
Aversiv absichern
-
byllemitblacky -
17. Januar 2016 um 11:21
-
-
Ich halte es für ein Problem, dass das Wort "Strafe" derart moralisch aufgeladen ist.
Völlig unabhänig davon, ob ich als Hundehalter strafen "darf" oder nicht - an der Diskussion beteilige ich mich nicht mehr, ist immer derselbe Schlagabtausch - ist "Strafe" einfach ein Teil der Umwelt.
Jedes lernfähige Lebewesen ist in der Lage zu unterscheiden, ob eine Handlung angenehme oder unangenehme Konsequenzen hat.
Alles, was das Wohlbefinden des Lebewesens steigert - sättigt, erholsam ist, sich gut anfühlt, von der Evolution installierte hormonelle Belohnugsmechanismen anstösst, Triebe befriedigt - führt dazu, dass die der Erfahrung vorangegangene Handlung mit höherer Wahrscheinlichkeit noch mal ausgeführt wird - also häufiger gezeigt wird.
Alles, was das Wohlbefinden des Lebewesens steigert - müde macht, Energie verbraucht, Angst macht, weh tut - führt dazu, dass die der Erfahrung vorangegangene Handlung mit höherer Wahrscheinlichkeit (nicht absolut!) nicht noch mal ausgeführt wird, also seltener gezeigt wird.
Und es ist extrem kontextabhängig. Rennen ist vielleicht eine tolle Belohnung, steigert das Wohlbefinden - aber NUR, wenn Hund fit und frisch ist. Nicht, wenn er müde oder alt ist. Usw.
Genau DASSELBE kann mal eine Strafe sein, mal eine Belohnung. Sogar für dasselbe Individuum in verschiedenen Situationen.
ALLE lernfähigen Organismen müssen ständig in dem Quadranten aus pos/neg Verstärkung und pos/neg Strafe agieren (können). Es ist eine andauernde Kosten/Nutzen-Rechnung. Wieviel Ermüdung (Strafe) darf die Suche nach Nahrung (Belohnung) kosten?
Das ist auch völlig ohne Trainer/Mensch so.
von daher finde ich es wesentlich interessanter, genau hinzuschauen und zu hinterfragen, statt NUR die Moralkeule zu schwingen. Es gibt natürlich - von allen hier unbestritten, denke ich - viele gute Gründe, warum Verstärker besser zur Training taugen als Strafen/"Verminderer" - wenn es ums Erlernen neuer Verhaltensweisen geht. Logisch, Strafe kann ja nichts neues bestärken, sondern nur bestehendes schwächen/mindern.
Aber alles, was den Weg in eine unerwünschte Richtung abschneidet, von vornherein kategorisch auszuschliessen, entspricht meiner Meinung nach nicht dem, wie Lernen grundsätzlich funktioniert. Zum Lernen - auch in einer natürlichen Umwelt ohne Mensch - gehört auch dazu, eben durch Strafen (durch unangenehme Erfahrungen) herauszufinden, was sich eben nicht lohnt.
Diesen Mechanismus klug und fair zu nutzen, finde ich nicht verwerflich. Nur dazu muss man auch darüber nachdenken und darüber reden können.
-
- Vor einem Moment
- Neu
-
-
Ich hab das über Freigabesignal hinbekommen. Sah ich irgendwo nen Hund auftauchen (vorzugsweise, bevor Herr Hund den entdeckte), dann wurde Hund angeleint. Weiter in Richtung Fremdhund gegangen. Dann, wenn mit dessen Halter geklärt war, ob Kontakt erwünscht war, Absitzen gefordert, als Bestätigung Leine ab und Freigabekommando gegeben. Lang genug geübt, erfährt der Hund, daß es Freigabe nur über vorheriges Absitzen mit Blickkontakt gibt, nicht über Toben an der Leine. Und dann rennt er nimmer hirnlos los zum anderen Hund, weil er weiß, wie er sein OK einholen kann. Damit übt er auch Selbstbeherrschung, wenn er sich ruhig hinsetzen muß, sodaß er seine Impulse auch im Freilauf beim nächstbesten Hund durch dieses Training besser im Griff hat und generell weniger überhaupt hin will zu den Hunden. Er fährt dann generell nicht mehr so weit hoch, weil er über Ruhe zum Ziel kommt.
So machen wir das jetzt seit über vier Jahren konsequent bei jedem Hund..... und im Freilauf würde Diego immer noch einfach zu jedem Hund hinlaufen.
-
Würde Anton auch wenn ich das so " trainieren" würde.
Bei uns ist Hinrennen NIE eine Option, ich habs an anderer Stelle schon geschrieben.
Es gibt auch keine Freigabe mit " Los".
Wir gehen IMMER ruhig gemeinsam auf andere Hunde zu oder halten Abstand, je nachdem.
Bei Fremdhundsichtung gilt es sofort zu mir zu kommen.
Diese Verhaltenskette liess sich recht schnell bilden.
D.h. sieht mein Hund anderen Hund bleibt er bei mir. DAS ist dann in jedem Fall seine Option.Das üb ich auch in anderen Zusammenhängen, z. B meine Kinder toben durch den Park : Hund bleibt bei mir, wir sehen spielende Hunde oder Kinder : Hund bleibt bei mir... usw.
Ich belohne alles , was ruhig ist. -
Manchmal hab ich echt das Gefühl ich bin zu blöd.
-
So wie Melanie beschreibt mache ich das auch. Das fängt bei uns schon ganz schnöde mit der Leinenführigkeit (das heißt nicht bloß "nicht zerren", sondern auch Ruhe bewahren, nicht auf Dinge drumherum mit Hektik und Gehüpfe reagieren) und weniger attraktiven Außenreizen an. Ich belohne alternative Verhaltensketten, denn einfach nur über Frust trainieren... da sind die wenigsten Hunde für geeignet. Ich baue auch keine Erwartungshaltung auf, dass der Hund doch hindonnern darf (wäre bei meiner Bande insgesamt eh Käse, weil ich es keinem Hund antun möchte, dass zuweilen bis zu sechs Hunden auf einen anderen zurammeln).
Hier zum Beispiel ein Video mit meinem jungen Nian. Das Kind auf dem Fahrrad ist ein Reiz, auf den er früher mit Hinüpfen etc. reagiert hat. Man sieht (nicht auf mich gucken, ich habe einen Stein im Schuh gehabt) welche Verhaltenskette ich ihm beigebracht habe, das Verhalten ist KEIN Zufall, was er zeigt. Das belohne ich anfangs immer, später sporadisch.
Externer Inhalt youtu.beInhalte von externen Seiten werden ohne deine Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt. -
-
Also an der Leine wird hier auch grundsätzlich nicht gezerrt. Das klappt auch sehr gut.
Bei Offline-Hundekontakten kommen sie erstmal zu mir und warten auf meine Freigabe...weil meine durchaus Hundekontakte haben dürfen bzw sogar sollen sah ich keinen Sinn darin eine generelle Verhaltenskette "andere Hunde meiden" aufzubauen...ist aber sicherlich für manche eine Option...wenn etwas generell immer so ist gibts meist weniger Diskussionen. Bei meinen hat es eine Weile gedauert bis es sicher saß.
Das hat aber nix mit zu doof zu tun @Ceri05 sondern bei manchen Hunden ist es leichter als bei anderen.
Meine müssen zB auch wenn ich sie ableine erst bei mir sitzen bleiben bis ich sie freigebe. Es fing hier also erstmal mit kleineren Dingen an.
-
Wir haben die Verhaltenskette nicht zu anderen hinzustürmen, wir " meiden" nicht generell andere Hunde.
-
Naja gut die habe ich dann auch...weil meine gehen von sich aus sehr höflich und gemäßigt auf andere Hunde zu...auch nach Freigabe.
Dann hatte ich das falsch verstanden weil meine das von sich aus machen und ich es nicht extra trainiert habe -
Bandit macht das auch, Anton nicht, der braucht Hilfe.
Ich kenne wenige Labbis( müsste mal genau nachdenken) , die das von sich aus so machen. -
Weil einige es anscheinend nötig haben, jede Art von Strafe oder Einschränkung dem Hund gegenüber als Misshandlung, unfaires auf den Hund einprügeln etc etc hinzustellen. Nach meiner Einschätzung um ihre eigenen Methoden besser darstehen zu lassen. Es wird ja auch immer wieder betont, man müsse nur strafen wenn der Hund schlecht geschult ist.Wer im Alltag den besser geschulten Hund hat, da scheue ich zumindesten definitiv nicht den Vergleich..aber im Forum kann jeder sein was er gerne sein möchte.
Jeder weiß, dass man in der Praxis ab und zu sauer/genervt ist je nachdem was der Hund so angestellt hat.
Passiert..ich bin auch schon mal genervt von meinem Mann...was nichts damit zutun hat, dass ich dann auf ihn einprügle...warum ich das beim Hund machen sollte..keine Ahnung
Ich glaube das liegt daran wie man selbst "Strafe" anwendet/anwenden würde und schliesst dann von sich auf andere.
-
- Vor einem Moment
- Neu
Jetzt mitmachen!
Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!