Unwissende Barfgegner

  • Das vermute ich ja auch fast ein bisschen, aber wenn ich drüber nachdenke, habe ich in meinem persönlichen Bekanntenkreis auch welche. Meine Tierärztin bestätigt mir das auch (und zu ihr kommen die Leute nicht deswegen, sie ist auf was andere spezialisiert).
    Sie hatte auch ´ne Theorie dazu, aber die habe ich vergessen. :blush2:

  • Zitat

    Geht mir genauso. Ich bilde mir die Futtermittelunverträglichkeiten meiner Möhre auch nicht ein. Nach zahlreichen immer wiederkehrenden Ohrenentzündungen habe ich mit einer Ausschlussdiät die Futterallergene identfiziert und seitdem barfe ich ohne diese (mit einer Unterbrechung von 2 Jahren mit speziellem Trocken- und Nassfutter).
    Ich glaube eher, dass so einige Hunde die unter Durchfällen, Hauterkrankungen und ähnlichem leiden gar nicht mit Futtermittelallergien in Verbindung gebracht werden und nur an den Symptomen herumgedoktert wird.


    Oft wollen es die Leute aber auch gar nicht wissen bzw wollen kein Geld für Diagnostik ausgeben (man muss schließlich noch ein paar andere Hautgeschichten ausschließen bevor man bei der Diagnose Futtermittelallergie bzw -unverträglichkeit ankommt) und gucken wie ne Kuh wenn's donnert wenn man anfängt ihnen was von Ausschlussdiät zu erzählen. "Aber Frau Dr., kann man da keine Spritze geben?!"


    Die kommen lieber jahrelange alle 2-4 Wochen zum Depot-Kortison spritzen als dass sie sich einmal eingehend damit beschäftigen was ihr Hund braucht und was er (nicht) verträgt. Ich find's ja auch scheiße, aber was soll man machen, wenigstens werden sie dann nicht kirre vor Juckreiz.



    Ansonsten sind Allergieen ja auch beim Menschen auf dem Vormarsch. Es wird viel geforscht in diesem Gebiet und dennoch weiß man nicht, woran es liegt.


    Beim Hund halte ich "Futtermittelallergie", und da ganz besonders die berühmt-berüchtigte Getreideallergie, zum Teil auch für eine Modediagnose. Bei den wirklich ausdiagnostizierten Allergien sind Rindfleisch und Milchproteine vom Rind immer noch die häufigsten Allergieauslöser, nicht "Getreide". Und überhaupt, Getreide... welches eigentlich, gibt ja doch ein paar Sorten...
    Auffällig oft sind "Getreideallergiker" auch empfindlich bei Impfungen, kriegen angeblich nach jeder Wurmkur und jedem Spot-on heftige Nebenwirkungen und brauchen nach jeder Antibiotikagabe ne Darmsanierung und homöopathische Unterstützung. Die Pferde der selben Leute sind interessanterweise genauso sensibel und wenn die sich nen neuen Hund holen schaffen sie es zielsicher, sich wieder so ein Gewächshauspflänzchen anzuschaffen. Wenn ich von Patientenbesitzern beim ersten Besuch höre "Unser Hund ist allergisch auf Getreide!", dann sind das zu 90% genau solche Leute.
    Ob da das Problem beim Tier liegt? Es bilde sich jeder seine eigene Meinung...


    Zitat


    Das verstehe ich immer nicht so recht. Wieso irgendwann. Wenn ich mich heute fehlernähre, dann "rächt" es sich doch gleicht, z.B. durch Nährstoffmängel?


    Nee, Nährstoffmangel sieht man nicht immer sofort, vieles auch erst Monate oder sogar Jahre später.


    Ich bezog mich ja in meinem ersten Posting in diesem Thema auf die typischen Bauernhof-Hunde, die ich so sehe und auf den Ansatz von wegen "früher auf dem Land wurden die Hunde auch alle uralt und waren gesund, obwohl sich da keiner solche Gedanken gemacht hat".
    Die sehen oft als junge Hunde ganz normal fit aus, wenn sie dann aber in ein mittleres bis höheres Alter kommen, werden die oft sehr unansehnlich. Dick, schlechtes Fell, schlechte Haut, grauenhafte Zähne... da ist sicher nicht nur die Fütterung für zuständing (auch wenn man nicht umsonst sagt "Du bist, was du isst"), aber eben diese generelle Mentalität von "sich keinen Kopp machen um den Hund".
    Der frisst halt irgendwas (Hauptsache billig) und läuft da irgendwie so rum, und wenn der vor sich hinstinkt und -gammelt, wen kümmerts. Glaube nicht, dass das erst seit Fertigfutterzeiten so läuft, und deswegen bezweifele ich eben auch, dass die Hunde früher wirklich gesünder waren und älter wurden.

  • Zitat

    Ist das nicht auch ein bißchen eine Sache der Wahrnehmung und ein subjektiver Eindruck? Von den Hunden, die ich im RL kenne, hat keiner eine, okay, bei einem würde ich es vermuten, das er ein bißchen empfindlich ist, aber ansonsten.... Und sicherlich schreiben in den Foren eher die Leute, die Austausch zu Problemen suchen, als diejenigen, die alles füttern können. Ich kanns gar nicht einschätzen.


    Ich kenne persönlich auch nur einen Hund, der eine Futterallergie hat. Und da wurde Jahre rumgedoktort, bis man feststellte, dass er eine Allergie gegen Rindfleisch und Schweinefleisch hat, egal in welcher Form. Die Halterin (gute Freundin von mir) ist dann auf ein sensitives Futter mit Lachs umgestiegen, das hat dann gepasst. Der Hund war zeitweise übersäht mit kleinen offenen Wunden, weil er sich so sehr kratzte..... Nach der Futterumstellung wurde es schnell besser.


    Mein Milo verträgt kein Maltodextrin. Davon bekommt er Dünnpfiff. Aber, braucht ja auch keiner.... :D

  • Die Problematik jetzt kleinzureden finde ich ehrlich gesagt nicht so toll. Immerhin habe ich vor drei Monaten fast meinen Hund verloren, weil ich die Sache nicht ernst genug genommen habe.

  • Zitat

    Die Problematik jetzt kleinzureden finde ich ehrlich gesagt nicht so toll. Immerhin habe ich vor drei Monaten fast meinen Hund verloren, weil ich die Sache nicht ernst genug genommen habe.


    Natürlich gibt's echte Allergien und Unverträglichkeiten und Impfreaktionen und und und... wenn du persönlich davon betroffen bist, umso schlimmer.


    Ich hatte auch mal einen Hund mit unerklärlichen Futtermittelunverträglichkeiten. Der konnte alles essen, also alle Nahrungskomponenten... nur kein Fertigfutter. Die ersten Lebensjahre hatte er es noch vertragen (aber nie gern gefressen und schon häufig Durchfall und schlimme Blähungen gehabt), später wurde es dann immer schlimmer.
    Egal ob nass oder trocken, egal ob Extruder oder kaltgepresst, egal ob Spezialdiät von RC oder Hills, High End getreidefreies Ami-Importfutter oder Discounterfraß, ob Reinfleischdose mit seltenem Protein oder Pedigree Pal - wenn es "Hundefutter" war, gab es nach ein paar Tagen schleimigen Dickdarmdurchfall der dann immer blutiger wurde, sowie teilweise bis zu handtellergroße Hot Spots.
    Mit hausgemachtem Futter war dann alles super, da konnte er jede Sorte Fleisch/Fisch und Getreide essen sowie Milchprodukte, Ei, Gemüse, Öle... alles was halt dazu gehört. Nichtmal rohe Leber verursachte auch nur den kleinsten Durchfall, auch stark gewürzte Essensreste wurden problemlos vertragen. Und auf einmal fraß er auch mit Appetit. War schon irre...


    Das war so mein persönliches Aha-Erlebnis für "Nie wieder (nur) Fertigfutter". Ich hab immer nen Sack Trofu im Haus, für Tage wo ich keine Lust hab was zuzubereiten, wo ich vergessen hab was aufzutauen, wo keine Zeit ist, für wenn sie mal bei meinen Eltern in Betreuung sind, als Leckerlie... das wird auch vertragen, meine jetztigen Hunde sind da nicht so empfindlich.


    Aber Hauptfutter wird hier immer was selbstgemachtes sein. Schon allein weil's den Hunden viel besser schmeckt. Ich hab so einen, da hätte ich vor nem halben Jahr noch geschworen, dass das eine Biotonne auf vier Beinen ist, der kritiklos alles in sich reinschlingt was nach Futter riecht. Der hat früher sein Trockenfutter jeden Tag wieder mit dem gleichen Enthusiasmus gefressen und nie auch nur einen Krümel verkommen lassen.
    Im Urlaub gab es dann diesen Sommer ne Woche Trockenfutter (nach mehreren Jahren Hausmannskost mit ab und an mal nem Trofu-Tag) und so am vierten Tag hat er es nur noch enttäuscht angeguckt und die Hälfte übergelassen.
    So ab und an scheint es ok zu sein, so wie bei uns ne Fertigpizza ganz gut ist, gelegentlich. Aber jeden Tag, da merkt man richtig, dass ihnen das zum Hals raushängt.


    Verwöhnt? Meine Hunde? Aber nicht doch... :D

  • Zitat

    Ich bezog mich ja in meinem ersten Posting in diesem Thema auf die typischen Bauernhof-Hunde, die ich so sehe und auf den Ansatz von wegen "früher auf dem Land wurden die Hunde auch alle uralt und waren gesund, obwohl sich da keiner solche Gedanken gemacht hat".
    Die sehen oft als junge Hunde ganz normal fit aus, wenn sie dann aber in ein mittleres bis höheres Alter kommen, werden die oft sehr unansehnlich. Dick, schlechtes Fell, schlechte Haut, grauenhafte Zähne... da ist sicher nicht nur die Fütterung für zuständing (auch wenn man nicht umsonst sagt "Du bist, was du isst"), aber eben diese generelle Mentalität von "sich keinen Kopp machen um den Hund".
    Der frisst halt irgendwas (Hauptsache billig) und läuft da irgendwie so rum, und wenn der vor sich hinstinkt und -gammelt, wen kümmerts. Glaube nicht, dass das erst seit Fertigfutterzeiten so läuft, und deswegen bezweifele ich eben auch, dass die Hunde früher wirklich gesünder waren und älter wurden.



    Hach.... wenn man immer nur das liest, was man lesen möchte, was? Wer hatte das denn so geschrieben?

  • Ich hab schon verstanden, dass du es nicht exakt so gemeint hast ;) , dennoch ist das eine Argumentationsrichtung, die einem in den Debatten "Fertigfutter vs Barf" und auch "Rationsberechnung vs Pi mal Daumen nach Bauchgefühl füttern" oft begegnet.

  • Bei einer Unverträglichkeit (oft eigentlich gegen Gluten) ist der Darm entzündet und kann nie ganz abheilen. Daher wird auf alles mögliche überreagiert.
    Ist der Darm abgeheilt und wird nicht mehr gereizt, kann er ganz viel, was vorher Unwohlsein verursachte, wieder ohne Probleme verarbeiten.


    Das ist meine persönliche Erfahrung (bei mir, nicht beim Hund).


    Modediagnose - naja, für mich kein Grund, es abzutun. Laktoseintoleranz war auch lange ne "Modediagnose" - es ist halt nur leider so, dass tatsächlich ca 1/4 der Europäer und ein größerer Teil der Menschen asiatischer/afrikanischer Herkunft nunmal als Erwachsene keine Milch verdauen können. Heute ist das Allgemeinwissen, vor 15 Jahren wars ne Modediagnose....


    Gluten ist übrigens ein Stoff, den es vor 30 Jahren in der Menge im Getreide noch nicht in dem heutigen Ausmass gab. Die Züchtung von widerstandfähigem und ertragreichen Getreide hat zu höherem Glutengehalt geführt (Gluten ist ein eiweiß, dass die Pflanze zum schutz vor Frassfeinden bildet).
    Der anstieg von Unverträglichkeiten hat wohl auch damit zu tun.

  • Zitat

    Wenn ich von Patientenbesitzern beim ersten Besuch höre "Unser Hund ist allergisch auf Getreide!", dann sind das zu 90% genau solche Leute.



    Ist Getreide gut? Oder ist es schlecht?
    Die Beantwortung dieser Frage hängt immer davon ab, wen man fragt . ;) Die Unwissenden behaupten, dass Getreide Allergieauslöser Nr.1 ist und deshalb für alle Hunde ungeeignet. Und besonders bei Gurus sollte man vorsichtig sein, diese Spezies ersetzen i.d.R. Sachverstand durch zu viel an Phantasie.


    Schaut man sich dagegen mal die Hauptallergene etwas genauer an, sieht die Realität nämlich völlig anders aus:`


    Das sind die Hauptallergene :


    Nach umfangreichen Studien sind die häufigsten Allergieauslöser beim Hund Milch und Milchprodukte, Rind, Eier und Weizen, gefolgt von Huhn, Lamm, Soja und Mais. Fisch, Reis und Schwein waren eher seltene Allergieauslöser.


    http://www.tierklinik-birkenfeld.de/de/kat.php?k=32



    Natürlich kann man auf Getreide verzichten , man kann aber auch auf Fleisch und Knochen verzichten, den Beweis dafür treten zahlreiche vegan-und vegetarische ernährte Hunde an.
    Meiner Meinung nach sind „die Extreme „ das eigentliche Problem , denn gerade die Vergangenheit hat gezeigt, dass eine gesunde Mischung aus allen Nährstoffträgern sich erfolgreich bewährt hat.


    Bei den Barfanfänger hört man immer die gleichen Argumente wie " Hund /Fleischfresser", "Fleisch ist artgerecht ", Getreide / Kohlenhydrate dagegen nicht" ,vor der Erfindung des Trockenfutter wurden die Hunde schon immer so gefüttert.
    Anhänger dieser Ideologie glauben das natürlich und denken, dass ihre schöne Scheinwelt zusammenbricht, wenn der Hund nicht täglich seine Riesenportion Fleisch und Knochen bekommt.

  • Futtermittelallergie ist aber "nur" die dritthäufigste Allergiegruppe beim Hund, davor kommen noch Atopie und Flohstichdermatitis. Und von den Futtermittelallergien sind wiederum andere Komponenten ebenso häufig oder häufiger Auslöser wie "Getreide". Und wenn eine Art von Getreide Allergieauslöser ist, dann in der Regel aber trotzdem noch nicht alle von den zahlreichen Getreidearten.


    Insofern finde ich es nicht so abwegig, die meistens selbst-und ohne weitere Ausschlussdiagnostik gestellte Diagnose "Getreideallergie" ne Modediagnose zu nennen. Was NATÜRLICH NICHT ausschließt, dass es echte Getreideallergien gibt, es ist nur mMn nicht so häufig wie man nach Lektüre von Hundeforen glauben könnte.

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