Qualzuchten

  • Ich kenne persönlich mehrere Hunde, die mit C Probleme haben (auch welche die nicht) und selbst mein eigener Rüde hatte immer wieder mit B Probleme.
    C sagt auch bereits leichte HD. Also ist dieser Hund nicht gesund! Und trotzdem wird mit ihm gezüchtet...

    Ich hinke etwas hinterher, trotzdem möchte ich dazu noch was anmerken. Über HD redet mittlerweile jeder, ist ja auch gut, dass man darauf achtet. Leider entsteht dadurch der Eindruck, dass HD einzig verantwortlich wäre für Probleme und Schmerzen im Bewegungsapparat der Hinterhand. Dem ist aber nicht so, die Korrelation ist bei weitem nicht so klar. So gibt es Hunde mit gut ausgewerteten Hüften, die heftige Probleme bekommen, andere mit schlechten die keine haben. Da spielen noch ganz andere Faktoren mit. Wenn dein Hund mit guter (B) Hüfte Probleme hat, dann suche woanders nach der Ursache für die Probleme! Ein Hund kann noch so tolle Hüften haben, wenn der Rest der Statik oder Mechanik nicht stimmt, wird er trotzdem übel laufen. Von muskulären oder neurologischen Problemen ganz zu schweigen. Da kann ein Deckrüde A-Hüften haben, aber trotzdem völlig krumme Haxen, die zu einem Watschelgang führen, der auf die Dauer nicht gesund sein kann. Es ist fatal, die Entscheidung zur Zuchtverwendung auf ein einzelnes Kriterium zu reduzieren, nur weil man das untersuchungstechnisch hinkriegt (das gilt auch für die ständig wachsende Palette an Gentests), und dabei den Blick auf die tatsächlich relevante Befindlichkeit der Hunde zu verlieren.

    Untersuchungen und Gentests sind super und notwendig. Aber sie sollten der Information dienen zur verantwortungsvollen Zuchtplanung und nicht für immer weitergehende Vorschriften und Verbote, die letztlich nur dazu führen, dass Hunde mit nicht in Tests erfassbaren, teils gravierenden Mängeln in der Zucht bevorzugt werden! Leider ist es noch gar nicht angekommen, dass es keine Lebewesen ohne Gendefekte gibt. Testen kann man bisher direkt (durch Gsundheitschecks) oder indirekt (durch Genchecks) nur auf ganz wenige. Und selbst wenn man das absolut perfekte Zuchtier gefunden hätte: durch die unweigerliche Fokussirung auf die von diesem Superhund vererbten Eigenschaften würde man wieder den Inzuchtkoeffizienten enorm in die Höhe treiben. Was wiederum von manchen Leuten als Wurzel allen Übels festgemacht wird, egal wie gesund und leistungsfähig die Zuchttiere sind.

    Die Forderung, nur mit in allen mess- und testbaren Bereichen perfekten Individuen zu züchten, lässt sich nie und nimmer mit der Forderung nach einer möglichst grossen genetischen Vielfalt verknüpfen. Und das gilt übrigens genauso für die gelegentlich als Allheilmittel gepriesenen Einkreuzungen fremder Rassen. Züchter sollten weiterhin die Option haben, innerhalb eines Rahmens an Mindestanforderungen selber zu entscheiden, worauf sie nun den Fokus legen.

  • Wobei ein Stichprobenumfang von N = 298 nun auch nicht der Burner ist. Besser als nichts, klar, aber weitere Studien wären schon wünschenswert und wichtig, um da valide Aussagen treffen zu können.

    Die Dalmatinerzucht finde ich im Übrigen völlig Banane, darum empfehle ich die Rasse auch aus Prinzip nicht. Verschiedene, groß angelegte Studien berichten Anteile von etwa 20-30 % tauber Hunde. Demnach wäre im Schnitt jeder vierte bis fünfte Welpe von ein- oder beidseitiger Taubheit betroffen. Und das nur, weil man schneeweiße Hunde mit vielen lustigen, schwarzen, möglichst kleinen Punkten haben will. Hunde mit größeren Flecken und weniger Weißanteil sind m.W. deutlich seltener betroffen, optisch aber unerwünscht. Sorry, aber da fehlt mir jedes Verständnis.

  • Nö, gibt nixht nur die Dackelstudie

    Zitat

    Another study done by Texas A&M University found that of 22 double merles, 8 were completely deaf and two were deaf in one ear. Of 48 single merles, only one was deaf in one ear, and none were completely deaf.[19] In another study of 70 dogs, 15 of them Catahoula Curs, 4 of the Catahoulas were deaf, while 86% of the double merles of other breeds were deaf.[19]

    wiki

  • Wobei ein Stichprobenumfang von N = 298 nun auch nicht der Burner ist. Besser als nichts, klar, aber weitere Studien wären schon wünschenswert und wichtig, um da valide Aussagen treffen zu können.

    Die Dalmatinerzucht finde ich im Übrigen völlig Banane, darum empfehle ich die Rasse auch aus Prinzip nicht. Verschiedene, groß angelegte Studien berichten Anteile von etwa 20-30 % tauber Hunde. Demnach wäre im Schnitt jeder vierte bis fünfte Welpe von ein- oder beidseitiger Taubheit betroffen. Und das nur, weil man schneeweiße Hunde mit vielen lustigen, schwarzen, möglichst kleinen Punkten haben will. Hunde mit größeren Flecken und weniger Weißanteil sind m.W. deutlich seltener betroffen, optisch aber unerwünscht. Sorry, aber da fehlt mir jedes Verständnis.

    Kannst du diese Studien mal verlinken? Denn ich kenne das gar nicht so aus meiner persönlichen Erfahrung, nicht in diesem Ausmass (kenne tatsächlich nur nicht-taube Dalmatiner, bin mir aber klar, dass es taube gibt). Also dass 20 - 30% stocktauber Hunde aus der Verpaarung beidseitig hörender Eltern entstehen?

  • @naijra

    Soweit ich das sehen kann, sind die Studien nicht öffentlich bzw. nicht ohne entsprechenden Zugang einsehbar. Ergebnisse stehen aber bei den folgenden in den Abstracts:

    Prevalence and prevention of deafness in the Dalmatian--assessing the effect of parental hearing status and gender using ordinary logistic and gene... - PubMed - NCBI

    Further contributions to the genetic aspect of congenital sensorineural deafness in Dalmatians. - PubMed - NCBI

    Analysis of systematic effects on congenital sensorineural deafness in German Dalmatian dogs

    A threshold model analysis of deafness in Dalmatians. - PubMed - NCBI

    ACDDeafTalk.pdf (nicht die Studie selbst, aber ein Überblick der Befunde)

    Untersucht wurden sowohl amerikanische als auch europäische Populationen. Aktuelle Zahlen von spezifischen Vereinen o. Verbänden liegen mir aber nicht vor, kann also durchaus sein, dass es da Unterschiede gibt.

  • Danke @Dreamy für die Quellen! Die stellen schonmal klar, dass nicht 20 - 30% der da ausgewerteten Dalmatiner taub sind, sondern "nur" nicht beidseitig hörend. Was immer noch schlimm genug ist, die Hunde aber im normalen Leben nicht einschränkt oder leiden lässt. Taub sind auch in USA (wo der AKC die Zucht mit blauäugigen und dank "herzig"-Effekt gefragten) Hunden erlaubt, weniger als 10% der Hunde. Zum Vergleich: bei der Auswertung der Daten in GB, das sowenig wie die USA einen Körzwang kennt, aber blauäugige Dalmatiner von der Zucht ausschliesst, waren insgesamt weniger als 20% der Hunde betroffen, und nur 5% beidseitig taub - trotz Zulassung der Verpaarung ungetesteter Hunde.

    Grad dieses Beispiel zeigt sehr schön, dass sich mit verantwortungsvoller Zuchtwahl sehr viel erreichen lässt, manchmal schon mit minimalsten Vorschriften oder massnahmen, die uns hier selbstverständlich erscheinen. Und dass eine pauschale Verdammung nicht immer angebracht ist.

  • Zitat

    Die stellen schonmal klar, dass nicht 20 - 30% der da ausgewerteten Dalmatiner taub sind, sondern "nur" nicht beidseitig hörend.

    Hm, ich schrieb doch:

    Zitat

    Verschiedene, groß angelegte Studien berichten Anteile von etwa 20-30 % tauber Hunde. Demnach wäre im Schnitt jeder vierte bis fünfte Welpe von ein- oder beidseitiger Taubheit betroffen.

    Taubheit ist der Oberbegriff, der schließt auch die Individuen ein, die auf einem Ohr noch über Hörfähigkeit verfügen. Einseitige Taubheit ist sicher nicht so dramatisch wie beidseitige, dennoch ist es aus meiner Sicht abzulehnen, aufgrund von rein optischen Präferenzen vermehrt betroffene Hunde in Kauf zu nehmen.

  • Ich hinke etwas hinterher, trotzdem möchte ich dazu noch was anmerken. Über HD redet mittlerweile jeder, ist ja auch gut, dass man darauf achtet. Leider entsteht dadurch der Eindruck, dass HD einzig verantwortlich wäre für Probleme und Schmerzen im Bewegungsapparat der Hinterhand. Dem ist aber nicht so, die Korrelation ist bei weitem nicht so klar. So gibt es Hunde mit gut ausgewerteten Hüften, die heftige Probleme bekommen, andere mit schlechten die keine haben. Da spielen noch ganz andere Faktoren mit. Wenn dein Hund mit guter (B) Hüfte Probleme hat, dann suche woanders nach der Ursache für die Probleme! Ein Hund kann noch so tolle Hüften haben, wenn der Rest der Statik oder Mechanik nicht stimmt, wird er trotzdem übel laufen. Von muskulären oder neurologischen Problemen ganz zu schweigen. Da kann ein Deckrüde A-Hüften haben, aber trotzdem völlig krumme Haxen, die zu einem Watschelgang führen, der auf die Dauer nicht gesund sein kann. Es ist fatal, die Entscheidung zur Zuchtverwendung auf ein einzelnes Kriterium zu reduzieren, nur weil man das untersuchungstechnisch hinkriegt (das gilt auch für die ständig wachsende Palette an Gentests), und dabei den Blick auf die tatsächlich relevante Befindlichkeit der Hunde zu verlieren.
    Untersuchungen und Gentests sind super und notwendig. Aber sie sollten der Information dienen zur verantwortungsvollen Zuchtplanung und nicht für immer weitergehende Vorschriften und Verbote, die letztlich nur dazu führen, dass Hunde mit nicht in Tests erfassbaren, teils gravierenden Mängeln in der Zucht bevorzugt werden! Leider ist es noch gar nicht angekommen, dass es keine Lebewesen ohne Gendefekte gibt. Testen kann man bisher direkt (durch Gsundheitschecks) oder indirekt (durch Genchecks) nur auf ganz wenige. Und selbst wenn man das absolut perfekte Zuchtier gefunden hätte: durch die unweigerliche Fokussirung auf die von diesem Superhund vererbten Eigenschaften würde man wieder den Inzuchtkoeffizienten enorm in die Höhe treiben. Was wiederum von manchen Leuten als Wurzel allen Übels festgemacht wird, egal wie gesund und leistungsfähig die Zuchttiere sind.

    Die Forderung, nur mit in allen mess- und testbaren Bereichen perfekten Individuen zu züchten, lässt sich nie und nimmer mit der Forderung nach einer möglichst grossen genetischen Vielfalt verknüpfen. Und das gilt übrigens genauso für die gelegentlich als Allheilmittel gepriesenen Einkreuzungen fremder Rassen. Züchter sollten weiterhin die Option haben, innerhalb eines Rahmens an Mindestanforderungen selber zu entscheiden, worauf sie nun den Fokus legen.


    Ich bin mir dessen sehr wohl bewusst. Finde es aber gut, dass du das hier nochmal so deutlich nieder schreibst.

    Was ich nur nicht verstehe, dass sich hier mehrere Leute nicht vorstellen können, HD-B könne Probleme machen und deswegen kann das so nicht sein?! Dieser Hund lebt mittlerweile nicht mehr. Aber da er eine wandelnde gesundheitliche Baustelle war, war er vermutlich besser untersucht als die meisten anderen Hunde hier. Er hatte noch deutlich mehr Probleme als "nur" HD, aber damit fing es an. Jedoch wurde mit der Zeit immer deutlicher, welche Beschwerden auf welche Ursache zurück zu führen ließ. Und ich habe auch nicht geschrieben, dass es ihm furchtbar schlecht wegen der B-Hüfte ging, sondern dass auch sie Probleme machte.

    Nochmal ganz deutlich. Eine C-Hüfte bedeutet leichte Hüftdysplasie, der Hund ist also erkrankt. Daher ist es nur logisch, dass ihm diese Krankheit auch Probleme machen kann. HD-B ist der Übergang zwischen gesunden Hüften und der Krankheit Hüftdysplasie. Es sind also ebenfalls keine ganz gesunden Hüften. Natürlich kann eben auch das Probleme machen.

  • @Atrevido
    Ich kenne eben einige C-Hüften, die völlig unauffällig sind und keine einzige, die Probleme macht. Was jetzt natürlich nicht heißt,dass es das nicht gibt, das ist mir schon klar.
    Bei uns wird auch nur für die Zuchtzulassung geröntgt und sonst gar nicht, da die Hunde so oder so absolut symptomfrei sind und schlechter als C gab es schon 10 Jahre nicht mehr (bei den KHC). Ein Tierarzt meinte auch schon im Vortrag, dass die Skala für HD egt angepasst gehört, da "leichte HD" irreführend wäre, da wie gesagt der Großteil nie Probleme entwickelt.


    Allerdings gehören die Hunde auch nicht zu den Riesenrassen. Über 30kg kommt da selten einer.

    Und bei uns ist es tatsächlich erlaubt, eine C-Hüfte zur Zucht einzusetzen, mit der Auflage, dass diese nur mit A verpaart werden darf. Kommt aber praktisch nicht vor.

    Deswegen wundert es mich so, dass eine B-Hüfte Symptome zeigen soll? Widerspricht egt allem, was ich bisher darüber erfahren hab. Aber nun gut, ich denke, dass leichtere Hunde da einfach den Vorteil auf ihrer Seite haben.

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