Fragen an Rottweiler-Halter

  • Hallo zusammen,


    ich habe ein paar Fragen an Menschen, die aktuell oder irgendwann einmal einen Rottweiler ihren Hund nennen durften und hoffe, dass das Thema nicht allzu sehr polarisieren wird.


    Mein Mann (33) und ich (28) möchten uns für Mitte / Ende nächsten Jahres einen Hund ins Haus holen. Es wäre unser erster Hund - vermutlich rollen an dieser Stelle bereits die ersten mit den Augen (Warum zur Hölle wollen Anfänger gleich so ein Kaliber?!), deshalb hole ich ein bisschen aus.


    Mein Mann zieht in Erwägung den Hund als Diensthund einzusetzen. Seine Arbeitsstelle sucht nach potentiellen Diensthundführern, er hat sich hierfür bereit erklärt - ob die Stelle am Ende auch ausgeschrieben und besetzt wird, ist nicht 100% sicher. Allerdings ist es auch nicht unwahrscheinlich und ist somit der Hintergrund unserer Überlegungen zur Rasse.


    Auch hier mag sich mancher fragen, wie jemand ohne Hunderfahrung auf die Idee kommt, sich eine solche Stellung (DHF) zuzutrauen. Ich bin mir nicht sicher, ob es hierauf eine zufriedenstellende Antwort gibt. Mein Mann ist unheimlich verantwortungsbewusst, äußerst ruhig und im Umgang mit Hunden sehr geschickt (auch wenn er noch keinen eigenen hatte). Vermutlich traut er es sich deshalb zu - und ich ebenfalls. Ob das letztendlich ausreichen wird, das weiß ich natürlich nicht. Es war schon immer sein Wunsch, den Haushalt durch einen Hund zu bereichern. Daher ist er mehr als engagiert, notwendige Vorkehrungen hierfür zu treffen. Beispielsweise sind Hundeschule sowie Hundetrainer für uns selbstredende Grundbedingungen, hier hat mein Mann bereits Kontakt hergestellt. Darüber hinaus gibt es natürlich Erfahrungswerte mit Hunden, die man weder nachlesen noch sonst wie konstruieren kann, sondern die sich erst direkt aus der Interaktion ergeben (z.B. hündische Mimik lesen & verstehen) und da sind wir natürlich klar im Nachteil. Die Frage die sich uns stellt ist, wie stark es bei dieser Rasse ins Gewicht fällt.


    Für den Diensthund kommen nicht allzu viele Rassen in Frage, in die nähere Auswahl kamen am Ende Schäferhunde und Rottweiler. Warum? Es gab natürlich einige weniger begründete Ausschlusskriterien wie ästhetische Merkmale (z.B. Riesenschnauzer), oder übermäßigen Speichelfluss (Boxer), aber vor allen Dingen waren es die charakterlichen Beschreibungen, wonach ein Airdale Terrier uns weniger zusagte, als ein Rottweiler oder Schäferhund. Malinois fallen raus, weil mein Mann einige Malinois-Diensthunde von der Bundespolizei kennengelernt hat und sie zwar "funktional" sind, aber scheinbar eine ordentliche psychische Anspannung mitbringen. Kurz und gut - wir stehen zwischen dt. Schäferhund und Rottweiler, wobei wir beide nach den charakterlichen Beschreibungen und dem Erscheinungsbild zum Rottweiler tendieren.


    Zu unserer Situation und zu uns:
    Wir leben in einer Doppelhaushälfte mit 130m² + mittlerem Garten in einem beruhigten Wohngebiet, in der Nähe von Feldern. Sowohl Waldgebiete aus auch Weinberge sind gut zu erreichen. Da wir in der Pfalz leben, ist der Rottweiler hier kein Listenhund. Wir haben ein dominantes Katzenweib und planen in ca. 2-3 Jahren auch Nachwuchs. Mein Mann arbeitet Vollzeit, ich arbeite 25%, meist jedoch Nachtschicht (somit ist immer jemand beim Hund) und studiere nebenher. Ich bin also die meiste Zeit daheim. Mir ist klar, dass damit der Großteil der Erziehung auf mich abfällt. Mir ist auch klar, dass ein Hund ganz ähnliche Ressourcen beansprucht, wie ein Kind und es keine Nebenher-Beschäftigung darstellt. Das zu leisten und zu investieren, bin ich bereit und ich bin mir sicher, dass es weitaus anstrengender wird, als ich es mir jetzt im Moment vorstellen kann. Wir haben vor ca. 3 Monaten angefangen zum Thema Hund zu recherchieren, einige Sachbücher (Rasse, Erziehung) konsumiert, Beißstatistiken gesichtet und für Ende diesen Monats unverbindliche Termine mit Züchtern zum besseren Kennenlernen der Rasse vereinbart, bislang jedoch nur für Rottweiler. Es gibt eine sehr hundeerfahrene gute Freundin vor Ort, die den Hund (unabhängig von Rasse) jederzeit nehmen würde wenn erforderlich (Krankheit, Urlaub, etc.). Das restliche Umfeld steht der Rasse Rottweiler jedoch sehr voreingenommen gegenüber - ob sich hier jemand bereit erklären würde den Hund zu nehmen, lässt sich wohl erst sagen, wenn der Hund es geschafft hat, sich einen Fanclub aufzubauen. Wir haben eigens ein Konto für den Hund eingerichtet (welche Rasse auch immer es dann wird), weil wir ahnen, dass außer den Fixkosten einiges auf uns zu kommen kann und wird. Ehrlich gesagt haben wir sogar unser Geld für die Hochzeit (zum Ärgernis der Verwandten) auf den Hund umgelegt und stattdessen heimlich und schmucklos geheiratet :D
    Außerdem waren wir ehrenamtlich mit Hunden des Tierheims unterwegs, u.a. einen völlig unerzogenen und prolligen Schäferhund-Rottweiler-Mix. Wie es ist, wenn sich ein solcher Koloss auf die Hinterbeine stellt und nach der Leine schnappt, haben wir also auch schon live erfahren.


    Vorstellungen zum Hund:
    Lt. Sachliteratur und einigen Hundeerfahrenen Freunden, kommt ein Welpe für uns eher in Frage als ein bereits fortgeschritten sozialisierter und erzogener älterer Hund, da die Bindung zwischen Hund und Halter bei Diensthunden das A und O ist. Auch im Hinblick auf die Beziehung zur Katze soll es von Vorteil sein, wenn der Hund jung ins Haus kommt. Wir hätten gerne ein Weibchen, zum einen weil Weibchen trotz aller individueller Unterschiede wohl weniger regelmäßig prollen und in Punkto Rangfolge nachfragen, zum anderen weil wir 2-3 Hündinnen in der näheren Nachbarschaft haben und es mit Rüden wohl während der Läufigkeit schwierig und auch für die Tiere stressig werden kann. Es soll kein Leistungshund sein, sondern hinsichtlich des Wesens ein Familienhund, der jedoch als Diensthund eingesetzt werden kann. Für den Fall, dass dies wider Erwartens nicht realisiert wird (Diensthund), wissen wir, dass der Hund ausreichend ausgelastet werden muss mit Aufgaben, z.B. Hundesport.


    Fazit:
    Es ist nicht so, dass wir uns nun auf einen Rottweiler eingeschossen haben. Vielmehr suchen wir nach gut begründeten Argumenten, die uns helfen eine sinnvolle und für alle Parteien (Hund und Mensch) zufriedenstellende Entscheidung zu finden. In aller Regel wird einem von einem Rottweiler als Anfänger abgeraten und natürlich verstehe ich, dass Erziehungsfehler eine andere Bedeutung bei einem Rottweiler gewinnen als bei einem Dackel. Es steht auch außer Frage, dass es wesentlich sinnvoller ist, dass man, bevor man einen Diensthund selbst ausbildet, grundsätzlich schon Erfahrung mit dem Thema Hund / Erziehung gesammelt hat. Die Frage ist nur - wie zwangsläufig sind solche Voraussetzungen? Wie groß ist letzten Ende denn tatsächlich der Unterschied zwischen Rottweiler und Schäferhund? Ich bin daher offen für kritische Anmerkungen (sie sind wirklich erwünscht) und lasse mir auch problemlos eine andere Rasse / Mix ans Herz legen. V.a.D. aber bin ich interessiert an der Einschätzung von Menschen, die diese Rasse selbst gewählt haben und daher Erfahrungswerte besitzen.

  • Zitat

    Ich bin mit einem Rottweiler aufgewachsen, er war einfach nur Klasse.
    Wo aus der Pfalz kommst denn? In Pforzheim ist am 14 September ein Rottitreffen.


    Aus Landau - also wäre Pforzheim kein Problem. Wo gibt es denn dazu nähere Infos (Uhrzeit / Treffpunkt)?
    Das ist natürlich super :smile:

  • Kennst du Dieter Paul? Er ist Hundetrainer (in Rohrbach) und hat schon Jahrelang Rottweiler.
    Er ist sehr freundlich und meiner Meinung nach auch ein geeigneter Ansprechpartner!

  • Also, ich weiß ehrlich gesagt nicht warum alle immer so einen Wirbel darum machen wenn es darum geht als Anfänger einen Rottweiler zu halten.
    Niemand ist geboren und hatte Rotti - Erfahrung! Ich finde ein gesundes Maß an Hundewissen und Verstand reicht auch.
    Ich kenne viele deren Ersthund ein Rotti ist, mich eingeschlossen, und niemand hat sich bisher beschwert.


    Ich finde es wichtig das man sich darüber in klaren ist das ein Rottweiler kein kleiner Hund ist bzw. bleibt. Meine Hündin hat grade mit ihren knapp 7 Monaten 27 Kilo erreicht. Wenn man selbst sehr zierlich ist sollte man sich das schon überlegen. Denn egal wie gut die Erziehung ist und wie gut die Grundkommandos sitzen, es kann immer was sein, das der Hund nach vorne schießt.
    (Ich meine damit jetzt nicht das schlanke Menschen keine großen Hunde halten sollen. sondern das ein gewisses Maß an Kraft da sein sollte.) Es erleichtert vieles.


    Und dann, jeder hat es mir gesagt, keinem habe ich geglaubt, man braucht mit so einem Hund einfach ein sehr dickes Fell! Ich lebe in einer Stadt ohne Rasseliste, allerdings mit Menschen die von Vorurteilen geprägt sind. Fast täglich darf ich mir "Kampfhund-Diskussionen" antun. Es ist nervig und stressig - in manchen Städten wird man auf offener Straße beschimpft, mit Steinen beworfen und Menschen versuchen deinen Hund zu vergiften. (Hier ist mir sowas zum Glück noch nicht passiert)
    Innerhalb von 4 Monaten haben es die Menschen geschafft mich so runter zu ziehen das ich nun ein sehr dickes Fell habe. Mittlerweile reagiere ich gar nicht mehr auf solche Menschen.
    Aber für sehr emotionale Menschen ist das sehr schwer denke ich.


    Im übrigen werden dir wahrscheinlich auch nicht nur fremde Leute aus dem Weg gehen, zu mir haben auch Freunde und bekannte den Kontakt eingestellt.


    Das wäre etwas, worüber ich mir Gründlich Gedanken machen würde.

  • Arbeitet dein Mann bei der Polizei? Und in welchem Bereich soll der Hund denn tatsächlich eingesetzt werden? Diensthund ist ja doch ein recht weiter Begriff!


    Bei der Polizei kenne ich es auch eher so, dass dem neuen Diensthundeführer ein fertig ausgebildeter Hund gestellt wird (der Hund gehört da ja sowieso dem Staat), die Rasse spielt da eher eine nebensächlichere Rolle! Einen Diensthund mit den richtigen Wesenszügen zu erkennen, ihn selber auszubilden etc. finde ich für einen Ersthundehalter eine ganz schön mächtige Aufgabe! Noch dazu muss der Hund ja zunächst einmal komplett ausgebildet sein, um ihn überhaupt einsetzen zu können (was ja auch nochmal mindestens 1,5 Jahre dauert)...


    Ich finde diese kompletten Überlegungen viel wichtiger, als sich um die Rassefrage zu kümmern...

  • Zitat

    Kennst du Dieter Paul? Er ist Hundetrainer (in Rohrbach) und hat schon Jahrelang Rottweiler.
    Er ist sehr freundlich und meiner Meinung nach auch ein geeigneter Ansprechpartner!


    Ich hab mir seine Seite mal angeschaut (wirkt in der Tat sehr sympathisch!) und bin mir gerade nicht sicher, ob es nicht sogar er war, mit dem mein Mann Kontakt aufgenommen hat. Falls nicht, wird das noch nachgeholt, denke ich - danke! :smile:

  • Zitat


    Niemand ist geboren und hatte Rotti - Erfahrung! Ich finde ein gesundes Maß an Hundewissen und Verstand reicht auch.
    Ich kenne viele deren Ersthund ein Rotti ist, mich eingeschlossen, und niemand hat sich bisher beschwert.


    Dass niemand als perfekter Hundbesitzer geboren ist und jeder seine Lerngeschichte hat, hab ich mir auch schon als gedacht. Insbesondere als ich die Beißstatistik (mit anderen Rassevertretern) gelesen habe.. insofern hört man so etwas natürlich gerne. =) Nichtsdestotrotz verstehe ich auch, dass nach vielen negativen Vorfällen selbst Züchter zu mehr Vorsicht bei der Auswahl ihrer Kundschaft neigen.


    Zitat

    Ich finde es wichtig das man sich darüber in klaren ist das ein Rottweiler kein kleiner Hund ist bzw. bleibt. Meine Hündin hat grade mit ihren knapp 7 Monaten 27 Kilo erreicht. Wenn man selbst sehr zierlich ist sollte man sich das schon überlegen. Denn egal wie gut die Erziehung ist und wie gut die Grundkommandos sitzen, es kann immer was sein, das der Hund nach vorne schießt.
    (Ich meine damit jetzt nicht das schlanke Menschen keine großen Hunde halten sollen. sondern das ein gewisses Maß an Kraft da sein sollte.) Es erleichtert vieles.


    Ja, das ist uns bewusst. Mir v.a.D., denn der prollige Rüde aus dem Tierheim war durchaus eine andere Art der Herausforderung an der Leine als bspw. der Neufundlänger meines Großvaters (obgleich das auch eher ein Pony ist).


    Zitat

    Und dann, jeder hat es mir gesagt, keinem habe ich geglaubt, man braucht mit so einem Hund einfach ein sehr dickes Fell! Ich lebe in einer Stadt ohne Rasseliste, allerdings mit Menschen die von Vorurteilen geprägt sind. Fast täglich darf ich mir "Kampfhund-Diskussionen" antun. Es ist nervig und stressig - in manchen Städten wird man auf offener Straße beschimpft, mit Steinen beworfen und Menschen versuchen deinen Hund zu vergiften. (Hier ist mir sowas zum Glück noch nicht passiert)
    Innerhalb von 4 Monaten haben es die Menschen geschafft mich so runter zu ziehen das ich nun ein sehr dickes Fell habe. Mittlerweile reagiere ich gar nicht mehr auf solche Menschen.
    Aber für sehr emotionale Menschen ist das sehr schwer denke ich.


    Übermäßig emotional sind wir, glaube ich, nicht. Wie sehr uns etwaige sehr negative Reaktionen belasten, kann ich allerdings auch nicht abschätzen. Die ersten Ansagen aus dem familiären Umfeld à la "Dann kommen wir aber nicht mehr so häufig zu Besuch" bzw. "unsere Kinder lassen wir dann nicht in die Nähe eures Hundes" kamen auch schon. Allerdings sind diese Personen meiner Einschätzung nach kopfmäßig nicht allzu eingeschränkt - die würden ihre Haltung auch korrigieren, wenn sie entsprechend positive Erfahrungen machen. Habe aber auch schon von Anfeindungen auf dem Hundeplatz, beim Spazierengehen und sonstigen Veranstaltungen gelesen.

  • Nur ein paar Rückmeldungen zu den (tollen!) Überlegungen:


    - sicherheitshalber: Diensthund im Schutzhundebereich, nehme ich an?
    - wenn Hündin, dann macht Euch auch Gedanken darüber, wie Ihr zum Thema Kastration steht, welche Vor- und Nachteile sie mit sich bringen kann, und erkundigt Euch, ob die Dienststelle Deines Mannes bzw. die Hundestaffel auch intakte Hündinnen zur Ausbildung zulassen würde
    - seid Euch dessen bewusst, dass die meisten Diensthunde im Schutzhundbereich fremden Menschen gegenüber deutlich skeptischer sind als z.B. "nur" sportlich geführte Hunde derselben Rasse, das passt meist mit dem üblichen Bild vom "Familienhund" nicht überein
    - auf Dich fällt viel Zeit mit dem Hund ab, aber die Hauptarbeit sollte Dein Mann leisten, wenn er ihn als Diensthund führen will. Gemeinsame Beschäftigung schafft Bindung!
    - sollte Dein Mann die Stelle erhalten, der Hund sich aber als nicht geeignet herausstellen, was passiert dann? Muss er von der Stelle wieder zurücktreten, holt Ihr Euch einen Zweithund, ...?

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