Austausch: Halter mit (vollständig) unverträglichen Hunden

  • Da ich Herrn Katastrophe so erlebe, dass er aus Unsicherheit heftigst nach vorn geht, wär ich dann wohl deine Ansprechpartnerin. ;)
    Der Blondling ist nicht generell unverträglich, wie er erst geschildert wurde, als er zu uns kam, sondern er hat nie hündisch sprechen gelernt und will aus diesem Grund alles Vierbeinige verjagen, was uns begegnet. Inzwischen ist das viel besser geworden, weil der Kerl allmählich seine Muttersprache lernt, aber komplett trauen wird man ihm mMn nie mit Fremdhunden.

  • Nur als kleine Randinfo, Dominanz ist an sich keine Charaktereigenschaft, sondern eine situativ bedingte Eigenschaft. Demnach finde ich es immer schwer das zu verallgemeinern und zu sagen, dass ein Hund andere Hunde dominieren will. An sich steckt da nämlich ein viel komplexeres Verhalten hinter, als "einfach" nur zu dominieren. Meiner zB würde deiner Erklärung nach "dominieren" - er würde sich andere Hunde schnappen und zu Boden drücken. Letztlich aber nicht, weil es ihn auf den Regierungsthron zieht, sondern weil er mit der Situation überfordert ist und so versucht Kontrolle über diese zu gewinnen. Letztlich ist diese Dominanz, die du ja scheinbar mit Stärke/Macht/Selbstbewusstsein assoziierst, eben genau das nicht. Ein Hund der selbstsicher ist, hat so ein wirklich asoziales Verhalten überhaupt nicht nötig. Ein wirklich dominanter Hund kann andere Hunde anhand von Blicken auf den Boden drücken. So habe ich das zumindest bisher so erlebt.
    Naja, das Konditionierung wohl aktuell gerne belächelt wird, verstehe ich sowieso nicht. An sich besteht doch lernen aus ganz viel Konditionierung, egal ob nun verbal vom Menschen oder anders kommunikativ unter Hunden.

    Im Übrigen, wenn dein Hund ein Ressourcenprobem hat, dann solltest du vielleicht generell anders an so etwas heran gehen - wenn du weißt, dass dein Hund Frust aufbaut, wenn du ihm etwas wegnimmst, und er diesen daraufhin an anderen Hunden ablassen will, ist es deine Aufgabe deinen Hund dies nicht machen zu lassen, sondern ihm zu zeigen, wie er aus dem Loch herauskommt und den Frust abbauen kann. Das schaffst du nicht, indem du den Frust durchs "Dominieren" oder "zeigen, wer der Chef ist" noch weiter steigerst. (Beispielsweise ganz einfach anleinen und den Abstand zu den anderen vergrößern, dann kurz etwas machen, was dem Hund Spaß macht, ein Minisuchspiel, den Lieblingstrick oder wie ich es persönlich machen würde - kurz mit dem Lieblingsspielzeug zergeln lassen. )

    Zum Thema Dominanz; sicher ist Dominanz ein komplexes gebiet, dennoch tendiert der eine Hund mehr dazu als ein anderer. Genau wie bei Menschen - der eine ist vielleicht harmoniebedürftig und der andere will mit dem Kopf durch die Wand. Wie beim Hund spielen da Sozialisation, Veranlagung und Prägung eine wichtige Rolle.
    Dann belächle ich keines falls die klassische Konditionierung - sry wenn es so angekommen ist. Aber warum nur aus einem Topf bedienen.
    Manchmal ist die eine, dann wieder die andere Vorgehensweise sinnvoll.

    Du hast geschrieben, daß es meine Aufgabe als Halter ist, dieses Verhalten "abzustellen" und ihr helfen den Frust abzubauen.
    Das mit dem Frust mache ich, meiner Meinung nach. Denn nach und nach hat sie gelehrnt, dass sie erst wieder spielen darf, wenn sie zu Ruhe gekommen ist. Und Hunde leben immer im jetzt, weshalb sie den Streit auch nicht wieder aufnimmt.
    Das mit dem "Chef" sehe ich etwas anders. Ein Hund braucht meiner Meinung nach jemanden der die Führung übernimmt, denn sonst kann es passieren, daß der Hund glaubt es sei seine Aufgabe und diese würde ihn überfordern, da ein Hund unsere Welt nur begrenzt versteht.
    Natürlich muss man sich fragen, ob man durch Angst oder Vorbild führen will. Wie bei unseren Chefs bei der Arbeit. Also - ruhig bleiben. Dem Hund zeigen, so geht's nicht - mach es bitte so!

    Und im übrigen; wenn ich einem Hund, der Stress macht weil er einen Stock behalten will, was glaubst du wie sie reagiert, wenn man ihr Lieblingsspielzeug oder Fressen ins Spiel bringt?

  • Wir haben hier glaube ich mehr Hunde die (zumindest lt. Halter) aus Unsicherheit vor gehen, als anders herum.

    hier wird immer geschrieben das die Hunde ja eigentlich ganz gut klar kommen, bis auf einige Doch was, wenn man einen Hund hat der aus Angst aggressiv ist ? Und klar nach vorne geht ..hm ..würde mich mal interessieren ob es auch solche HH hier gibt zum Austausch :-) Denn wir haben ein defensives Problem, evtl. gibt es ja hier jemanden der das auch kennt ?

    Mit Brix komme ich inzwischen auch "ganz gut" klar, aber wir haben ja nun die ganze Angst-Problematik in all ihren Facetten durch.
    Von kreischend zusammengekauert am Boden liegen, weil man einen anderen Hund gerochen hat. Bis hin zu völligem "rot sehen" mit nach vorn gerichteter Aggression.

    Nachdem wir irgendwann "unseren Weg" gefunden haben und endlich aus unserer Frust-Spirale rausgekommen sind (Ein Schritt vor, 10 zurück, gegenseitig hochfrusten,....), ging es dann irgendwann endlich bergauf.
    Er ist noch lang kein selbstsicherer Hundewiesen-Hund, aber man merkt, dass er langsam wirklich lernt, den anderen Hund realistisch einzuschätzen. Er lässt sich viel mehre auf Hilfen ein, braucht teils auch immer weniger davon, etc.

    Aber der Weg dahinter war durchaus steinig und wenn man mir vor einem Jahr gesagt hätte, wo wir uns heute befinden, hätte ich vermutlich laut gelacht *hust*

  • Ich denke, es kommt auch auf den Grund der Verteidigung von Ressourcen an. Pia beispielsweise verteidigt mich als Ressource. Allerdings nur, wenn sie bei mir ist und ein Hund auch in diesen Bereich kommt. Denn bei mir ist Pias Sicherheitszone und die gehört in dem Moment, wo sie bei mir ist, ihr. Wenn sie nicht direkt bei mir ist, kann jeder Hund zu mir kommen. Das ist Pia dann egal.

    Aber drinnen verteidigt Pia auch das Sofa gegen Gio. Bzw. würde es verteidigen, denn ich lasse das nicht zu. Entweder, ich schicke sie in ihre Box oder sie kommt an die Leine. Beides ist keine Strafe und auch nicht als solche gedacht. Aber beides beruhigt Pia und fährt sie runter. Und wenn Pia dann ruhig bleibt, wenn Gio sich dem Sofa nähert, wird sie gelobt. Mittlerweile verteidigt sie das Sofa so gut wie gar nicht mehr.

    Gio ist ein sehr selbstsicherer Hund im Umgang mit anderen Hunden. Der regelt alles alleine durch Präsenz. Beispielsweise bei ranstürmenden Hunden: Er stellt sich einfach hin und guckt den anderen Hund. Bisher haben alle abgebremst, egal ob Dogge oder Terrier und Gio selber hat nur 20 cm Schulterhöhe. Wenn ein unsicherer oder sehr freundlicher Hund uns entgegen kommt, so dürfen die immer zuerst bei Gio schnüffeln, bevor er schnüffelt. Bei Hunden mit so viel Selbstbewusstsein, wie er es auch hat, schnüffelt er zuerst oder beide gleichzeitig.

    Durch Gio konnte ich viel darüber lernen, was einen souveränen Hund wirklich ausmacht. Und auch Souveränität ist Situationsabhängig. Keiner ist in jeder Situation souverän. Gio z. B. ist bei Menschen längst nicht so souverän, wie bei Hunden. Aber er geht zum Glück weg von angstauslösenden Menschen und nicht drauf zu.
    Unterwerfen oder sowas hat Gio nicht nötig. Dürfte auch bei 99% der Hunde schwer fallen, da die größer sind, als er.

    Pia ist eine sehr unsichere Hündin. Gio weiß das und er lässt er viel durchgehen. Sowas ist souverän. Genauso geht Gio auch mit fremden, unsicheren Hunden um. Die dürfen sich viel rausnehmen, bevor Gio mal mit der Lefze zuckt.

  • Wir haben hier glaube ich mehr Hunde die (zumindest lt. Halter) aus Unsicherheit vor gehen, als anders herum.

    Mit Brix komme ich inzwischen auch "ganz gut" klar, aber wir haben ja nun die ganze Angst-Problematik in all ihren Facetten durch. Von kreischend zusammengekauert am Boden liegen, weil man einen anderen Hund gerochen hat. Bis hin zu völligem "rot sehen" mit nach vorn gerichteter Aggression.

    Nachdem wir irgendwann "unseren Weg" gefunden haben und endlich aus unserer Frust-Spirale rausgekommen sind (Ein Schritt vor, 10 zurück, gegenseitig hochfrusten,....), ging es dann irgendwann endlich bergauf.
    Er ist noch lang kein selbstsicherer Hundewiesen-Hund, aber man merkt, dass er langsam wirklich lernt, den anderen Hund realistisch einzuschätzen. Er lässt sich viel mehre auf Hilfen ein, braucht teils auch immer weniger davon, etc.

    Aber der Weg dahinter war durchaus steinig und wenn man mir vor einem Jahr gesagt hätte, wo wir uns heute befinden, hätte ich vermutlich laut gelacht *hust*

    Das finde ich super, und ich gebe auch nicht auf. Wir sind ja derzeit auch wieder dran am Training da es ja einen mega Rückschritt gab, somit eben nicht bei Null, sondern bei minus Null anfangen (Wieder einmal) :( : Bin ja zuversichtlich aber ab und an hab ich da halt auch mal so ein "Hängerchen", kennt ja jeder denk ich mal :-) Und wenn ich jetzt so deine Zeilen lese, motiviert das natürlich auch wieder..Danke xD Und es freut mich für jedes HM-Team wenn sie weiter kommen, weil ich ja auch weiss, welch langer und steiniger Weg das ist =)

  • Oh ja, Rückschlage...ich kenns nur zu gut.
    Aber: Erfahrungsgemäß geht es nach Rückschlägen relativ zügig wieder berg auf und meist reißen sie einen nur für ein paar Tage völlig runter.

    Habt ihr denn schon einen "richtigen Trainingsweg" gefunden, mit dem ihr euch wohl fühlt? :) Magst du davon vllt mal ein wenig was schreiben? =) Ich find das immer sehr interessant, weil es ja doch häufig sehr individuell ist.

  • Da ich Herrn Katastrophe so erlebe, dass er aus Unsicherheit heftigst nach vorn geht, wär ich dann wohl deine Ansprechpartnerin. ;)
    Der Blondling ist nicht generell unverträglich, wie er erst geschildert wurde, als er zu uns kam, sondern er hat nie hündisch sprechen gelernt und will aus diesem Grund alles Vierbeinige verjagen, was uns begegnet. Inzwischen ist das viel besser geworden, weil der Kerl allmählich seine Muttersprache lernt, aber komplett trauen wird man ihm mMn nie mit Fremdhunden.

    xD Na ja, bei uns ist es ja nicht nur so das MR. nur bei Hunden nach vorn geht, sondern eben auch bei Menschen. was ja mit Maulkorb zugenommen hatte, weil er da Punkt1: gefrustet war und Punkt2: ihn noch mehr Menschen dann direkt angesehen haben, was dann natürlich der Auslöser für Angriff ist. Früher waren es Scheinattacken, heute würde er auch beissen :verzweifelt: , deshalb fangen wir jetzt auch wieder von ganz ganz vorne mit dem Training an. Haben da nun ja auch für uns den richtigen Weg (ENDLICH), nach zahlreichen Trainern gefunden. Geht denn dein Herr Katastrophe auch bei Menschen nach vorne die Ihn ansehen ?

  • Oh ja, Rückschlage...ich kenns nur zu gut.
    Aber: Erfahrungsgemäß geht es nach Rückschlägen relativ zügig wieder berg auf und meist reißen sie einen nur für ein paar Tage völlig runter.

    Habt ihr denn schon einen "richtigen Trainingsweg" gefunden, mit dem ihr euch wohl fühlt? :) Magst du davon vllt mal ein wenig was schreiben? =) Ich find das immer sehr interessant, weil es ja doch häufig sehr individuell ist.

    Ja wir haben nun"unseren" Weg gefunden. Momentan arbeiten wir nun seit knapp 5 Wochen an der häuslichen UO, was mittlerweile gut läuft. Wir arbeiten nur über die Körpersprache, keine verbalen Kommandos mehr. Leider ist Mr. ne harte Nuss, und somit wird auch seine Unsicherheit im Training mit genutzt. Sprich will er z.B. wenn Besuch kommt (aus Sicherheitsgründen ist er da auf seinen Platz, was klar ist ..aber angeleint) nach vorne schiessen, bekommt er eine auf den Deckel. Draussen muss er im Moment immer bei Fuss gehen, ich gehe mit Halti um ihn und mich abzusichern, dann trainieren wir beim Laufen auch das Sitz, was er automatisch machen muss sobald ich stehen bleibe, ohne Kommando. Soll später so sein, wenn ich stehe bedeutet das für ihn sitz und nicht selbstständiges Handeln. (Auch kein Jagen mehr)
    Ab ca nächster Woche sind wir dann soweit, um ins Gruppen-u. Konfrontationstraining überzugehen. Ich weiss, das klingt alles ein wenig hart, aber leider müssen wir in unseren Fall so vorgehen.(Hätte er nur ein Problem mit Hunden, würde das ganze natürlich auch anders ausschaun) =)

  • @Michi69
    Mein Hund hat auch Probleme mit Hunde und auch mit Menschen, ich bin mir bei ihr nicht sicher ob sie beissen würde deswegen trägt sie auch ein Maulkorb.
    Sie geht ja nur nach vorne ,weil sie den Hund weg haben will sie hat Angst das der Hund sie angreift bei Menschen ist es das gleiche.
    Ich bin froh das wir bei einen bestimmten Abstand gut an Hunde vorbei kommen :) damals konnte ihr Fleischwurst vor die Nase halten oder ihr Lieblingsspielzeug es war ihr egal.
    Bei Menschen haben wir auch sehr gute Fortschritte gemacht, dafür gibt es ja auch ein extra Thread vllt hast du den schon mal gesehen ?

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