Unsere 11 Monate alte Hündin schnappt nach unserer Tochter

  • Zitat

    Das Problem ist, wenn ich mich nicht so viel mit Lotti beschäftige, sucht sie sich selbst was. Und das bedeutet irgendwas ausgraben, zerlegen, etc. dann hat sie Frust und baut diesen ab.


    Der Hund schiebt schon Frust, wenn sie nicht beschäftigt wird, das bezeichne ich als Alarmzeichen.
    Sie sollte lernen, dass sie ohne Beschäftigung und Aufmerksamkeit keine Ersatzbefriedigung braucht.
    Sie ist ruhe - und rastlos, mangelnde Frusttoleranz durch zu viel (nett gemeinte) Aufmerksamkeit/Beschäftigung.


    Mein Rat:
    Programm knallhart herunterfahren, 2 Wochen nichts machen, außer ausgiebig Gassi gehen, aus dem Napf füttern, klare Grenzen setzen:
    Beschäftige dich bewusst mit deinem Kind und schicke Lotti weg
    Ihr esst, Lotti muss gehen.
    Dein Kind hat etwas Essbares in der Hand, Lotti hat nichts in ihrer Nähe zu suchen.


    Jedes Lebewesen muss lernen, mit Langeweile umzugehen, ob Kind oder Hund!
    Kinder beschäftigt man auch nicht ständig und dauerhaft überbeschäftigte Kinder bekommen später genauso Probleme wie Hunde...


    Gewöhne Lotti an einen Maulkorb, wenn du nicht jede Sekunde neben Kind und Hund stehen kannst.
    Sicher ist sicher, bis sich das Zusammenleben bessert.

  • Puh da kommt ja einiges zusammen. Auf die Idee mit der scheinträchtigkeit bist du ja nun selber schon gekommen. Aber das ist denke ich mal nicht das wirkliche Problem. Nach dem was du schreibst steht dieser sehr junge Hund ständig unter Strom, wird gefordert und gefördert, findet scheinbar keine Zeit auch mal nen Tag lang nichts zu tun. sie steht quasi immer im Mittelpunkt und wird bespaßt. Und die gute Erziehung, ähm ja ich würde mal sagen Junghundhaft nicht vorhanden bzw sehr stark ausbaufähig ( nicht böse gemeint) Geht los damit dass sie lernen sollte abseits des Essens ruhig in ihrem Körbchen zu warten bis du sie dort wieder freigibst und auch sonst hat sie zu lernen dass sie die 2. Geige spielt sobald deine Tochter da ist und dass sie auch sonst im Leben keine bedeutende Rolle hat. Noch denkt sie sie hat diese bei all der Bespaßung die man rund um sie betreibt kein Wunder. Die Welt dreht sich doch nur um sie.


    Auch wenn sie aus einer Arbeitslinie kommt muss sie nicht den ganzen Tag über beschäftigt werden. Das was Arbeitshunde nämlich ausmacht ist dass sie wenn sie arbeiten dürfen das IMMER mit 200% tun, egal ob sie noch können oder nicht sie schaffen bis zum umfallen. Und das ist auch gut so wenn man bedenkt wozu sie gezüchtet wurden sind. sie mussten ihren Job machen egal was ringsum los ist oder wie es den Hunden geht. Allerdings muss man auch wissen, dass ein Jäger nicht täglich auf die Jagd geht, ein Hütehund nicht täglich schafe hütet und ein Diensthund auch nicht immer im Dienst ist. All diese Arbeiten werden nur in einem Bruchteil des Jahres vom Hund eingefordert ansonsten dümpeln diese Hunde einfach so durch Leben und tun nichts. Sie werden auch nicht aufgeputscht durch Arbeit die man ihnen anbietet weil es doch Arbeitshunde sind, nö die dürfen einfach rumgammeln und haben zu funktionieren.


    In der heutigen zeit und in unserer Gesellschaft ist so eine Instrumentalisierung natürlich schon lange nicht mehr denkbar. Wir holen uns einen Hund um etwas mit ihm zu machen, wir wollen ihm alles recht machen und dabei übertreiben wir gerne mal. Klar sollte man seinen Hund ab und an beschäftigen aber eben nicht jeden Tag ein immenses Programm fahren, mal nen Sofatag und auch immer wieder Gassirunden in denen es kein Programm gibt sind extrem wichtig. Vergisst man dass dann gewöhnt sich der Hund an die Dauerbespaßung und die dadurch freiwerdenen Glückshormone und er will immer mehr davon. er ist wie ein Süchtiger, er kann nicht mehr aufhören damit und braucht immer mehr.


    Ich habe ja nun meist mit Arbeitshunden in meinem Umfeld zu tun. Mali, DSH, Schnauzer... alles Arbeiter und alle aus Leistungslinien. Weißt diese Hunde dürfen mit 11 Monaten noch wirklich Kind sein. Sie machen 3x die Woche 10 Minuten ein leichtes Unterordnungstraining, dürfen mal etwas Schutzdienst machen und ansonsten laufen sie im Alltag nebenher. Dennoch oder gerade deshalb werden sie später im Sport enorme Leistungen zeigenWas du deiner Maus da zumutest wird sie irgendwann kaputtmachen.


    Zeig ihr ihren Platz im Leben und zeig ihr dass sie nicht der Nabel der Welt ist, leg mal faule Tage ein und genieße es einfach mal ohne Beschäftigung mit ihr draussen zu sein. Man kann auch mal entspannt auf einer Wiese hocken und das Leben genießen. 2-3 x die Woche etwas arbeiten lassen und ansonsten dürfte sie die Erziehung im Alltag eigentlich genug sein. Baustellen gibts ja genug und wenn sie nicht mehr so viel bespasst wird hat sie wenigstens freie Kapazitäten dafür im Hirn.

  • Zum Nachdenken: Was nutzt einem ein perfekt gehorchender Hund, wenn dieser mit seinem Leben und die Anforderungen die an ihn gestellt werden nicht mehr klar kommt? Gar nichts. Gehorsam macht einen Hund nicht gleich auch glücklich und ausgeglichen. :ka: Nimm es mir nicht übel, aber ich habe damals meinen Rüden ebenso behandelt und es hat ihm nicht gut getan. Erst als wir das Programm drastisch reduziert haben, ist aus einem dauergestressten Hund ein glücklicher und zufriedener Hund geworden, der sich keine Ersatzbeschäftigungen mehr suchen muss, auch wenn er mal 2 oder 3 Tage nichts tun kann.


    Nimm dir bitte zu Herzen was gerade auch die beiden Schreiber über mir geschrieben haben!

  • Deine Hündin ist nicht vielleicht, sondern ganz sicher scheinträchtig! Weil jede Hündin nach der Läufigkeit hormonell in eine Phase der Scheinträchtigkeit kommt, und danach in eine Phase der Scheinmutterschaft, die der Säugezeit entscpricht. Nur merkt man diese hormonellen Umstellungen nicht bei allen Hündinnen an deutlichen Anzeichen wie verändertem Verhalten oder Wesen. Bei vielen ist es ganz unauffällig.

    Nach einer amerikanischen Studie sollen kastrierte Hündinnen im Vergleich zu unkastrierten stärker zur Ressourcenverteidigung neigen. (Strodtbeck/Gansloßer)
    Dazu kommt, daß das subjektive Hungergefühl steigt, man die kastrierte Hündin aber im Futter deutlich kürzer halten muß als vorher. Dadurch wird Fressen noch wertvoller für den Hund.


    Daher dürfte eine Kastration dir in deiner Situation nicht weiterhelfen, sie könnte die Probleme sogar verschlimmern.


    Dagmar & Cara

  • Ich kann mich Themis und Lockenwolf nur anschliessen: für mich hört sich das nach einem klassischen Fall von Überbeschaftigung an! Der Hund scheint völlig überdreht, und dazu noch daran gewöhnt, im Mittelpunkt zu stehen. Natürlich fordert er jetzt das Programm ein, das macht er bis zum Kollaps. Ich habe selber einen absoluten Arbeitshund (Spaniel), der wäre mir völlig durchgeknallt bei so einem Programm! Der hatte als Junghund einmal die Woche Hundeschule, einmal Mantrailing und sonst nur Alltagserziehung und Spaziergänge mit ab und an etwas spielerisch apportieren. Keine Tricks, und im Haus drin keine Action, sondern da war und ist Ruhe angesagt. Und das ist ein Hund mit Power ohne Ende.


    Ich mache dir keinen Vorwurf, du wurdest offenbar schlecht beraten von Fachleuten, die es eigentlich besser wissen sollten. Ich bin auch nicht dafür, dass man solchen Hunden im ersten Jahr nur der Langeweile überlässt. Aber das Rezept, einem Arbeitshund schon vom Welpenalter an viel und dann immer mehr an Beschäftigung und Bespassung zu bieten, ist kein gutes und geht oft gewaltig nach hinten los. Und es macht weder Hund noch Halter glücklich.


    Mein Rüde hat auch gewaltig Frust geschoben, wenn ich mich mit meiner Hündin beschäftigt habe. Er musste Frustrationstoleranz von Null auf lernen. Hat ihm gut getan, er ist in der Wohnung ein angenehm gechillter Hausgenosse, der abgesehen von gelegentlichen Streicheleinheiten drinnen keinerlei Bespassung erwartet.


    Kastration würde ich jetzt auch nicht als (Teil)Lösung sehen, wenn Lotti nicht extrem verändert ist im Verhalten während und nach der Läufigkeit. Mit "chippen" meinst du vermutlich den Suprelorin-Stick, der oft bei Rüden verwendet wird, um die Auswirkungen der Kastration zu testen. Es bestand mal viel Hoffnung, dass die Anwendung auch für Hündinnen möglich würde (prinzipiell geht das), und man hat das versuchsweise auch gemacht. Heute wird aber von praktisch allen damaligen Befürwortern strikte davon abgeraten, weil es beim erstmaligen Setzen zuviele Nebenwirkungen gab. Wenn deine TÄ die Umwidmung immer noch macht, müsste sie dich eindringlich über die beträchtlichen Risiken aufklären.

  • Ui, mit so viel Antworten hab ich auf die Schnelle ja gar nicht gerechnet :-) Danke!


    Ich bin ehrlich überrascht, weil eure Meinungen so krass auseinander gehen mit dem was mir hier immer eingetrichtert wird von den Trainern. Also nur vorab: Wir hatten vorher einen Hund, der lag rum, wir haben mit ihm gespielt, er hat "normal" mitgelebt und ich hab mir über solche Dinge absolut keinen Kopf gemacht. Bei Lotti habe ich am Anfang auch einfach alles laufen lassen - klar, sie wurde stubenrein, Sitz, Platz und Aus wurden ihr auch beigebracht. Spazieren gehen. Garten. Mit anderen Welpen toben. Fertig.


    Dann haben wir die Trainerin engagiert wegen dem Kontrollzwang gegenüber unserer Tochter. "Diagnose": Hund ist gestresst weil nicht ausgelastet, gelangweilt, hat sich Job gesucht ("Kind aufpassen" - dem sie nicht gerecht werden kann) und ist "noch nicht genug erzogen". Lotti war da gerade mal 5 Monate alt. Also wurde das erste Programm aufgefahren: Dummie-Training, Bleib-Training, Tricks wie "Rum"... Kind und Hund durch Ruheort trennen. Hund zur Ruhe zwingen.
    Mir wurde eingetrichtert, dass ich nicht viel Zeit hätte den Hund zu erziehen, weil das ja sehr eilig wäre wegen meiner Tochter. :-/ So kam die Dame dann 3x die Woche, ich sollte täglich mit Lotti trainieren, zu festen Zeiten. Essen nur noch aus dem Dummie.


    Dann wurde das Programm verstärkt, weil Emma Sachen kaputt gemacht hat. Diagnose: Nicht genug ausgelastet... und so hat sich das dann immer weiter hochgeschraubt. Dazu sollte ich auch noch bei allen Spaziergängen trainieren - Fuß, Komm, Bleib, Dummietraining, Futtersuche, etc. So wurde das normale Spazierengehen komplett entzaubert für meine Tochter und mich, weil ich auch da nur noch den Hund bespaßt habe. Und ehrlich gesagt: Ich liebe ruhige Spaziergänge auf denen NICHTS Spannendes passiert. ;-) Mir wurde gesagt, die gibt es erst wieder, wenn der Hund auch hier perfekt hört. Bis dahin solle ich mich zusammenreißen, sonst würde das nix werden. Da habe ich dann so langsam mit der Dame gebrochen, weil auch ich nur noch unter Strom stand und trainierte und trainierte...


    Ich meine, ich finde das schön, dass Lotti Spaß am Training hat, aber ich wollte einen Begleiter für unsere Familie - ein Mitglied - und keine Beschäftigungstherapie. Der Ansatz mit der "Sucht" passt auch sehr gut. Unser Hund ist süchtig nach Bällen, nach der Reizangel, etc. wirklich schwer zu bremsen. Auch liebt sie es so sehr zu gefallen, dass sie sich im Parcour verausgabt...


    Schreibe gleich weiter... Moment

  • So, da bin ich wieder. Dachte meine Tochter wird wach.


    Ich fände es super, wenn ich Lotti nicht mehr ständig und täglich beschäftigen müsste. Ehrlich. Das würde mir eine Riesenlast von den Schultern nehmen. Weil mir meiner Tochter, meinem Job und dem Haushalt habe ich schon extrem viel zu tun. Und ich plane meinen Tag wirklich nach "Kind und Hund auslasten", wobei meine Tochter teilweise wegen dem Trainerprogramm krass zurückstecken muss - von mir persönlich mal ganz zu schweigen. Deshalb werde ich das mal ausprobieren.


    Über das Programm "Draußen" habe ich mich übrigens hinweggesetzt. Lotti hört draußen nicht perfekt. Sie kommt, wenn ich sie rufe, aber sie zieht an der Leine (blöd mit Kinderwagen) und rennt auch gerne mal auf andere Menschen zu. Aber da denke ich dann, dass irgendwo auch ne Grenze ist, die Leute haben ja in 99% der Fälle dann selbst einen Hund ohne Leine dabei. Ob ich sie da richtig gesetzt habe, weiß ich allerdings nicht, aber das kann sie doch auch später noch lernen, oder etwa nicht?


    Ich gehe trotzdem noch mal mit ihr zum Doc, falls sie irgendwie "zu" scheinträchtig ist.


    P.S. Unsere Hündin nennen wir auch Emma - aber auf Lotti hört sie besser. Deshalb oben der Namendreher in dem anderen Post ;-) Will hier keine Verwirrung stiften :headbash:

  • Ich stimme allen anderen vor mir zu, das Programm runterzufahren wird viel helfen.
    Das wird in der Anfangszeit nicht leicht. Du wirst sie oftmals weg schicken müssen bis sie von alleine merkt dass es besser ist Ruhe zu halten. Auch weil du geschrieben hast sie sei ein Balljunkie: Wirf ihr mal mehrere Wochen lang keinen einzigen Ball. Ich hab es erst mit meinem Terrier erleben dürfen als meine Schwester 5 Tage lang gesittet hat: der war nicht mehr ansprechbar und wurde richtig fordernd. Es hat gedauert bis er nicht mehr an mir geklebt hat auf Spaziergängen weil er seinen Ball wollte sondern mal von sich aus geschnuppert hat usw. Auch im Haus und bei der Unterordnung war dieser Hund unglaublich aufgedreht. Er hat einfach kaum Ruhe gefunden und war offensichtlich gestresst. Hat auch die Katzen meiner Schwester in seinem Frust einfach aufgescheucht.
    Ich würde auch "Parcours" (ich gehe davon aus du meinst Agility?) sein lassen. Zum einen ist die Belastung für die Knochen nicht zu unterschätzen und zum anderen puscht es den Hund extrem hoch.
    Zwei Mal die Woche Training (ich würde in eurem Fall Dummyarbeit bevorzugen, Mantrailing ist nicht wirklich eine ruhige Beschäftigung) reichen erstmal auf jeden Fall, dazu unbedingt das Alltagstraining forcieren. Sprich den Umgang mit deiner Tochter und die Leinenführigkeit. Dafür werden nochmal viele Nerven drauf gehen, aber es fordert Konzentration ein und macht auch müde. Ich würde auch an dem hinrennen zu anderen Leuten arbeiten, da musst du "einfach" schneller sein als dein Hund. Immer volle Aufmerksamkeit auf alles was um euch herum passiert, das ist eine Angewohnheit die nicht so leicht rauszukriegen ist.
    Und zu guter Letzt: Kopf hoch, in ein paar Wochen sieht die Welt dann schon ganz anders aus. Bis dahin ist durchhalten angesagt.

  • Auch ich schließe mich an. Und ich behaupte mal, dass es auch sein kann, dass sie zunächst einmal "rebellieren" könnte, wenn das Mega-Programm runterfährt. Achte die nächste Zeit deswegen verstärkt darauf, dass Kind und Hund nicht nah zusammen kommen.


    Ich würde es vor dem inneren Auge mit einem überspannten Teenager vergleichen - die müssen auch noch viel an Frusttoleranz lernen und haben zuweilen echte Ausbrüche an Unmut, wenn es nicht nach der eigenen Pfeife geht. Das ist ganz normal Teil der Entwicklung, daher nichts "Schlimmes". Aber wenn ihr sie runterfahrt und - das würde ich tun - durchaus darauf besteht, dass sie lernt "trotz" toller Dinge, an ihrem Platz zu verweilen und dort entspannt zu sein, dann kann es sein, dass sie irgendwann denkt "Ich will aber!" und "Lass mich!" - daher mein Tipp, wobei ich mich dem Runterfahr-Programm 100%ig anschließe und dem aus-dem-Napf-füttern ebenso - achtet verstärkt darauf.

  • Suche hier im Forum mal nach ZOS oder Zielobjektsuche.
    Die Trainerin geht ja garnicht... Alleine wenn ich an den noch nicht augereiften Bewegungsapparat denke und dann Parcours...

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