Der "schwierige" Hund als Trendhund?
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Der Ausdruck "schwierig" ist sicher auch Definitionssache. Was der eine als schwierig empfindet, entlockt dem anderen womöglich nur ein müdes Lächeln.
Allerdings möchte ich jetzt mal ganz provokant behaupten, dass die Tendenz, den eigenen Hund als schwierig zu bezeichnen gerade durch das Internet gefördert wird.
Nehmen wir als Beispiel mal einen - womöglich etwas unbedarften - Hundehalter. Vielleicht ist das sein erster Hund, vielleicht hatte er auch schon vorher mal einen gehabt, und nun möchte er sich informieren. Recht schnell stellt er fest, dass:
a) Probleme eigentlich überall lauern. Ich habe oft den Eindruck, dass gerade in den relativ anonymen Abgründen des World Wide Web gerne mal aus Mücken Elefanten gemacht werden. Problemchen werden zu riesigen Baustellen aufgebläht, und es gibt genügend Menschen, die es offenbar besonders spaßig finden, fremden Hunden die allertollsten Verhaltensstörungen anzudichten.
b) Jede, und wirklich jede Hunderasse (inklusive sämtlicher Mixe) ist total speziell und überhaupt und sowieso. Die anderen wissen das. Nur der betreffende unbedarfte Hundehalter nicht.
c) Probleme (ob groß oder klein) müssen immer und ausnahmslos beseitigt werden. Tut man das nicht, sollte man besser keinen Hund haben.
Da sitzt er nun, der Hundehalter, der sich eigentlich nur mal ein wenig informieren wollte. Er fühlt sich vermutlich komplett überfordert und unfähig, schaut seinen Hund an, der vielleicht keine größere Macke hat als zu bellen, wenn es an der Tür klingelt und denkt sich "Verdammt, ich habe einen Problemhund. Bei der Rasse ja kein Wunder."
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In der Regel waren das eben die "Tierschutzmuttis"
Keine Ahnung vom Hund, sondern viel Liebe und Verständnis und der festen Überzeugung, dass sich mit ein bisschen Liebe alles in Wohlgefühlen auflöst.Wie gesagt, bei der Kategorie war niemand dabei, dem man irgendeinen Hund gegeben hätte. Aber diese "ich muss was retten, geben sie mir den schwierigsten, ältesten, kranksten Hund" Anfragen kamen alle paar Monate einmal und waren immer furchtbar enttäuscht, wenn man ihre Rettungsträume in der Realität abschmetterte.
Wenn sich diese kategorie zum helfen für 2-3 wochen bei uns im Tierheim eingebucht hat, bin ich jeden morgen mit sitller fläppe an den frühstückstisch zur lagebesprechung. Immer im gedanken, "bitte gott, bloß nicht mit mit mir durch die zwinger". Ich bin ja solch ein grober Böser und Liebloser kerl, wenn man mir beim Spritzen setzen, Pflege usw. zuschaut.
Und wenn dann auch noch nach dem Negativen, bösen und lieblosen konditionieren die hunde meine nähe bevorzugten, dann war ich komplett unten durch.Ab 1-2 wochen saß dann meist jemand anderes mit fläppe am Tisch und ich war geheilt.
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das gibts bestimmt, auch oder gerade durch das Internet kann man sich gegenseitig hochstacheln. Ich persönlich bin an einem schwierigen Hund überhaupt nicht interessiert,das erschwert das Leben nur unnötig. Da vereinsamt man ja. Ein netter Kamerad, der überall dabei sein kann und den jeder gerne hat, ist viel angenehmer. Unser Hund ist auch ein Sensibelchen und kein gaaaanz toleranter Familienhund, aber von schwierig gottseidank weit entfernt.
Nicht immer.
Witzigerweise habe ich gerade durch Luna Kontakt bekommen zu Menschen, die eigentlich Angst vor Hunden haben. Luna bellt gern vermeintlich "gruselige" Personen an - früher ging das auf Distanzen von mehreren hundert Metern, heute haben wir das ganz gut im Griff. Die ist nicht nett im Sinne von "kann überall dabei sein". Und doch habe ich festgestellt, dass sie Personen eine Hilfe sein kann, besonders wenn diese sich gerade vor größeren Hunden fürchten.
Ich gebe mal ein Beispiel: Wir kommen jeden Tag am Haus einer Dame vorbei, die nach eigener Aussage Angst hat vor Hunden von Lunas Größe. Ich habe Einiges erzählt - dass Luna ebenfalls Angst vor Menschen hat, dass sie sehr unsicher ist... Mittlerweile traut sich diese Dame, auf ungefähr einen Meter an Luna ranzugehen. Sie ist noch nicht soweit, dass sie meinen Hund anfassen würde, aber durch Gespräche hat sie gelernt, dass auch Hunde Angst empfinden können. Sie sieht nicht mehr jeden Hund als potenzielle Gefahr, sondern als ein Lebewesen mit Gefühlen und Ängsten. Vielleicht fällt ihr das gerade deshalb leichter, weil sie Parallelen sieht zwischen sich und meinem Hund.
Also - nein, vereinsamen muss man nicht mit "so einem" Hund. Manchmal gewinnt man auch eine ganze Menge.
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mir geht es auch so.
Krasse Rasse, Krasser Hund, krasses verhalten.
Da wird geprahlt, wie "aggressiv" der 10 Wochen alte Welpe schon is, dass er zig mal die Küche ausräumt, was er alles kaputt gemacht hat, über welche Absperrungen gesprungen, hier und da andere Hunde zusammenfaltet, den Halter mehrfach gebissen hat ect.
Bla bla Bla
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Ja, die sind mir auch die liebsten!
Die in einem paar Wochen alten, herum blödelnden hundebaby schon das zukünftige Monster erkennenBekannte von mir:
Staff terrier, adoptiert mit knapp 3 Monaten von einer ts Tante die in Serbien arme Hunde () 'einsammelt'.
Letzens hab ich nach langer Zeit mal wieder mit ihm telefoniert als ich im Hintergrund plötzlich ein 'aua!' gehört hab.
(Seine Freunde saß wohl am Sofa, mini staff hat geblödelt u sie im vorbei rennen in den Fuß gezwickt)
Ich sag: 'ui, ui, da musst aber schon aufpassen! Nicht das der mal auszuckt u euch beißt!' (Mmn in einem ton, der die Ironie schon deutlich erkennen ließ!)
Sagt er drauf - u das mit vollem ernst: 'ja, ja, ich weiß eh. Wir machen eh ganz viele Übungen mit ihm, er muss immer sitzen bevor er xy darf/bekommt, blablabla. Ich weiß ja das die Rasse manchmal ein bissl komisch ist. Wir passen eh auf.'
Was sagt man da drauf?
Wenn ich mir einen Hund anschaffe, von einer Rasse, von der ich entweder Probleme erwarte, od anscheinend jetzt schon angst hab, bitte WARUM NIMMT MAN DANN SO EINEN HUND????? -
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Ich gestehe, dass ich keinen Welpen adoptieren würde. So etwa ein Jahr wäre meine Untergrenze, und ja, ich nehme gern Hunde mit Vorgeschichte, weil ich, wie D'Alis auch schreibt, über die Jahre eine gewisse Erfahrung im Umgang mit Hunden einer bestimmten Sorte gesammelt habe und ungern den Platz mit einem unkomplizierten Hund besetzen möchte, der auch ohne mich jede Chance auf ein tolles Zuhause hätte.
Der Spuk ist ein ganz toller Hund, bis auf die absolut und komplett fehlende Erziehung in seinen ersten drei Lebensjahren und eine gewisse Abneigung gegen prollende Hunde und kleine Kinder ist er absolut einfach. Es macht Spaß, einen Hund zu haben, der keine Traumata hat, dem man statt ihm erst mal die Angst vor der Welt zu nehmen, gleich ein paar doofe Tricks beibringen kann. :) Es hätte aber auch anders kommen können, allzu viel wussten wir nicht über ihn, als ich mich entschloss, ihn zu nehmen.
Trotzdem wird, in einem oder zwei Jahren, wenn Wohn- und Lebensumstände passen und der Spinner komplett mackenfrei ist (der olle Streber wird das hinkriegen, ich weiß es... :D), ein Angsthund hier leben. Vielleicht auf Pflegestelle, vielleicht auch als Zweithund. Den Angsthunden gehört mein Herz, ich habe mit etlichen gearbeitet und inzwischen so einige Erfahrung gesammelt.
Einfach hinzugehen und zu sagen: "Gebt mir den schwierigsten Hund, den ihr habt", würde mir im Traum nicht einfallen; die entsprechenden Hunde finden mich in der Regel schon, wenn es so weit ist.Was ich allerdings schon festgestellt habe: Es kommt in meinem Umfeld weniger darauf an, wie schwierig ein Hund aufgrund von Rasse oder Vorgeschichte ist, sondern eher darauf, wovor man ihn gerettet hat. Züchter? Na ja. Tierheim? Okay, schon besser. Ausland? Klasse. Tötungsstation? Die Heiligsprechung.
Dieses Übertrumpfen geht mir wahnsinnig auf die Nerven, denn es führt im Umkehrschluss dazu, dass eben die Hunde, die nicht unbedingt ins eigene Lebensumfeld passen, weil sie depriviert, traumatisiert oder sonst wie vorgeschädigt sind, aus reinem Rettertum hierher geschafft werden und sich dann halt als schwierige Hunde entpuppen. Was für eine Überraschung. *Ironie*Senta wäre für viele Menschen schwierig gewesen: Sie hatte panische Angst vor Fremden, später nur noch vor Kindern, war misstrauisch, fürchtete sich vor den meisten Hunden und brauchte lange, um aufzutauen. In meinem Singlehaushalt hatte sie ihre Ruhe und Geborgenheit, ich wusste, wie man sie vor heranstürmenden Hunden beschützt und habe auch, wenn nötig, Kinder von ihr abgeblockt. In mein Kleinstadtsingleleben passte sie super, ohne dass ich mich hätte einschränken müssen.
Wenn ich jemandem ihre Vorgeschichte erzählt habe, dann meistens, um etwas Verständnis zu bekommen, warum man seinen 40kg "will nur spielen"- Labbi eben nicht auf sie draufspringen lassen sollte. Hat in den seltensten Fällen geholfen. :/Jetzt, mit der blonden Katastrophe, erzähle ich auch gern, wie schwierig er mal war und was er schon alles gelernt hat - das macht es den in seiner Angst übelst angebellten Passanten leichter, etwas Verständnis für sein Benehmen aufzubringen. Manche sind sogar so nett und unterhalten sich im Abstand von zwei bis drei Metern noch ein paar Minuten mit mir - so lernt der Kerl allmählich, dass fremde Menschen keine dicken blonden Hunde fressen.
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dAlis: nicht böse gemeint - aber ich denke gerade an meinen Post von vorhin. Ich kenne natürlich deine Bekannten nicht, und ich mag mich jetzt komplett irren, aber:
Die haben einen Staff, also eine Rasse, die schon von vornherein "vorbelastet" ist, was das Image angeht. Klar, du hast deinen Kommentar ironisch gemeint. Was, wenn diese Leute das nicht so aufgefasst haben, eben wegen dem Image der Rasse? Ich muss dir sicherlich nicht sagen, was man im Netz so alles an abstrusen Dingen über "Kampfhunde" (blödes Wort!) findet.
Wie gesagt: Ich meine das nicht böse und lasse mich auch gern korrigieren.
Für mich klingt das aber eher nach Unsicherheit auf Grund von Vorurteilen denn nach grundsätzlich falscher Rassewahl. Also mehr nach dem Gedanken "Wir müssen jetzt beweisen, dass wir den Hund im Griff haben" - eben weil diese Rassen so einen schlechten Ruf haben.
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Haha, was ein geiler Gedanke: oh ja, ich fühle mich sooo speziell und toll weil ich einen Angsthund adoptiert habe
Mal ehrlich, ich wäre froh, könnte ich meinen Hund überall mitnehmen, würde er keine Menschen Anbellen und keine Radfahrer jagen.
Ich habe immer von einem tollen lieben Goldi geträumt.
Es kam anders, es ist gut wie es ist und wenn ich hier im Forum einen Elefanten aus einer Mücke züchte, sind das einfach Gefühle, die ich nun mal habe. Dert Gedanke, damit zu prahlen, ist absurd.Was mich viel mehr nervt ist, dass alle online immer alles besser wissen. Offline aber auch. Egal ob Problenhund oder nicht, alles wird doch heutzutage gepusht, Kindererziehung ebenso wie Haustiererziehung. Meine Devise lautet da: Active ignoring.
Menschen, die mir bisher mit echten Problemhunden begegnet sind, haben nie geprahlt oder sich dadurch profiliert. Im Gegenteil, ihnen wie auch mir ist es eher mal peinlich, wenn Hund mal wieder Leute angebellt hat oder bei anderen Hunden ausflippt.
Übrigens denke ich es gibt gerade bei TH Hunden etwas wie liebe auf den ersten Blick. Viele sehen dann über Probleme hinweg.
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@dogloving: Ich sehe das auch so wie du.
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