Sprühhalsband als Absicherung? Wie sind eure Erfahrungen?

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    Welche Umweltbelohnungen setzt du ein, kriegt dein Hund draußen überhaupt Futter und Spielzeugs und ist dein Hund dabei an der Leine?


    Ja, Pina läuft im Wald an der Schleppe. Im Feld kann sie freilaufen, auch, wenn sie dort auf Wildfährten trifft, ist sie wesentlich ansprechbarer dabei. Wald verbindet sie leider mit "Wild hetzen", seit sie mir im jungen Alter ein paar Mal abgebratzt ist, und ist dort einfach total auf "WILD!!"-Modus.
    Mittlerweile ist es viel besser geworden. Teilweise kann die Schleppe im Wald schon das tun, was ihr ihren Namen gibt - hinteherschleppen.
    Als Belohnungen haben wir verschiedene Dinge.
    Zum Beispiel für weniger schwierigere Dinge wie Blickkontakt aufbauen Trockenfutter, dann Wurststückchen, ausserdem immer eine Kruke mit irgendeinem rausschleckbaren Zeug (lecken beruhigt sie) drin für so Spielchen wie "Ins Gebüsch schicken -> Stoppen -> Kruke". Futter wird nicht einfach nur "ins Maul gestopft", sondern darf auch mal gejagt oder fixiert und dann gepackt werden.
    Für unseren Superschlachtruf via Pfeife wird sie immer mit Ball oder Zerrspiel belohnt. (Weswegen ich den auf dem normalen Spaziergang extrem sparsam einsetze, sonst Bordergaga ;) )
    An Umweltbelohnungen haben wir zum Beispiel: Wild suchen, fixieren, wittern, lauern (bei Mäusen). Sehr beliebt ist auch Z&B am Wild. An Vögeln und Hasen klappt das ausgezeichnet. An Enten nahezu perfekt: "Frauchen, daaa sind Enten! Siehst Du? Siehst Du?? Wo bleibt mein Keks?!" :lol: Bei Rehen kommt es auf die Tagesverfassung an, aber Umorientieren klappt und es wird auch nicht mehr geschrien.
    Alles selbstbelohnendes Verhalten unter Signal gestellt. Sehr praktisch!
    Dann gibt es natürlich noch Belohnungen mit mir zusammen - zusammen mit mir rennen, "kämpfeln", sich von mir jagen lassen, Verlorensuche, usw. Auch alles sehr hochwertig.
    Das Jagen hat sich bei ihr aus dem "Ich will rennen und brettere los ins Gebüsch und auf einmal ist da ein Reh (bzw. später dann eine Fährte), wie geil, hinterher!" entwickelt. Deswegen benutze ich unter anderem gezielt das "ins Gebüsch schicken" als Belohnung. Natürlich an der Leine abgesichert, wobei wir die kaum noch brauchen. Sie stoppt aufs Signal. Wenn ich nicht schnell genug stoppe, bleibt sie von alleine stehen und dreht sich zu mir um: "Du hast da was vergessen!" :D Hätte ich am Anfang nicht zu träumen gewagt. Fürs Stoppen wird sie mit der Kruke belohnt oder hochwertigen Futterstücken, wenn ich was bei habe. Wenn ich merke, dass ihr das Stoppen schon schwerfällt, hole ich sie via Handtouch raus. Das geht sehr gut.
    Ausserdem benutzen wir noch die konditionierte Entspannung und isometrische Übungen.
    Wir hätten sicher schon größere Erfolge zu verzeichnen, bin mal gespannt, wenn wir mit der SDU-Behandlung beginnen, ob´s dann besser wird. Aber für ihre Verhältnisse macht sie das ausgezeichnet.


    Früher habe ich in meiner Verzweiflung auch mal über Abbruch (jedes gut trainierte Signal bricht Verhalten ab - ich meine hier aber den Abbruch mit Wurfdiscs) trainiert.
    Hat auch ganz gut geklappt, bis wir dann wirklich mal auf Rehe getroffen sind....
    Da wars dann vorbei und der Hund hing nur noch schreiend in der Leine. (Schreiend nicht wegen den Discs, sondern aus Frust: "Will Reh hetzen -> Kann nicht hinter") Da hätte ich sie auch mit Steinen bewerfen können, das hätte sie einen Scheiss interessiert.
    Zu Trainingsbeginn konnte man den Wald nicht mehr betreten, ohne dass der Hund schreiend in der Leine hing, weil Wald = Jagen und Leine = man kann nicht jagen = Frust = Losbrüllen wie abgestochen
    Sie hat sehr große Fortschritte gemacht. Sie kooperiert freiwillig mit mir am Wild.
    Vielleicht wird sie also wirklich noch mal ableinbar, irgendwann. Das hatte ich schon aufgegeben.
    Ich würde sie definitiv als "Extremjäger" beschreiben:


    Zitat

    Ein Hund, der draußen permanent im Jagdmodus ist, somit ständig aktiv nach Wild sucht und auch mal einfach abzischt, weil "da hinten in der Ferne" ja auch was Jagbares sein könnte.
    Wenn er wirklich Wild sieht, ernsthaft hetzt und dann auch lange hinterhergeht. Das heißt, auch lange weg ist und nicht gleich aufgibt, wenn das Tier außer Sicht ist.


    Und wer jetzt sagt: "Das ist nur, weil die ein Border ist!" - Eva Zaugg zB arbeitet ihre Podencos ebenfalls so.
    Klappt sehr geil:
    https://www.youtube.com/watch?v=Tf8UQD3PrJM7
    https://www.youtube.com/watch?…=UUtKv8d7JmACDL7keHuGvzDQ
    Es gibt auch eines, wo sie direkt vom Wild hetzen abruft. Das muss ich nochmal suchen gehen.


    Und auch Anja Fiedler erzieht alle ihre Jagdhunde ausschliesslich über Markertraining. Keine Strafe, keine Gewalt.
    Und schon gar kein Sprühhalsband =)

  • Zitat


    Und wer jetzt sagt: "Das ist nur, weil die ein Border ist!" - Eva Zaugg zB arbeitet ihre Podencos ebenfalls so.
    Klappt sehr geil:
    https://www.youtube.com/watch?v=Tf8UQD3PrJM7
    https://www.youtube.com/watch?…=UUtKv8d7JmACDL7keHuGvzDQ
    Es gibt auch eines, wo sie direkt vom Wild hetzen abruft. Das muss ich nochmal suchen gehen.


    Ich kenne die Videos. Und: Ja, mit diesen Hunden klappt es. Heißt aber auch nicht, dass es mit jedem Hund so funktioniert.

  • Zitat

    Ich kenne die Videos. Und: Ja, mit diesen Hunden klappt es. Heißt aber auch nicht, dass es mit jedem Hund so funktioniert.


    Nö. Gibt sicher auch Hunde, die ihr Leben lang an der Leine bleiben müssen. Das sind dann in der Regel aber auch die Kandidaten, die Du auch mit so was harmlosen wie nem Sprühhalsband nicht vom Jagen abbringst ;)

  • Die Frage ist, wie viele von euch waren bei Eva Zaugg und haben ihr JET mit ihren Hunden, bei denen das nicht klappt, schon gemacht und nicht selbst herumgedoktert? Für ihr Trainingskonzept braucht man enorm viel Wissen und Kompetenz, damit es erfolgreich ist. Eva Zaugg liebt Windhunde und kennt sich mit denen sehr gut aus. Das heißt nicht, dass es bei jedem Hund funktioniert, aber sie geht ja auch individuell auf den Hund ein. Pia Grönings Konzept geht auch nicht für jeden Hund. Die Wahrscheinlichkeit sinkt, umso ungeübter man es selbst "irgendwie" anwendet.


    Jetzt muss ich mich echt mal kurz aufregen. Wenn JET gar nicht greifen kann, dann auch bitte kein PFFFF aus dem Halsband - mag kurzfristig gedacht sein...

  • Zitat

    Die Frage ist, wie viele von euch waren bei Eva Zaugg und haben ihr JET mit ihren Hunden, bei denen das nicht klappt, schon gemacht und nicht selbst herumgedoktert? Für ihr Trainingskonzept braucht man enorm viel Wissen und Kompetenz, damit es erfolgreich ist. Eva Zaugg liebt Windhunde und kennt sich mit denen sehr gut aus. Das heißt nicht, dass es bei jedem Hund funktioniert, aber sie geht ja auch individuell auf den Hund ein. Pia Grönings Konzept geht auch nicht für jeden Hund. Die Wahrscheinlichkeit sinkt, umso ungeübter man es selbst "irgendwie" anwendet.


    Jetzt muss ich mich echt mal kurz aufregen. Wenn JET gar nicht greifen kann, dann auch bitte kein PFFFF aus dem Halsband - mag kurzfristig gedacht sein...


    Das ist ja nicht "Eva Zauggs" Trainingskonzept, das hat die ja nicht erfunden. Ihr gehört nur der Name JET ;)
    Aber die Methoden, das sind Sachen,mit denen jeder fähiger, positiv arbeitende Trainer an Jagdprobleme herangeht.
    Und es empfiehlt sich immer, mit einem guten Trainer zusammenzuarbeiten und nicht "allein" herumzudoktern.


    Deinen letzten Satz verstehe ich nicht ganz, also ich weiß nicht, was Du damit aussagen willst, worauf Du da anspielst?

  • Hallo zusammen,


    ich finde die Diskussion total interessant, zumal ich in den letzten Monaten wirklich viele Methoden angeschaut, angewendet, verworfen, abgeändert und beibehalten habe.
    Allerdings finde ich es auffällig, dass die Diskussion immer in Richtung AJT oder Sprühhalsband geht. Jeder, der sich ein bisschen mit Training auseinandergesetzt hat, wird wissen, dass 2-3 Sprühstöße keinen Jäger "bekehren".
    Aber warum kann man das Sprühdingens nicht sehen wie eine Schlepp? Es ist ein Hilfsmittel genau wie die Schlepp. Niemand würde bei der Schlepp schreiben, dass es ja nicht damit getan ist, 2-3 damit in den Wald zu gehen und den Hund da rein rennen zu lassen. Eben weil es klar ist.
    Man kann es als Möglichkeit im Methodenwerkzeugkasten sehen, den man sich speziell für den eigenen Hund zusammenstellt.
    Ich habe zum Beispiel mit Abbruchsignal und starker Orientierung an mir und Kooperationsspielen mit dem Hund gearbeitet. Das passt zu Loki am besten. Wenn er zu oft korrigiert wird, schaltet er auf stur. Daher habe ich ein Training gewählt, das über viele verschiedene Belohnungen arbeitet und mich gegen den Sprüher entschieden. Für einen anderen Hund kann das aber doch passen.


    Beste Grüße
    Geckolina


  • So, und jetzt beschreibe mir das Training mal mit einem Hund der sich draußen nicht für Fressen, Spielzeug oder Mäuse jagen interessiert, weil er rennen möchte.
    Pina bietet dir wirklich eine riesen Menge an Alternativen an, aber wenn sich der Hund einfach nur für Rennen interessiert dann kannste dich mit den Methoden auf den Kopf stellen. Bei meiner Aussie Mix Hündin klappt das übrigens alles super. Vor allem der Ball an der Schnur, weil es den sonst auch nicht gibt.

  • Zitat


    So, und jetzt beschreibe mir das Training mal mit einem Hund der sich draußen nicht für Fressen, Spielzeug oder Mäuse jagen interessiert, weil er rennen möchte.


    Spielt sie denn drinnen? Oder ist sie gar kein Spieler?
    Ich würde alles Angenehme nach draußen verlagern: Essen, Spielen, Kuscheln. Drinnen gibt's erstmal nichts davon.
    Ich würde das übrigens auch nicht als Essensentzug/Liebesentzug sehen, denn sie bekommt das ja alles. Aber eben draußen.

  • Ich war mal bei Eva Zaugg, und habe mir viel mitgenommen. Manches konnte ich auch prima allein umsetzen. Um in letzter Konsequenz bei Rhian zu reüssieren, hätte es aber Trainerbegleitung gebraucht und die Bereitschaft, mich wirklich voll auf diesen Trainingsansatz einzulassen, auch im bereits problemlosen Alltag. Das konnte und wollte ich aber nicht, und Trainertermine waren nicht zu bekommen. Drum sind wir nicht ganz ans Ziel gekommen.


    An ein Sprühhalsband habe ich nie gedacht. Einfach so unbedarft einsetzen und hoffen, dass der Schreck im Ernstfall ausreicht, eine Hatz abzubrechen ist mir zu roulettemässig. Und im Auftrainieren von Strafen bin ich gar nicht versiert, das würde ich wohl versemmeln.

  • Arbeitet dein Hund sonst irgendwie mit dir zusammen (welche Rasse)? Kannst du das Rennen nicht unter ein Kommando stellen? Mein Hund rennt auch sehr gerne, er darf dann auf Kommando die Krähen aufscheuchen. Vielleicht würd da auch longieren helfen? Keine Ahnung, aber mal so als Denkanstoß :-)

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