Wer lässt seinen Hund auch innerorts "offline" laufen?

  • Da das in manchen Städten ja deutlich üblicher zu sein scheint als in anderen, würde mich mal interessieren, ob es Unfall-Statistiken gibt... also wie oft zB in Berlin ein Hund an einem Unfall schuld ist oder verwickelt war. Gibt's dazu was?

  • Ich wohne in einer kinderreichen Tempo 30 Zone, die paar Autos, die hier fahren, kriechen, bremsen ist problemlos möglich. Links und rechts sind die Straßen mit Autos zugeparkt, sollte ein Irrer hier durch die Straßen rasen, kann der gar nicht auf den Gehweg ausweichen, falls irgendwer plötzlich auf der Straße auftaucht. Die Straßen sind außerdem sehr gut einsehbar. Wo also bringe ich hier Menschenleben in Gefahr oder das Leben meines Hundes, wenn der im Schneckentempo auf dem Gehweg langwatschelt?

    Großstadt und selbst Innenstadt bedeutet nicht, dass es dort überall sehr verkehrsreich ist. Es gibt Hauptverkehrsadern und verkehrsreichere Straßen, die die verkehrsarmen Wohnquartiere voneinander trennen. Natürlich habe ich meine Hunde immer schon auf Sichtweite dieser großen Straßen an die Leine genommen, um die zügig zu überqueren, das sind für mich keine Orte um mit dem Hund spazieren zu gehen. Im nächsten ruhigen Wohnquatier angekommen kamen sie wieder von der Leine.

    Die größeren und großen innerstädtischen Parkanlagen sind in Berlin umrandet von großen, verkehrsreichen Straßen, beim Treptower Park z. B. führt so eine große Straße sogar mitten durch den Park. Einzig verkehrssicher sind die kleinen eingezäunten Hundefreilaufflächen, die meiden wir aus bekannten Gründen fast alle.

  • An meinem vorletzten Wohnort lief ein Mann mit einem sehr stattlichen Pointerrüden, der grundsätzlich immer frei lief und dabei auch noch einen riesengroßen Radius hatte. Ich habe die beiden oft direkt an einer vierspurigen Straße gesehen, Hund 200m vor Herrchen unterwegs (hat sich für Menschen und andere Hunde nicht unteressiert). Der Hund lief niemals auf die Straße und hat an jedem Bordstein absolut zuverlässig gewartet, trotzdem hatte ich immer einen Fuß an der Bremse, wenn ich im Auto vorbeigefahren bin. Ich finde es beeindruckend, wenn Mensch seinem Hund so sehr vertraut, dass er ihm so viel Freiheit zugestehen kann, aber das grenzt schon an Wahnsinn.

    Meine Hunde sind an Straßen grundsätzlich immer angeleint, mir wäre alles andere einfach zu riskant - auch wenn Leni ohne Leine besser im Fuß läuft, als mit.

  • Ich denke, letztendlich sollte das schon noch jeder HH selbst entscheiden dürfen, wo er seinen Hund frei laufen lässt und wo nicht (abgesehen natürlich von gesetzlich geregeltem Leinenzwang oder Verbotszonen).

    Mein Hund ist klein, gehorcht, belästigt keine fremden Menschen, sondern ignoriert sie und fängt auch keinen Streit mit Artgenossen an. Sie bewegt sich ohne Leine definitiv anders als mit. Sie ist frei, kann ihr eigenes Tempo wählen, auch mal stehen bleiben. Und ja, sie läuft auch mal 5 Meter voraus. Mal ganz abgesehen davon, dass sie auch aus gesundheitlichen Gründen hauptsächlich offline läuft. Weder ich noch mein Hund sind unfehlbar, aber ich vertraue ihr insoweit, dass sie auf uns bekannten Wegen mit wenig Autoverkehr (ja, das gibt's auch in der Großstadt) frei laufen darf. Die Hunde davor hätte ich dagegen nie im Leben in der Nähe von Straßen abgeleint.

  • leider gerade vor kurzem erlebt. zwei offline laufende braune labbis an einer kleinen kreuzung. einer bleibt am bein seines herrchens, der andere nährt sich friedlich und entfernt sich dabei wenige meter von seinem herrchen. beide herrchen lassen den kontakt zu, bleiben stehen und grüssen sich freundlich.
    der eine labbi fordert den anderen zum spielen auf, der andere fand das wohl zu ungestüm und knurrt den anderen weg. der andere findet das sooo super dass er anfängt große wilde sprünge um den anderen herum zu machen und springt dabei mit den hinterläufen auf die strasse und wird von einem auto erfasst. einfach nur schrecklich wie der geschrieen hat und nicht mehr hochkam.

    wir sind weitergegangen weil es genügend gaffer und bereitwillige helfer gab. jede weitere person die stehenbleibt hätte nur behindert. das ganze passierte nämlich in einer ecke mit zig restaurants an der strasse die auch voll besetzt waren.

    so schnell kanns gehen obwohl alles so kontrolliert anfing.

  • So schnell kanns gehen, wenn man seinen Hund nicht kennt.

    Was genau verstehst du denn unter "den Hund gut kennen" in Bezug auf dieses Thema? Welche Szenarien hast du im Kopf durchgespielt und welche Bandbreite von Verhalten des Hundes kalkulierst du da (abhängig von Stärke des Reizes bzw. der Ablenkung, Tagesform von Hund/Halter, Reaktionszeit, usw.) ein, bevor du die Leine in Straßennähe abmachst?

    Nicht als Stänker-Frage, auch wenn's sich vielleicht schriftlich so "anhört", sondern ganz ernst gemeint.

  • Was genau verstehst du denn unter "den Hund gut kennen" in Bezug auf dieses Thema? Welche Szenarien hast du im Kopf durchgespielt und welche Bandbreite von Verhalten des Hundes kalkulierst du da (abhängig von Stärke des Reizes bzw. der Ablenkung, Tagesform von Hund/Halter, Reaktionszeit, usw.) ein, bevor du die Leine in Straßennähe abmachst?
    Nicht als Stänker-Frage, auch wenn's sich vielleicht schriftlich so "anhört", sondern ganz ernst gemeint.

    Na eben.

    Ich würde auch behaupten, meinen Hund gut zu kennen.
    Aber eben nicht in jeder Situation, da ich halt noch nicht jede Situation mit ihm erlebt habe. Wie auch?
    Natürlich kann ich mich fragen "was würde Nils tun, wenn plötzlich...". Aber sicher beantworten kann ich das halt erst, wenn die Situation eingetreten ist. Und dann kann es zu spät sein.


    Er ist immer noch ein denkendes, fühlendes Wesen.
    Er kann auch mal einen schlechten Tag haben... oder reizbarer sein als sonst. Und dann wird der Leinenpöbler auf der anderen Straßenseite vielleicht mal nicht ignoriert.
    Und wenn er mit 10.000 Hunden nicht spielen wollte, findet er diesen einen vielleicht doch ganz nett und schwupps- passiert dasselbe wie beim Labbi.

    Ich hatte schon so einige Hunde fast unterm Auto. Meistens waren es freilaufende Hofhunde.
    Und in der Stadt hatten Hund und HH oft einen so großen Abstand, dass Herrchen bei grün über die Apel läuft und Hund erst wenn sie schon wieder rot ist.

    Komplett ausgefahrene Flexileinen sind an Straßen übrigens genau so schlimm.
    Vor allem, wenn man nachts mit dem Fahrrad in die Schnur fährt... :dead:

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