Qualzuchten

  • Spannender Beitrag! Man sollte auch unbedingt unterscheiden zwischen einer einmaligen Einkreuzung und darauffolgender Verdrängungskreuzung, wiederholter Einkreuzung und recht früher Verkreuzung der Kreuzungsnachkommen untereinander. Im letzteren Fall dürfte man weit weniger einheitliche Nachkommen erwarten. Ich kenne mich nicht so aus in der Rasse, aber es wurde bei den Continental Bulldogs eine breite Streuung des Typs bemängelt - da wurde meines Wissens aber auch keine Verdrängungskreuzung betrieben. .

    Mit der Materie kenne ich mich so gar nicht aus, aber richtig ist, dass bei den Contis sehr unterschiedliche Typen kommen. Bei meiner Alma gibt's allerdings keine Verkreuzung von Kreuzungsnachkommen ..... sofern ich das richtig aus dem Abstammungsnachweis lesen kann. Es sind hier nur EB und OEB vertreten. Und in dritter Generation ein Bullmastiff. Ist mit Verkreuzung der Kreuzungsnachkommen untereinander Inzucht gemeint? Sorry für die blöde Frage, aber ich hab da keinen Plan..... und was ist Verdrängungskreuzung :ops:

  • Den Beitrag von Pleistozaen von der letzten Seite finde ich auch ziemlich gut, würde ich 1 zu 1 unterschreiben.

    Was die auch gern mal haben ist Schädel-Hirn-Trauma nach Überrenen vom größeren Hund und nach Sturz vom Arm - einer ist auch nur mal blöd von der Couch gesegelt und war danach neurogloisch auffällig.


    Sowas hatten wir neulich auch, Prager Rattler der nach Sturz von der Treppe (aber jetzt keine lange Treppe, sodern nur die 5 Stufen vor der Haustür) nen schweres Schädel-Hirn-Trauma hatte.
    Da frag ich mich schon, muss man Hunde so klein machen, dass sie so wenig aushalten? Mach das gleiche mit nem Jackie oder nem Dackel und der schüttelt sich und weiter im Text, ebenso beim überrannt werden von größeren Hunden oder mal vom Arm fallen oder in die zufallende Haustür geraten oder versehentlich getreten werden. Alles so Sachen, wo ich bei so Mini-Hündchen schon erhebliche Verletzungen gesehen hab.
    Ich mein, klar kann man da mit Achtsamkeit viel verhindern, aber ist das echt nötig?


    [...]Er war reinrassig und beworben als 'Sportmops', anicht mal den eigenen Po sauber lecken können, so unbeweglich sind die[...]


    Einziger Vorteil bei Ruten(stummel)amputationen bei Frenchies und EB's wegen Taschen unter der eingewachsenen Rute: Man braucht oft keinen Halskragen oder Body, weil der Hund eh nicht an seinen Hintern kommt zum lecken. Kein Witz.


    Ist mit Verkreuzung der Kreuzungsnachkommen untereinander Inzucht gemeint? Sorry für die blöde Frage, aber ich hab da keinen Plan..... und was ist Verdrängungskreuzung :ops:


    Zu Zuchtstrategien jetzt mal wieder ein Link zu einer meiner Lieblingsseiten:
    http://sommerfeld-stur.at/
    bzw im Speziellen zu dem Thema:
    http://sommerfeld-stur.at/kreuzungen/


    Dann war vor ein paar Seiten ein Link zu einer Seite einer älteren Bearded Collie Züchterin geposted worden, die mit Einkreuzung von unregistrierten Farm Collies arbeitet. Da hab ich auf ihrer Seite über Temperament/Charakter diese Zeilen gefunden:

    Zitat

    So if working-bred Beardies made wonderful family companions fifty years ago, why should they now be regarded as unsuitable for this role? The answer, I think, is quite simple: it is not the character of the Working Beardie that has changed but the character of modern family life. Growing up near Mrs Willison in the I940s and '50s, my siblings and I were typical of our time. We spent most of our spare time exploring the local woods and fields, building 'camps', climbing trees and fishing in streams - always accompanied by the family dogs, of course. Importantly, our mother was at home all day and happy to have the company of the animals when we were at school. By contrast, most modern families seem to live indoors, occupied with computers or television. With both parents working and children at school the pet dog is left alone all day, often confined to a small house or even a cage.This is not an adequate life for any dog: for an active, intelligent and loving working breed it is serious cruelty. If dogs are to be condemned to live like this, perhaps it is better that they should be selectively bred for dull minds and idle bodies. Their owners might assure us of their " wonderful temperaments" - but let no one pretend that they are anything but a travesty of the real Beardie.


    Tja, schon sehr wahr irgendwie... sonst auch ganz interessant, die Seite.


    Ein Artikel den ich wirklich, wirklich toll finde zum Thema "from follows function" (und nebenbei auch zum Thema Landrassen und Hochzuchtrassen und Rassetyp):
    http://saluqi.home.netcom.com/belkin.htm

  • Vermutlich möchte jeder Aussteller vorne liegen aber in erster Linie gefällt einem doch die Rasse. Man findet sie schön, seinen eigenen Hund gelungen und geht auf Ausstellungen. Wenn dann der Richter den Hund für Ok oder besser hält, dann denkt man vielleicht an Zucht.
    Ich kann mir gar nicht vorstellen, daß man dann ein Zuchtziel hat, was man selber gar nicht als schön empfindet - oder vielleicht sogar als beeinträchtigend!

    Nun ja, aber wenn auf Ausstellungen - warum auch immer - die übertypisierten Exemplare auf dem Treppchen stehen, dann wird halt leider von vielen mitgemacht und mehr oder weniger "notgedrungen" mit der Welle mitgeschwommen.
    Wenn z.B. beim Beardie die Exemplare, die dem Standard entsprechen unter ferner liefen landen, weil der Richter findet, daß das Fell nicht richtig ausgebildet wäre (oder sich irgendwelche Fehler ausgedacht werden), dann wird halt von so manchen Züchtern so gezüchtet, daß sie wieder eine Chance haben. Das wird bei anderen Rassen genauso sein. Man sieht, der Richter bevorzugt diesen Typ, also wird daraufhin gezüchtet (oder man fährt nur noch zu Richtern, die den eigenen Typ bevorzugen).
    Und die Käufer bestimmen ja auch irgendwie die Nachfrage. Eins bedingt das andere. Ein Teufelskreis.

  • Da hat se recht, die Beardie-Frau. Ist ganz schön hart.
    Ich hatte neulich eine ähnliche Diskussion über die Änderungen im Hundeleben - vor allem auf dem Dorf wo kleine bis mittlere Hunde meist Freigänger waren...

    Wenn es keine Function gibt, dann kann man mit der Form halt machen was man will. Und bei den Rassen, die es in beiden Varianten gibt, hört man oft von "Showleuten", daß nur diese Winkelung und dieser Gang den Hund zu seiner Arbeit befähigen.

    Und zur Russel-Mops-Kreuzung: Da wird der Russel im Mopskörper immer erwähnt. Vielleicht ist das so - vielleicht ist aber auch ein Mops im Mopskörper nix anderes!

  • Das Problem mit der einmaligen Einkreuzung ist doch auch, daß irgendwann alle Tiere der Population diesen Kreuzungspartner in der Ahnenreihe führen. Wenn es sich um eine in Konsens durchgeführte Kreuzung handelt, wahrscheinlich schon sehr früh. Denn jeder will von den Vorteilen profitieren. Dann hat man aus den besten Gründen einen genetischen Flaschenhals geschaffen - mit allen Risiken, die das mit sich bringt. Ohne ein Zuchtprogramm, daß viele Generationen in der Zukunft berücksichtigt und eine konkrete, rigide Zuchtlenkung betreibt, wird das nichts. Und da sehe ich im Bereich Hobbyzucht weder das Knowhow, noch den Willen, so etwas wirklich langfristig durchzuziehen. Schon von Verein zu Verein, geschweige denn von Land zu Land, gibt es eklatante Unterschiede in den Prioritäten. Es menschelt allerorten.

    In der Nutztierzucht, die völlig emotionslos rein auf den Gewinn ausgerichtet ist, sieht das anders aus. Die Zuchtziele sind sehr oft ethisch alles andere als vertretbar, aber die Konsequenz und die wissenschaftliche Absicherung, mit der sie durchgezogen werden, davon können sich Hundezüchter eine Scheibe abschneiden.

  • In der Nutztierzucht, die völlig emotionslos rein auf den Gewinn ausgerichtet ist, sieht das anders aus. Die Zuchtziele sind sehr oft ethisch alles andere als vertretbar, aber die Konsequenz und die wissenschaftliche Absicherung, mit der sie durchgezogen werden, davon können sich Hundezüchter eine Scheibe abschneiden.

    das ist natürlich grundsätzlich richtig - dennoch sollte man meiner Meinung nach bei vergleichen mit der Nuztierzucht einfach Bedenken ,
    dass es da meist nur um ein Merkmal geht. wenn ich nur Fleisch oder legeleistung in Blick haben muss , kann ich natürlich einfacher kreuzen . (mal davon ab , dass die Ausgangslage bezüglich Inzucht und Co meist noch eine ganz andere Ist ..


    wobei sich das Problem natürlich auflöst , wenn ich auch wirklich passende (=Ursprungstypen der Rasse , ohne weitere Probleme oder zumindest grundsätzlich ähnliche
    )

  • In der Nutztierzucht gibt es meist ein Hauptmerkmal / wenige Hauptmerkmale, aber es wird nicht NUR auf dieses (diese) gezüchtet.

    Eine Milchkuh kann noch so viel Milch liefern, wenn sie nur alle 2 Jahre tragend wird und kalbt, fliegt sie raus!
    Ebenso, wenn sie Kälber nur per Kaiserschnitt zu Welt bringen kann. Gute Fruchtbarkeit und Leichtkalbigkeit sind also durchaus Merkmale, die auch gefördert werden.

  • Und da sehe ich im Bereich Hobbyzucht weder das Knowhow, noch den Willen, so etwas wirklich langfristig durchzuziehen.

    Das braucht man aber auch unbedingt (teilweise ganz besonders dann) wenn man rasserein mit geschlossenen Zuchtbüchern züchten will!

    Dafür gibt es wissenschaftliche Berater und Züchterschulungen. Beim Einkreuzen und beim Nichteinkreuzen muß geplant und in Generationen gedacht werden und bei "Rassen in Gefahr" sollten die Vereine sich an gute Berater wenden und mit denen einen Weg erarbeiten. Das ist ja auch nicht unüblich.

    Auf der von Marula verlinkten Seite gibt es die hübsche Anekdote von dem Rasseverein, der zu einer bestimmten Krankheit genau EINEN Rüden molekulargenetisch untersuchen ließ. Zufälligerweise war der kein Träger und daraufhin wurden ALLE Hündinnen mit diesem Rüden angepaart. Weil man sich mit dem ja nix reinholen kann! Ich verlinke nochmal den Artikel über Kreuzungszucht. Ist eine gute, verständliche Einführung:
    http://sommerfeld-stur.at/kreuzungen/#more-242

  • und auch beim Hüten (gut vom Hüten habe ich echt keine Ahnung, aber wie sich dieser Hund bewegt, Wahnsinn ... wohl kein Vergleich zu den Fellpüppchen, die man so auf Show sieht .....)

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    Gefällt mir unwahrscheinlich gut!

    Ich würde sagen, da haben wir den lebenden Beweis, dass man in England keine scheu davor hat(te?) gut arbeitende Hunde unabhängig von ihrer Optik zu verpaaren. Da dürften wohl einige BCs in den Ahnen stecken. Wie auch bei manchen BCs Beardies in den Ahnen sind. Und das ist auch gut so.

    Hatte ich ja viel weiter vorne schon mal gepostet, den bearded Border Collie:
    http://hausnelly.files.wordpress.com/2011/03/eingang1.jpg
    Und hier noch einer, der zwar nicht so viele Strubbel um die Nase hat, aber das bärtige Erbe sieht man trotzdem
    http://www.deifieschi.it/gare2012/galle…prile/foto8.jpg

    Nach wie vor gibt es beim BC in der Arbeitszucht das offene Zuchtbuch, in das man den über Arbeistleistung und Gesundheistauswertungen geprüften optisch wie auch immer aussehenden Hund registrieren und in der Zucht einsetzen kann. Und das wird auch immer wieder gemacht - die Hunde haben dann ein ROM in den Papieren und das findet man immer wieder in den Stammbäumen.
    Und ich finde das gut :)


  • Das braucht man aber auch unbedingt (teilweise ganz besonders dann) wenn man rasserein mit geschlossenen Zuchtbüchern züchten will!

    Dafür gibt es wissenschaftliche Berater und Züchterschulungen. Beim Einkreuzen und beim Nichteinkreuzen muß geplant und in Generationen gedacht werden und bei "Rassen in Gefahr" sollten die Vereine sich an gute Berater wenden und mit denen einen Weg erarbeiten. Das ist ja auch nicht unüblich.

    Auf der von Marula verlinkten Seite gibt es die hübsche Anekdote von dem Rasseverein, der zu einer bestimmten Krankheit genau EINEN Rüden molekulargenetisch untersuchen ließ. Zufälligerweise war der kein Träger und daraufhin wurden ALLE Hündinnen mit diesem Rüden angepaart. Weil man sich mit dem ja nix reinholen kann! Ich verlinke nochmal den Artikel über Kreuzungszucht. Ist eine gute, verständliche Einführung:
    http://sommerfeld-stur.at/kreuzungen/#more-242

    Kein Widerspruch meinerseits! Das größte Manko ist überhaupt, daß die wenigsten Züchter eine wirklich langfristige Strategie verfolgen und ihr Ziel in Bezug auf Auswirkungen auf die Rasse hinterfragen. Viele Züchter kommen über die ersten Würfe ja gar nicht hinweg - keine Zeit, eine Entwicklung zu vollziehen und sich vom Mainstream zu emanzipieren. Das Schlimmste ist, wenn mehr oder wenig zufällig in den ersten Würfen ein spektakulärer Erfolg drin ist - meiner Erfahrung nach soll dieser Erfolg dann immer wieder reproduziert werden, egal, wie fragwürdig z.B. der Showerfolg mit einem übertypischen Hund wirklich ist. Es werden übertypische Hunde gezüchtet, um wieder Anerkennung zu bekommen.

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