Rüde, 2 Jahre, plötzlich aggressiv nach Kastrationschip

  • Wieso auf die Finger setzen, harry97? Ich danke Dir wirklich sehr für diese Antwort! Wie gesagt, auch wenn ich ihn sehr liebe, es ist nicht mein Hund, und ich hab meiner Mutter gesagt: lass das. Und ihr die Hölle heiß gemacht.


    Besteht denn die Chance, dass er wieder wird wie vorher, wenn der Chip die Wirkung verliert? Mittlerweile sieht auch meine Mutter ein, dass das ein Fehler war.


    Ich frag mich natürlich, was man jetzt bestmöglich machen kann, damit er wird wie vorher. Ist doch sicher auch eine Erziehungssache? Wenn er jetzt so aggressiv ist und man ihn machen ließe, bliebe er vielleicht auch nachdem der Chip nicht mehr wirkt vielleicht so?


    Ich versuch nur rauszufinden, wie man dem Hund am besten jetzt helfen kann.

  • Ich würde den Hund einem Tierheilpraktiker vorstellen, es kann sein, daß man ihn mit Bachblüten etwas "runterfahren" kann.
    Wahrscheinlich spielen im Moment sein Hormone verrückt, durch den Chip.
    Das gleiche kann dann nochmal passieren wenn der Chip seine Wirkung verliert weil dann der ganze Hormonhaushalt wieder durcheinandergerät.
    Übungsplatz wäre nie verkehrt! Aber im Moment wird der Hund zu aufgedreht sein um irgendwelche Kommandos anzunehmen.
    Mit zwei Jahren ist er grad voll in der Pubertät, Airedales sind Spätzünder.

  • Tierheilpraktiker klingt gut.


    In der Hundeschule ist sie, aber der Typ hat ihr ja zur Kastration geraten, weil er nicht so gehorchen wollte. Und meinte jetzt dann selbst: oh, das wird ja nur schlimmer, vielleicht war der Chip doch keine so gute Idee, aber das kommt wirklich nur ganz, ganz selten vor.

  • Besteht denn die Chance, dass er wieder wird wie vorher, wenn der Chip die Wirkung verliert?

    Nein. Der Hund befindet sich so oder so mitten in der Entwicklung. Mit oder ohne Chip hätte er sich verändert. Ohne hätte er vermutlich ganz normal seine Entwicklung zum Erwachsenwerden weitergemacht. Jetzt ist natürlich erst Mal das hormonelle Durcheinander im Vordergrund. Das hat auch Auswirkungen auf seine Entwicklung. Die aktuellen sind wohl ziemlich deutlich zu spüren. Wo das endet ... tja, da spielen jetzt wohl viele Faktoren eine Rolle. Unter anderem auch das Geschick bei der Erziehung des Besitzers. Da der Chip ja als Erziehungsmittel eingesetzt werden sollte, vermute ich mal, dass da noch Optimierungsbedarf besteht.

  • Ich denke, dass der Hund bald erst mal wieder runter fährt.


    Wichtig wäre jetzt, gewisse Situationen einfach zu vermeiden und dem Hund keine Erfolgserlebnisse zu verschaffen. Theoretisch könnte es sein, dass er sich gewisse Erfahrungen abspeichert, auch da greifen wieder gewisse Hormone (Glückshormone z.B.).


    Das ganze Hormonsystem ist jetzt erst mal durcheinander gekommen, es ist ja nicht nur so, dass ein Hormon hoch oder runter fährt, die Hormone greifen mehr oder weniger ineinander und/oder bedingen sich gegenseitig.


    Das körpereigene Sexualhormon steuert z.B. den Cortisol (Stress)-spiegel mit und hält diesen in Balance.


    Ich denke schon, dass dieser Typus Hund bei nicht ausreichender Führung und hormonell hoch gekocht, sich im schlimmsten Fall auch so verhalten könnte, wie er es jetzt gerade tut.
    Vielleicht ist das Anreiz genug, die Erziehung auch konsequent und noch mal ernsthafter anzugehen, wenn sich das Hormondurcheinander wieder gelegt hat.


    Immer in Hinsicht darauf, dass der Hund noch lange nicht voll ausgereift ist, hat man da ja etwas Spielraum.


    Rückruf sollte in dem Alter eigentlich schon recht stabil sein und auch bei leichter Ablenkung (andere Hunde) durchsetzbar sein. Sich das so zu erarbeiten, dass ich mich auch halbwegs drauf verlassen kann (100% hat man eh nie), ist einfach eine Fleißsache.


    Es nicht aushalten zu können, zu anderen Hunden hin zu dürfen, hat ja vorwiegend etwas mit der Frustrationstoleranz zu tun. Da könnte man auch noch mal gesondert ran gehen und erst mal in für den Hund leichteren Bereichen üben. Wenn er sich an einem Leckerchen auf Ansage des Menschen nicht hemmen kann, braucht man es an anderen Hunden gar nicht erst probieren. Hier müsste man viel eher anfangen und in allen möglichen Bereichen üben, dass der Hund lernt, sich selbst zu hemmen und auch unter Ablenkung dem Menschen zu folgen.
    Auch oder gerade auch hinsichtlich des Jagdverhaltens und auch in Bezug auf gut riechende Hündinnen, was vielleicht später noch schwierig wird. Das wäre dann der Uniabschluss sozusagen, wenn er sich auch bei diesen starken Reizen kontrollierbar bleibt.

  • .......


    Eigentlich sollte man wissen wenn man sich einen Airedale Terrier ins Haus holt, daß diese Rasse mit zwei Jahren noch nicht erwachsen ist und man von daher auch keinen perfekten Rückruf erwarten kann.
    .......

    Naja - was meinst Du denn mit "perfekt"? Ganz ehrlich, ich hätt keinen Bock drauf, mit meinem Hund 2 Jahre lang am Rückuf zu arbeiten, der dann immer noch net halbwegs funktioniert. Selbst bei meinem Jagdterrier, der nach eineinhalb Jahren "ich tu was ich will" zu mir kam, ging das schneller...... Wobei sich das natürlich "nur" auf alltägliche Situationen bezieht, nicht auf jagdliche Situationen - da haben wir auch länger dran gearbeitet.... *gg


    Aber ansonsten geb ich Dir natürlich vollkommen recht....

  • Möglicherweise habt ihr auch den Hund vorher falsch eingeschätztt.
    Vielleicht war sein Verhalten gar nicht so sozial und sicher, wie ihr gedacht habt, sondern eher unsicher. Das Wedeln beim Postboten kann z.B. auch beschwichtigend gewesen sein usw.


    Dan kommt der Chip und nimmt die Testosteron-Wirkung, Hunde, die vorher bereits unsicher waren, werden es dann noch stärker und dann äßert sich Unsicherheit oft mit "Nach Vorne gehen" (Angriff ist die beste Verteidigung).


    Ich finde es immer wieder erschreckend dass so viele Menschen ihren Hunden auf diese Weise im Hormonhaushalt und dann noch beim heranwachsenden Hund, der lediglich Erziehungsmängel hat, rumpfuschen!
    Der Chip macht die Ohren nicht frei, warum soll er das Rückruftraining erleichtern? Bei einem Hund der nicht übermäßig (krankhaft) Testosteron-gesteuert ist?


    Es wird auch immer wieder hier im Forum geraten: "ach, lass doch einfach mal Chippen, dann siehst Du ja..."


    Unter bestimmten Voraussetzungen hat der Chip absolut seine Berechtigung, aber der wird teilweise genutzt als wäre er ´ne Tüte Chips, die man mal so eben nebenbei vernascht....

  • Unter bestimmten Voraussetzungen hat der Chip absolut seine Berechtigung, aber der wird teilweise genutzt als wäre er ´ne Tüte Chips, die man mal so eben nebenbei vernascht....

    Ja, den Eindruck habe ich auch sehr oft. So nach dem Motto "Der hebt sich ja wieder auf", "Ist ja nicht so schlimm", "Wir probieren aus".


    Die Frage wäre: Ob man mit seiner eigenen Gesundheit genau so umgeht und Medikamente einfach mal so ausprobiert. "Ist ja nicht so schlimm", "Dann setze ich sie wieder ab".

  • Ja, den Eindruck habe ich auch sehr oft. So nach dem Motto "Der hebt sich ja wieder auf", "Ist ja nicht so schlimm", "Wir probieren aus".
    Die Frage wäre: Ob man mit seiner eigenen Gesundheit genau so umgeht und Medikamente einfach mal so ausprobiert. "Ist ja nicht so schlimm", "Dann setze ich sie wieder ab".

    Ich finde aber auch, es wird den "Normalo" Hundebesitzern schwer gemacht. Jeder dahergelaufene Experte sagt etwas anderes. Und der alte Zopf mit der Kastration ist halt noch lange nicht abgeschnitten.


    Ich habe oft Kunden, denen merkt man im Gespräch an, dass der Hund sowieso kastriert wird, egal was ich da jetzt referiere von Hormonen, Hirnentwicklung, Verhalten,...


    Wenn ich den Chip empfehle kriege ich oft wieder den Fuß in die Tür. Ich beschreibe die Wirkungsweise und hebe hervor, dass der Zustand nach Kastra so simuliert werden kann. Wenn man damit zufrieden ist, was der Hund zeigt kann man immer noch operieren. So habe ich schon einigen Hunden buchstäblich die Klöten gerettet.


    Allerdings weise ich auch darauf hin, dass der Chip keine Speicherkarte ist mit dem Programm "Hutzidutzischmusischmusiichmachalleswasdusagst". Hund bleibt Hund. Und ein großer Teil hängt an der Erziehungsarbeit die einfach NIE abgeschlossen ist. Es geht immer weiter.

  • Ich weiß nicht wie wahrscheinlich es is, dass das Verhalten unmittelbare Folge der Wirkung des Chips ist, weil das Verhalten so unvermittelt einsetzte, und auch ist mein Hund "alt" und im Charakter gefestigt, aber ich antworte mal trotzdem und erzähle meine Erfahrung.
    Mein Rüde wurde Wochen nach den Setzen des Chips aggressiv aus Unsicherheit. Er begann den Postboten zu stellen mit viel Getöse, er bellte unvermittelt Bauarbeiter, Paketboten und Handwerker an, egal wie fern die waren. Wenn sie unheimlich schienen wurden sie "verjagt".
    Außerdem konnte es passieren, dass er Fahrradfahrern hinterherjagte. Er war unausstehlich in der Zeit.
    Nun wo das Testosteron ein normales Level erreicht hat, ist er wieder der Alte. Friedlich wie eh und je.
    Da mein Hund aber ein ganze Stange älter ist, kann ich eben nicht sagen, ob sich das Verhalten des hier beschrieben Hundes wieder (etwas oder vollständig) bessert, so ohne Training?! :ka:

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