Hund krank - "blau machen"?

  • Ich arbeite auch im sozialen Bereich. Wenn ich also krank bin oder spontan Urlaub brauche, muss jemand anderes dafür einspringen.
    Wenn mein Hund sehr krank ist, würde ich sicher so mit meinen Kollegen den Dienst tauschen können, dass es passt. Dass ich entweder ganz frei habe und so arbeiten muss, dass meine Eltern dann sitten können.
    Notfalls könnte ich ihn auch mitnehmen und ihm eine ruhige Ecke herrichten. Das käme natürlich ganz auf die Krankheit an. Wenn der Hund "nur" ein geschientes Bein und sonst keine Schmerzen hat, würde ich ihn mitnehmen.
    Wenn es ihm wirklich GANZ schlecht geht... da würde ich ihn weder mitnehmen, noch ihm jemand anderes anvertrauen. Da wäre ich in einer Zwickmühle. Ich könnte fragen, ob ich frei machen kann. Wenn das aber nicht gehen sollte, würde ich mich vielleicht tatsächlich krankmelden. Das wäre dann aber ziemlich auffällig.
    Von vornherein krankmelden wär da schon sinniger, allerdings auch n bisschen unfair gegenüber den Kollegen. Ich habe das Glück, dass meine Kollegen da sicher Verständnis hätten. Sie kennen und mögen Nils.
    Hätte ich ganz tierfeindliche Kollegen und keinerlei Möglichkeit, den Hund gut unterzubringen, würde ich mich eiskalt krankmelden. Mit einer AU kann einem keiner was und wenn mein Hund dann in meiner Abwesenheit ganz dringend medizinische Hilfe braucht oder gar verstirbt, würde ich mir das NIE verzeihen. Den Dienst hier kann JEDER machen, um meinen Hund kann aber nur ICH mich kümmern.

  • Nach 25 Jahren Erfahrung mit Arbeitgebern würde ich es ganz klar vom Vertrauensverhältnis abhängig machen.

    Ich hatte einen AG, der ganz vorn dran stand mit fordern, fordern, fordern von selbstverständlich unbezahlter Mehrarbeit, abgebrochenen Urlauben wegen Pillepalle, spontanem sinnlosem Wochenenddienst, weil Macht bewiesen werden mußte, Umsetzungen mit weiten Anfahren verbunden innerhalb von Tagen. Aber selbst NULL Verständnis aufbrachte, wenn der "Arbeitssklave" einen Hauch von Eigenleben für sich reklamierte. Ein unterwürfiges Anfragen nach gnädiger Gewährung eines Notfall-Frei hätte eine höhnische Antwort nach sich gezogen, a la "Wenn Sie hier nicht arbeiten möchten, auf Ihren Job warten Hunderte!". Ganz klar wäre da zum Eigenschutz nur eine Krankschreibung möglich gewesen, um im Extrem den Hund zu retten UND seinen Job zu behalten. Ansonsten kroch man auch mit z.B. Lungenentzündung (oder krankem Hund) zur Arbeit. Es war übrigens nicht nötig für mich, zu lügen, mein zweiter Hund starb dankenswerter Weise so günstig im Morgengrauen, daß ich es noch pünktlich auf Arbeit schaffte.

    Ein anderer Arbeitgeber ließ einen merken, daß Arbeit und Engagement geschätzt wurde, hatte Vertrauen in die Selbstorganisation seiner Leute, führte als Teamleiter und nicht als Sklaventreiber. Da habe ich mal kurz vor Dienstbeginn freigenommen, weil eine Hündin zum Decken zu meinem Rüden kam. Kein Problem, Chef hat sogar meinen Part übernommen, bis ich gegen Mittag da war. Ein kranker Hund oder egal welcher Grund wurde akzeptiert, weil das Verhältnis stimmte. Keiner hatte es nötig zu lügen, keiner hat es ausgenutzt, dafür, daß mir entgegengekommen wurde, habe ich mir im Gegenzug auch gern die Beine für den Job ausgerissen, wenn es nötig war.

    Was ich damit sagen will: wie es in den Wald hineinruft, so schallt es hinaus. Ein AG, der seinen Mitarbeitern kein Verständnis entgegenbringt, selber große Forderungen aufmacht und Zusatzleistungen verlangt, ohne eine Gegenleistung zu erbringen, braucht sich nicht wundern, wenn der AN notgedrungen das Tricksen anfängt.

    Ganz klar spreche ich nicht vom Mißbrauch von Vertrauen bzw.dem Erschleichen von Vorteilen auf Kosten des AG oder der Kollegen. Das ist unanständig und darf nicht toleriert werden.

    Immer würde ich es unbedingt vorziehen, ehrlich zu sagen, daß ich kurzfristig Überstunden nehmen muß, oder einen Urlaubstag, oder unbezahlten Urlaub, wenn mein Hund ernsthaft erkrankt ist und keine Möglichkeit anderweitiger Pflege besteht. Bevor ich allerdings aus falsch verstandenem Pflichtgefühl heraus bei einem intoleranten Arbeitgeber meinen Hund riskierte, liesse ich mich ohne den Hauch eines schlechten Gewissens krankschreiben. Da geht mein Hund ganz klar vor.

  • Was ich damit sagen will: wie es in den Wald hineinruft, so schallt es hinaus. Ein AG, der seinen Mitarbeitern kein Verständnis entgegenbringt, selber große Forderungen aufmacht und Zusatzleistungen verlangt, ohne eine Gegenleistung zu erbringen, braucht sich nicht wundern, wenn der AN notgedrungen das Tricksen anfängt.

    Genaus so sehe ich das auch.

    Ich habe "nur" einen studentischen Nebenjob und eine sehr nette Chefin – die Hunde kann ich eh mit zur Arbeit nehmen, das Büro ist im EG, direkt davor ein begrünter Hinterhof. Das ist also auch mit 'nem kranken Hund, der zwischendurch raus muss, einen Verband trägt oder Medikamente braucht, kein Problem. Sollte einer der Hunde ernsthaft krank sein und z.B. eine Not-OP benötigen, würde ich auch nicht den Hundesitter im Wartezimmer der Tierklinik postieren und ev. Entscheidungen während des OP-Verlaufs treffen lassen, sondern selbst in der Nähe sein wollen. Bei meiner Chefin wäre es kein Problem, in so einem Fall einen Tag (oder auch mehrere) frei zu bekommen.

    Eine Freundin von mir hat einen ähnlichen Job (auch Studentin, aber anderer Arbeitgeber), aber einen grauenvollen Chef – der wollte ihr nicht mal einen freien Tag geben, als ihre Mutter gestorben ist ("Die Beerdigung ist doch erst Samstag, da können Sie doch den Freitag noch arbeiten!" Originalzitat). Bei jemandem, der zu so wenig Empathie fähig ist, hätte ich überhaupt kein schlechtes Gewissen, mich auch für den Hund krank zu melden.

  • Ich habe diese Erfahrungen auch schon gemacht, in jeder Form auf beiden Seiten, AN und AG.
    Nichtsdestotrotz ist Lügen das letzte, hätte ich Angestellte (habe ich nicht mehr, u.a. weil Krankschreibungen derselben in einem Kleinunternehmen (ein AG, ein AN) ein Desaster werden können und man dann lieber gleich alleine loslegt) und würde herausfinden, dass die mich belogen haben, wäre das das Ende des Arbeitsverhältnisses. Einfach, weil die Vertrauensbasis zerstört wäre.

    Wenn ich Arbeitnehmer wäre und ich finde heraus, dass mich jemand angelogen hat, weil er nicht sagen wollte, dass sein Hund krank ist und er deswegen nicht kommen kann, dann würde ich erstmal ein Gespräch mit der Person führen. Nämlich, warum er sich nicht getraut hat mir die Wahrheit zu sagen. Denn offenbar hatte die Person kein Vertrauen in mich.

  • Ich würde es von vorneherein ansprechen und fragen, welche Möglichkeiten es im Fall der Fälle gäbe. Ich habe festgestellt, dass die meisten Chefs sich da auf vieles einlassen, wenn man sie a) ernst nimmt und nicht anlügt und b) man gute Arbeit leistet und c) es nicht gerade ein Job ist, wo man auf die Schnelle irgendjemand einstellen kann, da weder Fachwissen noch Einarbeitung notwendig ist (das sind aber mAn nur seeeehr wenig Jobs).

    Sehe es aber sonst auch so: Mein Hund - mein Problem. Also, Sitter_in oder Urlaub oder ne andere Möglichkeit.

    Aaaaaaber: das ist mit ein Grund, weshalb ich mir immer nur Jobs suchen würde, zu denen ich die Hunde mitnehmen kann.

  • Geht es meinem Hund sehr schlecht, ist sehr krank, muß dringend zur Klinik usw, es lässt sich partout keiner finden der das übernimmt (wobei ich auch im Notfall keinen zur Klinik schicken würde sondern selbst fahren) geht mir das vor und ich bleibe zuhause. Punkt.

    Ist das Verhältnis insgesamt gut und Verständnis da und daher möglich, ehrlich zu sein, bin ichs auch (hatte bisher das große Glück daß es so war).

    ist es das nicht, wäre ichs auch nicht. Der Zweck heiligt mir hier die Mittel.

  • Ich würde es von vorneherein ansprechen und fragen, welche Möglichkeiten es im Fall der Fälle gäbe. Ich habe festgestellt, dass die meisten Chefs sich da auf vieles einlassen, wenn man sie a) ernst nimmt und nicht anlügt und b) man gute Arbeit leistet und c) es nicht gerade ein Job ist, wo man auf die Schnelle irgendjemand einstellen kann, da weder Fachwissen noch Einarbeitung notwendig ist (das sind aber mAn nur seeeehr wenig Jobs).

    Die Erfahrung hab ich auch, und ich hab das auch im Vorfeld geklärt. Ich bin mir aber bewußt, daß das nicht immer so easy möglich ist.

  • im Prinzip würde ich sofort ja dazu sagen. Bei mir ist das aber nicht möglich spontan einen Urlaubstag zu nehmen. Und wenn ich krank bin, muss eine Kollegin für mich einspringen. Da hat man schon ein schlechtes Gewissen. Bisher war mein freund als Student zum Glück sehr flexibel und konnte sich dann um unseren Hund kümmern. Wie es ist wenn er ab September arbeitet? Ich weiß es nicht, ehrlich gesagt. Aber allein lassen wollte ich den Hund dann auch nicht...

  • Ich hatte erst ein Mal den Fall, dass Hund spontan in die Klinik musste.
    Also habe ich morgens beim AG angerufen, dass ich später komme oder vielleicht gar nicht und dann einen Tag Urlaub brauche. War kein Problem.

    Ich hätte auch lügen können ... dass ich selbst krank bin.
    Ist aber nicht so mein Ding. Hund ist mein Freizeitvergnügen, und dafür muss ich eben selbst einstehen.

    Bei jemandem, der zu so wenig Empathie fähig ist, hätte ich überhaupt kein schlechtes Gewissen, mich auch für den Hund krank zu melden.

    Und? Wird der AG dadurch empathischer?
    Durch Betrug änderst Du doch nichts, sondern bestätigst nur.

    Ich selbst bin an dem besagten Tag dann (Hund war stationär in der TK) doch nur zur Arbeit gegangen.
    Und Cheffe (der kein Hundefreund ist) hat sich netterweise nach dem Hund erkundigt.

    So haben wir beide was gelernt: Ich, dass auch ein sturer Chef zugänglich ist, wenn man ehrlich ist. Und der Chef, dass Mitarbeiter sich auch bei privaten Problemen bemühen, ihren Job zu machen.

  • Gibt es keine Möglichkeit frei zu bekommen, Überstunden abzubummeln, Urlaub zu bekommen,
    dann würde ich mich offiziell beurlauben lassen.
    Ich lebe nicht um zu arbeiten, ich arbeite um zu leben !
    Mein Privatleben geht eindeutig vor.

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