Den Hund während der Arbeitszeit zum Hundesitter geben?

  • Wie soll denn auch Bindung entstehen, wenn ich meinen Hund kaum sehe?
    Meiner Meinung nach entsteht Bindung doch durch gemeinsame Erlebnisse und Erfahrungen.
    Was ist denn Bindung eigentlich? Doch auch, sich auf jemanden beziehen, jemandem vertrauen, zu wissen, dass er/sie da ist, wenn es einem schlecht geht, Verlässlichkeit, Schutzraum, Versorgung, sich zusammengehörig fühlen....
    Wie soll ein Hund das denn erfahren, wenn ich nur ab und zu mal mit ihm Zeit verbringe?

    Vertrauen und Bindung baut der Hund doch auf zu Menschen auf, die er seltener sieht, wenn er die entsprechenden Erfahrungen machen durfte. Man kann doch eine gute Beziehung nicht an der Häufigkeit des Zusammentreffens ausmachen

  • Mein Bruder hat sich einen Hund geholt, obwohl er 2 von 4 Wochen im Monat weg ist. Der Hund wird von A nach B geschoben, während des ganzen ersten Jahres erzog den Hund niemand so richtig oder alle nur ein bisschen. Mir tut der Hund echt leid. Er hat an sich keine Probleme, aber keine Bezugsperson. Der freut sich auch nicht sein Herrchen abends zu sehen oder nach einer Woche. Das ist für ihn genauso ein Typ wie andere Menschen auch, bei denen der Hund abwechselnd lebt.

    Dieses Rumgereiche ist für mich aber eine andere Situation, als wenn der Hund ein festes zweites Zuhause hat, in dem er angekommen ist und sich wohlfühlt

  • ich glaube wir werfen gerade mehrere Aussagen in einen Topf.

    1. dem Hund kann es trotz überwiegender Fremdbetreuung gut gehen
    Die meisten hier sehen es durchaus so, ich auch, dass ein Hund so ein zufriedenes Leben leben kann. Es geht ihm gut und er ist zumindest körperlich ausgelastet wenn er abends nach Hause kommt. Satt ist er ebenfalls, und wenn es eine gute Hundepension/-sitter ist, hat er auch seine Streicheleinheiten, Zuneigung und ein wenig Kopfarbeit erhalten. Da geht es unendlich vielen Hunden deutlich schlechter.

    2. der Hund hat trotzdem eine gute Bindung zum HH
    Das bezweifele ich. Klar bestätigen Ausnahmen die Regel. Ich glaube aber schlicht und einfach nicht daran, dass ein Hund der von Anfang an in Fremdbetreuung gegeben wird, während der Halter 50-60Std/Woche arbeitet (also noch bevor überhaupt irgendeine Bindung aufgebaut werden konnte) plus die Zeit um seinen Alltag zu organisieren (Fahrzeiten, Einkäufe, Arztbesuche, etc.), eine enge Bindung zum Halter entwickelt.
    Für einen solchen Hund wird der Hundehalter eher einer von einigen/mehreren Menschen sein die gut zu ihm sind, und er wird sich bei Nichtanwesenheit anderer "Bezugspersonen" an ihn halten. Ähnlich einem kleinen Kind das sich, wenn keiner aus seiner Familie anwesend ist, sich am Nachbarn orientiert weil dieser ihm eben bekannter ist als gänzlich fremde Menschen.
    Wenn das dies der Anspruch an Bindung ist, ok - dann hat der Hund auch eine Bindung zu einem solchen HH. Für mich wäre das jedoch keine Bindung wie ich sie mir vorstelle.
    Anders verhält es sich, wenn ein Hund trotz sorgfältiger Planung irgendwann in die Fremdbetreuung gegeben werden muss und zu dem Zeitpunkt bereits ein enges Verhältnis zum HH besteht.

    3. Ist meine persönliche Fragestellung zu dieser Thematik eine gänzlich andere.
    Im Prinzip stellen sich fast alle hier diese Frage. Die da wäre: Warum ein Hund unter diesen Umständen?

  • Vertrauen und Bindung baut der Hund doch auf zu Menschen auf, die er seltener sieht, wenn er die entsprechenden Erfahrungen machen durfte. Man kann doch eine gute Beziehung nicht an der Häufigkeit des Zusammentreffens ausmachen

    nein, aber durchaus an der qualität der zeit die er diesen menschen sieht.

    wenn ich 9-10std/tag arbeiten würde, dann noch eine fahrzeit von 30min habe, auf dem rückweg noch einkäufe besorge, zuhause auch mal für ordnung sorgen muss, auch anderen menschen gegenüber eine verantwortung trage im sinne von quality-time, etc. habe ich in der woche keine energie mehr mich meinem hund so zu widmen, dass ich es als qualitativ wertvolle zeit deklarieren kann.

  • Wenn ich so viele Stunden am Tag den Hund fremd betreuen lasse - was ja auch Geld kostet - dann sollte man sich überlegen, ob es nicht sinnvoller ist, die Stundenanzahl per Woche zu reduzieren und die dann mit dem Hund zu verbringen. So oder so, wäre das Geld eh weg!

    Und - einen Hund den ganzen Tag fremd betreuen lassen - nein, das wäre nicht wirklich meine Sache.

  • nein, aber durchaus an der qualität der zeit die er diesen menschen sieht.
    wenn ich 9-10std/tag arbeiten würde, dann noch eine fahrzeit von 30min habe, auf dem rückweg noch einkäufe besorge, zuhause auch mal für ordnung sorgen muss, auch anderen menschen gegenüber eine verantwortung trage im sinne von quality-time, etc. habe ich in der woche keine energie mehr mich meinem hund so zu widmen, dass ich es als qualitativ wertvolle zeit deklarieren kann.

    ich kenne wirklich genug Beispiele von Leuten, die das so machen und dann noch vor der Arbeit und abends spazieren gehen und mit dem Hund Sport machen. Erfordert natürlich Management und viel Energie, die nicht jeder aufbringen kann und will. Und Wochenende ist dann "Quality time" pur.
    Ob man das selber so will, ist die Frage.
    Das der Hund keine Bindung aufbauen kann, glaube ich auch nicht. Dann dürfte er ja zum arbeitenden Menschen in einer Familie z.B., wenn einer mit ihm zuhause ist, auch keine aufbauen können.

  • Nein, ich würde unter diesen Umständen kein Hund anschaffen. Abends Einladungen von Freunden, Familienfeste am Wochenende oder sonstige Veranstaltungen.

    Dann ist da der Hund - und nicht überall kann/darf er mit!

    Da wäre es sinnvoller Fremdhunde zu bespaßen, weil, da kann man immer mal sagen "Ich habe da keine Zeit". Der eigene Hund steht dann da in voller Erwartung, dass sein Besitzer mit ihm gemeinsam was unternimmt.

    Umgang mit anderen Hunden in der Betreuungsstelle ist für den Hund sicherlich okay. Wer hilft ihm im Alltag die Probleme zu bewältigen, den Alltag überhaupt kennen zu lernen ........., wenn am Ende niemand Zeit, keine Lust hat.

  • ich kenne wirklich genug Beispiele von Leuten, die das so machen und dann noch vor der Arbeit und abends spazieren gehen und mit dem Hund Sport machen. Erfordert natürlich Management und viel Energie, die nicht jeder aufbringen kann und will. Und Wochenende ist dann "Quality time" pur.Ob man das selber so will, ist die Frage.
    Das der Hund keine Bindung aufbauen kann, glaube ich auch nicht. Dann dürfte er ja zum arbeitenden Menschen in einer Familie z.B., wenn einer mit ihm zuhause ist, auch keine aufbauen können.

    wir werden auf keinen gemeinsamen nenner kommen. ist ja auch nicht schlimm. ich würde mir unter diesen umständen halt keinen hund holen, weil ich mich zerreissen müsste um meinen ansprüchen an die hundehaltung gerecht zu werden.

    im familienkreis sehe ich das nochmal anders. da ist es meist ja auch so vorgesehen, dass der hund mehrere bezugspersonen hat.

    einen hund zu sich zu holen bei einer 50-60std/woche ist für mich purer egoismus. selbst bei einer 40std/woche sähe das schon wieder anders aus. 10-20std/woche mehr, das ist in der woche ein halbes leben.

  • im familienkreis sehe ich das nochmal anders. da ist es meist ja auch so vorgesehen, dass der hund mehrere bezugspersonen hat.

    Da hilft nur eins: Heiraten

    Am besten eine Hundepensions-Leiterin. Die kann den Hund dann zusätzlich mit auf` Arbeit nehmen.

  • Hm..also ich würde mir in so einer Situation auch keinen Hund holen! Aber ich wäre auch nicht bereit so viele Stunden (außer in Ausnahmefällen) zu arbeiten.
    Ich arbeite 35 Stunden und mein Hund begleitet mich zur Arbeit. So fallen die Fahrzeiten auch weg und ich kann z.B. direkt nach Feierabend mit dem Hund losziehen. Mein Tag ist meistens trotzdem komplett mit Arbeit und Hund ausgefüllt, dazu natürlich noch einkaufen, etwas Haushalt usw. Ich könnte es mir mit mehr Arbeitstunden nicht vorstellen, aber es gibt bestimmt Menschen, die das gut hinbekommen.

    Aber wegen der Bindung:
    Coco ist immer bei mir und flippt total aus, wenn sie mich nach 5 Minuten Abwesenheit sieht. Das ist definitiv keine positive Freude mehr, an der ich jetzt ihre Bindung zu mir messen würde. Und ich wäre sehr froh, wenn sie sich ruhiger und entspannter freuen würde.

    Und bei uns in der Familie war es z.B. immer so, dass mein Vater unter der Woche wegen der Arbeit eigentlich garnichts mit dem Hund gemacht hat. Er war den ganzen Tag weg und meine Mutter und wir Kinder haben uns um den Hund gekümmert. Also Gassi gehen, spielen, füttern, erziehen, TA gehen usw.
    Mein Vater hat den Hund hauptsächlich abends und nachts schlafend erlebt. Am Wochenende ist er dann die Morgenrunden gelaufen und nachmittags gab es meistens einen Familienausflug. Und bei wem hat der Hund dann am besten gefolgt bzw. orientiert, obwohl die ganze Familie da war? Natürlich bei meinem Vater!

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