Randale beim Verlassen des Hauses

  • Es geht um einen Dackelmischling, der zur Zeit auf der Pflegestelle untergebracht ist, bei der ich fast täglich die Hunde ausführe.
    Clooney ist unheimlich schnell auf 180 und hat einen ziemlichen Kontrollwahn (vor allem gegenüber anderen Rüden) neben mangelhafter Impulskontrolle und einer niedrigen Frustrationsschwelle. In den ersten Wochen war es nicht machbar ihn mit den anderen Hunden gemeinsam auszuführen (ich bin meist mit meinen eigenen 2 Hunden, den 3 festen Hunden der Pflegestelle und 1-2 Pfleglingen gleichzeitig unterwegs). Er hing nur in der Leine und hat sich bei jeder sich bietenden Gelegenheit auf Kito gestürzt, außerdem hat er ab dem Anziehen des Geschirrs bis wir mitten im Feld waren ununterbrochen gekläfft.

    Ich war also soweit es meine Zeit zuließ mit ihm alleine unterwegs, was viel besser funktionierte. Leider schaffe ich das höchstens 3-4 Mal in der Woche und mehr als eine halbe Stunde ist oft auch nicht drin. Er liebt Suchspiele und eine improvisierte Reizangel, mit der ich seine Implskontrolle trainiere. Er kann mittlerweile trotz schnell bewegter Beute warten und lässt sich auf Komando aus dem vollen Hetzen abbrechen.
    Außerdem läuft er an kurzer Leine sehr manierlich ohne zu kläffen und weiß an der Schlepp zumindest, dass von ihm erwartet wird den Zug wegzunehmen, wenn ich stehenbleibe - ansonsten zerrt er schon öfter mal, aber das habe ich erstmal hinten angestellt.
    Seit ein paar Wochen kann ich ihn auch wieder mit den anderen mitnehmen, was den Vorteil bietet, dass er deutlich regelmäßiger und länger spazieren geht. Sein Verhalten draußen ist in Ordnung und er genießt die großen Runden sichtlich.

    So weit so erfreulich. Wo ich aber nicht weiter komme ist die Haustür. Sobald er merkt, dass er mit darf steigert er sich in ein furchtbares Gekläffe hinein bis wir vor der Haustür stehen und ich ihn hinter mir absitzen lasse (dann ist es nur noch ein Wimmern). Das Gekläffe ist dermaßen schrill und laut, dass es (je nach Entfernung) richtig in den Ohren wehtut. Abends oder mittags traue ich mich kaum mit ihm raus, weil es dann die ganze Straße des ansonsten sehr ruhigen Wohngebietes hoch- und runterschallt. Abgesehen davon lässt es meinen eigenen Blutdruck ansteigen - es strengt einfach unheimlich an!

    Wenn ich nur mit ihm gehe ist die Lösung bis jetzt ihn nach dem Anlegen des Geschirrs auf den Arm zu nehmen und sofort raus zu gehen, bevor er überhaupt anfängt - so klappt es mit erträglich leisem Jammern.

    Nehme ich ihn mit den anderen mit, ist sein Erregungslevel ungleich höher und es dauert natürlich auch länger bis alle angeleint sind - dann ist es furchtbar.
    Auf den Arm nehmen hilft gar nicht mehr.
    Kurze Atempausen macht er, wenn man ihn berührt (Hand auf den Rücken legen), sich vor ihm aufbaut oder ihn anschnautzt - nichts davon hält länger als wenige Sekunden. Ja, ich war auch schonmal grober, habe ihm das Maul zugehalten, ihn grob gepackt oder ihn mit dem Fuß immer wieder hinter mich befördert (er drängt dabei wie ein Irrer zur Haustür um auch ja als erster nach draußen zu stürmen).
    Für ein paar Tage war er mal aus organisatorischen Gründen auf einer anderen Pflegestelle, da bekam er einen engen Maulkorb auf, was das Kläffen abdämpft, aber das ist in meinen Augen ja auch keine Lösung.

    Keine Wirkung hat ihn dieser Situation ein Spielzeug - das nimmt er gar nicht war.

    Mein Vorgehen zur Zeit:
    Ich lasse ihn in den Eingangsbereich und mache die Tür hinter ihm zu während ich den Rest anleine. Er kläfft zwar wie ein Irrer, aber ich stehe nicht direkt daneben. Dann gehe ich dazu, leine ihn zügig an und verlasse das Haus um dann draußen die Hunde zu sortieren und ihn hinter mich zu setzen (das ist im Haus leider auch undenkbar ohne Anwendung von Starkzwang).
    Habe sogar mal überlegt erst alle Hunde draußen anzubinden um dann mit Clooney alleine hinterher zu kommen - aber dafür müsste erstmal ein Pfosten o.Ä. installiert werden...

    Prinzipiell weiß ich, wie man so etwas trainieren sollte:
    Geschirr an - Geschirr aus... Tür auf - Tür zu ... und bei jeder Aufregung sofort zurück auf die Couch...
    Aber ich kann das zeitlich nicht leisten!

    Hat irgendjemand Erfahrungen mit so einem extremen Verhalten und hat vielleicht noch einen Ansatz für mich, mit dem ich diesen enormen Stresspegel runterfahren kann? Es geht mir ums Managment, um eine Übergangslösung, mit der alle Parteien leben können.

    Ziel ist es sicherlich ihn gut zu vermitteln, damit er aus der "Rudelsituation" rauskommt. Ich bin mir fast sicher, dass er als Einzelhund und bei regelmäßiger Auslastung so schlimm nie wäre.
    Aber es gestaltet sich ausgesprochen schwer einen Platz für ihn zu finden und wer weiß, wie lange er noch hier leben wird. Inzwischen ist es fast ein halbes Jahr.

  • Ich habe den Eindruck, dass ein Training mit ihm und den anderen Hunden defintiv zu viel ist. Gibt es die Möglichkeit, das (geräuscharme) Verlassen des Hauses mit ihm allein schrittweise zu trainieren? Ruhiges Absitzen vor der Haustür, welche sich als Belohnung öffnet, wenn er ruhig bleibt. Zurück zum Start (also hinter die Tür), wenn er zu kläffen beginnt usw. Die anderen Hunde würde ich erst dazu nehmen, wenn das wirklich gut klappt.

  • Wie gesagt, wie ich es machen würde, wenn es mein Hund wäre steht auf einem anderen Blatt. Dafür habe ich in dem Fall definitiv nicht die Zeit - bzw. es würde dazu führen, dass er solange das Training eben dauert fast nur noch in den Garten kommt. Ich bin berufstätig, halte Schafe und habe selbst zwei fordernde Hunde... Ich wohne auch nicht dort, ich fahre nur zum Gassigehen hin.

    Bisher bin ich der Meinung, dass für ihn halbwegs entspannte Spaziergänge wichtiger sind, als das Problem von Grund auf zu lösen - was schwerlich überhaupt möglich sein wird, da er allein mit der Anwesenheit mehrerer Rüden im Haus seine Probleme hat und es regelmäßig kracht. Der Hund kann kaum entspannen und schon gar nicht in der Situation des Rausgehens.
    Ich suche nach einem Weg es zu entschärfen... :sad2:

    Die sprichwörtliche Katze beißt sich in den Schwanz und uns allen ist klar, dass er dringend vermittelt werden muss - oder auf eine andere Pflegestelle... aber woher nehmen?

  • Ich verstehe dich, die Situation ist wirklich schwierig... :???:

    Wenn das mit einem ordentlich "Außer-Haus-Geh-Training" nicht machbar ist, hilft dir vermutlich nur mehr Augen und Ohren zu und durch - es wäre wirklich schade (und für seine Verträglichkeit auch nicht hilfreich), wenn er nicht mehr mit euch spazieren gehen könnte. Aber das Bellen wird dann wohl bleiben...

    Ich möchte dir aber noch ein ehrlich gemeintes Kompliment aussprechen -ich finde es toll, wie sehr du dich um diese Hunde bemühst, wie viele Gedanken du dir machst und welche Strapazen du für sie auf dich nimmst. Das würde nicht jeder tun! :gut: Und gerade deshalb muss man manchmal halt die beste Alternative wählen, auch wenn diese nicht wirklich optimal ist... Ich wünsche dir/euch alles Gute, hoffentlich findet der Kleine bald einen guten Einzelplatz!

  • Wenn der da schon ein halbes Jahr lebt, kann das nicht die Pflegestelle mit ihm mal üben? Die sind doch in erster Linie für den kleinen Krawallo zuständig =)

    Kläfft er auch wenn er nicht an der Haustüre ist? Sonst könntest du ihn vielleicht erstmal in ein anderes Zimmer, weg von der Haustüre sperren, bis die anderen Hunde fertig angeleint sind und ihn in dem extra Zimmer anleinen und dann schnell alle einpacken und raus.
    Macht das Problem nicht besser aber dann dauert das Gekläffe vielleicht nicht so lang?

  • Ich denke ganz einfach, dass der Hund so unter Spannung steht und sich dermaßen freut raus zu kommen (etwas zu erleben), dass daraus die Probleme resultieren.

    In der Tat wäre eine geeignete Pflegestelle oder Endstelle für ihn die beste Lösung. Nach einiger Zeit legt sich das Problem dann von selbst - nämlich dann, wenn der Kleine das Rausgehen als Normalität empfindet.

    Ich fürchte, dass sich unter den derzeitigen Umständen sich nichts ändern wird und auch nicht kann.

  • Kann er in dem Fall das Geschirr nicht morgens schon anbekommen? Also lange Zeit bevor Du kommst?

    Können die nicht einige Male am Tag die Leine an den Hund machen und einfach mit ihm durchs Haus laufen? Ohne raus zu gehen?

  • Ihn einfach mal so lange bellen zu lassen bis er von selbst wieder aufhört wird wahrscheinlich nicht zum aushalten sein schätze ich, oder?
    Können die von der pflegestelle nicht mit ihm üben?
    Wie du sagst, natürlich wäre es am besten Geschirr an - Geschirr aus, Tür auf - Tür zu.. Da du dafür aber keine Zeit hast wenn du dort gar nicht wohnst u die hunde dann nicht so lange spazieren gehen könnten geht das natürlich nicht. Wenn er eh schon so aufgedreht ist fände ich es wirklich nicht gut wenn die runden, wo er sich austoben kann u wenigstens ein bisschen zur ruhe kommt wg dem Tür-training kürzer werden, od gar ganz ausfallen!
    Darum die frage: können nicht die leute von der pflegestelle diese Situationen mit ihm üben? Bzw warum machen die das nicht? Dann könntest du die zeit die du hast wirklich komplett zum raus gehn nutzen!

    Ich würde beginnen mit eben Geschirr an-aus, Tür auf-zu, usw, wenn das allein gut klappt einen hund dazu u von vorn beginnen, dann einen 2.hund dazu, usw. Aber dafür fehlt dir ja die zeit.
    Wenn er mit der gesamten Situation dort solchen stress hat befürchte ich ehrlich gesagt, das du nicht wirklich was dran ändern kannst. Va wenn du keine Zeit hast selbst zu üben, bzw wenn die pflegestelle nicht hilft!
    Bei meiner großen zb war's so, als sie noch bei der vorigen Familie war, die war so derartig aufgedreht, überdreht, u bis zum Anschlag voll mit angestauter Energie die sie ewig nicht los werden konnte (weil die halt überhaupt gar nix mit ihr gemacht haben, nix, wirklich absolut überhaupt extra gar nix!). Weil ich zu der Zeit noch meinen kl.hund hatte, u der schon fast 15 war, wollte ich dem zwerg natürlich nicht einen knapp 3 jährigen 40kg hund antun, der so überdreht war, das er nicht mal eine halbe Minute still stehen konnte.
    Darum hab ich gedacht, ich hol sie einfach jeden tag ab, geh eine ordentliche, große runde mit ihr spazieren (mit Spiel, Übungen usw), das sie sich so richtig austoben kann, ihre angesammelte Energie los werden kann, darum ruhiger wird (also auf ein normales Maß für einen hund in dem alter!), u dann kann ich sie ganz zu uns nehmen.
    Tja, so war zumindest mein Plan.
    Ich konnte stundenlang spazieren gehen, die erste Zeit merkte man davon überzeugt gar nix! Die war nach 6std nicht müder als nach 10min. Nach ein paar Wochen wurde das aber besser. Nur, gebracht hat's trotzdem nix!
    Wir waren wirklich große runden, sie war dann auch entsprechend müde, aber keine 5min nachdem ich sie zurück gebracht hatte, war sie genau so aufgedreht wie sie war bevor ich sie abgeholt hatte!
    Ist ja auch logisch: wenn's rundherum permanent laut u stressig ist, nur Streitereien, herum geschrei, Hektik usw - wenn das alles rundherum um einen ist, wie soll man selbst dann innerlich ruhig sein u entspannen können?? Das ist absolut unmöglich!!
    Besser wurde das erst als sie dann wirklich fix bei mir war. U selbst da hat es sehr lange gedauert! Das aller erste mal, das sie sich tagsüber hingelegt hat, u wirklich geschlafen hat -ohne bei jedem mal wo ich gehustet hab, od nur zu meinem Glas gegriffen um zu trinken oä- da war sie fast 3 Monate(!!) bei mir!!

    Also, lange rede, kurzer Sinn:
    Natürlich, woher bekommt man auf die schnelle ein Zuhause für den kerl? Aber ohne dem wird's wahrscheinlich nicht wirklich besser werden. Va wenn du keine Zeit hast für's üben, u keine Hilfe von der pflegestelle bekommst.
    Ich weiß, mit Sicherheit nicht die Antwort die du dir erhofft hast, aber unter diesen Voraussetzungen fällt mir außer den bösen Dingen ehrlich gesagt nichts ein. (Das man in dem dauergekläffe mal die nerven verliert u ihm den Mund zu hält ist wirklich verständlich, aber als 'so trainieren wir das jetzt' würde ich das nie machen!)

    Edit sagt:
    Ich kenne mich mit sowas nicht aus, aber wäre es vielleicht eine idee diese homöopathischen 'Beruhigungs-kugerl' zu versuchen? Ich mein, selbst wenn's wirklich nicht helfen sollte, schaden tut's auf jeden Fall halt auch nicht.

    2. Edit: ich find's supa das du dich so bemühst u um den kleinen kläffenden scheisser kümmerst!!

  • Vielen Dank für eure Antworten - zumindest tut es gut mal drüber zu sprechen, auch wenn es die Situation nur wenig ändert...

    muecke: Ich fahre mit meinem Auto und meinen zwei Hunden dorthin und nehme dann zu meinen beiden 3 immer gleiche Hunde und 1-2 wechselnde Hunde mit. Von der Pflegestelle aus bin ich nach 50 Metern im Feld und meine Hunde und einer der anderen laufen (außer an der Straße) immer frei. Bilder gibts im Fotothread.
    Früher war das tatsächlich ein bezahlter Nebenjob - also nicht ganz uneigennützig. Jetzt läuft es auf Gegenseitigkeit, denn meine zwei dürfen dort sein, wenn ich meiner Arbeit nachgehe (2 1/2 Tage die Woche).

    Dass von der Pflegestellen-"Mutter" aus wenig Hilfe im Training kommt, hat unterschiedliche Gründe, die ich hier nicht näher ausführen möchte. Geschirr an und ausziehen und mit der Leine durch die Wohnung laufen würde sie wohl machen, allerdings geht sie nie mit den Hunden spazieren. Zum Lösen ist der Garten da. Das heißt, dass die Hunde sehr wohl unterscheiden können, ob ich sie an die Leine nehme oder sie.
    Ich müsste mal mit der Tochter sprechen, die wenigstens ab und zu kleine Runden mit den Hunden dreht und im gleichen Haus lebt. Vielleicht ist da noch was zu machen.

    Heute hatte ich ein kleines Erfolgserlebnis. Ich habe es still mit ihm nach draußen geschafft! Ich brauchte draußen gar keinen Pfosten einschlagen, sondern habe die Hunde am Geländer angebunden, bin dann wieder zurück ins Haus gegangen und habe dann erst Clooney das Geschirr angezogen und ihn rausgetragen. Erst vor der Ür hat er sein gemäßigtes Gewimmer angestimmt, während ich die Leinen wieder gelöst habe. Ich war stolz und bin gespannt, wie oft der Trick funktioniert, bevor er dann eben drinnen schon kläfft während ich die anderen rausführe. :hust:

    In einen anderen Raum gesperrt dreht er völlig auf - leider - und das Kläffenlassen bis er aufhört übersteigt zumindest mein Nervenkostüm! Ich bin aber wirklich dankbar für euer Mitdenken...

    Ich glaube ja auch, dass ein neues Zuhause das einzige große Ziel sein kann - aber er ist zwar klein, aber nicht wuschelig, kurzbeinig, aber nicht träge und sportlich, aber nicht pflegeleicht (obwohl das noch zu beweisen wäre).

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!