Warum immer Hunde vom Züchter?

  • Mal von der ganzen Genetik usw ab, es ist ja ein Ding von Angebot und Nachfrage.

    Und das Angebot an Mixen ist doch ausreichend gedeckt. Im Tierschutz gibt es genug wunderhübsche Mixe.
    Je nach geschmacklicher Vorliebe ist es dank Internet sogar sehr leicht seinem Wunschmix recht nahe zu kommen.[...]

    Das Einzige, dass doch letztendlich für die Mixproduktion spricht und hier auch genannt wurde war der dann doch recht egoistische Gedanke, dass man die ersten Wochen, die Geburt, das Aufwachsen usw. miterleben möchte. Also eine relativ kleine Zeitspanne angesichts der Jahre, die man mit seinem Mix hat. Und das ist für mich ehrlich kein Grund.
    [...]


    Tja, da ist man wieder an dem Punkt: Soll man wirklich die Produktion der zukünftigen Familienhunde, die ein großer Teil der Halter in Deutschland mag, nur dem Zufall bzw irgendwelchen verantwortungslosen Heinis überlassen, die sich um rein gar nix scheren, während die, die sie gerne ordentlich züchten würden, eins auf's Dach kriegen?
    "Es gibt genug Leute, die es scheiße machen, deswegen darfst du es nicht besser machen, bis die damit aufhören!!!"

    Zu sagen "Der einzige gute Mischling ist ein Mischling aus dem Tierschutz, es gibt genug davon!" stigmatisiert halt auch die Leute, die gerne bewusst eine spezielle Mischung wollen, die man nicht an jeder Ecke kriegt oder die gerne Mischlinge züchten möchten.

    Das ist auch kein reines Mischlingsproblem. Greyhounds, Galgos und Podencos (aller Rassen) gibt es noch und nöcher im Tierschutz, wirklich zu tausenden und zehntausenden. Greyhounds sogar oft mit Papieren und allerbester Abstammung. In den USA sind es Pit Bulls und American Bullies (und deren Mixe), die die Tierheime auffüllen.

    Darf man dann diese Rassen überhaupt noch züchten - weil man die Rassse liebt, weil man gerne was ganz bestimmtes will, weil man seine eigene Linie erhalten möchte, weil man gerne kontrolliert aufgewachsene Welpen haben möchte, die gut sozialisert wurden?
    Oder muss man die so lange aus dem Tierschutz nehmen, wie es sie da noch in großer Zahl gibt?


    Und von wie weit weg muss man eigentlich Hunde importieren, bevor man sagen darf "Ok, jetzt gibt es davon nicht mehr genug im TS, jetzt darfst du wieder züchten!"
    Ich frag nur weil es in den Vereinigten Arabischen Emiraten und in Saudi Arabien in den letzten Jahren eine ziemliche Flut an ungewollten Salukis und Salukimixen gibt - soll ich mir lieber einen davon importieren, statt mir nen extra gezüchteten Welpen zu nehmen, darf ich die hier nicht züchten, weil es davon anderswo zu viel gibt?
    Gibt da schließlich auch viel Auswahl und inzwischen auch Rescue-Orgas, die nach Europa und in die USA importieren.


    Bzw, weil ich die ganze Zeit vom Import rede:
    Wenn wir wirklich ein ausreichendes Angebot an Hunden in Deutschland hätten, dann würden nicht so viele TS-Hunde hier vermittelt werden können und würden nicht so viele Wühltisch-Welpen importiert werden.
    Die TS-Hunde, die hier in Deutschland länger einsitzen, sind keine gut vermittelbaren Hunde: Zu alt, chronisch krank, verhaltensauffällig, nicht sehr attraktiv (oft weil zu groß). Gut vermittelbare Hunde - jung bis mittleres Alter, gesund, ohne echte Baustellen, ohne besondere "Mäkel" im Aussehen - sind auch hier schnell vermittelt.
    So gemein das ist, ich kann niemand nen Vorwurf drauß machen, nen relativ jungen, gesunden, unkomplizierten und hübschen Hund zu wollen.

    Theoretisch und teilweise gibt es diese Möglichkeiten. In der Praxis ist es aber mit Registerhunden nicht so leicht, wie du es hier klingen lässt, auch wenn die Details sicher von RZV zu RZV etwas unterschilich und die Politik verschieden inklusiv ist.

    Aber der Fakt, dass, wie von Gaby schon angedeutet, erst das Kartellamt aktiv werden musste bevor Registerhunden überhaupt flächendecken ein paar Möglichkeiten eingeräumt werden mussten und der Fakt, dass man in der Praxis selten wirklich da was mit ihnen anfangen kann, wo's letztlich drauf ankommt, also züchterisch, zeigen die Richtung schon auf:
    Theorie ≠ Praxis.

    Weißt du wahrscheinlich auch selber.

    Es geht ja beim heutugen Register auch nicht darum, bekannte und erwiesene "Mischlinge" zu registrieren, auch wenn sie gar nicht komplett aussehen wie die Rasse, für die sie grade die Phänotypisierung durchlaufen, sondern darum, mutmaßlich reinrassige und auch dementsprechend aussehende Hunde zu registrieren und mutmaßlich (oder bekannt) nicht reinrassige Hunde nach wie vor auszuschließen.
    Ist also vom Grundgedanken schon ein anderer Ansatz als ein Register, wo bewusst auch Mischlinge, bewusst auch der ersten Generationen, wo man es ihnen deutlich ansieht, eingetragen werden.

    So wie ich es mir vorstellen würde ;) , würden die eigentlichen Zuchtentscheidungen beim Züchter liegen und nicht beim Verein oder beim Dachverband.
    Das heißt, wer einen Outcross machen will, kann ihn machen, die Welpen werden auf jeden Fall registriert und können auf jeden Fall und bedingungslos und ganz offiziell, ohne Mehrkosten oder weiteren Aufwand ALLES machen, was man mit einem reinrassigen Hund auch machen könnte, ebenso wie jeder andere Mischling auch. Einschließlich Zuchteinsatz.

    Der Rassezuchtverein entscheidet dann lediglich nach einer vorher festzulegenden Nummer an Generationen oder, besser, einem vorher festgelegten rechnerischen Fremdblutanteil im Pedigree von x% über so-und-so-viel Generationen, ob der Hund wieder die optischen und wesenstechnischen und leistungsmäßigen Kriterien für eine "Reinrassigkeit" erfüllt und kann ihn dann als reinrassig eintragen oder nicht - aber wenn das nicht der Fall sein sollte, macht es auch keinen Unterschied.
    Dann wird der Hund eben als "Labrador-Partbred, 96,8 % Labrador" geführt, darf aber trotzdem bei den Labradoren ausgestellt werden, darf an den selben Working Tests teilnehmen und so weiter, wie ja eh jeder andere Hund auch.

    Das heißt von oben wird in erster Linie Ahnentafelsicherheit und gewisse Qualitätsstandards bei Aufzucht und sofern möglich Gesundheit garantiert, Zuchtentscheidungen selber sind komplett Privatsache und nicht Sache des Dachverbandes oder Rassezuchtvereins.

    Ich persönlich denke, das würde Züchtern wie Käufern entgegenkommen. Ich glaube auch nicht, dass dadurch reinrassige (im heutigen Sinne) Hunde aussterben würden, es gibt ja genug Fans davon, die ja nach wie vor innerhalb des selben Systems ebenfalls ihr eigenes Ding machen könnten.

    Zitat

    Ich sehe da viel mehr das Problem, egal wie die Hunde "produziert" werden, die wenigsten späteren Halter ein irgendwie geartetes Interesse daran haben, Ihre Hunde und damit die Gene für zukünfige Generationen zur Verfügung stellen. Sprich, die meisten Käufer von Rassehunden wollen zwar den Rassehund, wollen aber nichts dazutun, daß es auch in Zukunft gesunde und genetisch vielfältige Hunde gibt. Ich glaube nicht das das bei "Outcross" Produkten auf Dauer anders wäre.

    Nun, dann müssten sie halt einen Teil der zukünftigen Zuchthunde selber behalten und einen Teil in Co-Ownership abgeben, Zuchtmiete-Vereinbarungen treffen und so weiter - wie heute auch schon wenn sie mit eigener Nachzucht weiterzüchten wollen.


    @Marula Azawakhs sind toll, finde ich auch. Ich habe aber gemerkt dass mein Hundegeschmack von den meisten Leuten nicht geteilt, geschweige denn verstanden wird.

    Findet man bei den Azawakhs wirklich genug Käufer die den Hund AUCH wegen seines Wesens wollen? Schön finden darf man sie natürlich trotzdem :herzen1:

    Ich bezweifle es nicht, es täte mich bloß echt interessieren.

    Naja, die sind sicher speziell, aber es gibt schon die richtigen Leute dafür. Wir sind ja über 80 Millionen Menschen in Deutschland, da gibt es schon den einen oder anderen Topf, zu dem auch dieser Deckel passt. Eine Moderasse wird es wahrscheinlich so schnell nicht werden, dazu werden die zu unangenehm wenn sie nicht in den richtigen Händen sind.

  • Nur eine Frage: wie willst Du auch nur die geringste Ahnentafelsicherheit garantieren, wenn ab Elterngeneration die Daten im besten Falle unvollständig, im schlechtesten Falle nicht vorhanden oder gefälscht sind? Da können wir auch gleich zu Dobermanns Zeiten zurück, der sich als Hundefänger aus allem möglichen von der Straße bedient hat und das Beste zur Rasse geformt hat. Wo die "Versager" geblieben sind, darüber sprechen wir besser nicht. "Partbred" heißt ja wieder nicht nur, daß sich auf wundersame Weise die gewünschten Allele zum perfekten Hund vereinen...

    Ich stelle mir gerade vor, wie mein RZV mit 1/4-Boxern, 2/3-Boxern, 67,5 %-Boxern, Mops-Boxern, Schäferhund-Boxern, Bracken-Boxern usw. funktionieren soll. Und zur Weiterzucht: was will man als kleinsten gemeinsamen Nenner bei den Zuchttieren haben, um nicht in gemischter Beliebigkeit zu versinken, sondern Boxer zu züchten? Vielleicht findet es ein Züchter eine gute Idee, einen Golden Retriever einzukreuzen, um die Familieneignung zu verbessern. Gut, aber damit ist natürlich keine Leistungsüberprüfung nach IPO mehr drin. Einen Mops-Mix zur Erzeugung eines handlichen, aber "typstarken" Miniboxers braucht man aber auch nicht auf 20 km am Fahrrad im Rahmen einer AD zu testen. Und an Dispositionen ist von MDR-1 über Patellaluxation bis zu DCM natürlich auch alles möglich, was also untersuchen?

    Ich glaube auch nicht, daß die Käufer Schlange stehen werden, um die breit gestreuten Zuchtprodukte so parken zu können, damit der Züchter irgendwann darauf zurückgreifen kann. Bei einem homogenen Wurf gelingt es erfahrenen Züchtern durchaus, die besten Welpen in Co-ownerschaft zu platzieren oder zu behalten. Bei einem heterogenen Wurf verschiedener Rassen kannst Du aber auf keinen Welpen verzichten, und dann wirds schwer...

    Ich stehe dem Outcross durchaus aufgeschlossen gegenüber, aber NUR und AUSSCHLIESSLICH für ein definiertes Ziel, in Konsens mit den betroffenen Züchtern und unter wissenschaftlichem Monitoring!

  • Nur eine Frage: wie willst Du auch nur die geringste Ahnentafelsicherheit garantieren, wenn ab Elterngeneration die Daten im besten Falle unvollständig, im schlechtesten Falle nicht vorhanden oder gefälscht sind?

    Also es gibt ja auch in der Dissidenz Ahnentafeln, sogar einzelne Züchter, die "ihr Ding" machen und Hunde aus der FCI aufkaufen, können die Tafeln ja weiterführen. Wenn ein Hund dann wieder in dem VDH eintritt und Registerpapiere kriegt, sind ja trotzdem nicht die alten AT weg. Ein Züchter hat die sich in der Regel kopiert und kann mit den Informationen ja trotzdem weitermachen, auch wenn du nun nicht offiziell in der AT stehen.
    Das Auslöschen der AT bei Eintritt in den VDH fnde ich beispielsweise überhaupt nicht ok. Da werden Daten wissentlich gelöscht als wäre der Hund "wild" gezüchtet geworden. Das muss aber nicht der Fall sein.

    Bei meiner Hündin ist auch ein Teil der Ahnen aus der Dissidenz und dann gibts noch den Sonderfall, dass beispielsweise die Farben der Ahnen teilweise falsch eingetragen sind. Im Ausland ist Mehrfarbenzucht nicht erlaubt, also wurden die eben umgetragen. Die Alternative wäre, sie wiederum gar nicht aufzuführen. Das eine ist eine (Not)Lüge, das andere würde zu noch mehr Intransparenz führen. Trotzdem hab ich alles vorliegen und kann das nachvollziehen.

  • ...und wieder das Märchen, dass in der Diss angeblich noch soviel wertvolles Fremdblut schlummert...

    Bei meinen Rassen basiert dir Zucht in der Diss die nicht nur selbst erfundene Ahnen stehen hat so gut wie ausschließlich aus den Nachkommen von (meist ZU) FCI Hunden.

    Selber Genbrei nur mit anderen Namen am Ende. Zur Blutauffrischung also komplett nutzlos.

    Das ist bei meiner Rasse nicht anders.

    Selbst der größte Dissidenzverein schafft es nicht, über 8 Generationen eine eigene Population vorzuweisen, greift immer wieder auf FCI/VDH Hunde zurück und kommt daher nicht zu seinem angestrebten Ziel, FCI/VDH Mitglied zu werden.

  • Würde ich meine in einem freien Verband gezüchteten Rüden registrieren lassen, würde das dem Genpool der Samojeden im DCNH überhaupt nichts nützen.
    Fast alle ihre Ahnen entstammen aus FCI-Zuchten und somit würden beide auch nur das eh schon vorhandene Genmaterial mitbringen.

    Das in den freien Verbänden das ach so tolle Fremdblut schlummert, ist einfach Augenwischerei.
    LG von Julie

  • @Marula Und weil Andere es Scheiße machen ist es also ein Argument selbst Mixe in die Welt zu setzten? Wenn es so einfach geht könnte man ab sofort auch mit Teletakt, Stachler und CM-App auf dem Handy rumlaufen, man kann das alles ja viel besser einsetzten als die, die es eh schon machen und dabei scheiße sind.
    Ne, sorry, ist für mich weiterhin eine schwache Ausrede :ka:
    Was für eine spezielle Mischung ausserhalb der Arbeitsmixe kann der Mensch schon wirklich wollen und warum? Was verspricht er sich?
    Es kann doch nicht so schwer sein aus vorhandenen Hunden (Rassen und Mixen) einen Hund zu finden der zu einem passt. Oder ist es für den heutigen Menschen einfach nur zu schwer zu akzeptieren, dass seine lange Wunschliste was der Hund HABEN DARF keine Erfüllung findet? Kompromisse eingehen scheint nicht unser heutiger Zeitgeist zu sein. Charakter, Optik, Gesundheit, es soll alles so sein wie wir wollen und wenn ein Punkt nicht stimmt fällt es durch?
    Ein Glück können Hunde solche Listen nicht führen und haben kein Mitspracherecht, sonst hätten wir es sehr schwer.

    Und da kommen wir zu dem Punkt der Rassehunde im Ausland. Mal davon ab, dass man einige genannte Rassen leider nicht nach Deutschland importieren darf, wer ist bereit die Kosten zu tragen? Ich hab mal spaßeshalber in der Corgigruppe gemeint, dass wir anfangen sollten die Hunde aus amerikanischen Shelter für die Tierschutzleute zu importieren. Haben hier leider zu wenig für die Nachfrage. Nunja, irgendwie sind da dann die Kosten zu hoch, dass will dann auch keiner zahlen (komischerweise, die Züchter haben damit kein Problem aus dem Ausland einen Hund einfliegen zu lassen).
    Zudem die Frage: Mit was willst dann noch züchten, wenn die Hunde weltweit erstmal irgendwo gesetzt werden? Hast ja dann nichts mehr großartig. So würden viele Rassen aussterben oder man züchtet halt hauptsächlich Krüppel und landest im Qualzuchtthread.

    Und zu den Wühltischwelpen:
    Nachbarn von uns haben sich nen angeblichen Golden auf dem Polenmarkt gekauft. Hat ganze 30 Euro gekostet. Das Einzige, was der von nem Golden hatte war die Farbe, ansonsten würd ich eher sagen Dackelmix. Eine andere Nachbarin hat ihn freigekauft (wurde von den Kindern gequält. Gekauft wurde der Hund wohl auch nur ganz spontan, weil Ferien waren um die Kinder zu beschäftigen.) und weitervermittelt.

    Andere Story von vor ein paar Jahren noch zu meiner wilderen Punkerzeit. Mann kommt auf uns zu, ob wir in der Szene grad Welpen hätten. Äh, nein, warum? Er hat seiner Tochter einen Hund in Polen gekauft der eingegangen ist und er brauch nen neuen. Aber so viel Geld will er nicht mehr ausgeben, der war ja schon so teuer. Äh, wieviel hat der gekostet? 70 Euro :lepra:

    Leider gibt es da noch mehr Storys und ganz ehrlich: In erster Linie war es das Geld, was die Leute dazu bewegte so ein Hund zu kaufen. Man wollte so billig wie möglich an einen Hund ran kommen und wenn er drauf geht ... naja, irgendwo her bekommt man schon den nächsten. Nach möglichkeit aber bitte mit weniger Ausgaben.

  • Das Problem mit den Mischlingen ist meines Erachtens, dass man zwei bekannte Größen (nämlich den Erbkrankheiten Pool von Rasse A und den von Rasse B) nimmt, und diese dann fröhlich durchmischt (Gentests sind für sehr viele Erbkrankheiten ja nicht vorhanden) um dann hinterher gesündere Hunde zu produzieren. Das ist vom Standpunkt der Vererbungslehre aus natürlich hahnebüchen.
    Deswegen ist für mich persönlich klar, warum ich in Zukunft zu einem Züchterwelpen greifen würde (habe ja im Moment zwei Mischlinge): Nur ein Züchter mit Verband und Datenbank im Hintergrund kann die notwendigen Entscheidungen treffen/Informationen ziehen um ernsthaft gesunde Hunde zu produzieren. Diese Resourcen fehlen nicht Verbandszüchtern schlicht und ergreifend und damit wird jede Verpaarung zum Gen-Lotto. Kann Super laufen, aber wenn es das tut, dann ist das Zufall.

    KANN, das heisst natürlich nicht, dass das jeder tut, aber dafür kann man ja vorher mit den Leuten reden und den Züchter sorgfältig aussuchen. Würde ich nicht mit den Hunden ernsthaft arbeiten, wäre mir das jetzt alles auch nicht so wichtig, aber ich sehe in der eigenen Staffel und in denen außenrum schon ziemlich viele Hunde die mit irgendwelchen genetischen Zeitbomben belastet sind und das finde ich eine Tragödie. Das Leben als arbeitender Hund ist körperlich anstregend genug, da muss ich dann schon alles tun um es möglichst sicher zu machen.

    In dem Sinne, könnte ich durch die Zeit zurückreisen würde ich mir ganz schön in den Arsch treten. Meine Hündin ist jetzt gesund und fit, hätte aber auch ganz anders laufen können.

    Und der Preis, naja, ich finde ehrlich gesagt ein 2000 Euro Rassehund ist noch ziemlich billig, wenn man bedenkt, was da an Zeit reinfließt. Ich wäre inzwischen auch bereit mehr zu bezahlen, wenn der Züchter gut ist. Der Züchter soll ruhig Gewinn machen, dann dann züchtet er ja weiter (nach den Rechnungen die wir hier schon gesehen haben, ist das nun wirklich nichts was man aus Jux und Dollerei machen kann).

  • Tja, da ist man wieder an dem Punkt: Soll man wirklich die Produktion der zukünftigen Familienhunde, die ein großer Teil der Halter in Deutschland mag, nur dem Zufall bzw irgendwelchen verantwortungslosen Heinis überlassen, die sich um rein gar nix scheren, während die, die sie gerne ordentlich züchten würden, eins auf's Dach kriegen?
    "Es gibt genug Leute, die es scheiße machen, deswegen darfst du es nicht besser machen, bis die damit aufhören!!!"

    Ich glaube, dass das der falsche Ansatz ist. Stell Dir doch mal die Frage, warum "Rassehunde ohne Papiere" und Mischlinge meistens so angesagt sind. Aus meinem Umfeld kann ich sagen, dass es da weniger um Famlilienverträglichkeit oder Genetik geht, sondern um andere Dinge. Weil´s günstiger ist, weil man nicht so lange warten muss, weil "weniger rumgeschnüffelt wird", weil man den Hund optisch schön findet.. Das sind auch nicht selten auch Leute, die unabhängig vom Preis bei einem Züchter keinen Hund bekommen hätten und auch keinen aus dem TH. Und deswegen ist es in meinen Augen auch kein "Überlassen der Produktion zukünftiger Familienhunde an verantwortungslose Heinis", weil dieser Markt immer bestehen bleiben wird, ohne dass man etwas aktiv überlassen muss. Gute Aufzucht geht nun einmal nicht zum Nulltarif und Züchter/Pflegestellen werden immer wollen, dass ihre Schützlinge in gute Hände kommen, in Hände, die sie dafür als geeignet betrachten. Und deswegen wird es einen Prozentsatz "Ausschuss" geben, der als nicht geeignet betrachtet wird, dem der Preis zu hoch ist oder der sich von Anfang her nicht in die Karten schauen lassen will. Und wenn die einen Hund wollen, dann bekommen die auch irgendwie einen Hund.

    Wenn wir wirklich ein ausreichendes Angebot an Hunden in Deutschland hätten, dann würden nicht so viele TS-Hunde hier vermittelt werden können und würden nicht so viele Wühltisch-Welpen importiert werden.

    Natürlich ist ein ausreichendes Angebot an Hunden da. Die Tierheime sitzen voll und in Kleinanzeigen und Co. findet man ständig Privatabgaben. Scheinbar ist das Angebot an Hunden sogar so groß, dass viele Hunde keinen Platz finden.
    Dass Menschen TS-Hunde aufnehmen und Wühltisch-Welpen kaufen hat doch nicht unbedingt damit zu tun, dass es zu wenig Rassehunde bzw. verbandsangehörige Rasse-Mischlinge gibt.

    Die TS-Hunde, die hier in Deutschland länger einsitzen, sind keine gut vermittelbaren Hunde: Zu alt, chronisch krank, verhaltensauffällig, nicht sehr attraktiv (oft weil zu groß). Gut vermittelbare Hunde - jung bis mittleres Alter, gesund, ohne echte Baustellen, ohne besondere "Mäkel" im Aussehen - sind auch hier schnell vermittelt.
    So gemein das ist, ich kann niemand nen Vorwurf drauß machen, nen relativ jungen, gesunden, unkomplizierten und hübschen Hund zu wollen.

    Das mag ja alles sein. Aber was versprichst du Dir in diesem Kontext, wenn sich Zuchtbedingungen ändern?
    Die allermeisten Hunde im TH sitzen dort, weil die Anschaffung unüberlegt war. Unüberlegt, weil man sich eine Rasse(mischung) in´s Haus geholt hat, der man nicht gerecht werden konnte und irgendwann einsehen musste, dass es so nicht geht; weil man bemerkt hat, dass das Geld doch nicht reicht, wenn der Hund krank und vielleicht sogar chronisch krank ist; weil man gemerkt hat, dass ein Hund doch Arbeit macht und auch Einschränkungen mit sich bringt; weil sich der Hund doch nicht so gut dem Alltagsablauf des Menschens anpasst und so weiter.

    Wenn du mich fragst, würde ein anderes Zuchtgebahren eher die ohnehin schon "Rassehunde mit Papieren"-Fraktion ansprechen, weil die das (größere) Interesse an IK, Flaschenhälsen und weiß der Geier was haben. Ein paar Leute vielleicht noch, die bisher einen Mischling genommen haben, weil sie unter den Rassen nicht das Richtige für sich gefunden haben und vielleicht noch ein paar Rassehund-Kritiker, deren Kritikpunkte sich so etwas "auflösen". Aber das sind eben und vor allem nicht die Personen, die bisher Wühltisch-Welpen gekauft haben. Und es sind auch nicht unbedingt TS-Hund-Liebhaber, weil die ja oft nicht gerade deswegen einen TS-Hund nehmen, weil es keine für sie adäquate Rasse gibt.

    Unabhängig davon denke ich, dass sich ändernde Zuchtbedigungen bestimmt positiv auswirken könnten, dass das aber auch eine große Herausforderung wäre, mit den Risiken, die so eine Herausforderung ggf. mit sich bringt.
    Allerdings halte ich es für eine Illusion, dass "diese Form von Zucht" den Markt so überholen würde, dass kaum bis gar keine Wühltischwelpen und Rassehunde ohne Papiere mehr gekauft würden.

  • Nur eine Frage: wie willst Du auch nur die geringste Ahnentafelsicherheit garantieren, wenn ab Elterngeneration die Daten im besten Falle unvollständig, im schlechtesten Falle nicht vorhanden oder gefälscht sind?

    Nun ist es heutzutage, der modernen Wissenschaft sei Dank, problemlos möglich, nachzuweisen, welcher Hund mit welchem verwandt ist. Das ist zuverlässiger als jedes Papier und kann jederzeit von jedem entsprechend ausgerüsteten Labor mit demselben Ergebnis wiederholt werden.

    Man könnte durchaus Bedingungen festlegen, nach welchen Mischlinge in ein wie von @Marula vorgeschlagenes Register eingetragen werden. Dazu sollte zum Beispiel unbedingt ein DNA-Profil gehören. Ausserdem ist es nicht verboten, auch Mischlinge auf genetische Krankheiten untersuchen zu lassen.

    Ich stelle mir gerade vor, wie mein RZV mit 1/4-Boxern, 2/3-Boxern, 67,5 %-Boxern, Mops-Boxern, Schäferhund-Boxern, Bracken-Boxern usw. funktionieren soll. Und zur Weiterzucht: was will man als kleinsten gemeinsamen Nenner bei den Zuchttieren haben, um nicht in gemischter Beliebigkeit zu versinken, sondern Boxer zu züchten? Vielleicht findet es ein Züchter eine gute Idee, einen Golden Retriever einzukreuzen, um die Familieneignung zu verbessern. Gut, aber damit ist natürlich keine Leistungsüberprüfung nach IPO mehr drin. Einen Mops-Mix zur Erzeugung eines handlichen, aber "typstarken" Miniboxers braucht man aber auch nicht auf 20 km am Fahrrad im Rahmen einer AD zu testen. Und an Dispositionen ist von MDR-1 über Patellaluxation bis zu DCM natürlich auch alles möglich, was also untersuchen?

    Puristen könnten ja nach wie vor am 'reinen' (lies: genetisch verarmenden) Rassehund festhalten. @Marulas Vorschlag würde das ja nicht verbieten. Es liegt dann am Züchter, was er produzieren will. Dann würden Käufer vielleicht auch etwas sensibilisiert und nicht einfach nur glauben, dass Boxer drin ist, wenn Boxer auf dem Klingelschild des Züchters steht.

    Der grosse Unterschied wäre halt, dass diejenigen Leute, die keine Rassehunde züchten wollen, trotzdem die Chance hätten, das unter kontrollierten Bedingungen und sozusagen mit einem Gütesiegel zu tun. Für die, nennen wir sie 'traditionellen' Rassehundehalter müsste sich also gar nichts ändern, für die Züchter und Verkäufer von nicht-rassereinen Hunden allerdings schon.


  • Puristen könnten ja nach wie vor am 'reinen' (lies: genetisch verarmenden) Rassehund festhalten. @Marulas Vorschlag würde das ja nicht verbieten. Es liegt dann am Züchter, was er produzieren will. Dann würden Käufer vielleicht auch etwas sensibilisiert und nicht einfach nur glauben, dass Boxer drin ist, wenn Boxer auf dem Klingelschild des Züchters steht.

    Aber Hunde verarmen doch nicht genetisch, weil innerhalb einer Rasse gezüchtet wird, sondern weil zu stark selektiert wird. Würden mehr durchschnittliche Hunde zur Zucht genommen, anstatt Champions, hätte man vielleicht nicht ganz so hohe Leistungen, aber mehr genetische Vielfalt.

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