• Das Problem ist: Wir sehen den Hund nicht. Wir können nicht erkennen aus welcher Motivation heraus er tut was er tut.

    Es kann Unsicherheit/Angst sein.
    Es kann Überforderung mit der Situation sein und die daraus selbst erdachte, vermeintliche Besserung durchs Abschnappen.
    Es kann medizinisch Bedingt sein. Hunde die schlechter Hören oder Sehen können schonmal massiver aus Verunsicherung handeln.
    Es kann ein fehlgeleitetes Denken sein, dass er Dinge (in eurem Fall Besuch) regeln und zu maßregeln hat, weil sie sich in seinen Augen fehlverhalten.

    Es ist schwierig da etwas zu raten, ohne eventuell eure Situation noch zu verschärfen. Im Moment sollte echt weiter die Schadensbegrenzung laufen. Hund raus aus der Schussbahn und ihm einen ruhigen Platz zu ordnen und erst mit einem guten Trainer die Sache anpacken. Tipps zu guten Trainern kommen mit Sicherheit noch.

  • Meine Hündin markiert auch jeden Meter, die ist noch nie nach vorne gegangen, weder bei Mensch noch bei Hund.

  • Du hast schon viele gute Ratschläge bekommen, und ich kann dir aus eigener Erfahrung sagen ( ich habe selber so ein Problemhündchen daheim), bringe Ruhe in die Situation.
    Natürlich ist es schwierig Ruhe einzubauen, wenn man das Ganze schon insgesamt halbherzig betrachtet, oder sogar an Abgabe denkt.
    Abgabe ist für einen traumatisierten Tierschutzhund der Kopfschuss...

    Ich sage es dir ganz ehrlich und unverblümt, ich würde es wahrscheinlich kein zweites Mal mehr machen.
    Aber ich habe mich damals dafür entschieden einen Hund aus dem Tierschutz zu übernehmen, und ich bin mir meiner Verantwortung mehr als bewusst, ein Zurück gibt es für mich nicht mehr.
    Mit nichts könnte ich es entschuldigen, dieser Hundeseele erneut Schaden zuzufügen.
    Mit dieser Einstellung, dass es ein Zurück niemals mehr gibt, entwickelst du ganz andere Kräfte und Motivationen.Man wird auch irgendwie erfinderisch.

    Besucher sind auch bei uns ein Problem. Ich habe unserer Manila ein Plätzchen im Wohnzimmer eingerichtet, wo sie angeleint auf ihrem Kissen liegen kann. Von dort aus kann sie den Stimmen folgen, sich ihr eigenes Bild des Besuchers machen.
    Sie kann sich darauf verlassen, dass kein Besucher jemals auf sie zukommt.
    Dieser Platz ist für sie nicht negativ belegt, denn sie legt sich freiwillig oft tagsüber immer wieder, auch ohne Besuch, dort hin.
    Dieser Platz ist für sie ein sicherer Ruhepol geworden, der sie und die Besucher schützt.

    Desweiteren möchte ich dir gerne sagen, dass du nach so einer kurzen Zeit noch keine Wunder erwarten kannst. Ein verkorkster Hund wird nach 6 Monaten nicht und niemals der Fels in der Brandung sein.

    Bitte versuche Ruhe und Verständnis in die Situation zu bringen, stelle dich deiner Verantwortung. Vorschnell aufzugeben könntest du lebenslang bereuen.


    LG Britta

  • Komischerweise war die ersten zwei Wochen als wir ihn hatten ja noch alles anders. Wir könnten ihn sogar für 1-2 Stunden gefahrlos bei den Eltern meines Freundes lassen. Wie gesagt, dann fing das geschnappe von hinten in die Wade an usw.

    Komisch ist das nicht, das ist m.E. völlig normal wenn ein Hund aus dem TH einzieht, dass er erstmal für einige Zeit (sehr) zurückhaltend ist. Sein wahres "Ich" zeigt er erst, wenn er sich eingelebt hat.

  • Hat die Trainerin denn schon einschätzen können, woher dieses Verhalten kommt? Also, welcher Grundtenor zu grunde liegt und eventuell noch reinspielt? (sprich: zb. Kontrollzwang mit Unsicherheit?)
    Ich tue mich wirklich schwer hinter jedem Verhalten eines Tierschutzhundes gleich ein Trauma zu vermuten. Sicher gibt es diese, aber oft ist es sicher auch einfach mal ein Verhalten was aus rasseeigenschaften oder ganz salopp gesagt "Hat er vorher nicht gelernt und übernimmt deshalb die Kontrolle" resultiert.

    Euer Problem erinnert mich etwas an einen Corgi, dessen Geschichte ich verfolgt habe.
    Dieser kam als Fundhund in ein deutsches Tierheim. Mit besagtem Tierheim war ich im Kontakt und der Rüde (Krabats Alter) zeigte einige Verhaltensweisen die man einem grenzenlosen Hütehund zusprechen könnte.
    Der Besitzer wurde gefunden, hat den Hund aber nicht wieder haben wollen. Die Leute haben ihn von einer alten Dame übernommen. Bei ihnen hat er Besuch ebenso reguliert, hörte kein Stück usw. Kurz gesagt: Die waren froh, dieses gefährliche Biest loszuwerden.
    Ganz schnell kam er zu neuen Leuten, die sich mit der Rasse befasst haben und ich halte Kontakt mit ihnen. Der Hund ist aufgeblüht. Er wird gut ausgelastet und vor allem: Er wird geführt und nicht mit einer Situtation allein gelassen.

    Und ich glaube, da könnte bei euch auch ein Knackpunkt sein. Du schreibst ja selbst, dass ihr in solchen Situationen unsicher seid und nervös. Das spührt euer Hund. Und deshalb möchte er es für seinen Familienbund regeln. Was wiederum ihn überfordert. Das ist eine Spirale, die nach oben ging.
    Besuch wurde das erste Mal gemaßregelt, als er in einer bedrohlichen Haltung dastand (Schuhe zubinden), nachdem er in euer "Revier" sich eh schon zu lange aufgehalten hat. Danach sind die auch noch wirklich geflohen (gegangen). Für ihn war das ein Erfolg und das hat sich nun so ausgeweitet, dass er euer Privatbereich vor Eindringlingen schützen will, weil ihr könnt es ja nicht. Dabei wollt ihr die ja auch nicht da haben (seid angespannt).

    Das ist natürlich nur eine Vermutung und vielleicht auch weit weg von der Realität. Deshalb wäre es gut mal die Einschätzung des Trainers zu erfahren.

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