Zucht und ihre "Ehrlichkeit"

  • Ich war gestern in Leipzig auf der internationalen Rassehundeausstellung in Leipzig.
    Insgesamt waren es ein paar tolle Stunden und wir hatten viel Kontakt mit anderen HH und Züchtern.


    So lief uns u. a. ein älteres Ehepaar mit einem schwarzen Großpudel (GP) über den Weg und sprach uns wegen Akaya an. Ich nutzte gleich die Gelegenheit und sprach sie wiederum wegen ihrer schwarzen GP-Dame an. So kamen wir ins Gespräch und sie erfuhr von Jette. Ich bewunderte das vollständige Schwarz ihres GP und fragte nach ihrem Alter. Als ich zur Antwort bekam, 11 Jahre, kam ich aus dem Staunen nicht mehr heraus und sagte ihr, dass unsere Jette mit ihren nur fast 3 Jahren am ganzen Körper mit vielen weißen Haaren übersät ist.


    (Hier mal zwei Fotos von der GP-Hündin:


    )


    Ich erfuhr, dass das Ehepaar früher selbst GP gezüchtet hat (in der DDR) und diese Hündin aus ihrer Zuchtlinie stammt. Aus dem Gespräch erfuhr ich, dass es, so wie ich es auch kenne, in der damaligen Zuchtordnung verboten war, verschiedene Farben mit einander zu verpaaren.


    Durch Jette weiß ich, dass es heute anders ist und die Farben innerhalb der Größe vermischt werden. Es wird vorher ein Gentest gemacht und untersucht, welche Farben (angeblich) vererbt werden. Jette Mutter (weiß) soll (angeblich) nur Schwarz- und Apricottärger sein.


    Hm, der chemische Gentest sagt das. Die Natur sagt mir was anderes. Jette hat mit fast 3 Jahren am ganzen Körper weiße Haare, schneide ich ihre Schnauze kurz, ist sie mittlerweile durch die vielen weißen Haare grau.
    Nachdem ich mich bei ihrer Züchterin danach erkundigt habe, erfuhr ich ganz nebenbei, dass die schwarzen Hunde zur Ausstellung SCHWARZ GEFÄRBT werden, damit sie auch schön schwarz aussehen. :???: :mute:


    Nun sagen die Züchter, sie müssten die Farben vermischen, um einen gesunden Genpool zu behalten.


    Klingt für den ersten Moment plausibel.
    Doch ist ja u. a. das Zuchtziel, neben der Gesundheit, die Farbe. Nicht umsonst wird der Pudel in verschiedene Farbschläge eingeordnet.


    Wenn ich also eine ECHTE REINE Farbe haben möchte, warum verpaare ich dann einen weißen mit einem schwarzen GP? Könnte man sich nicht einen gesunden schwarzen Rüden im Ausland suchen?


    Es geht mir hier nicht darum, dass ich meine Jette nicht mehr mag, nur weil sie jetzt schon "ergraut" ist.
    Es geht mir einfach um die Ehrlichkeit in der Zucht.
    Ein gefärbter schwarzer Pudel hat in meinen Augen nichts in der Zucht zu suchen, wo auch auf Farbe gezüchtet wird.
    Wenn man gleiche Farben miteinander verpaart, würde es zu solchen Fehlfarben gar nicht erst kommen (bzw. sehr selten).


    Oder man ist so ehrlich und schreibt die Richtlinien der Zucht um und verkauft nicht schwarze Pudels als schwarze Pudels.


    Ich schreibe hier mal nur von den Pudels.
    Es gibt sicher bei anderen Rassen genau solche Defizite (ich verweise da mal auf den Thread mit den getapten Ohren).


    Was meint ihr?

  • Hallo,


    tja, für mich ist Gesundheit,
    natürlich neben einem pfiffigen Kopf-Inhalt,
    das oberste Gebot in der Hundezucht.


    Die Farbe ist mir völlig gleichgültig;
    irendwann, vor langer Zeit, habe ich mal gesagt,
    dass mein Hund gelb mit rosa Tupfen sein könnte,
    wenn er gesund und langlebig wäre und den zu mir passenden Charakter hätte.
    Dazu steh ich immer noch.


    Einige Rassen haben gesundheitlich schon ziemlich
    darunter gelitten und den Gepool arg verengt,
    weil verschiedene Farbschläge nicht verpaart werden dürfen.

  • Ähm, da ich sowieso nicht auf Farbzucht stehe, sondern mehr auf gesunde leistungsfähige Hunde, egal wie sie gefärbt sind ;) ist es für mich Nebensache


    Allerdings, beschäftigt man sich näher mit der Genetik, wird man feststellen: es gibt nicht schwarz x weiß
    das ist zu einfach gedacht


    http://www.buntepudel.de/grundgenetik.htm
    ist ein netter Link zu schlauer lesen


    und wenn man sich dann jeden einzelnen Locus anschaut, erkennt man, wie viel mehr hinter einer sichtbaren Farbe steckt
    http://www.buntepudel.de/gene.htm


    und da es dir im Text speziell um Schwarze Pudel ging
    http://www.buntepudel.de/schwarz.htm


    da siehst du, was du nicht sehen kannst, was ein schwarzer Hund so in sich tragen kann



    Sollte man also wirklich nur schwarze Pudel nehmen, die "nichts" anderes in sich tragen?
    Gibt es wirklich so viele ideale gesunde Pudel, die dem VDH-Standard entsprechen?


    Meiner Meinung nach: Nein ... keine Farbzucht auf Kosten von Gesundheit, Leistung etc.
    dann lieber riskieren, so zu verpaaren, dass Fehlfarben fallen könnten

  • Stimmt schon, da gebe ich euch Recht.
    Auch für mich ist Gesundheit das oberste Gebot!


    ABER für mich ist es Schwindel, wenn ein gefärbter Pudel auf Ausstellungen geht und mit ihm gezüchtet wird.
    Dann soll man zumindest so ehrlich sein und die Richtlinien ändern.


    Der Pudel wird nun mal neben der Gesundheit (das schrieb ich bereits) auch auf Farbe gezüchtet. Wäre das nicht so, wäre es mir wurscht. Aber wenn der schwarze Genpool zu klein ist, dann muss man eben das Reglement ändern und nicht tuschieren.


    Einzig und allein darum geht es mir!

  • Hm, klar sollte man es dann tun.


    Nur, solange es nicht passiert - und wie bekommt man es hin, dass es passiert bei einem Zuchtverein? - was sollen die Züchter tun?
    Ihre gesunden gut gebauten Hunde aus der Zucht lassen, nur weil die Farbe nicht passt?


    Ich kann die Züchter da verstehen, dass sie ihre tollen Hündinnen gerne weiter zur Zucht nutzen möchten, wenn sie charakterlich etc. passen.



    Also, wie bekommt man einen Zuchtverein dazu, weitere Farben aufzunehmen?
    nur mal so rein aus Interesse

  • Manu, ich spreche hier nicht gegen die Züchter im allgemeinen, sondern gegen das Zuchtverhalten, voran gestellt, den Zuchtverein.


    Ich denke einfach, dass man die Richtlinien, wenn es denn notwendig ist, anpassen sollte.
    Beim Pudel sinds die Farben, bei ner anderen Rasse die Kippohren etc...


    Wir haben z. B. festgestellt, dass es seit einiger Zeit auf der Leipziger Ausstellung Labradore mit kurzen Beinen gibt. =)
    Ehrlich, hätte ich so einen auf der Straße getroffen, hätte ich gedacht, das ist ein Mix.


    Seit wann gibt es die denn?
    Und warum wurden diese kurzbeinigen Labradore jetzt als eigenständige Gruppe aufgenommen?


    Wenn so etwas geht, könnte man doch auch beim Pudel in reinschwarz und schwarz??? unterteilen.


    Verstehst du, was ich meine? ;)


    EDIT
    Der Aprikotpudel wurde auch irgendwann in Redaprikot und Aprikot, zumindest in zwei Aprikotfarbschläge, unterteilt.

  • Nur homozygote schwarze zu finden, wird sicher,ich mehr als schwer. Um 100%ig ausschliessen zu koennen, dass andere Farben getragen werden, muss da dann wohl auch ein Gentest her, denn selbst in einem 5-Generationen-Stammbaum mit phaenotypisch schwarzen Tieren kann sich ein rezessives Gen "verstecken".


    Das mit dem Faerben, "retuschieren" etc. finde ich allerdings auch Mist.

  • Eine schlechte Zucht fängt bei mir an, wo auf "FARBE" gezüchtet wird, oder auf "Ohren" oder Fellänge (leider bei den Collies erfolgt = Teilung von kurz und langhaar)
    (Die DSH Zucht erlaubt das glücklicherweise mittlerweile wieder.)


    Zucht ist ein heisses Thema, weil wirklich jeder etwas anderes wünscht oder drunter versteht.


    Ich würde keinen GP kaufen, der auf Farbe gezüchtet ist, niemals. Immer nur einen, der mindestens aus einer "arbeitenden Zucht" kommt. Was auch immer.


    Ein Züchter ist für mich jemand, der seine Hunde ausbildet, der sie über die Ausbildung kennt, um die Schwächen weiss und so seine Tiere kennt.


    Nicht jemand, der Farben mixt. (das ist keine Zucht für mich.)

  • Die Dame sage mir, dass ihre Hündin aus ner reinen schwarzen Linie stammt (sie gesagt, ihre Zuchtlinie ist auch dabei) und die Pudeldame war nicht gefärbt und sehr gesund (ich hätte sie nie im Leben auf 11 geschätzt).


    Es gibt sie sicher, die reinen schwarzen Linien, aber wahrscheinlich eher selten.
    Nun könnte man diese rein-schwarzen (gesunden) Linien und die nicht-reinschwarzen (gesunden) Linien unterteilen. So bräuchte man seinen Hunde zur Ausstellung nicht manipulieren.


    PS: Wie schon mehrfach erwähnt, bin ich in einem Haus bei einer Pudelzüchterin groß geworden und konnte über 10 Jahre ihre Zucht mit erfolgen. Bei ihren schwarzen Würfen sind immer nur schwarze Pudels raus gekommen und auch schwarz geblieben. Von daher ist es eher selten, dass aus einer reinen schwarzen Zucht, ein anderer Farbschlag (ausgenommen das Altersgrau) entsteht oder sich entwickelt.

  • Sobald man sich auf Farbe beschränkt fallen Hunde raus, die evt. viel besser in die Zucht passen würden.


    Und das ist unweigerlich irgendwann der Fall. Man beschränkt sich auf ein äusseres Merkmal. Setzt die Energie auf Farbe und verliert das Wesen des Tieres aus dem Auge.
    Für mich unfassbar..mit solchen Scheuklappen rumzulaufen. Und nur auf Haarfarbe zu gucken.


    Dann bin ich eher bei denen, die färben (was nicht weniger dumm ist, in meinen Augen)

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