Qualzuchten

  • Kann noch jemand etwas zu meiner Frage sagen - halt auch bei anderen Rassen? Wenn nicht, reicht mir auch ein Hinweis, wo ich das nachlesen kann...

    Verstehe zwar nicht ganz den Zusammenhang mit Qualzucht, aber die Wesenstestordnung des DRC lässt sich hier nachlesen. Ist allerdings nur beim Labrador Retriever verpflichtend, für die anderen Rassen nur erwünscht.

  • OT:

    Ja Ahnenforschung ist was tolles. Hab ich bei den Malis auch gemacht und abgesehen vom Aussehen der Ahnen, fand ich die Beschreibung der Hunde teilweise hochinteressant..

    Und die Entwicklung einer Rasse zu betrachten ist auch spannnend.

    Die Entwicklung der Hütehunde Border Collie zum Beispiel, wie Mensch es geschafft hat aus einem Hund einen der besten Fach("idioten" ) arbeiter auf diesem Planeten zu machen. Facharbeiter für VIEH Hüten (nicht für Agility :-) )

    Das ist schon Weltklasse, Die Briten sind schon ein "Tüftelvolk".

    Und bei andern Rassen ist s eben anderes, was die Züchterei hervorgebracht hat.

  • Heute wird ja Old Cockie als Urvater der Collies gehandelt. Der ist 1867 geboren und sah schon noch deutlich anders aus. Die ersten Collies waren viel schwerer, viel mächtiger im Gebäude.Und Briten sehen heute auch nicht mehr aus, wie ihre Ahnen aus dem vorigen Jahrhundert.

    http://www.yven.ch/html/history/history04.htm

    Meiner ist so ein "alter " Collie und ich liebe diese Äussere und hoffe, dass die Züchter weiter so knackige Hunde züchten und nicht auf den Zug aufspringen: kleine und ziehrlich. (das haben ja die Briten)

  • Die Wesensprüfung beim Collie auf den Schönheitsausstellungen sind "FÜR den ARSc...."

    Es gibt aber engagierte Vereine und Züchter, die über diese "Witznummer" ihre Hunde im Wesen testen.

  • Klar gibt es Übertypisierung, das streitet niemand ab. Aber stellt das mal in Relation, es gibt über 200 anerkannte Rassen, davon sind eine Hand voll die gängigen Beispiele für Qualzucht.

    [...]


    Die Rassehundezucht hat sich also nicht per se schlecht entwickelt, nur darüber macht keiner eine Reportage. Übertypisierung ist halt leider die Schattenseite.

    Im Grunde stimme ich schon mit dir überein. Ich finde Rassehunde in ihrer ganzen Vielfalt eine tolle Sache und das Prinzip der relativ gut gegebenen Berechenbarkeit von Optik und Wesen, das man bei einem Rassehund hat, sehr praktisch.
    Ich denke auch, dass es so einige Rasse gibt, die man sich bedenkenlos anschaffen kann, weil es um ihre Fitness ganz gut bestellt ist, sowohl was die Anatomie als auch was Erbkrankheiten betrifft.

    Man hat aber bei der Rassehundezucht (mindestens) zwei verschiedene Problemkomplexe, die beide auch mit dem organisierten Hundewesen und ganz speziell auch mit dem Ausstellungswesen zusammenhängen:

    Der erste ist eben die hier thematisierte Qualzucht, die bei Hunden größtenteils durch anatomische Übertypisierung entseht.
    Übertypisierung beginnt schleichend und auch bei Rassen, wo es heute noch kein Thema ist, sollte man vielleicht mal drüber nachdenken, ob immer mehr oder weniger oder was auch immer von irgendeinem Merkmal wirklich sein muss, auch wenn es jetzt noch nicht schadet.


    Das zweite ist die Art der Zucht, eben in (meistens) streng geschlossenen Populationen, auf kleiner Basis, oft einer Art von Selektion unterworfen, die weder der Fitness noch dem Erhalt der genetischen Vielfalt in so einer Mini-Population förderlich ist.
    Das ist kein Problem von Qualzucht, es ist ein Problem, das auch Hunderassen mit gesunder Anatomie betrifft und in der Tat gibt es ja einige Rassen, die von außen erstmal unbedenklich aussehen, die aber hinter der hübschen Fassade doch einiges an Problemen mitschleppen.
    Und es ist definitiv ein Problem, was auch sehr viel mit der seit ca. 100-150 Jahren praktizierten Art der Hundezucht und auch wieder mit dem Ausstellungswesen zu tun hat.

    Eigentlich ist das aber in diesem Thread nicht wirklich Thema, ganz vermeiden lässt es sich allerdings nicht, weil sich die beiden Komplexe immer wieder überschneiden, wie eben zum Beispiel bei der schon üppig diskutierten Frage, ob nicht solche Sachen wie Erbkrankheiten mit noch unbekanntem Erbgang, die in bestimmten Rassen sehr häufig auftreten, auch Qualzucht wären, oder bei Überlegungen zu Kreuzungsverpaarungen.


    Kann noch jemand etwas zu meiner Frage sagen - halt auch bei anderen Rassen? Wenn nicht, reicht mir auch ein Hinweis, wo ich das nachlesen kann..

    Der DWZRV hat vor kurzem, den Anforderungen des VDH folgend, eine neue Körordnung rausgegeben, nach der jetzt ein gesonderter Wesenstest für die Zuchtzulassung nötig ist (neben einer positiven Formwertbeurteilung auf einer Körveranstaltung und einer Formwertnote von mindestens sg oder besser von einem deutschen Richter auf einer normalen Ausstellung, für manche Windhundrassen außerdem noch Untersuchungen wie z.B. Herzultraschall).
    Nachzulesen hier:
    http://www.dwzrv.de//files/koerordnung2013.pdf

    Ich hab noch keinen Wesenstest gesehen, da das ganze ja noch so neu ist gab es noch nicht so viele Körveranstaltungen.
    Bisher hatten zwei mal mindenst sg von deutschen Richtern auf der Ausstellung (die Berichte musste den korrekten Zahnstatus und ein ebensolches Wesen erwähnen) und bei einigen Rassen eben die nötigen Untersuchungen gereicht.

    So wahnsinnig schwierig liest sich das ganze für mich nicht. Die absoluten Krücken sollte man damit raussortiert kriegen, ein wesensfester Hund muss es deswegen trotzdem noch nicht sein.

  • Man hat aber bei der Rassehundezucht (mindestens) zwei verschiedene Problemkomplexe, die beide auch mit dem organisierten Hundewesen und ganz speziell auch mit dem Ausstellungswesen zusammenhängen:

    ......

    Das zweite ist die Art der Zucht, eben in (meistens) streng geschlossenen Populationen, auf kleiner Basis, oft einer Art von Selektion unterworfen, die weder der Fitness noch dem Erhalt der genetischen Vielfalt in so einer Mini-Population förderlich ist.
    Das ist kein Problem von Qualzucht, es ist ein Problem, das auch Hunderassen mit gesunder Anatomie betrifft und in der Tat gibt es ja einige Rassen, die von außen erstmal unbedenklich aussehen, die aber hinter der hübschen Fassade doch einiges an Problemen mitschleppen.
    Und es ist definitiv ein Problem, was auch sehr viel mit der seit ca. 100-150 Jahren praktizierten Art der Hundezucht und auch wieder mit dem Ausstellungswesen zu tun hat.

    Das ist eine interessante Frage, aber wenn ich mir Wildtiere anschaue, frage ich mich, wie sich die genetische Vielfalt wirklich vergleicht. Hat nicht die Domestizierung eine ungeheure genetische Vielfalt erst möglich gemacht? Klar, die Rassezucht schränkt diese wieder ein, aber sehen Füchse nicht ähnlich homogen aus wie Rassehunde einzelner Rassen? Manche Wildtiere wandern auf Partnersuche, manche Züchter fahren sehr weit für Zuchtpartner..... "Genetische Vielfalt" steht für vieles, auch für kranke Gene - die sich unter speziellen Bedingungen als Vorteil erweisen können. Die grosse Zahl an Nachkommen populärer Rassen fördert wiederum die genetische Diversifikation - oder würde es tun, wenn ausreichend Tiere in die Zucht kämen. Was bei der Rassehundezucht leider ein viel grösseres Problem ist, als bei unkontrollierter Vermehrung.

    Hat jetzt nicht direkt mit Qualzucht zu tun, daher sorry für OT. Aber eine optimale Anpassung an eine Lebensraum-Nische geht immer mit Verlust an genetischer Vielfalt einher - und optimal angepasste und daher weitgehend reinerbige Tiere müssen nicht zwangsläufig krank sein. Sie reagieren bloss schwer auf deutliche Veränderungen der Lebensbedingungen.

  • Ich bin kein Biologe, aber nach allem was ich bisher gelesen hab, sind die Prozesse bei der Artentstehung nicht ohne weiteres mit denen bei der Domestikation (und erst recht nicht bei der Rassebildung) gleichzusetzten.

    Ein Beispiel für eine kleine, hermetisch abgeriegelte Population von Wildtieren wo es nicht so richtig funktioniert (hat), wären die Isle Royale Wölfe.
    Andererseits hat man auch Tiere wie die Neuguinea Dingos, wo auch in Gefangenschaft teilweise generationenlang enge Inzucht betrieben wurde und die trotzdem relativ fit sind.

    Das scheint ein komplexes Thema zu sein.

  • Es ist in der Tat ein komplexes Thema, und gehört auch nicht hierher. Ich wehre mich nur gegen das stereotype Schema Genverlust = schlecht. Eliminierung von krankmachenden Genen bedeutet auch Genverlust.....

  • bei Rassehunden wurden - meist zufällig entstehende - spontane Mutationen gezielt heraus gezüchtet: Hängeohren, kurze Beine, kurze Rute, weiße Flecken,.....Dabei hilft die Linien-/Inzucht.
    Beim Wildtier überlebt an Mutationen nur das, was dem Überleben wichtig ist: ein weißes Fuchsbaby wird nicht alt..., auch eine überlange Rute oder Stummelschwanz wird sich nicht durchsetzten. Auch ein Mopsfang der keine Maus mehr festhalten kann wird eher nicht groß im Wald...
    Es gibt aber regional Unterschiede in diversen Wildtierpopulationen. Da hat eine Unterart schon mal längere Beine oder anderes Muster aufm Fell. Was sich bewährt, setzt sich durch.

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