Unsere Tierarztkosten werden in absehbarer Zeit explodieren!

  • Recht hast du. Die Frage ist dann wohl, ob man das will. Schließlich liebt man seinen Beruf ja.
    'Change it, leave it or love it' gilt wie überall im Leben. Aber die wenigsten schaffen es, mit dieser Klarheit durchs Leben zu gehen. :hust:


    So oder so würde den Vet.meds. ne ordentliche starke Gewerkschaft sicher helfen. Wie allen Branchen.

  • @Fenech
    Beim Bauarbeiter kommt dann aber vielleicht nicht die diagnostische Glaskugel hinzu, sondern die Geldsorgen, weil er sich zwar Rücken und Gelenke kaputt macht, aber seine Familie trotzdem grad so über die Runden bringt.

    Viele TÄs mit eigener Praxis kommen leider auch mal nur so auf ein Bauarbeitergehalt...


    @Fenech Orchestermusiker... puh hartes Brot. Ich bin Instrumetalpädagogin für Konzertgitarre - wir haben doch Spaß dran, warum sollte man uns denn gut bezahlen?? Das wir ewig studiert haben uns durch die ewig gleiche Haltung auch den Körper ruinieren sieht keiner und verdienen ´? Tja ich sags ungern aber mein Bruder ist Bauarbeiter, der verdient mehr als ich...


  • @Fenech Orchestermusiker... puh hartes Brot. Ich bin Instrumetalpädagogin für Konzertgitarre - wir haben doch Spaß dran, warum sollte man uns denn gut bezahlen?? Das wir ewig studiert haben uns durch die ewig gleiche Haltung auch den Körper ruinieren sieht keiner und verdienen ´? Tja ich sags ungern aber mein Bruder ist Bauarbeiter, der verdient mehr als ich...

    Ach genau. :winken: Du warst die Lehrerin, die sich beschwert, wenn die Eltern am WE anrufen und fragen, wie sie üben sollen. Da hätte ich mich aber gefreut, wenn meine faulen Säcke das mal gemacht hätten. :p Nein im ernst, ich hatte max. 12 Schüler nebenbei, da geht das noch. Ich befürchte, ich war die chaotische Lehrerin, die Sonntags anruft, weil sie die Stunde wegen ner Mugge verschieben muss. :mute:


    Bei Orchestermuggen sind die Preise idR festgelegt und man hat mit Profis zu tun, aber wenn es bei dir mit der Gitarre dann eher Hochzeiten usw. sind, dann bekommst du sicher die volle Dröhnung. 'Können sie übermorgen kommen, diese 5 Stücke arrangieren und bis Mitternacht spielen? Sie dürfen dann auch am Büffet mitessen.' 'Wie, 300€ für 2 Stunden für das Duo? Das ist aber viel!'


    Auf der andern Seite habe ich riesig Schiss vor einem 8h-Bürojob. Ich glaube, das kann ich nicht. Aber ich werde nicht für 1200€ Netto in dem Saftladen bleiben, in dem ich gerade spiele. Das ist den Druck nicht wert.


    So, genug OT Gejammer. :D

  • Wieviel wäre denn ein angemessenes Bruttoeinkommen für einen TA mit Kleintierpraxis im eigenen Haus bei üblichen täglichen Öffnungszeiten in den ersten 3 Jahren?

  • 150 € für ein Blutbild ist nicht wenig.


    180 € für ne Zahnsanierung in Vollnarkose nach modernem Standard ist allerding nicht "viel Geld für gute Leistung", das verdammt billig für das was du da beschreibst.


    Ich weiß nun nicht, was mit "Geräte werden angeschlossen" genau gemeint ist - ich hab mal angenommen, es ist nen Inhalationsnarkose gemeint und/oder maschinelles Narkosemonitoring?


    Jedenfalls, wenn ich das so eingebe wie man es eigentlich macht, wenn man es ordentlich macht, Inhalationsnarkose mit Einleitung über Injektionsnarkose, Infusion während des Eingriffs, Zahnreinigung mit Ultraschall + anschließendes Polieren, Narkoseüberwachung über Monitor oder sonstige Geräte, dann komme ich ohne Röntgen, ohne Zahnextraktionen, ohne angewandte Medikamente (Narkosemittel usw), ohne Verbrauchsmaterialien, ohne Kosten für stationären Aufenthalt, ohne abgegebene Medikamente für zuhause (Antibiotika und Schmerzmittel, falls was gezogen wurde)... also wirklich für das Grundgerüst ohne alles, zum einfachen Satz GOT, schon auf an die 200 €.
    Kommen zusätzlich zu den ganzen grade genannten, noch nicht mit berechneten Posten noch Röntgen und Extraktionen dazu, dann geht das ganz schnell Richtung 300 € und drüber.


    Wenn keine Inhalationsnarkose gemacht wird (sondern nur der Tubus für Notfälle gelegt wird) und keine Infusion durchgeführt wird, dann kann das mit 180 € vielleicht grade so hinkommen.
    Aber auch da fehlen dann noch angewandte Medikamente und Verbrauchsmaterial und es wurde kein Röntgenbild gemacht und kein einziger Zahn gezogen.



    Also ist das bestenfalls sehr knapp kalkuliert und schlechtestenfalls Unterschreitung des einfachen Satzes GOT.



    [...]
    Nur es gibt im Leben ja nichts umsonst - wenn die TÄ so in vermeintlich bequemere Angestelltenverhältnisse wechseln, werden sie doch vermutlich ihre Behandlungsmethoden auch dem Konzern anpassen müssen, oder?! Also als Vorgabe zB das teuere Medikament zu empfehlen, an dessen Hersteller der Konzern vllt Aktien hält, anstelle eines anderen Präparates?! So in etwa stelle ich mir das vor...und das ist etwas, das mir bei diesem Thema mehr zu denken gibt als eventuelle neue Preise :???:

    Jup. Da hätte ich nämlich auch keinen Bock drauf.


    Schlimm genug, dass man den Leuten jetzt bei Antiepileptika oder Schilddrüsenmedikation oder z.B. einfachem Prednisolon für's Pferd die für Tiere zugelassenen Veterinärprodukte verkaufen muss, die genau das gleiche enthalten wie die bis vor kurzem verwendeten Produkte aus der Humanmedizin, aber ein vielfaches kosten.


    DAS finde ich Abzocke, und zwar von den Pharmaunternehmen, und nicht von den Tiermedizinern, die halt keine günstigen und inhaltsgleichen Humanarzneimittel mehr
    abgeben dürfen, wenn es auch für die vet med zugelassene Alternative gibt.
    Nicht den TA, der seine Leistungen auch 1:1 abrechnet, damit er seinen Angestellten, Helfern wie Assistenzärzten, auch nen Gehalt zahlen kann, von dem man leben kann.


    Wenn dann auch noch solche Geschichten dazukommen würde wie Exklusivverträge mit diesem oder jenem Anbieter und man dürfte nur noch deren Produkte verwenden und besser auch nur die empfehlen (bei Futtermitteln könnte ich mir das z.B. durchaus vorstellen), das würde mir die Lust am Beruf schon etwas verderben.

  • Ja, das frage ich mich auch. Auf der anderen Seite scheinen TÄ ja bisher auch nicht 100% neutral zu sein. Meine ganz beschränkt subjektive Erfahrung: je schicker die Praxisräume, je mehr gibt es nur die neusten 'Edelmarken' anStandartmedikamenten. Ist ja klar, irgendwo muss der Umsatz ja herkommen.


    Ich hätte auch so gedacht - habe dann aber bei meinem ersten Tierklinik-Erlebnis das Gegenteil erlebt. Ich war in Haan, in einer nagelneuen TK mit Holzfußboden, indirekten Beleuchtungsinstallationen, Flat-Screens (auf denen Hills und Royal Canin Werbung lief...), viel Öl-Bildern an den Wänden und son ChiChi und mein erster Gedanke war "Oha, bleibt das heute noch 3stellig oder wirds 4stellig?!" Der Welpe war mir vom Arm gesprungen und ich hatte ne Heidenangst, dass der was am Kopf hatte - die hätten mich da ordentlich bluten lassen können, ob CT/MRT, ich hätte allem zugestimmt. Letztlich gabs ne normale, etwas ausführlichere Untersuchung, auch auf Ausfallerscheinungen beim Laufen und die Ärztin sagte mir, dass es keine Anzeichen gebe, dass weitere Diagnostik nötig sei, der Welpe zeige keine Anhaltszeichen für ne Hirnerschütterung oder sonst was. Wenn er so bleibt, sind wir mit dem Schrecken davon gekommen, sollte er sich doch noch auffällig verhalten, dann bitte wieder kommen. Kostenpunkt am frühen Abend während der normalen Öffnungszeiten: 37,50€. Werd ich nie vergessen, hab auch nochmal gefragt, ob die Summe denn richtig sei. Das fand ich alles sehr fair und würde da auch jederzeit wieder hin wenn meine TÄ an ihre Grenzen käme, zB gerätemäßig. Nur ich kann mir halt gut vorstellen, dass es -wenn ein Konzern Kliniken übernimmt- auch die Auslastung der vorhandenen Geräte wie CT und MRT, Röntgen ect prozentual erfasst wird und es vllt Werte gibt, die erreicht werden müssen und an denen dann zB auch Bonus-Zahlungen für Ärzte und Angestellte hängen.


    Ein weiterer Punkt den ich mir bei Konzernübernahme vorstellen könnte: dass die Bezahlung und vor allem das Mahnwesen an Fremdfirmen outgesourct wird. Bei größeren Eingriffen und Angeboten zu Ratenzahlungen könnte es auch sowas wie Schufa-Klauseln geben, mein Zahnarzt hat sowas zB, das "darf" man dann für alle privaten Zusatzleistungen erstmal unterschreiben, also dass der Zahnarzt den Zahlungsanspruch an einen Dritten abtritt, welcher Mitglied in versch Auskunfteien ist und bei ausbleibenden Zahlungen diese Auskunfteien davon auch in Kenntnis setzt.

  • Irgendwie schon seltsam....


    Die Übernahme durch ( bzw. Übergabe an) einen Großkonzern ist doch eigentlich das, was einige hier fordern: Wenn´s so (mit 24/ 7, eigene kleine Praxis, täglicher Kampf ums "Überleben", dauerhafte Verantwortung...) nicht geht ohne dass man sich aufreibt, soll man sich was anderes suchen.
    Diese Übergabe an einen Großkonzern ist eine sehr realistische Möglichkeit, sein Arbeitsleben anders zu gestalten, und dadurch noch ein Leben nebenbei zu haben.
    Meine Orthopädin hat das mit ihrer Praxis gemacht, sie ist seitdem viel entspannter, hat mehr Zeit für Hobby und Familie, kann ihren Beruf, den sie liebt immer noch größtenteils eigenständig (also nicht im direkten Angestellten-Verhältnis) ausüben und steuerlich hat das nur Vorteile!


    Aber für den Tierhalter sollen doch bitte keine Nachteile dabei herauskommen, wie teurere Medikamente oder höherer Standardsatz der GOT.

  • Ganz ehrlich? Der Markt wird sich da von selbst regeln. Sicher isses für die überforderten TÄ uU ne gute Gelegenheit, nur wie gesagt, auch im Konzern ist nicht alles Gold was glänzt. Da gibts Vorgaben "von Oben", die man umzusetzen hat, ohne Mitspracherecht weil man dann nur ein kleiner von vielen ist. Und wenn zu den Aktionären dieses Konzern uU auch ein Pharmakonzern gehört, dann bekommt man vorgeschrieben, was man zu "vertreiben" hat - und ja, man ist dann auch Vertriebler und wird vermutlich eine Vorgabe bekommen welche Umsätze man zu machen hat und beim jährlichen Zielvereinbarungsgespräch wird geschaut, ob diese Vorgaben auch eingehalten wurden, sonst gibts nämlich auf die Patschefingerchen - ob das ehemaligen Selbstständigen soooo gut gefallen wird?? Denn: die nervigen und unverschämten Patienten sind ja nicht aus der Welt, man ist ja weiterhin auf sie angewiesen, weil für den Konzern der Umsatz stimmen muss. Und wenn die Patienten angeblich alles jetzt schon ekelig sind und feilschen, dann wird das ja auch bei Übernahme durch einen Konzern nicht anders sein?!
    Und wenn die Patienten jetzt Sonntags nachmittags auf der Terrasse stehen und man sie nicht weg scgickt weil man Angst, dass man dann auch weitere Patienten verlieren könnte, was macht man denn dann wenn man einem Konzern "gehört"?! Da kann man die Leute auch nicht vor den Kopp stoßen....wenn im Konzern Deine Zahlen nicht stimmen und Deine Auslastung schlecht ist, kannst Du ja auch rein theoretisch auch aus Deiner "eigenen" Praxis herausgekündigt werden :-)


    Ich empfinde höhere Behandlungspreise nicht als das Problem - unnötige Behandlungen finde ich da viel schlimmer. Und zwar nicht nur weil sie unnötigerweise meinen Geldbeutel treffen, sondern uU auch zu Lasten meines Tieres gehen. Und da sehe ICH persönlich die größere Gefahr bei einer Konzernangehörigen Praxis als bei einer Privatpraxis.

  • Ich habe ein paar Veterinärmediziner im näheren Bekanntenkreis. Von denen arbeitet kein einziger (mehr) in einer TA-Praxis oder TK. Die sitzen z.B. im Vet-Amt, im Ministerium oder eine sogar in der Krankenhausverwaltung.

    Und sind sie glücklich damit?


    Mein Vater war "in den schlechten Jahren" nach dem Krieg mit Leib und Seele TA im Westerwald. Im Winter mit dem Moped zu Geburten, strukturschwache Gegend (= schlechte Zahlungsmoral), dazu Frau und zwei kleine Kinder zu Hause.


    Er hat dann eine Stelle als Amts-Vet an der holländischen Grenze angenommen, um die Familie abzusichern.
    Das war die große Tragik seines Lebens. Einfuhrpapiere stempeln und Bestandskontrollen waren nicht wirklich das, was er sich vorgestellt hatte.

  • Ein weiterer Punkt den ich mir bei Konzernübernahme vorstellen könnte: dass die Bezahlung und vor allem das Mahnwesen an Fremdfirmen outgesourct wird. Bei größeren Eingriffen und Angeboten zu Ratenzahlungen könnte es auch sowas wie Schufa-Klauseln geben, mein Zahnarzt hat sowas zB, das "darf" man dann für alle privaten Zusatzleistungen erstmal unterschreiben, also dass der Zahnarzt den Zahlungsanspruch an einen Dritten abtritt, welcher Mitglied in versch Auskunfteien ist und bei ausbleibenden Zahlungen diese Auskunfteien davon auch in Kenntnis setzt.

    Mit Inkasso arbeiten heute schon die meisten, auch Kleinpraxen. Anders geht's nicht.

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