Hunde aus dem Ausland - eure Erfahrungen

  • Puf (eigentlich Pufirizsa) kommt ursprünglich aus Ungarn (vom selben TH wie Jule von Mara) und ich kam zu ihm eher zufällig....hatte ihn zwar schon auf Bildern gesehen, aber hätte ihn nie genommen (Jagdtrieb und Co.)...naja, das Schicksal meinte es anders und so kam er aus seiner ersten Pflegestelle zu mir - eigentlich auch als Pflegehund.


    Er ist eindeutig meine größte Herausforderung auf vier Beinen und ein Grund für viele Stunden auf dem Feld, wo ich einfach nur heulend rumstand - eben wegen seinem Jagdtrieb. Drin in der Wohnung, war er anschmiegsam, verschmust und der liebste Hund von Welt (abgesehen vom Stresspinkeln im ersten halben Jahr)...Draußen war er sofort im Arbeitsmodus und wollte nur eins - Jagen und das auf Brackenart, selbstständig und vom Menschen weg....Hatte er Frust, schrie er usw.


    Ich habe zwei Jahre gebraucht, um ihn und seine Art zu verstehen und auch um ihn lieben zu lernen...Ich bin mir sicher, hätten wir ihn an die Leute vermittelt, die ihn haben wollten, er wäre zu einem Wanderpokal geworden.


    Inzwischen will ich ihn nicht mehr missen, ohne den verrückten Kerl würd mir was fehlen - was nicht heißt, dass alles reibungslos läuft, mitnichten, er bringt mich immer noch öfters zum Schwitzen, aber noch öfters bringt er mich zum Lachen, macht mich einfach stolz und zeigt mir immer noch deutlich meine Schwächen auf (mein Timing*hust*)


    Was man allgemein über viele Auslandshunde sagt, trifft auf Puf nicht zu....angstfrei (Ausnahme Staubsauger, den hält er für überflüssig), nicht dankbar (also zumindest nicht so, wie es viele definieren möchten), nicht ausnahmslos von anderen Hunden begeistert und zeigt dieses auch sehr deutlich, zu deutlich für viele andere Hundehalter.


    Ich bin einfach stolz auf ihn und auch auf mich, was wir gemeinsam geschafft haben - beim Trailen ist er einfach super, er kann überall mit hin (wie sagt Mara gern zu ihm, Demohund - je voller es ist, desto cooler wird er*g*), er ist Besuchshund geworden, hat diese Prüfung super bestanden und bringt den Leuten viel Freude.

  • Genau, der DemoHund, der einzige Hund den ich kenne, der mitten in einer Demo eine BH locker schaffen würde :D


    und gleichzeitig noch voller Freude Samba tanzt :lol: der verrückte Hibbel


    bei mir gibts so Tage, da bin ich super ungeduldig. Das ist meistens nach einem Erfolgserlebnis. Weil ich halt dann denke, dass es genau so gut weiter geht..


    Solche Tage gab/gibt es bei mir auch, bis der Hund mich dann wieder auf den Boden der Tatsachen bringt/brachte...ich war oft ungeduldig und wollte Dinge, die der Hund nicht erfüllen konnte. Grad im Vergleich zu meiner Hündin, ich wollte unbedingt, dass Puf quasi eine zweite Lucy wird - eine Sache, die nie hätte klappen können und der Druck, der dadurch entstand, hat uns eher auseinander getrieben, als zu einem Team werden lassen. :verzweifelt: Zwei Jahre hab ich so verloren*seufz* ungefragte Tipps von anderen Hundehaltern, deren Hunde wirkliche Bravhunde sind und sie nie diese "Problematik" selbst erlebt haben, taten ihr Übriges


    Erst die Kopfwäsche meiner Trainerin und meines Tierarztes hat mich aufwachen lassen und seitdem geht es wirklich aufwärts - mit vielen Seitwärtsschritten :D

  • Mein Janosch ist auch aus dem Ausland und wir haben recht viel durch.


    Die ganze Geschichte ist etwas zu lang. Kurz, er hat mich gebissen, hat alles gejagt was sich schneller bewegt hat, hat unheimliche Leute gestellt und verbellt, war unverträglich mit anderen Hunden. Dazu seine Ängste vor Treppen, Brücken und fahrbaren Dingen, wobei Skateboards und Bobbycar nicht dazugehören :roll:
    Sein Vertrauen in mich konnte ich nach und nach festigen, nachdem ich aufgehört hab auf Hundetrainer zu hören. Und durch die Konfrontation mit allem und jedem, immer wieder, ist er inzwischen ein recht guter Begleiter geworden der sehr gut hört. Er war ist Bürohund, Reitbegleithund, Therapiehund (ohne Ausbildung), Mantrailer (nicht mehr), Schaf- und Gänsetreiber und Kumpel.


    Es ist Wahnsinn wie sehr er sich inzwischen verändert hat. Er ist nun 4 Jahre bei mir. Den ersten wirklich positiven Schritt gab es mit einem Jahr, da haben wir uns so langsam zusammen gerauft, aber auch jetzt noch macht er große Veränderungen durch. Wo er früher nicht zugegeben hat (anders kann mans echt nicht umschreiben), dass er Schiss hat und Hilfe braucht, macht er es jetzt extrem. Er ist nun gerne brav und an Mitarbeit interessiert und nicht mehr zu cool dafür.
    Trotzdem ist es so, dass seine früheren Probleme nicht weg sind auch wenn sie kaum noch auftreten. Immer wieder kommt was durch. Immer wieder merkt man sein Grundmisstrauen Menschen gegenüber. Er hat einfach schlechtes erlebt und das merkt man ihm an.



    Das Problem was ich beim Auslandstierschutz sehe, ist, dass man zu oft Überraschungspakete bekommt. Da werden Pointer-Mix-Welpen als Problemlose Familienhunde beschrieben, oder Straßenhunde die Jahre selbstständig waren als lieb und nett. Da wird vermenschlicht ("die sind ja so dankbar") und beschönigt. Man muss sich einfach klar sein, dass ein Hund mit ungewisser oder schlechter Vorgeschichte massive Probleme in unserer Umgebung machen kann und das nicht so einfach weg zu trainieren ist.
    Ebenso ist die Entwicklung die dieser Hund noch durchläuft nicht vorherzusehen. In der Pflegestelle oder im Tierheim kann noch alles ganz problemlos gewesen sein, aber wenn der Hund mal merkt, dass er nun dauerhaft wohin gehört und nun eine Familie hat, können Schwierigkeiten auftreten. Z.B. der Hund will nicht alleine bleiben, der Hund beschützt seine Familie, der Hund ist territorial-aggressiv.



    Da mein nächster Hund einen bestimmten Zweck erfüllen soll, werde ich nicht bei den Auslandshunden suchen. Wenn ich die Voraussetzungen mal wieder habe, kann aber jederzeit wieder so ein Spinner wie Janosch einziehen. Man wächst halt doch mit seinen Aufgaben und das durchlebte schweißt zusammen.

  • Jule hat keine schlechten Erfahrungen gemacht. Das schlimmste war, dass sie vieles nicht kennen gelernt hat und das erste Jahr ziemlich selbstständig lebte.
    Sie hat z.B. dort öfter die Pferde gescheucht, was für den Jagdtrieb nicht hilfreich war.

  • Ich habe einen Straßenhund aus Ungarn. 2 Jahre Straße, halbes Jahr Auffangstation.


    Er kam mit den typischen Defiziten/Ängsten und Überlebensstrategien hier an. Ich habe an allem mit ihm gearbeitet, was für uns und unsere Umwelt wichtig war und gehen nun seit über 7 Jahren konfliktfrei durchs Leben. Ich hatte nie den Druck, dass der Hund etwas in einer bestimmten Zeit schaffen musste - sowas wie nach 1 Monat muss er 5 h täglich alleine bleiben oder so. Wir hatten für alles viel viel Zeit und ich bin vom ersten Tag an in kleinsten Schritten mit ihm durch unsere Umgebung und hab ihm alles gezeigt und beigebracht. Nach 4 Monaten fing er an ohne Leine zu laufen, nach etwa 6 Monaten merkte man, dass er richtig angekommen war. Da war er etwa 3 Jahre. Meine Familie liebt er über alles, kommt regelmäßig mit ins Seniorenheim, war jahrelang Bürohund und kann problemlos von Freunden gesittet werden.


    Bereut hab ich es nie. Klar war's ein Sprung ins kalte Wasser, aber ich würd's immer wieder tun.

  • Hallo,
    unsere Nala kommt aus Spanien und wir haben sie seit Juni 2011. Sie wurde als extreme Angsthündin vermittelt. Sie rannte vor einer blubbernden Kaffeemaschine weg und auch sonst war sie mit all den neuen Eindrücken sehr überfordert. Nach nur einem Jahr war sie wie ausgewechselt und heute würde keiner mehr vermuten, dass sie Mal eine Angsthündin war. Sie kommt sogar mit unserer kleinen Tochter klar bzw. bahnt sich hier gerade so etwas wie eine echte Freundschaft an (okay solche typischen "Kind liegt auf Hund"-Fotos eher nicht ;-)).
    Außer zu Silvester ist sie sehr selbstbewusst ;-). Menschen gegenüber etwas scheu, aber noch voll im normalen Bereich.
    wie wir das geschafft haben? Wir haben sie in keinster Weise bedrängt, ihr immer ihre Rückzugsorte gelassen, uns mit ihr beschäftigt und das wars.
    Herausgekommen ist ein Traumhund :-). Spannend an Tierheimhunden oder Hunden aus dem Auslandstierschutz finde ich immer die Entwicklung. ich bin mit Tierheimhunden groß geworden und kein einziger war nach einem Jahr so, wie er eingangs vom Tierheim beschrieben wurde. Sobald sich ein Tier sicher bei einem fühlt, taut es auf und wird selbstsicher.


    lG Manja

  • @ Manja, toll das ihr da geschafft habt :)
    Gibt es von der Hübschen auch Fotos (ich bin mal mal total für einen Foto-Thread für Nala :dafuer: ).
    Täuscht das was ich auf dem Avatar Bild sehe oder steckt da vermutlich Labbi mit drin?

  • @sweet emma


    für einen Fotothread fehlt mir die Berechtigung !?


    einen Labbi haben wir auch noch vermutet, da sie für eine Gaga-Podenco-Mixhündin eigentlich zu kräftig ist.

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