Verdrängungszucht

  • Ausgehend vom Thread Inzucht-Verpaarungen habe ich mal eine Frage die mir schon länger im Kopf rumgeht. Im Thread ist der Begriff Verdrängungszucht gefallen, also das Einmischen von genetischem Material einer anderen Rasse um negative Merkmale der Ursprungsrasse zu verdrängen (soweit ich das laienhaft richtig verstanden habe). Nun kennt man dies ja gerne mal von Vermehrern die unter dieser Flagge verschiedene Rassen wild kreuzen.


    Mich interessiert aber explizit wie dies in der Verbandszucht abläuft:
    Wer entscheidet,
    - ob eine solche Zucht notwendig ist,
    - welche Rasse eingekreuzt wird,
    - welche Hunde in diese Zucht gehen sollen etc.?


    Oder ist es so, dass es eine solche Zucht im VdH gar nicht gibt?


    Der Hintergrund ist dass so etwas was nach meinem Verständnis eigentlich ja nicht von einem Züchter allein ausgehen kann. Zum Einen, weil beim Einmischen einer Fremdrasse eine Genehmigung des RZV vorliegen müsste und zum Anderen weil ja sicherlich auch mehr Züchter in einem RZV an einer solchen Zucht im Sinne der Rasse Interesse haben oder eben dieser negativ gegenüber stehen.


    Bei welchen Rassen gibt es solche Verdrängungszucht-Bemühungen? Wie sehen diese aus, also welche rassespezifischen Zuchtziele stehen dahinter? Wie erreicht man schlussendlich ein phänotypisch und genotypisch einheitliches neues Rassebild?


    Sorry, wenn ich hier vielleicht Sachen durcheinander haue. Aber ich bin diesbezgl. wirklich Laie und würde mich sehr über Aufklärung und Informationen freuen.

    • Neu

    Hi


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    • Hey, ich finde das prima, daß Du das Thema aufgreifst und weiter nachfrägst!
      Ja, es ist leider richtig, daß der VDH da noch sehr schwerfällig ist... momentan tut sich in dieser Richtung leider gar nix. Siehe Retro-Mops und Continental Bulldog.
      Im VDH versucht man sich immerhin grade an den Gedanken der Mehrfachbelegung zu gewöhnen...
      Ich werde Euch gerne mehr erzählen, habe aber Notdienst und ich muß los, ein Katze mit Zystitis hat sich grade angemeldet...

    • So viel ich weiß: wenn ein Outcrossing, so nennt man das, durchgeführt werden soll, bedarf es der Vorlage eines Zuchtkonzepts und der Zustimmung durch den VDH.


      Das ist allerdings kein einfacher Weg.


      Will man so einen Weg bestreiten benötigt man Mitstreiter. Ein einzelner Züchter wird sich da nicht durchsetzen können.

    • Was hat denn Mehrfachbelegung damit zu tun? Da geht es doch um den Schutz der Hündin oder?

    • Mit Mehrfachbelegung ist gemeint das die Hündin bei der gleichen Hitze von zwei verschiedenen Rüden gedeckt wird. So das in einem Wurf Welpen mit unterschiedlichen Väter fallen können.
      Die Welpen werden dann mittels DNA den Vätern zugeordnet.

    • Mit Mehrfachbelegung ist gemeint das die Hündin bei der gleichen Hitze von zwei verschiedenen Rüden gedeckt wird. So das in einem Wurf Welpen mit unterschiedlichen Väter fallen können.
      Die Welpen werden dann mittels DNA den Vätern zugeordnet.

      Und was soll das bewirken?


      Das macht doch eine Rasse nicht wirklich besser!

    • ich kann bei sehr reduzierten Rassen das Zuchtpotenial besser nutzen. Viele z.B, sehr usprüngliche Rassen werden auch nur 1 x im Jahr läufig. Da muß ich dann noch mehr Geduld haben.

    • Man kann mehr unterschiedliches Erbgut kombinieren.


      Wenn man z.B. nur eine zuchtwertvolle Hündin hat und die nicht ausbeuten will, kann sie pro Jahr nur Nachkommen nach einem Rüden haben. Davon aber u.U. bis zu 12. Da macht es (theoretisch) Sinn, die (theoretische) Hälfte des Wurfes von einem anderen Rüden zeugen zu lassen.


      Ob das in der Realität klappt? Ich habe noch nichts davon gehört....


      Verdrängungszucht kenne ich nur aus der Nutztierzucht. Da geht es nicht darum, einzelne Merkmale zu übernehmen (das wäre Veredelungszucht), sondern durch ständige Zuführung des Erbgutes der neuen Rasse das Erbgut der alten Rasse "auszulöschen".


      Verdrängungszucht ist eine langsame, aber bedeutend billigere Methode der Umstellung der Zucht auf ein neues Zuchtziel, weil die alte Rasse quasi die "Muttergrundlage" liefert. Es reichen relativ wenige, stark eingesetzte Vatertiere, man muß nicht den gesamten Zuchtstamm unter enormen Kosten komplett austauschen. Dafür dauert die Umstellung auf die neue Rasse entsprechend länger. Die weiblichen Kreuzungsnachkommen werden immer wieder mit den männlichen Tieren der neuen Rasse verpaart.


      Das wurde z.B. mit dem Schweren Warmblut der DDR versucht, es gab Befehl, keine Stute mehr mit entsprechenden Hengsten zu verpaaren, sondern NUR mit fremdrassigen Hengsten. Über mehrere Generationen wäre das Erbgut des Schweren Warmblutes bis in den niedrigen Prozentbereich "verdrängt" worden durch das "edlere" Blut, mit dem die komplette Umzüchtung zum Sportpferd gelingen sollte.


      Es erklärt, warum diese Zuchtmethode in der hobbydominierten Hundezucht nicht angewendet wird. Es soll keine Rasse genetisch "ausgelöscht" werden, sondern erhalten und entwickelt.

    • Deshalb wird doch der Genpool auch nicht größer.


      Er wird aber auch nicht zusätzlich eingeschränkt.
      Habe ich eine sehr geringe Wurfzahl im Jahr, werden manche Rüden nicht decken. In der Regel ist es leider so, dass die Züchter zur Sicherheit immer zum selben, bekannten Rüden rennen.
      Habe ich jetzt 5 Würfe im Jahr und jeder will drei Jahre lang nur zu Champion Fipsi, geht viel Potential anderer Rüden verloren. Erlaubt man die Doppelbelegung, werden zwar alle 5 immer noch zu Fipsi gehen, um auf Nummer sicher zu gehen, es dürfen aber 5 weitere Rüden eingesetzt werden.
      Sprich statt nur einem Rüde haben 6 Rüden die Chance die Gene weiterzugeben und ihre Linie zu erhalten.

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