Hundeverhalten in Angriffssituationen

  • Ich finde es sehr bedenklich, wenn der Hund selbst entscheiden darf, wie er eine Gefahrensituation regelt und nicht davor zurückschreckt, einen Menschen ernsthaft zu verletzen.
    Ich sage nichts dagegen, wenn der Hund so trainiert ist, dass er auf Befehl attackiert und wenn der Besitzer so vernünftig und klar denkend ist, dass er den Hund nicht als Waffe missbraucht.
    Ein Hund, der selbst beurteilt, ob Gefahr droht und entsprechend heftig reagiert, gehört in meinen Augen in die Hände eines Trainers, bzw. mit Maulkorb und Leine gesichert.

  • Ich sehe es auch so wie @Avocado und empfinde es als leichtsinnig und gefährlich.
    Wenn man als "Selbstschutz" mit Waffe rumläuft, ich frage mich in wie weit man sich bewußt ist, WAS man damit anrichten kann und welche weitreichenden! Auswirkungen das haben kann und was ein evtl. Schußwaffengebrauch nach sich zieht.
    Wenn ich bedenke, wie viel ich und meine Kollegen in der Ausbildung und auch jetzt immer noch an Bewusstsein was wir da tagtäglich mit uns rum tragen eingeschärft bekommen, ganz zu schweigen davon, wie viel beachtet werden muß sollte es überhaupt mal zu einem Schußwaffengebrauch kommen, wird mir ganz übel wenn ich über "Waffe zum Selbstschutz" lese :verzweifelt:


    Sind zwar nur Spekulationen, aber ich frag mich auch, was Fleischjunkie (bewaffnet) machen würde, wenn Hund mal zupackt und der vermeintliche Angreifer sich dann gegen den Hund wehrt ....

  • denn mir ist bewusst dass ich, wenn er nur einem Menschen einen Kratzer verpasst, mit unschönen Konsequenzen für den Hund rechnen muss. ich könnte mir nie verzeihen würde wegen meiner Unsicherheit mein Hund Auflagen bekommen.

    das finde ich sehr wichtig.


    Mein Hund hat auf der Pflegestelle einen Menschen gebissen. Ich kenn die Pflegefamilie, meinen Hund und auch den gebissenen (Bofrost-Vertreter) wirklich sehr gut und deswegen bin ich mir sehr sicher, warum mein Stunk gebissen hat. Verhindern hätte man es aber mit Sicherheit können. Und es kam zum Glück nie zur Anzeige.


    Ob mein Hund in einer Angriffssituation tatsächlich nach vorne gehen würde? Die Chancen stehen 50/50.
    Er hat gelernt das es einen Rückwärtsgang gibt (letztens tatsächlich noch erlebt, weil ein Mensch etwas imaginäres weg getreten hat. Er lag erst noch total entspannt hinter mir und war sofort auf Angriff nach vorne, aber in der Bewegung sah man schon wie er sich zurück genommen hat und er blieb neben mir) und in den meisten Fällen ist er einfach nur Laut nach dem Motto: Große Klappe und nix dahinter. Aber wenn es richtig ernst wird? Dann kann es wirklich sein, das er denkt, Scheiße ich hau lieber ab, oder eben nach vorne geht.
    In ihm steckt nun leider eine gehörige Portion Angriff ist die Beste Verteidigung.


    Und solange ich kann, würde ich alles tun, damit mein Hund geht, oder eben hinter mir bleibt. Solange ich es verhindern kann, würde ich meinen Hund immer vor sich selber schützen, auch dann, wenn ich der leidtragende am ende bin.

  • Ich finde es sehr bedenklich, wenn der Hund selbst entscheiden darf, wie er eine Gefahrensituation regelt und nicht davor zurückschreckt, einen Menschen ernsthaft zu verletzen.
    Ich sage nichts dagegen, wenn der Hund so trainiert ist, dass er auf Befehl attackiert und wenn der Besitzer so vernünftig und klar denkend ist, dass er den Hund nicht als Waffe missbraucht.
    Ein Hund, der selbst beurteilt, ob Gefahr droht und entsprechend heftig reagiert, gehört in meinen Augen in die Hände eines Trainers, bzw. mit Maulkorb und Leine gesichert.

    Den Hund so auszubilden, dass er zivil beisst, ist in DE verboten! Das ist einzig und allen den Behoerden erlaubt!


    Was ist 'selbst beurteilen' und 'heftig'? Ich schicke den Hund nicht - kann ich auch gar nicht, denn er ist nicht zivil ausgebildet. Somit entscheidet er - wenn man es genau nimmt - selber. Er droht und das absolut sauber und klar und erst im allerletzten Schritt folgt der Biss. Fuer mich ist das nicht heftig.

  • Unsere Rotti-Dame hat in mehreren Situationen Leute gestellt.
    Und zwar so auf ganz konsequente Rotti-Art: vorstehen, ein Grollen aus tiefstem Inneren (nein, das kommt nicht aus der Kehle, das kommt irgendwo aus dem Bauch), leichtes Zähnezeigen.
    Hätte derjenige sich dann noch großartig bewegt, hätte sie ihn sicherlich zumindest "gerammt".
    Aber sie hatte so eine unmissverständliche Art und Weise zu vermitteln: DU bewegst dich jetzt KEIN Stück vom Fleck, bis Herrchen oder Frauchen da ist. Und wenn 50 kg Rotti so vor einem stehen, dann rührt man sich auch nicht.


    Meine Schäferhündin war auch wachsam, an der Leine eh griffiger als im Freilauf, und die hatte auch mal die ein oder andere Hose getackert.
    Die war aber so ganz anders als die Rotti-Dame, halt in sich viel nerviger.
    Bei der habe ich aber auch erlebt, dass die Leute hat stramm stehen lassen, wo ich mich echt gewundert habe, was sie denn jetzt hat.
    Und 3 Monate später hatte ich mit den Leuten den größten Ärger...der Hund hatte das im Gefühl.
    Ich bin sicher, dass Hunde da irgenwo ein Gespür für haben.


    Zu der Zeit haben wir aber auch ein Reiterhotel mitten in der Pampa gehabt - da war das gut, dass die Hunde so waren, wie sie waren. Die hatten da auch durchaus einen Job zu erledigen.


    Meine jetzige Hundedame ist da eher ne Bangbüx. Bzw. ein Spielkalb. Ich glaube nicht, dass die - würde ich angegriffen - ernsthaft etwas unternehmen würde.
    Das hat aber auch irgendwie den Vorteil, dass man sich mit dem Hund weitaus unbedarfter in der Öffentlichkeit bewegt.

  • Nala ist Händelbar für mich und das reicht. Solange sie auf mein "aus" reagiert sehe ich da nichts bedenkliches.

    Ja, noch vielleicht.


    Bei meinem Schäfirüden habe ich den Schutztrieb ebenfalls unterschätzt, habe da auch nicht korrigiert. Da war der Fehlgedanke: Wenn du ihn korrigierst, verteidigt er dich im Notfall nicht mehr. Heute weiß ich, dass das Quatsch ist.


    End vom Lied: Unsicherer Hund, unverträglich mit Menschen, Kindern, Hunden. Das alles wurde schon auf 10 km Entfernung angebellt. Wo er als Junghund noch gehört hat, interessierte ihn mein "Aus" "Hierhin" "Nein" usw. überhaupt nicht mehr.


    Dadurch, dass ich ihn gelassen und nicht eingeschränkt habe, habe ich aus einem verträglichen Junghund einen erwachsenen, unsicheren Rüden von 40 kg gemacht. Das war kein Spass und hat sehr viel Arbeit und Geduld gekostet, ihn halbwegs in den Griff zu bekommen.


    Meine Hündin habe ich ganz anders erzogen und bin immer noch dabei: Wenige Signale, enge Führung und soviel Freiraum wie möglich. Da wird nix angeknurrt oder gebellt, sondern Mutti regelt das :D


    Trotzdem würde sie mich schützen, die Anlagen sind absolut da, aber forcieren möchte ich diese auf keinen Fall. Sowas bedarf einer vernünftigen Ausbildung und sollte Diensthunden vorbehalten bleiben.

  • @Fleischjunkie - ich bin nicht mehr handlungsfähig, wenn von mir keine adäquate Reaktion mehr kommt. Das hat mit bewustlos nichts zu tun. Das kann erstarren, wortlos weglaufen oder Ähnliches sein. Mein Hund hat, außer im Schreckmoment anzuschlagen, nichts zu tun, denn ich würde sie immer mit einem Kommando stoppen und das weiß sie auch. Und wenn ich entspannt und locker bin, hat sie erst recht nicht vorzupreschen. Wäre für mich auch eine befremdliche Reaktion, denn sie soll sich ja an mir orientieren.


    Ein Hund hat niemanden zu beißen, wenn ich mich nicht in unmittelbarer wirklicher Gefahr befinde. Keinen Betrunkenen und auch keinen "Spaßvogel", wenn er auch noch so blöd ist!

  • @Patti - unterschätze Deinen Hund nicht. Ich bin von meinen beiden Schäfiseelchen überrascht worden. Beide haben in einer wirklich gefährlichen Situation ausreichend abschreckend, aber nicht drüber reagiert.

  • Das Labbi-Lamm von meinem Vater hat mich auch mal so erschreckt.
    Der war bei uns übers Wochenende und wir wohnten noch in einer Mietwohnung. Mein Mann (damals noch Freund) war beim Fußball und kam erst spät nach Hause. Er hatte an dem ABend die Ball- und Trikottasche mitgebracht.
    Der Schloss unten die Haustüre auf, und kam dann zu uns hoch.
    Jack war häufiger bei uns und kannte die Geräusche, deswegen hab ich mich erst mal nicht gewundert, das er zur Wohnungstüre rannte. Ich dachte halt, das er meinen Mann begrüßen wollte.
    Und dann gings los. Durch die geschlossene Türe gedroht. Aber vom aller feinsten. Ich hatte angst das Jack meinem Mann an die Kehle springt, wenn der die Türe aufschließt (die Treppe endete genau vor unserer Wohnungstüre).
    Ich habe diesen Hund nicht von der Türe weg bekommen. Es war absolut unmöglich.
    Ich habe meinem Mann dann gesagt, das er mit dem Hund reden soll bevor er die Türe aufmacht.
    Ich hatte wirklich angst um ihn und wusste nicht, was in den Hund gefahren ist.


    Ich hätte schwören können, das Jack ein TUT-NIX ist (Labbi typische wie umrennen und Futter aus der geschlossenen Hand klauen zählt für mich da jetzt mal nicht). Aber das hat mich gelehrt, das in jedem Hund durchaus eine Überraschung stecken kann.


    Ich denk im Nachhinein, das Jack aus dem Tiefschlaf gerissen wurde und dann die Geräusche durch die beiden großen Taschen nicht einordnen konnte. Aber es zeigt, das auch in einem Lamm mal ein Wolf stecken kann.

  • @Patti - unterschätze Deinen Hund nicht. Ich bin von meinen beiden Schäfiseelchen überrascht worden. Beide haben in einer wirklich gefährlichen Situation ausreichend abschreckend, aber nicht drüber reagiert.


    Ja, mag durchaus sein - bei der weiß ich das halt nicht so genau. Ist halt mein Sofahund ;)
    Bei meiner vorherigen Schäfi-Dame gab es da keine Frage - die hätte auf jeden Fall griffig reagiert.
    Wobei auch immer ohne Probleme durch mich abrufbar - also die hatte grundsätzlich nix selber zu regeln.

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