung und des Dazulernens (was ja auch irgendwo eine Weiterentwicklung ist).

  • So in etwa verstehe ich das zumindest. Man bekommt einen Hund, der eigentlich gar nicht so ist, wie man ihn sich gewünscht hätte. Stellt dann aber fest, dass man durch genau diesen Hund derart viel dazu lernt und auch von ihm lernt, dass man eben doch genau diesen Hund "gebraucht" hat.

    Dann war mein Benny so ein Hund, denn eigentlich dachte ich, ich könnte ihn so gut erzogen bekommen wie unserer DSH, hab aber dann versagt, wobei ich zu meiner Verteidigung erwähnen möchte, dass er lange eine unerkannte SDU hatte und sich in dieser Zeit einige unangenehme Verhaltensweisen schon stark gefestigt hatten, sodass ich dann lange damit zu tun hatte, das wieder einigermaßen hinzubekommen als er endlich mit den Tabletten gut eingestellt war.

    Auf jeden Fall hab ich bei Benny einiges "gelernt" und habe ihn somit als "Übungsobjekt" gut brauchen können, um von Anfang an bei meiner jetzigen Dackelhündin einiges anders machen zu können, weil ich durch Benny wusste, auf was es beim Dackel ankommt.
    Das Resultat ist eine wohlerzogene Hündin, die keinerlei Probleme macht.

  • Ich wollte... einen Rottweiler der bewacht, mit dem ich mich sicher fühle, gerne mit Schutztrieb. Einen großen kräftigen Hund der ruhig optisch auf andere abschreckend wirken darf.
    Ich wollte IPO mit ihr machen, ich wollte einen Hund der mich fordert.

    Bekommen habe ich einen Rottweiler mit Babyface - sie hat Rosenohren, schielt, ist schmal und nicht sonderlich groß. Wenn sie die Ohren anlegt, sieht sie noch aus wie ein Welpe :herzen1:

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    Ich habe mehr Angst davor jemand könnte Anju schaden, als das mir jemand etwas tun könnte.
    Vom Verhalten her könnte man sie wie einen Labrador mit Wachtrieb bezeichnen. Sie bewacht zuverlässig, apportiert aber lieber einen Dummy als einen Hetzarm.

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    Sie würde nur im äußerstem Notfall nach vorn gehen, hat mir in dunklen Zeiten schon bewiesen das sie mich nicht im Stich lassen würde.
    Sie schlendert lieber verträumt durch die Natur als zu arbeiten.
    Sie ist lieber albern, lernt "unnötige" tricks anstatt ernst zu sein.

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    Sie hat mir die Erziehung sehr einfach gemacht und Anfängerfehler verziehen.
    Meine Hobbys sind auch ihre Hobbys, Hauptsache zusammen und immer mit dabei. Sie ist absolut anpassungsfähig, wodurch sie nie "im Weg" ist.

    Zusammengefasst:
    Ich habe eine Mischung aus dem Hund den ich immer wollte und dem Hund den ich nie haben wollte erhalten.
    Besser hätte es mich nicht treffen können, ich weiß nicht ob ich mit einem ernsteren Hund glücklich geworden wäre, aber fest steht - ich werde niemals mit einem Hund so ein Glück haben, wie mit Anju! :herzen1:

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  • Mh, gute Frage.

    Ich habe mir ja nicht gezielt eine Rasse ausgesucht. Meine Erwartungen waren also sehr flexibel (was Größe, Temperament usw. anging).

    Ich habe Nils gerade mal 30 Minuten "gekannt", bevor ich ihn mitgenommen habe...
    Die Rahmenbedingungen passten aber bei ihm.

    Ist er perfekt? Nein. Würde ich was an ihm ändern? Nein.

    Vielleicht war das so ähnlich, wie wenn Menschen ein Baby bekommen? Sie wissen nicht wie der Mensch später sein wird, was er kann und was nicht, aber sie wissen, dass ihnen das egal sein wird. :lol:

    Ich wollte einen ausgeglichenen, intelligenten Hund, der mich überall begleiten kann. Zu Freunden, im Urlaub, zur Arbeit, notfalls auch mal zum Einkaufsbummel.
    Ein Hund, der stundenlang unterwegs sein kann und danach zufrieden auf dem Sofa schläft.
    Das war mir wichtig. Alles andere nehme ich, wie es kommt.

    Dass eine nicht-haarende Zwergrasse darüber hinaus noch einige andere Annehmlichkeiten bietet, weiß ich mittlerweile sehr zu schätzen. :hust:

    Und in einem habe ich mich durch Nils wirklich weiterentwickelt: ich habe erkannt, dass sich kleine und große Hunde im Grunde gar nicht so sehr voneinander unterscheiden.
    Ich habe kleine Hunde immer ernst genommen. Aber irgendwie... hat man plötzlich für ängstliche Kleinhundehalter mehr Verständnis. Wir haben zuhause einen spielwütigen Labbi und mit 16, 17 war mir nicht klar, wie ätzend das für kleine Hunde ist. :verzweifelt: Und wenn damals jemand mit Kleinhund die Straßenseite gewechselt hat, wenn ich mit Laica und Louie da langlief, hab ich das echt persönlich genommen. Aber wer einmal erlebt hat, wie der eigene kleine Hund im Maul eines Größeren hängt (zum Glück selbst nie erlebt), dem nehme ich das nicht mehr übel.


    Und ja, ich brauche meinen Hund. Nicht zum Überleben, klar. Zum nackten Überleben brauche ich auch Partner, Geschwister und Freunde nicht. ;)
    Aber wenn man erst einmal jemanden (ob Mensch oder Hund) liebt, dann braucht man ihn doch.
    So wie gutes Essen oder ein schönes Zuhause. Nicht zum Überleben. Aber zum Glücklichsein. :smile:

  • Gerade bei Tierschutzhunden kommt ja doch vieles anders als erwartet, wo man vielleicht zuerst denkt: “Oh Gott!“, dann aber mit der Zeit feststellt, dass gerade diese Schwierigkeiten einen dazu gebracht haben, über sich hinauszuwachsen oder zu lernen oder eine andere Sicht der Dinge zu bekommen, kleinere Dinge evtl mehr wertschätzt und solche Sachen eben.

    Muss das denn sein?
    Wieso muss man sich denn selbst Schwierigkeiten machen mit einem unpassenden Hund? Warum kann man nicht einträchtig mit einem Hund zusammenleben ohne großartige Probleme, ohne ewige "Baustellen"?

    Ich finde, dass es stark so rüber kommt, als würde man sich ohne einen Baustellen-Hund nicht weiterentwickeln können. Aber auch das geht wunderbar, nur auf freiwilliger Basis ohne Einschränkungen im Zusammenleben. Manchmal habe ich das Gefühl, ein besonders schwieriger Hund ist eine Art Auszeichnung. Schaut her, so viel haben wir schon zusammen durchgemacht.
    Das finde ich recht befremdlich. So oft, wie ich das Wort Management hier im Forum lese - das ist ja nichts anderes, als mit Problemen mit seinem Hund irgendwie im Alltag zurecht zu kommen. Braucht man das, will man das, wenn man sich einen Hund holt?

  • Es geht doch gar nicht darum, sich gut damit zu fühlen, dass man mit dem so schwierigen Hund so viel erreicht hat.

    Was soll man denn tun, wenn man merkt, es läuft einfach nicht so, wie man es sich vorgestellt hat? Den Hund abgeben? Das mag infrage kommen, für mich kam es nicht infrage, die zwei Jahre alte Hündin, die eh schon zum Wanderpokal geworden war und extreme Verlustängste hatte, wieder abzugeben, nur weil ICH der Meinung war, das habe ich mir aber anders vorgestellt. Auch das Argument "vorher informieren" zieht nicht, denn ich hatte mich informiert und ich wusste nicht, wie es sich entwickeln würde.

    Und wenn man dann irgendwann sagt, hey, irgendwie habe ich doch genau diesen einen Hund gebraucht, um mich weiterzuentwickeln oder was auch immer, dann ist das doch okay. Für den einen mag das Gefühlsduselei sein, ist auch völlig ok. Ist aber nicht für alle so und manche denken sich eben, dass das vielleicht auch alles seinen Sinn hatte, so, wie es kam.

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