Eure Erfahrungen mit der Rasse Rhodesian Ridgeback

  • Der Unterschied zum Labbi liegt allerdings darin, dass die selten gefährlich werden bei schlechter Führung.
    Die sind dann einfach nur unerzogen.

    Beim RR unter schlechter Führung sieht es da schnell ganz anders aus und das ist dann auch nicht mehr lustig.

    Spezielle Rassen brauchen spezielle Leute und man sollte sich da einfach nicht in seinen eigenen Fähigkeiten überschätzen.

  • Ich kenne sie auch als sehr sensibel, teilweise auch übersensibel, gegen alle möglichen Umweltreize. Dazu bei Fremden eher reserviert, manchmal auch wirklich schissig, was wohl laut Rassebeschreibung nicht sein soll, aber halt öfter so ist.
    Dazu dann nen nicht ganz so schrecklich hoch angesetzte Reizschwelle, das kann dann schonmal in so halb-defensiven mehr-oder-weniger Angstbeißern enden.
    Mit fremden Hunden, grade gleichgeschlechtlichen, sind sie, wenn erwachsen, auch nicht immer ganz einfach, da sind sie dann aber meiner Erfahrung nach oft eher offensiv als defensiv unterwegs.


    Das, was weiter oben schon geschrieben wurde im Hinblick auf die Gesundheit kann ich auch bestätigen, vor allem Allergien und Autoimmunkremple wie SLO ist wirklich häufig, Krebs auch (hab jetzt z.B. schon recht viele RR mit Mastzelltumoren der Haut gesehen).

    Jagdtrieb ist bei allen, die ich bisher kennengelernt hab vorhanden, bei einigen mit gutem Training händelbar, so dass der Hund zumindest in wildarmen Gebieten abgeleint werden kann, andere sind nicht ableinbar.

    Schöne, sportliche Hunde sind das allemal, in der Familie sicher auch sehr nett, aber vom Wesen her eine Rasse, wo es wirklich nicht so toll für alle Beteiligten ist, dass sie in Mode ist.

    Kann ich zu 100 Prozent bestätigen. Eigentlich kann man mittlerweile nur von dieser Rasse abraten

  • Der RR ist eine der Rassen, die ich mir gerne mal im Ursprungsland ansehen würde.
    Ich denke, dass die da hervorragend angepasst sind und auch deutlich anders sind.

    Für das Leben dort macht das Verhalten wahrscheinlich kaum Probleme bzw. ist so erwünscht. Weitab vom Schuß auf einer Farm, hier und da rum liegen, melden, wenn was ist, keine belebte Umwelt drumherum, keiner erwartet irgendwas. Klimatechnisch hervorragend angepasst, eigenständig und trotzdem wahrscheinlich eher hoftreu. Und da zeigen sie sich dann vielleicht auch mutig, robust und so wie es in der Rassebeschreibung steht.

    Hier wird vor allem auf Aussehen und vor allem inzwischen auf Massigkeit gezüchet und auf jeden Fall muss der Ridge makellos sein. So was geht immer auf Kosten von anderen Dingen. Und damit kommen dann automatisch die Wesensschwächen und die gesundheitlichen Probleme. Vor 10-15 Jahren kannt die Rasse niemand, heute kann man die an jeder Ecke kaufen und irgendwie fühlen sich viele RR-Halter dazu befähigt züchten zu müssen. Da weiß man dann ja gar nicht mehr, wo man kaufen soll, wenn die überall angeboten werden (Vermehrer jetzt mal ausgenommen, die gibt es hier eher nicht, die meisten RRs kommen schon aus VDH-Zuchten).

    Aus meiner Sicht hat so eine ehemals sehr ursprüngliche Rasse hier in unserer Umwelt einfach deutliche Probleme, selbst wenn der Hund hier geboren worden ist. Das afrikanische Erbe lässt sich sicher nicht verleugnen und aus meiner Sicht gehören solche Hunde einfach nicht hier hin, nicht in die Stadt, nicht auf Hundewiesen, nicht in die Hundeschule, nicht in den Hundesport.
    Ausnahmen mag es geben, aber ich denke, die meisten würden sich in einem warmen Land in der Einöde sicher deutlich besser fühlen und sind unseren Anforderungen hier einfach nicht gewachsen und das zeigt sich ja sehr deutlich im Verhalten.

    Für mich gehören solche Rassen hier genauso wenig hin wie Kangals beispielsweise.

    Ich finde es immer schade, wie ursprüngliche Hunde, die in einem Land entstanden sind, wo sie Sinn machen, hier bei uns zum Modehund verkommen, in die VDH-Zucht gehen und dann noch an ahnungslose Hundehalter verkauft werden.

  • Ich finde es immer schade, wie ursprüngliche Hunde, die in einem Land entstanden sind, wo sie Sinn machen, hier bei uns zum Modehund verkommen, in die VDH-Zucht gehen und dann noch an ahnungslose Hundehalter verkauft werden.

    Da gebe ich dir Recht. Aber das gilt auch für viele andere Rassen wie Huskys, Weimaraner etc. Es ist doch wie bei anderen Rassen auch, man muss sich auf den Hund einlassen, ihn verstehen und seinen Bedürfnissen gerecht werden. Ich habe verschiedene Hunde gehalten und muss sagen, dass ich selten einen so mutigen gehabt habe, wie meine jetzige Hündin. Sie ging von Anfang an über Lüftungsgitter, Aufzüge und hatte keine Angst vor Riesentrekkern oder sonst was. Sie kommuniziert sauber, ist null aggressiv, weder Menschen noch Kindern gegenüber. Was diese Hunde allerdings brauchen, sind ganz klare Grenzen und Auslastung. Den Jagdtrieb muss man wirklich von Anfang an regulieren. Es werden keine Blätter, Insekten oder sonstwas gejagt. So kann ich sie heute auch im Wald frei laufen lassen und sie lässt sich auch bei Wildsichtung abrufen. Man muss sich halt im Klaren darüber sein, was man da für ein Powerpaket an der Leine hat.

  • Wir haben zwei Ridgebacks und ich bin der Rasse absolut verfallen.
    Allerdings sind sie in mancher Hinsicht schon... anstrengend.
    Zuhause sind sie so gut wie unsichtbar, ruhig, Schmuser vor dem Herrn. Ich kenne keine andere Hunderasse, die soviel Körperkontakt braucht. Außerdem kenne ich auch kaum RRs, die NICHT mit im Bett schlafen.
    Fremden gegenüber ist unsere Hündin mit Vorsicht zu genießen, ich traue ihr da nicht weiter, als ich sie werfen kann (und das ist mit 32 kg nicht besonders weit). Besuch, den die Hunde nicht gut kennen, muss man "managen". Sie sind sehr territorial und auch ein bisschen größenwahnsinnig.
    Regen finden sie :shocked: , im Winter sind wir auch mit Loop und Jacke unterwegs, da vor allem unser Rüde im Schnee blaue Pfoten, Ohren und einen blauen Bauch bekommt (Schniedel sowieso).
    Außerdem sind meine Hunde begnadete Jäger, die zusammen leider gar nicht ohne Leine laufen dürfen. Vollgas gibt's bei uns im umzäunten Gelände oder am Fahrrad.
    Der Rüde ist verträglich, die Hündin kann auf andere Hunde gut verzichten. Alleine sind sie jeweils ganz manierlich beim Spazierengehen, zusammen (meistens) auch. Allerdings sind sie im Team elendige Leinenpöbler, die auch gerne mal den ganzen Ort zusammenschreien.
    Überall-mit-Hunde sind meine Monster nicht (obwohl ich viele RRs kenne, die das sehr souverän machen).
    Sie sind nicht everybodys Darling und haben kein Problem damit, ihre Meinung deutlich kundzutun.
    Der fehlende Will-to-please wird zumindest zum Teil durch den immensen Will-to-eat wettgemacht. Sie sind bestechlich. (Allerdings nicht von Fremden.)
    Meine Hunde spielen nicht mit Spielsachen. Das finden sie doof. Spielen heißt Fangen, Rennen und Raufen, gerne auch richtig grob.
    Ich finde sie, v.a. durch ihre ausgeprägte Mimik und das kurze Fell, bei dem man jedes Muskelspiel gut erkennen kann, sehr leicht zu lesen. Problem ist eher die wahnsinnig kurze Reaktionszeit.
    Ich weiß nicht mehr, wo ich das gelesen habe, aber ich fand's sehr treffend:
    Jagdverhalten beim Labrador:
    Labbi: "Frauli, du, ich glaub, da ist ein Kaninchen! Darf ich bitte, bitte, bitte? Ich mach mal schon einen Schritt hin! Schau! Kann ich los?"
    Jagdverhalten beim RR:
    RR: "Du, ich musste kurz weg. Da hinten war ein Kaninchen. Ich hab uns das mal schnell geholt. Bitte schön."
    Dummerweise haben RRs auch noch einen riesigen Wahrnehmungsradius.
    Bis ich das Kaninchen drei Felder weiter in der Mulde überhaupt sehen kann, hätten meine Hunde das schon dreimal gefangen.
    RRs sind tolle Hunde. Wer einmal "infiziert" ist, kommt ganz schwer wieder von ihnen los.
    Aber man sollte sich schon bewusst sein, dass es sehr kräftige, große, ernsthafte, territoriale, reaktionsschnelle und selbstständige Jagdhunde mit ordentlich Schutz- und Wachtrieb sind.

  • Hat @Pinky4 nicht gleich zwei RRs?

    Ich selbe sehe hier nur ab und zu mal einen RR, der meist frei neben Fahrrad seines Herrchens hertrabt.
    Ein riesiges Tier. Man spürt förmlich den Boden beben. :D
    Nils und ich wurden aber stets vollkommen von diesem Hund ignoriert.
    Ob es ein Rüde oder eine Hündin ist, weiß ich nicht.

    Dann hat ein Kollege eine RR-Mix-Hündin.
    Keine Ahnung, was da noch mit drin steckt.
    Sie ist sehr reserviert und sanftmütig. Fast schon katzenhaft.
    Hat aber Augenprobleme und trägt bei Sonnenschein oft eine spezielle Sonnenbrille.

  • Hi,

    das ist genau der Punkt, es sind echte Powerpakete, die der jeweilige HH liebevoll im Griff haben sollte. Eben kein Anfängerhund. Gerade auch weil sie zu einer gewissen Selbständigkeit neigen. Wir haben bei uns im Viertel 4 Ridgebackrüden, 2 um ein Jahr alt, die beiden anderen 3 und 5 Jahre. Die Jungen sind ausgesprochen ungestüm, was selbst unseren starken Hund im Spiel manchmal in Bedrängnis bringt, und man unterbrechen muss. ( Was die Ridgebacks manchmal nicht sofort einsehen wollen). Die älteren Hunde sind nicht ganz so impulsiv, da geht das Spielen etwas besser. Ridges sind nicht vorsichtig, sie setzen ihre Kraft ein, ohne es böse zu meinen, aber für viele Hunde, ich würde sagen die allermeisten ist das schon zuviel. Ich habe die Tiere aber noch nie link erlebt, bevor etwas passiert kommunizieren die hiesigen Exemplare klar und deutlich. Da kommt kein Stimmungsbruch o.ä.
    Alle Ridgebackbesitzer heben mir unisono erzählt das es schwierig sei Spielpartner für die Hunde zu finden, gerade weil sie so groß und so stark sind. Solange Sino Spass hat lass ich sie aber schon zusammen rumtoben.
    Es ist aber auch schon geschehen, dass ich nach einer Minute unterbrochen hab. Denn Ridgebacks sind nicht nur stärker, sondern auch schneller als unser Hund.
    Spielen mit kleineren Hunden geht nicht, beipielsweise mit Sinos bestem Freund, einem Whippet. Das könnte schon wegen dem Gewicht tödlich enden. Und wegen des Größenunterschieds würd ich auch nicht ausschließen wollen dass der RR mal Jagdfieber kriegt.

    LG

    Mikkki

  • @Mikkki
    Hast du schön geschrieben und so erlebe ich das auch. RR sind nicht zimperlich und wirklich grob und ungestüm im Spiel. Aus diesem Grund "darf" meine wirklich nur mit körperlich ebenbürtigen Hunden spielen. Mit kleineren oder gar Welpen überhaupt nicht. Ich erlebe oft, dass die HH der kleineren Hunde sagen: Och, der ist wildes spielen gewohnt!...Ähm ja, diese Leute haben keine Vorstellung davon, was ein RR unter wildem Spiel versteht. Die Verletzungsgefahr wäre mir einfach so groß.

    Genauso sind sie aber auch sehr kuschelig, sensibel und voller Zuneigung.

  • Hat @Pinky4 nicht gleich zwei RRs?

    Bingo ;)

    Ich hab noch vergessen, zum Gesundheitlichen was zu schreiben.
    Meine Hündin reagiert hochgradig allergisch auf Wespenstiche.
    Während der Läufigkeiten hat sie mit leichter Inkontinenz zu kämpfen. (Blase und Gebärmutter sind ok, Urinproben unauffällig.)
    Mein Rüde hat Futtermittelunverträglichkeiten, er darf kein Rind, Lamm oder Huhn fressen. Minderwertiges Getreide verträgt er nicht, Kartoffeln nur frisch und Ente nur in Maßen.
    Aber damit kommen wir ganz gut zurecht.
    Ansonsten sind sie zum Glück gesund.
    Allerdings haben wir auch schon den Gegenwert eines schönen Kleinwagens beim Tierarzt gelassen. Vor allem mein Rüde ist ein Tollpatsch-Panzer. Ungünstige Kombination.
    Aufgerissene Seiten, abgebrochene Krallen, aufgeratschte Ohren und Augenbrauen - er nimmt alles mit. Wo man dagegenlaufen oder sich aufspießen kann, erfasst er mit einem geübten Blick und er hat auch keine Hemmungen, solche Gelegenheiten umgehend wahrzunehmen.
    Gestern hätte er sich beinahe selbst entmannt, weil er abends mit Vollkaracho im Dunkeln über einen liegenden Baumstamm springen musste. Dass so ein Baum SEITENÄSTE haben können, kann ja schließlich kein Hund ahnen, oder?
    Ich bin mittlerweile sehr geübt im Wunden Ausspülen und Verbinden.
    Dadurch, dass sie kaum Fell haben, haben sie halt auch keinerlei Puffer. Alles geht sofort durch auf die Haut. Zum Glück lassen sie sich liebend gerne von mir verarzten. "Heile heile"-Singen, Pusten und Auf-den-Schoß-Dürfen hilft auch noch bei großen Hunden :D

  • Ich muss noch etwas ergänzen zum "Familienhund" RR.
    Rudolf Kainer beschreibt in seinem Buch über Boerboels (nicht FCI-anerkannte südafrikanische Molosser) sehr treffend die Diskrepanz zwischen europäischen und afrikanischen "Familienhunden".
    Bei uns versteht man unter "Familienhund" eher einen allzeit freundlichen, kinderlieben, pflegeleichten, verspielten Immer-Dabei-Hund.
    In Südafrika bedeutet "Familienhund", dass der Hund freundlich zu SEINER Familie ist und sie notfalls mit seinem Leben vor jeglicher Gefahr beschützt.

    Ähm ja, diese Leute haben keine Vorstellung davon, was ein RR unter wildem Spiel versteht.

    :lol: Genau so ist es!

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!