Ratlosigkeit mit Tierschutzhund

  • Zitat

    Ich werfe nochmals das konsequente Weitergehen in den Raum.
    Der Hund ist also gesund, nicht depriviert, nur verunsichert. Und vielleicht etwas bockig.


    Gibt es im Forum noch in anderen Themen Infos zu dem Hund?

  • Du meinst also außer das der TS die Diagnose der Trainerin schrieb und die Sache mit den Analdrüsen ja nun rum ist?
    Du gehst doch ebenfalls von einem gesunden Hund aus, ansonsten hättest du doch sicher einen Gang zum Tierarzt angeraten?


    Sicher kann die Trainerin sich irren und der Hund ist dennoch depriviert, ich hab auch nirgends behauptet das mein Ansatz der einzig wahre ist.
    Wie schon das Mal davor übrigens. Habe ich ne neue Regel übersehen wo ich das nun immer dabeischreiben muss?

  • Also.... Ich habe für mich sowohl dank der lieben Hilfe hier, als auch der Trainerin und durch einiges grübeln folgendes herausgefunden:
    1. Ich bin es meinem Hund schuldig, sie, vorallem nach dem was sie erlebt hat, durch schwierige Situationen souverän zu führen. Hundebegegnungen versuche ich nicht zu erzwingen, wenn ich merke, dass sie Angst hat, versuche ich einen großen Bogen zu laufen.
    2. Die Problematik mit dem Bocken habe ich (vorerst) selbst gelöst. Auch wenn jetzt wohl die Aufschreie groß werden, wenn sie bockt nehme ich sie unter den Arm und trage sie die 5 Meter auf denen sie Angst hat. Danach läuft sie ganz normal mit, schnuppert, spielt und macht was Hunde eben machen. Wenn sie versucht sich hinzusetzen gebe ich einen sanften(!) Ruck mit der Leine und kommentiere nur mit "weiter". Ich habe hier an vielen Stelle gelesen, dass der Hund sich wohler fühlt, wenn er folgt und nicht wenn er führt. Das klappt soweit auch ganz gut. Heute haben wir es sogar ohne tragen auf die Wiese geschafft, nur durch kleine Bewegungsimpulse und durch (wohl selbst erzwungenes) souveränes Auftreten. Ich möchte auch nicht, dass mein Hund dort spielen MUSS oder sonstetwas, falls das so rüber kam. Über die Hundewiese ist aber nunmal der einfachste Weg auch auf abgelegene, interessante Wege zu kommen. Alle anderen Wege sind stark befahren, sowohl mit Autos, als auch mit Radfahrern.
    Seitdem ich im Hinterkopf habe, dass ich sie ein paar Meter tragen kann, gehe ich auch mit einer viel entspannteren Haltung mit ihr raus, was sich sicherlich auf den Hund überträgt. Auch wenn ich sie wie heute garnicht tragen muss.


    Ob sie Schmerzen hat oder ob die Kugeln gewandert sind habe ich mich auch oft gefragt, jedoch zeigt sie in der Wohnung ein absolut entspanntes und ausgeglichenes Verhalten. Sie wurde uns als "Rentnerhund" angepriesen, aber mittlerweile hat sie wohl gemerkt, dass man mit Menschen auch gut spielen kann und rennt voller Begeisterung dem Ball hinterher, auch wenn sie ihn nicht apportiert. Hätte sie Schmerzen oder wirkliche Probleme, wäre sie eher weniger spielfreudig und auch vom Wesen her unausgeglichen, oder? Oder ist mit 3 Jahren die Hundepubertät in ihrer Höchstphase?


    Ich bin auch weder Tierarzt noch Hundetrainer, aber mein Bauchgefühl sagt mir, dass ihr Wesen viel zu freundlich und sonst auch zu ausgeglichen ist um wirklich von einer Deprivation sprechen zu können. Ich kann mich auch irren, aber was würde es ändern, wenn der Hund depriviert wäre? Ich könnte es höchstens als "Ausrede" vorschieben, mein Verhalten für den Hund nicht ändern zu müssen.


    Vielleicht hat sie meine Autorität auch in Frage gestellt, weil ich sie nicht vor Hunden die ihr zu aufdringlich waren beschützt habe und dachte nun für einige Zeit, dass sie jetzt den Ton angeben muss, wir können ja nicht richtig auf sie aufpassen.


    Aber das sind größtenteils nur Spekulationen, in der Regel kann man doch nur vor das Fell schauen. Ich bin jedenfalls dankbar für die Hilfe und (manche) aufmunternden Worte hier und ich denke wenn sie mir jetzt folgen kann, kommt vieles mit der Zeit. :gut:

  • Ach das ist schön!
    Ich wünsch euch 2 noch ganz viel Spaß, je mehr ihr zusammenfindet desto besser wirds werden.


    (Ich trag meine Hunde auch wenns nötig ist. Nur die langen Beine vom Whippet sind immer im Weg :lol: )

  • Aufgrund der Kugeln die sie im Koeper hat vermute ich mal, das es sich um einen Hund aus Jaegerhand kommt? kann das sein?


    Erstmal finde ich es ganz toll, wieviel Muehe du dir gibts und sie wird es dir sicher irgendwann danken.
    Ferndiagnose ist natuerlich immer schwer, daher kann ich dir nur ein bisschen von meinen Erfahrungen mit Tierschutzhunden aus Jaegerhand mitteilen. (wenn dies denn bei euch der Fall ist, vielleicht hilft es dir).


    Die Jagdhunde fuehren hier groesstenteils ein sehr trauriges dasein, sie leben an der Kette oder in Zwingern, haeufig abseits eines Wohnhauses. Wir haben ein Jagdhundegrundstueck in unserer Nachbarschaft, der Besitzer kommt maximal 2 mal in der Woche um die Hunde zu fuettern.
    Sprich Gassi gehen kennen diese Hunde nicht, zur Jagdzeit werden sie in Transporter verladen und zur Jagd gefahren, das wars.
    Den Grossteil ihrer "Erziehung" lernen sie durch Zwang. Diskussionen gibt es nicht.
    Kommt dieser Hund dann in eine Familie, dann hat er meist das erste Mal ein Dach über dem Kopf. Meine Hündin die jetzt zu uns gekommen ist, hat 5 Jahre so gelebt, heute geht sie bei Regen auch nicht mehr vor die Tuer, sie wissen die Waerme eines Hauses schon sehr zu schaetzen.
    Trifft dieser Hund auf Zivilisation ist er erstmal total überflutet, viele werden panisch, andere sitzen es einfach aus, weil sie gar nicht wissen wo sie hinsollen, (hat meine kleine auch gemacht).


    Und um dir Mut zu machen, man kann das oftmals wieder hinbekommen. Ich hab mich mit einem Buch bewaffnet und mich einfach mit ihr erstmal nur in eine Umgebung gesetzt in der es noch ging, also, wenn ich wusste da vorne an der Ecke ist schluss, hab ich mich schon 2 Meter vorher hingesetzt, so haben wir uns Stueck fuer Stueck vorgetastet.
    Es gibt auch Hunde die wirklich vor allem Angst haben, hab den Fall das schon eine Autotür absolute Panik verursacht, bei diesem Hund sind wir erstmal nur in den Wald gegangen, oftmals fuehlen sie sich dort wohl, weil diese Umgebung und die Gerüche ihnen bekannt sind. Dort haben wir dann erstmal Vertrauen geschafft, dieser Hund geht heute Problemlos sogar in der Stadt.


    Versuch einfach deinen Hund zu beobachten, ihn einschaetzen zu koennen, was ist zuviel, wie weit kann ich gehen ohne Blockade, wenn das vorbei tragen hilft und danach alles super ist und du ein gutes Gefühl hast um so besser, dann mach so weiter. Wenn ihr euch beide gut fuehlt, dann seid ihr auf dem richtigen Weg. Und versuch einfach mal wenn moeglich die mit ihr draussen einfach hinzusetzen und die Welt angucken lassen, damit sie erstmal weiss das alles gut ist und was da ueberhautp so rumlaeuft.


    Drueck auch weiter die Daumen.

  • Zitat

    Aufgrund der Kugeln die sie im Koeper hat vermute ich mal, das es sich um einen Hund aus Jaegerhand kommt? kann das sein?


    Sie wurde angebunden in einem Park aufgefunden und dann in die Tötungsstation gebracht, ob sie dort die Kugeln verpasst bekommen hat oder ob sie aus Jägerhand kommt, kann ich nicht sagen. Aber da habe ich noch garnicht dran gedacht, vielleicht war sie nicht "gut genug" als Jagdhund und deswegen wurde sie ausgesetzt?

  • Zitat


    Sie wurde angebunden in einem Park aufgefunden und dann in die Tötungsstation gebracht, ob sie dort die Kugeln verpasst bekommen hat oder ob sie aus Jägerhand kommt, kann ich nicht sagen. Aber da habe ich noch garnicht dran gedacht, vielleicht war sie nicht "gut genug" als Jagdhund und deswegen wurde sie ausgesetzt?


    Jagdhunde, die nix "taugen", werden in Spanien oft ausgesetzt.

  • Zitat

    Jagdhunde, die nix "taugen", werden in Spanien oft ausgesetzt.


    Sind kleinere Hunde als Jaghunde beliebt? Ich hab bei "Jagdhund" immer schnittige, große Hunde im Kopf aber ich glaube selbst, dass das Schwachsinn ist :D
    Ist natürlich alles nur Spekulation, aber das würde natürlich erklären, warum sie manchmal mit dem "einfach Hund sein" überfordert scheint.

  • ja, hier werden auch kleiner Hunde zur Jagd eingesetzt, den Podenco gibt es zum Beispiel in jeder Groesse von 6 bis 30 kg.
    Aber auch Rateros, und Dackel nimmt man hier zur Jagd, sowie sämtliche Jagdhundmischlinge, dabei ist es nicht untypisch das die Jagdhunde sich die ein oder andere Kugel einfangen, ich kenne einen Fall mit 8 Kugeln (der Hund hat überlebt).
    Ist der Hund nicht gut genug für die Jagd, hat kein Interesse oder ist zum Beispiel verletzt wird er ausgesetzt, umgebracht oder halt "andersweitig beseitigt".


    Von der Beschreibung her passt das ganz gut, was du erzaehlst, aber ist halt nur eine Vermutung.


    Gerade die Hunde aus der Tötung brauchen erstmal circa 6 Monate um sich einzugewöhnen, sie kommen ja in eine voellig neue Welt.
    Dein Hund wird sich vermutlich die Kugeln schon eingefangen haben bevor er in die Perrera kam.
    Auf den Canaren ist die Jagdsaison übrigens sehr kurz, nur von August bis November kommen die Hunde dann zur Jagd mal aus den Zwingern etc., es werden hauptsächlich Kaninchen und Vögel gejagt.


    Gib euch ein bisschen Zeit und zeige deinem Hund die neue Welt. Ich drueck euch ganz doll die Daumen.
    Meist sie diese Hunde sehr unsicher, binden sich aber sehr gut an ihren Menschen, ich kann heute nirgendswo mehr sitzen ohne das meine Rasselbande in der Nähe ist und meine grosse Hündin haben wir die ersten Tage nur aus 5 Meter Sicherheitsabstand gesehen. Heute springt sie mir auf den Arm, wenn ich nach Hause komme.

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