Unsere Tierarztkosten werden in absehbarer Zeit explodieren!

  • @Dobi98
    Ja, ich rede ja nicht von tierarztspezifischen Sachen. Natürlich soll man wissen, was für Halter da vielleicht auf einen zukommen. Und das am Sonntagabend ein Notfall vielleicht gar kein Notfall ist. Aber sowas


    Zitat von Dobi98

    Dazu kommt, dass TA`s in der Regel den ganzen Tag stehen, laufen und schwer heben. Ich habe mal ausgerechnet dass in einer Kleintierpraxis (also Nager, Katzen und Hunde) jeder MA pro Tag mind 500kg durch die Gegend hebt und trägt und dass nicht in Rückenschonender Weise, denn dass ist mit einem Lebewesen was sich bewegt kaum möglich - dementsprechend sind Bandscheibenvorfällt etc. keine Seltenheit und viele müssen den Beruf irgendwann aufgeben - so wie es bei mir war..


    oder sowas:


    Zitat

    Die Probleme können da variieren, die einen kämpfen mit sinnloser
    Bürokratie, Mobbing, problematischen Vorgesetzten, die anderen mit zu
    großer Arbeitsbelastung, schlechter Bezahlung und dem Anspruch, perfekt


    sein zu wollen."


    haben halt schnell einen seltsamen Beigeschmack.




    Ich kritisiere auch gar nicht die Geschichten aus der Realität. Hab ich mit keinem Wort - im Gegenteil, ich finde sie persönlich sehr interessant und aufschlussreich. Ich kritisiere die pauschale - puh, wie soll ich es ausdrücken - Negativtität gegenüber Bedingungen, die einfach mit der Berufstätigkeit und vor allem Selbständigkeit an sich mit einher gehen.

  • Und ich habe nichts von "schweigend ertragen" gesagt. Das man sich auslässt - sei es über Halter oder ähnliches -, ok, kann man machen. Nur: Sich über das Auszulassen, was NICHT berufsspezifisch ist, finde ich nicht in Ordnung. Das hat dann weder was mit den Tieren noch mit den Haltern zu tun. Und ist in anderen Berufen ähnlich. Inwiefern ist die Einzelhandelskauffrau, die den ganzen Tag im MediaMarkt auf den Beinen ist, weniger belastet als der Tierarzt? Oder der Bauarbeiter auf dem Bau, der den ganzen Tag mehrere Kilo schwere Säcke durch die Gegend schleppt.

    Ich weiß nicht, was du beruflich machst, aber zwischen Bauarbeiter oder Mediamarkt Angestellter und TA gibt es einen großen Unterschied:
    Der TA hat nach einem hervorragenden Abitur mit dem ihm die Welt offen gestanden hat viele Jahre auf hohem wissenschaftlichen Niveau studiert, seinen Eltern auf der Tasche gelegen oder Bafög-Schulden gemacht und dann richtig Geld und Zeit in seine Praxis gesteckt. Vielleicht hat er ja zu Recht höhere Erwartungen in die Erfüllung durch seinen Beruf, als jemand ungelernteres?


    Und wenn zu der intellektuellen und emotionalen Anforderung dann auch noch eine hohe körperliche Belastung durch Schlafmangel oder schweres Heben kommt, ist das schon noch mal was anderes.


    Ich kann den Frust gut verstehen, und es sagt sich leicht: mach doch was anderes. In einer perfekten Welt würde es bestimmt anders laufen.
    Aber die Entscheidung, die Segel zu streichen und aufzuhören, nach allem was man zeitlich, finanziell und emotional reingesteckt hat, ist riesig.

  • Heutzutage gibt es zahlreiche Informationsmöglichkeiten. Und bevor man den Beruf aussucht, mit dem man vielleicht den Rest seines Lebens beschäftigt ist, ist es grad von einem Abiturienten nicht zuviel verlangt, sich zu informieren, das ein oder andere Praktikum zu machen und mit dem ein oder anderen praktizierenden Tierarzt zu sprechen. Und wenn schon nicht VOR dem Studium, dann wenigstens WÄHRENDDESSEN.


    Auf (man möge mir den Begriff verzeihen) A***lochtierhalter und ihren Psychoterror kann dich aber kein Studium und keine Internetrecherche, vermutlich nicht einmal ein dutzend Praktika vorbereiten.
    Mir kann niemand erzählen, dass es ihm nicht an die Substanz geht, wenn er in seinem Privatleben regelrecht von einzelnen Menschen belagert wird, damit diese eine gratis Diagnose abstauben können ("Ich weiß es ist gerade unpassend, aber Fifi hustet seit gestern...") und sich dann auch noch beschimpfen lassen muss, weil man auf die Sprechzeiten oder den Kollegen der gerade Notdienst hat verweist.


    Man muss sich ja nur hier im Forum umsehen, wie bei vollkommen normalen Aussagen, Behandlungen und Komplikationen auf die Ärzte eingedroschen wird und mit wie wenig Respekt ihnen gegenübergetreten wird.


    Die Krux Beim Beruf des Tierarztes ist die weltfremde Erwartungshaltung, die die Kunden an einen haben. 24 Stunden 7 Tage die Woche rund ums Jahr erreichbar sein für jede Hundeblähung und wer beim Abendessen mit seiner Familie nicht von einem Patientenbesitzer vom Nebentisch auf ein nässendes Exzem am Hundehoden angesprochen werden will, soll sich doch einen anderen Job suchen. Immer auf dem neuesten techinschen und wissenschaftlichen Stand sein, idealerweise neben der Schulmedizin noch ein dutzend Alternative Methoden nach der neuesten Mode kennen und beherrschen, ach ja und kosten darf es natürlich auch kaum etwas, denn immerhin sollte der TA seinen Beruf aus Liebe zum Tier und nicht aus Geldgier ausüben.


    Und wehe der TA kann nach einem magischen Blick auf den Hund nicht sofort die richtige Diagnose stellen, sondern braucht ein paar Tests zum Ausschluss, dann ist das Gejammere groß, denn Dr Google hat beim Eingeben der Symptome binnen Sekunden eine Diagnose ausgespuckt und der ignorante TA hat die Impertinenz zu behaupten, das Internet sei da nicht zuverlässig....


    Wer glaubt, dass man so etwas auf Dauer ohne Liebe zum Job mitmacht, ist naiv. Jeder Job hat seine Schattenseiten, aber gerade beim TA könnte man als Tierhalter dazu beitragen, diese ein wenig abzumindern. aber stattdessen haben es sich offenbar immer mehr Leute zur erklärten Aufgabe gemacht, diesesn Berufsstand zu verhöhnen und ihm das Leben schwer zu machen.


    Vielleicht sollte man da mal darüber nachdenken, wenn man den nächsten TA Termin hat. Die Leute haben diesen Beruf gewählt und sie machen ihn freiwillig (und hoffentlich auch noch gern), aber das gibt niemanden das Recht zu testen (egal ob aus Absicht oder Dummheit), wie lange man sie drangsalieren kann, bis das Fass überläuft.

  • @Helfstyna
    Bei den Punkten, die du jetzt aufgezählt hast, kann ich verstehen, wenn ein Tierarzt sich beschwert. Mangel an Dankbarkeit, Geiz und Besserwisserei des Halters kann einiges dazu beitragen, dass der Tierarzt gefrustet ist. Kann ich nachvollziehen. Ein ignoranter Kunde ist in dem Fall sogar noch schlimmer als im Einzelhandel (und da ist es schon nervig), weil ein Tierleben davon anhängig ist.


    @Fenech
    Schlafmangel ist Schlafmangel, und körperliche Belastung ist körperliche Belastung. Egal ob mit Abitur, Master, einem IQ von sonst irgendwas oder "nur" einem Hauptschulabschluss oder noch nicht mal dem. Und vielleicht habe ich dann doch eher Mitgefühl mit dem Bauarbeiter, weil er wegen seiner mangelnden Ausbildung nichts anderes hätte machen können, als mit dem 1,0er-Abiturient, dem alle Wege offen standen?
    Und JEDER hat ein Recht darauf, das seine Erwartungen an den Beruf erfüllt werden.

  • Ich bitte dich, jeder Tierarzt weiß, daß er es in seinem Berufsleben nicht nur mit 2 kg Hunden zu tun hat, daß er mit körperlicher Belastung rechnen muß. Kleintierpraxis bedeutet nicht, daß dort keine Doggen und Neufundländer behandelt werden.


    Ich gehe seit über 30 Jahren zu "meinen" Tierärzten, war ihnen so oft dankbar für schnelle Hilfe, für das in den Arm nehmen, wenn es hieß Abschied zu nehmen von geliebten Tieren, auch für das Lachen, mit dem sie mit meinen Sturköpfen umgehen. Oft bewundere ich ihre Geduld, mit der sie den Tierhaltern begegnen, die seltsamsten Fragen beantworten und immer freundlich dabei bleiben.


    Auch als ich mit Otto in der Tierklinik war, sich 4 Tierärzte gleichzeitig um ihn kümmerten, ihn untersuchten, zuvor auf den Tisch wuchten mußten, einer trocken meinte, eigentlich gehört er in die Pferdeklinik, war in mir nur Dankbarkeit für ihren Einsatz, ihr Bemühen meinem Hund zu helfen.


    Ich habe vor diesen Menschen, die sich für diesen Beruf entscheiden, große Hochachtung.


  • @Fenech
    Schlafmangel ist Schlafmangel, und körperliche Belastung ist körperliche Belastung. Egal ob mit Abitur, Master, einem IQ von sonst irgendwas oder "nur" einem Hauptschulabschluss oder noch nicht mal dem. Und vielleicht habe ich dann doch eher Mitgefühl mit dem Bauarbeiter, weil er wegen seiner mangelnden Ausbildung nichts anderes hätte machen können, als mit dem 1,0er-Abiturient, dem alle Wege offen standen?
    Und JEDER hat ein Recht darauf, das seine Erwartungen an den Beruf erfüllt werden.

    Aber alles gleichzeitig? Bauarbeiter mit Schalfmangel, von dem noch die diagnostische Glaskugel erwartet wird?


    Es geht auch nicht um Mitgefühl, da würde ich dir auch recht geben. Es geht einfach nur um die Fallhöhe für Enttäuschungen.h
    Ich stehe beruflich auch gerade vor einer schwierigen beruflichen Entscheidung, daher ist das für mich eine sehr interessante Diskussion. Und wenn ich Leuten sage, was ich mache (Orchestermusiker) heißt es: ach toll! Wenn ich dann aber erzähle, was mich daran belastet, kommt es vielleicht komisch an. So als wäre ich schrecklich verwöhnt oder so. Aber nach all den Opfern und den Belastungen, die mein Beruf mit sich bringt, will ich auch ein paar Privilegien. Und was genau die spezifische Belastung daran ist, muss ich eigentlich immer erklären. Die einzelnen Aspekte sind mit Sicherheit in anderen Berufen auch vorhanden. Aber in der Summe ist es doch was ganz eigenes. Auch unsere Statistiken (Alkoholismus, Berufsunfähigkeit, Missbrauch von z.B. Betablockern) sprechen ne klare Sprache. Sicher, auch bei uns sind es bestimmte Persönlichkeiten, die das überhaupt erst mal machen. Aber das Berufleben tut den Rest.


    Und ich kann dir sagen, das Abschiednehmen von einem Lebenstraum ist verdammt schmerzhaft und man will es eigentlich nicht. Ich fand das vorhin einfach ein bisschen leichtfertig gesagt von dir. Sei nicht böse deswegen!

  • Mein Gott, ich kann das Gejammer fast nicht mehr ertragen: Schaut doch mal vor Eure Haustür - Krankenhauspersonal im Schichtdienst, ständig umspringen, weil Krankmacher da sind, Wochenenddienste, Feiertagedienste usw.


    Natürlich weiß man vieles ...... aber, nicht Alles.


    Habt doch einfach Respekt vor solchen Menschen, die diese Berufe trotzdem auswählen und geht ihnen mit Kleinigkeiten nicht zusätzlich auf die Nerven. Man muss die "Dienstzeiten" nicht unnötig auffüllen.

  • @Fenech
    Beim Bauarbeiter kommt dann aber vielleicht nicht die diagnostische Glaskugel hinzu, sondern die Geldsorgen, weil er sich zwar Rücken und Gelenke kaputt macht, aber seine Familie trotzdem grad so über die Runden bringt. Ich glaube, da kommen bei jedem Beruf unterschiedliche Aspekte zusammen, die aber jeden Einzelnen gleich stark belasten (können). Natürlich hat ein (Tier-)Arzt auch eine größere Verantwortung, und damit vielleicht eine objektiv höhere Belastung. Aber wie das subjektiv für den Einzelnen aussieht, da würde ich es nicht wagen zu behaupten, ein Bauarbeiter hat es einfacher als ein Arzt.


    Und ich versichere dir, mir ist klar, dass der Abschied von so einem Lebenstraum nicht einfach ist. Vielleicht klang es leichtfertiger, als ich es gemeint habe. Mir ist klar, dass man sowas nicht von heute auf morgen aufgibt. Aber wenn man nicht glücklich ist, sollte man was daran ändern, bevor man daran kaputt geht, anstatt einfach nur darüber "zu meckern". Und das wollte ich hauptsächlich eigentlich mit meinem Geschreibsel ausdrücken.


    Und ich bin nicht böse :) Ich kann verstehen, dass man es vielleicht in den falschen Hals bekommt, wenn es von anderer Seite heißt "mach halt mal". Aber so ist es von mir wirklich nicht gemeint. Veränderungen sind immer schwer, bedeuten immer Verlust und Aufgabe, und jede Menge Arbeit und Kraft, die man aufbringen muss. Aber manchmal müssen sie einfach sein, damit es wieder bergauf gehen kann.

  • Das Leben ist kein Ponyhof. :p Weder für den TA, noch für sonst eine Berufssparte.


    Das, was hier an Missständen aufgeführt ist, trifft auch auf diverse andere Sparten zu. Bleibt also letztlich ganz unabhängig von der Berufswahl "nur" eine Frage der Prioritätensetzung und der Ausrichtung des eigenen (Arbeits-)Lebens nach den persönlichen Prioritäten. Bzw., weil es die absolute Perfektion da einfach nirgendwo gibt, ist es eine Frage nach dem bestmöglichen Kompromiss. Und der flattert einem i.d.R. nirgendwo mal einfach so zu, sondern muss überall hart erarbeitet werden.


    Aber ja, die überhöhte Erwartungshaltung a la "hier, sofort und bitte alles ohne eigenen Aufwand gleich welcher Art"...da sollte sich die Gesellschaft manchmal im Kollektiv an eigenen Nase fassen und das aber nicht nur dem TA gegenüber, sondern auch dem Polizisten, der Krankenschwester, dem Humanmediziner und noch vielen anderen Bereichen gegenüber.


    Was mich hier ein bisschen irritiert ist, dass es an ein paar Stellen so in die Richtung geht, dass ein praktizierender TA kaum irgendetwas anderes an Job finden würde. Ich habe ein paar Veterinärmediziner im näheren Bekanntenkreis. Von denen arbeitet kein einziger (mehr) in einer TA-Praxis oder TK. Die sitzen z.B. im Vet-Amt, im Ministerium oder eine sogar in der Krankenhausverwaltung. So unmöglich ist es nicht, mit diesem Studium auch etwas anderes machen zu können...vor allem in der Verwaltung nicht.


  • Nur es gibt im Leben ja nichts umsonst - wenn die TÄ so in vermeintlich bequemere Angestelltenverhältnisse wechseln, werden sie doch vermutlich ihre Behandlungsmethoden auch dem Konzern anpassen müssen, oder?! Also als Vorgabe zB das teuere Medikament zu empfehlen, an dessen Hersteller der Konzern vllt Aktien hält, anstelle eines anderen Präparates?! So in etwa stelle ich mir das vor...und das ist etwas, das mir bei diesem Thema mehr zu denken gibt als eventuelle neue Preise :???:

    Ja, das frage ich mich auch. Auf der anderen Seite scheinen TÄ ja bisher auch nicht 100% neutral zu sein. Meine ganz beschränkt subjektive Erfahrung: je schicker die Praxisräume, je mehr gibt es nur die neusten 'Edelmarken' an
    Standartmedikamenten. Ist ja klar, irgendwo muss der Umsatz ja herkommen.

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