Das Leben von Großstadthunden und deren Menschen :-)

  • Wie in meinem Text vorher beschrieben (die Fotos waren ja nur nachgereicht) halt Stadtrand einer Großstadt. =)

  • Also, eigentlich kann ich nur sagen, dass ich fast jeden Tag denke, wie schön wir es hier haben! Ich fühle mich sehr wohl hier mitten in Berlin, und ich genieße die Vorteile sehr. Und wenn der Mensch glücklich ist, ist´s der Hund auch, sofern gute Freilaufmöglichkeiten bestehen und der Hund nicht komplett ungeeignet für die Stadt ist.
    Und Freilaufmöglichkeiten gibt´s hier en masse, wenn auch nicht in allen Bezirken gleichermaßen. Aber wir können hier stundenlang unbehelligt durch den Wald laufen.
    In München ist es genauso.
    Ich finde, dass Hunde in der Großstadt ein wunderbares Leben führen können.

  • Wir wohnen in einer Stadt mit gut 130.000 Menschen.
    Früher habe ich richtig zentral gewohnt, jetzt wohnen wir mit dem Auto 10min raus aus der Stadt in einem Viertel, wo überwiegend junge Familien und Studenten wohnen. Unsere Wohnung liegt in einem Mehrparteienhaus im 2. Stock mit ca 80qm und Balkon (bei 2 Menschen und 2 kleineren Hunden).
    Ein großes Gassigebiet befindet sich die Straße hoch. Allerdings gehen wir da so gut wie nie spazieren, weil da alle Leute von Hundehalter über Radfahrer, Spaziergängergruppen, Jäger in ihren Jeeps und auch ganz viele Forststudis mit ihren "selbst ausgebildeten" Jagdhunden unterwegs sind.


    Mein erster Hund hat mit mir noch ganz zentral gewohnt, Einzimmerwohnung, kein Auto, keine Möglichkeit an halbwegs gute/entlegenere Gebiete zu kommen. Ehrlich gesagt war ich mit ihr nie großartig Gassi. Sie kam einfach überall mit.
    Meine Hündin ist so ein richtiger Punkerhund. Sie fühlt sich sehr wohl in der Stadt und bewegt sich überall sicher, hat großen Spaß am Schnüffeln, Betteln, Markieren, Unterwegssein. Sie blendet Unwichtiges aus, bewegt sich völlig entspannt durch Menschenmassen und so denke ich schon, dass es ihr vorher gut ging und sie heute auch noch zufrieden ist. Bis heute ist ihr Lieblingsspaziergang im Trödelschritt um den Block mit viel Zeitung lesen. Sie ist der Typ Hund, der prinzipiell immer ohne Leine laufen könnte.


    Jetzt wo wir nicht ganz zentral wohnen und mobiler sind, fahre ich mit den Hunden zumeist noch weiter raus. Mir persönlich hat es nämlich völlig die Lust verdorben jeden Tag dieselbe Runde zu gehen. Dafür fahre ich 5-30min, je nachdem wohin und wie viel Zeit ich habe. Und ich selbst genieße die Ruhe beim Spazierengehen im Wald oder Feld, wo wir wenige Menschen treffen und nicht jedes Mal 10-15 Hunde im Schnitt (Sonntagnachmittag auch gern das Dreifache).
    Ich würde lieber in ein Dorf in die Nähe unserer Stadt ziehen. Was mir fehlt, ist ein Garten. Dann würden wahrscheinlich auch die Morgen- und Abendrunde fürs Pipimachen wegfallen. Ich komme vom Dorf und vermisse die Freiheiten eines alleinstehenden Hauses, eines Gartens, der Ruhe, dass man maximal mit seinen Nachbarn schnackt. Aber die nächsten 5 Jahre muss ich darauf wahrscheinlich noch verzichten.


    Dadurch, dass ich nicht mehr so viel in der Innenstadt unterwegs bin, ist der Zweithund es auch nicht so sehr gewohnt. Der braucht einerseits einfach seinen Platz zum Rennen und Toben (und durchs Jagen brauche ich Gebiete, wo ich weit gucken kann) und andererseits kommt sie mit den ganzen Reizen weniger gut klar, weil sie noch alle Infos aufnimmt (gut, ist ja auch noch ein junger Hund). Ich glaube, für sie wäre alles okay, solange die großen Runden außerhalb blieben, um sich auszupowern und abzuspacken.


    Wir hatten vor dem Zweithund allerdings einen Hund hier zur Probe (das hab ich ja schon mal irgendwo ins Forum geschrieben). Der Hund war 6 Jahre alt und lebte bisher so richtig richtig dörflich am ADW kurz vor Dänemark, mir großem Rudel, riesigen Garten, er durfte auch mal ins EG.
    Obwohl alles abgesprochen war und wir uns intensiv darüber ausgetauscht haben, wie unser Leben hier aussähe ("Ja gar kein Problem, das schafft der Hund, der gewöhnt sich um"), war es hier eine einzige Katastrophe. Kurz gesagt, der Hund war hier todunglücklich, er kam überhaupt nicht klar. Aus dem souveränen Rudelchef ist ein aufgekratzter reizüberfluteter und völlig umweltunsicherer Hund geworden. Und es wurde jeden Tag schlimmer. Deswegen brachten wir ihn zurück. Er lebt heute noch auf dem platten Land und fühlt sich da einfach wohl.


    Meine Schlussfolgerung daraus war, dass es anscheinend durchaus Hunde gibt, die mit einer Umstellung ihres bisherigen Lebens nicht gut zurecht kommen.
    Außerdem würde ich mir fürs Stadtleben bestimmte Rassen nicht holen, wenn ich nicht gewillt bin, sie rassegerecht zu beschäftigen (was in der Stadt einfach mit mehr Aufwand und Fahrerei verbunden ist) und dafür irgendwo hinzufahren.
    Und als letztes hab ich für mich ganz persönlich festgestellt, wobei das wirklich nur meine Meinung ist: wenn ich einen Hund möchte, der mit meinem Leben kein Problem hat, hole ich ihn am besten jung und bilde ihn so aus, dass er überall klar kommt. Oder ich hole mir einen älteren Hund aus einer Umgebung, die der meinen ähnlich ist, damit er nicht zusätzlich zum Besitzerwechsel noch von seiner ganzen Umwelt gestresst ist. Nochmal auf diese ganzen Sprüche "Ein Hund kommt überall klar" "Hunde sind Oppurtunisten" "Wichtig ist nur Liebe und konsequente Führung" blabla werde ich nicht hören. Eine solche Erfahrung reicht mir fürs ganze Leben.

  • Ich wohne mit Hund mitten in der Bratwurst- und Lebkuchenmetropole, in einer 50 qm Wohnung im ersten Stock in einem Hinterhofhaus.


    Direkt gegenüber vor dem Haus eine kleine Wiese, auf der sich bei schönem Wetter gerne mal unzählige Hunde plus Anhang tummeln, Hunde meist nicht angeleint und die wenigsten davon hören auch wirklich gut. Da stinkt es im Sommer manchmal so erbärmlich, dass ich meinen Hund nicht zwinge, sich darauf zu lösen, kaum einer der HH macht die Haufen seines Hundes weg, es ist wirklich eklig.


    15 Minuten müssen wir laufen dann sind wir:
    - an einer Wiese die direkt an einen See angrenzt, wo man umgeben von Häusern und mit dem Geräusch fahrender Autos im Ohr zwei drei Stunden mit dem Hund schön laufen kann
    - in einem wunderschönen Park, der von Hundehaltern gern und oft benutzt wird und für uns deshalb nur zu bestimmten Tageszeiten geeignet ist
    - mitten in der Innenstadt, wo man mich sogar allein nur unter Zwang hinbekommt
    - inmitten eines Wohngebietes, wo es angenehm ruhig ist


    Der zweite wirklich grosse See bzw das zweite wirklich grosse Naherholungsgebiet erreichen wir in ca 30 Min zu Fuss.


    Mit dem Auto fahr ich etwa 5 Minuten dann bin ich Mitten in einem riesengrossen Waldgebiet.


    Ich bin hierher vor etwa 20 Jahren gezogen, da fand ich all die Menschen noch super, man konnte an der Burg anfangen und sich dann bis zum Bahnhof von Kneipe zu Kneipe und Disco zu Disco feiern, zum Einkaufen lauf ich ungefähr 2 Minuten zu Fuss in den nächsten Supermarkt, es ist schon alles sehr praktisch.


    Rita ist hier gross geworden, dennoch ist sie manchmal überfordert mit all den Eindrücken und Geräuschen, kann aber auch daran liegen, dass ich es mittlerweile nicht mehr sonderlich mag hier und vielleicht übertrage ich das auf meinen Hund. Bei einer 30 Min Gassirunde treffen wir gut und gerne mal 10 Hunde, je länger die wird, desto mehr Hunde treffen wir. Es werden in der Stadt insgesamt immer mehr Hunde, so mein Gefühl, im Sommer noch mehr, als im Winter. Keine Ahnung, wo die alle im Winter sind.
    Zum Tierarzt fahr ich 55 km aufs Land, hab hier in der Stadt keinen gefunden, der mir zusagt, sowohl von der Kompetenz, als auch vom Preis.


    Es hat definitiv Vorteile, in einer 'grossen' Stadt zu wohnen (wir haben eine halbe Million Einwohner hier), für mich mehren sich die Nachteile, je älter ich werde. Mich ziehts definitiv wieder aufs Land zurück, Rita fühlt sich dort auch wohler und ist viel ruhiger.

  • Das ist interessant, bei mir ist es genau anders herum. Früher wollte ich immer ins Grüne, je älter ich werde, desto froher bin ich in der Stadt zu wohnen.
    Aber noch haben wir ja beides, und ich hoffe, noch lange!

  • Also das sagt nun wirklich keiner so, oder? Kann ich mich jedenfalls nicht dran erinnern.

    Mir wurde das genau so gesagt und das vom Züchter, der den Hund seit 6 Jahren kannte. Und genau das ist auch die Meinung vieler Hundehalter, die Dinge im Gespräch herunterspielen. Die gewöhnen sich an alles.
    Im DF hört man das auch, hier heißt es "Hunde sind Opportunisten". Das ist netter formuliert, bedeutet aber im Grunde dasselbe.
    Das kann die Meinung mancher Leute sein, meine ist es nicht.

  • Ich denke, es kommt halt auch sehr auf den individuellen Hund an.


    Und darauf, wie genau er vorher gelebt hat.


    Einen Hund, der zB jahrelang hauptsächlich in Außenhaltung auf dem platten Land gelebt hat, ohne allzu viele Außenreize kennenzulernen, würde ich wohl nicht hier nach Wien in unsere Wohnung ohne Garten und in eine Gegend mit sehr hohe Hundedichte holen, das wäre mir zu riskant.

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