Huhu,
wir haben unsere Hündin (Tierheim, 5, Schäfi-Mix) nun seit einem halben Jahr.
Wir trainieren ECHT viel mit ihr und langsam kann ich nicht mehr. Folgende Probleme gestalten sich als kaum noch handlebar für mich:
1) Hundebegegnungen. Am Anfang haben wir sie in geeignetem Abstand Sitz machen lassen. Leckerlies. Ablenkung. Wenn sie gut war, gelobt. Hat auch irgendwie funktioniert, nicht immer, aber es war okay. Irgendwann konnten wir sogar im Fuß an anderen vorbei. Nun sind wir mittlerweile aber soweit, dass wir gar nicht mehr ohne Kläffen und Aggressionen am anderen Hund vorbeikönnen. Wir haben nüx anders gemacht, es gab allerdings viele Vorfälle, wo Hunde unsere Hündin schon von einer großen Entfernung angebellt haben. Sie bellt dann zurück.
Sitz machen und Leckerlies, Fuß machen, mit Leckerlie vor der Schnauze vorbeiführen, Abstand halten.... NIX hilft. Es ist, als würde sie komplett am Rad drehen. Es braucht mittlerweile mindestens eine Hauptstraße zwischen ihr und anderen Hunden, dass nix passiert. Das ist auf Feldwegen aber echt nicht machbar.
Hatte heute morgen aus lauter Verzweiflung schon die Wasserflasche dabei, als sie einen Labrador (der sie wieder aus hunderten Metern Entfernung schon angebellt hat, da konnte ich ihn noch gar nicht sehen) angemacht hat, bekam sie einen Spritzer und war dann komplett ruhig. Ich hab jetzt echt nix dagegen, mein Tier wie ein Tier zu behandeln, aber hab trotzdem moralische Bedenken gegen diese Methode.
Allerdings hat sogar unser Hundetrainer mittlerweile dazu geraten, weil eben nix anderes mehr hilft.
Ihr müsst euch das so vorstellen, wenn ich merke, sie fixiert, geht schon gar nix mehr. Da sitzt sie nicht mehr ab, Leckerlies interessieren sie null. Dumm ist, dass wir mit ihr echt viel Sport machen und aus den einst 22 kg, die leicht zu handlen waren, mittlerweile 26 kg Muskeln geworden sind. Wenn die zieht, tut mein Arm weh und ich wiege 80 kg und mache ne Menge Sport....
Was soll ich da machen? Weiter Wasser, weil sie es so schnell und schmerzlos kapiert? Die anderen "netten" Methoden greifen ja nimmer... und jetzt komm mir bitte keiner mit "Abstand, wo sich der Hund noch gut fühlt". Auf einem Feldweg kann ich nicht immer 100 m in die Wiese oder ins Maisfeld stiefeln.
2) Aggression gegen Menschen:
Unsere Hündin hasst fremde Menschen, egal ob Kinder oder Erwachsene. Wenn sie zu nah an ihr vorbeigehen, bellt sie sie an und will hinschnappen. In der Stadt, wo mein Freund mittags mit ihr kurz spazieren geht, trägt sie halt jetzt Maulkorb. Aber das ist ja eher Symptombekämpfung, nicht Ursachenbekämpfung. Unser Trainer meinte, wenn wir sie immer mal wieder mit ihr unangenehmen Situationen in homöopathischen Dosen konfrontieren, wird es im Laufe der Zeit besser.
Aber: Nö. Null Besserung. Kommt jemand zu nah, ist es egal, ob sie sitzt und ich sie füttere. Sie bellt denjenigen dann an. Nun kann ich meistens Abstand halten, aber es gibt eben Situationen, wo mal Kinder schnell um die Ecke gerannt kommen oder beide Seiten vollgeparkt sind, ein Auto kommt und auf beiden Gehwegen Menschen kommen. Da KANN ich nicht ausweichen. Ich dränge unseren Hund dann immer körperlich etwas weg von den Menschen, hab aber trotzdem Angst, dass mal was passiert. Wenn sie hochspringt ist das auch mit Mauli unangenehm und einen Wesenstest würde die Kleine sicherlich nicht bestehen.
Ich hab aber auch keinen Plan, wie ich fremde Menschen angenehmer machen soll-. Sie soll ja nicht alle lieben - einfach vorbeigehen reicht ja. Aber schönfüttern klappt schon seit 6 Monaten nicht, es ist wie gesagt eher schlimmer geworden. Unser Trainer sagt auch hier: Wasserspritze, aber irgendwie habe ich da halt auch Bedenken. Gibts noch was anderes?
Gar nicht mehr rausgehen ist ja jetzt eher schlecht und da ich dummerweise in einem Ort wohne, wo auch andere Menschen leben, muss sie halt manchmal an Menschen vorbei....
3) Kläffen im Büro:
Immer, wenn jemand reinkommt, kläfft sie. Mein Freund weist sie dann auf ihren Platz ("Körbchen") und hat sie immer belohnt, wenn sie ruhig war. Mittlerweile kläfft sie aber munter im Körbchen weiter, es dauert teils 20 sek, bis sie ruhig ist. Und es geht bei JEDEM, der zur Tür reinkommt, erneut los.
Ruhiges Verhalten belohnen - das kapiert sie nicht. Sie denkt anscheinend, dass sie Leckerchen fürs Bellen bekommt.
Auch hier sagt der Trainer: Wasserspritze.
Ich muss dazusagen, unsere Trainer sind echt gut, arbeiten sogar im Deutschen Tierschutzbund als Experten für Problemhundetraining mit. Ihre Methoden sind normalerweise IMMER positiv, wenn jetzt auch nicht super verweichlicht (es gibt schon mal ein Leinengezubbel, wenn der Hund unaufmerksam ist, aber das ist einigen ja schon zu gewalttätig...). Und wenn selbst die beiden nicht mehr weiterwissen, habe ich leichte Bedenken, dass ich das gar nicht hinbekomme.
Zusammengefasst: Hilfe.
PS: Klicker kapiert sie nicht. Habe versucht, sie 4 Monate darauf zu konditionieren, dass nach jedem Klick ein Leckerchen kommt. Aber das juckt sie null. Manchmal schaut sie durch Zufall mich an, meistens aber ist Schnuppern interessanter. Und in Situationen, wo sie eh aufgeregt ist (also allgemein draußen) kann man es ganz vergessen. Nach 4 Monaten jeden Tag Training ist das echt eine Leistung, aber in einen kleinen Kopf passt vielleicht nicht so viel Gehirn....