Warum ausgerechnet ein Jagdhund??

  • Wir haben uns ja auch als Nichtjäger ganz bewußt für einen Jagdhund entschieden.
    Warum? Uns gefällt einfach das Wesen des Beagles. Fröhlich, offen, freundlich, wenig ängstlich, stressunempfindlich, verträglich mit anderen Hunden und aktiv.
    Wir haben uns ebenfalls für bewußt für einen Welpen entschieden, weil wir auf seine Entwicklung von vornherein Einfluss nehmen wollten.
    Allerdings war uns klar, was wir uns für einen Hund anschaffen und was er braucht u n d wir haben Lust darauf.
    Also machen wir heute Mantrailing mit ihm und neben bei Apportieren und Such- und Geruchsunterscheidungsspiele.

    LG

    Franziska mit Till

  • Zitat

    Stell Dir vor, sämtliche Jagdhundrassen würden nur noch von Jägern gekauft bzw. nur noch an Jäger abgegeben. Was wäre dann?

    (und ich mach mit meinem Hund andere Dinge außer nur Gassi gehen und kein Agility, aber das is zweitrangig).


    Und schon wieder jemand der leider nicht alles gelesen hat! Bitte noch mal genau nachlesen! Nicht einmal und gerade von mir nicht wurde geschrieben Jagdhunde nur in Jaegerhaende! Es geht um Rassetypische Auslastung!

    Aber zu deiner Frage: Es gibt genug Rassen im jagdlichen Bereich, die nur an Jaeger gehen, und geschadet hat denen das bis jetzt auch nicht! Ob das richtig ist sei dahin gestellt, aber die Rassen kommen gut damit klar!

  • Die Rassen, die "sich das leisten können" ja, aber die die eher selten vertreten sind, denen würde es das Genick brechen.

    Ich hab auch nirgends unterstellt dass Du das gefordert hättest.

  • Zitat

    Ich bin ja Pointer Fan und würde mir auch irgendwann einen holen. Pointer sind halt anders. Mir gefällt die Rasse und es gibt genug Beschäftigungsmöglichkeiten die zwischen Agility und einer Jagdausbildung liegen.


    Für einen Pointer? Grad für die finde ich das sehr schwierig. Zughundesport empfinde ich nicht als rassegerecht, für apportieren interessieren sie sich oft nur mässig, ebensowenig für das Verfolgen von Spuren. Und Flächensuche scheitert oft daran, dass die jagdlichen Interessen mit ihnen durchgehen. Und nicht viele Leute haben ein für ihren Radius geeignetes Gelände.

  • Zitat


    was unterschiedet den Retriever von solchen Pudeln? http://www.redhuntingpoodles.com/
    ist zwar OT, aber find ich spannend


    Die Retriever stehen in GB, Amerika und teils auch in Kontinentaleuropa sehr zahlreich im jagdlichen Einsatz, und in Prüfungen ist die Konkurrenz heftig. Entsprechend gross ist der Genpool, und es kann gezielt auf jagdliche Anlagen gezüchtet werden, was in äusserst leistungsfähigen Hunden resultiert, ob für Jagd oder Trialling. Der Pudel wird nirgends wirklich jagdlich geführt und gezüchtet, daran ändert auch diese einsame Website nichts. Ob diese Hunde wirklich reell was leisten, was halbwegs vergleichbar den Retrievern oder auch den Water Spaniels ist, ist sehr fraglich - nette Apportierbilder schiessen lassen sich einfach, und sagen wenig aus. Ich habe mal mitgekommen, dass es unmöglich sei, für die Zucht von Pudelpointern geeignete Pudel zu finden, und drum keine Einkreuzung dieser Ursprungsrasse mehr stattfinden kann.

    Der Unterschied dürfte ganz klar in der Leistungsfähigkeit als Apportierer liegen.

  • Zitat


    Für einen Pointer? Grad für die finde ich das sehr schwierig. Zughundesport empfinde ich nicht als rassegerecht, für apportieren interessieren sie sich oft nur mässig, ebensowenig für das Verfolgen von Spuren. Und Flächensuche scheitert oft daran, dass die jagdlichen Interessen mit ihnen durchgehen. Und nicht viele Leute haben ein für ihren Radius geeignetes Gelände.

    Sehe ich bzgl. Pointer genauso! :gut:

    Wir halten Vorsteher, allerdings mit jagdlichem Hintergrund. Ich muss auch gestehen, dass mir die wirklich jagdliche Arbeit (also tatsächliche Nachsuchen o.ä.) am ehesten zusagt, weil ich einfach den Unterschied kenne und sehe zwischen "Hund arbeitet im Revier" und "Hund macht Alternatives". Das nur am Rande...

    Abgesehen von meinem Hintergrund, halte ich Jagdhunde, weil ich den Charakter "unserer" Rassen (Münsterländer, Wachtelhund, DK, DL, DD, Setter) bisher bei anderen Rassen so noch nicht gefunden habe. Ja, sie sind anstrengend. Arbeitsintensiv. Ausdauernd in ihrem Trieb und auch mit jagdlicher Ausbildung kann es etwas dauern, bis das wirklich kontrollierbar ist. ;) Das wird aufgewiegelt durch so viele Faktoren.
    Ich sehe immer wieder einen gigantischen Will to please. Unsere Hunde haben nie für Futter oder Spielzeug gearbeitet, das war für sie selten interessant. IdR haben sie es für uns getan.
    Ich liebe der Mimik der Hunde. Für mich gibt es kaum Rassen, die so intensiv mit Mimik kommunizieren. Wobei ich in Gesprächen mit Nicht-Rasseliebhaber erfahren habe, dass dieser "typische Blick" oft als traurig empfunden wird. ;)
    Ich mag die Gegensätzlichkeit der Hunde. Im Haus die Ruhe selbst, in der Natur ein völlig anderer Hund. Will to please und Führerbezogenheit und gleichzeitig eine gewisse Eigenständigkeit. Sensibilität, mit der man umgehen können muss, denn auf der anderen Seite ein kleiner Dickschädel mit der Neigung zur Sturheit. Intelligenz, die den Hund rasend schnell begreifen lässt und gleichzeitig keinen Fehler erlaubt.
    Nicht zuletzt fasziniert mich die absolute Passion und Lebensfreude der Hunde bei der Arbeit. Für mich gibt es nichts schöneres.

    Ich denke, es kommt hier wirklich drauf an, von welchen Rassen man spricht. Retriever, die nicht (!) aus Leistungslinien stammen, haben für mich mit Jagdhunden beispielsweise nichts mehr zu tun. Auch einen Labrador aus LL sehe ich eher in "Alltagshand" als einen Vorsteher, einen Schweißhund oder eine Bracke und wohl auch leichter zufriedenzustellen und "leichtführiger", da anderes Zuchtziel. Unter den Vorstehern empfinde ich die mir bekannten Vizsla noch am "gemäßigsten" (Anführungszeichen nicht überlesen...), die mir bekannten Münsterländer hingegen als triebiger, wobei der Münsterländer ja gerne aus Schwarzzuchten als "Nebenbeihund" vermittelt wird.
    Was mich enorm schockiert, ist der "Boom" an Weimaranern. Ich habe in den letzten Monaten nicht einen Weimaraner-Welpenbesitzer kennengelernt, der seinen Hund jagdlich führen will und Weimaraner halte ich selbst unter den Vorstehern für Spezialisten, bei denen besonders viel Gespür und Hingabe gefragt ist. Besitzer von 1-jährigen Rüden schwärmen mir vor, ihr Hund sei ja gar nicht typisch Weimaraner, er habe ja gar keinen Jagdtrieb, sei nicht mannscharf... :muede:
    Und was ich sehr schade finde ist, dass die meisten Menschen, die sich einen solchen Welpen anschaffen wollen, auf Nachfrage noch niemals geantwortet haben, dass sie für den Hund (!) auch im Revier arbeiten würden. Das finde ich schwierig, denn es gibt Hunde, denen wird alles außer Revierarbeit vermutlich nie genug sein, egal wie sehr man sich bemüht. Die Bereitschaft für den Hund, für den Fall dass, NICHT per se, vermisse ich doch sehr... Dann sollte man vielleicht auf andere Rassen ausweichen. Viele Hunde lassen sich alternativ beschäftigen, das Glück hat man aber nicht immer...
    In den meisten Gesprächen, in denen ich versucht habe aufzuklären, kamen Argumente wie "sieht hübsch aus", "wir wollen was sportliches". Jagdtrieb sei kein Problem, das kann man ja in den Griff kriegen. Dass die Hunde kaum hetzen, sondern idR aufspüren, ist da noch gar nicht präsent.

    Ich finde es sehr schade, immer wieder Jagdhunde zu sehen, die ohne Beschäftigung laufen und versuche vor dem Kauf zu erklären, wieviel Arbeit in so einem Hund stecken kann. Mantrailing wäre für mich auf jeden Fall eine Alternative für meine Hunde, da mir das für unsere Rassen eine schöne Alternativbeschäftigung zu sein scheint. Die jagdliche Arbeit würde ich aber soweit es geht immer vorziehen. Ich denke, Beschäftigung gilt auch schlicht für alle Gebrauchshundrassen, die noch immer vorrangig im Gebrauch geführt werden (sollten). Dass bestimmte Rassen nur an Jäger abgegeben werden (viele Vorsteher, Bracken, Schweißhunde) halte ich nicht für "rasseschädigend".

    Rundum wundervolle Hunde, wenn man sie zu beschäftigen weiß! :smile: Und man freut sich als Rasseliebhaber einfach über jeden Hund, der regelmäßig im Mantrailing o.ä. laufen darf. Bei solchen Besitzern sind die Hunde sehr gut aufgehoben. Jeder Hund, der nebenbei laufen soll/muss, macht wütend und traurig. Selbst wenn es nicht eskaliert, ist in vielen Fällen so viel Potential verschwendet.

  • Zitat


    Ich mag die Gegensätzlichkeit der Hunde. Im Haus die Ruhe selbst, in der Natur ein völlig anderer Hund. Will to please und Führerbezogenheit und gleichzeitig eine gewisse Eigenständigkeit. Sensibilität, mit der man umgehen können muss, denn auf der anderen Seite ein kleiner Dickschädel mit der Neigung zur Sturheit. Intelligenz, die den Hund rasend schnell begreifen lässt und gleichzeitig keinen Fehler erlaubt.
    Nicht zuletzt fasziniert mich die absolute Passion und Lebensfreude der Hunde bei der Arbeit. Für mich gibt es nichts schöneres.


    Sehr schön gesagt, und für mich der Grund, warum es hier immer wieder ein Jagdhund sein wird. :herzen4: Obwohl die Welshies nochmal ne Portion eigenständiger und sturer sind als der Durchschnitt....

    Davon wusste ich wenig, als ich vor vielen Jahren beim Kauf des Familienhundes für den Golden Retriever votierte. Mir gefiel das Aussehen, und die Wesensbeschreibung - um Auslastung hat man sich damals wenig Gedanken gemacht. Der Hund sollte halt den Grundgehorsam erlernen, und ansonsten hatte er mit langen und auch abwechslungsreichen Spaziergängen und Touren ein gutes Leben. war ja auch keine Arbeitslinie geplant - von deren Existenzen wir kaum wussten. Dass es dann ein Flat aus dem ersten Wurf in der Schweiz wurde, änderte nichts daran. Er wurde ein wunderbarer Familienhund, obwohl sicher mehr in ihm gesteckt hätte als Tannzapfen apportieren. Immerhin lehrte er mich, mich von den Erziehungsmethoden im lokalen, Schäferhund-geprägten Verein deutlich zu distanzieren. Von Rassen wie Kl. Münsterländer & Co. hatten wir aber damals doch Abstand genommen wegen des Jagdtriebs, obwohl sie gefallen hätten. Der zweite Flat kam aufgrund der super Erfahrungen mit dem ersten - meine jüngere Schwester hatte damals Agility angedacht als Beschäftigung. Naijra war wieder ein Volltreffer, auch ohne Agi, total unkompliziert und hat meinen an Alzheimer erkrankten Vater zu vielen ausgedehnten Spaziergängen begleitet. Da ging zwar mal die Leine verloren, aber die Zwei kamen immer gemeinsam heim. Als ich sie dann übernommen habe, kam einfach noch Apportieren und Reitbegleithund dazu, und sie war wirklich happy - das Apportieren hatte ihr vorher gefehlt.

    Den Übergang zum Welsh Springer hatte ich mir nicht ganz so happig vorgestellt - hatte mich da zu sehr von der Züchterin einlullen lassen, die meinte, mit bissi Apport sei das kaum Unterschied zum Flat. Sie hatte aber trotz Familienhund-Zuchtzielen und Jagdfeindlichkeit einen absolut rassetypisch veranlagten Welsh gezüchtet, und Rhian hat mir die faszinierende Welt der Nasenarbeit der Hunde geöffnet - einfach genial! Der Zweitwelshie wurde dann sehend und wissend angeschafft, mit allen Konsequenzen.

    Aber am Anfang standen schon Optik und das Wesen. Dass das Wesen so innig mit der Arbeitsveranlagung verknüpft ist, davon wussten wir wenig seinerzeit. Da gab's auch noch kein Internet, und keine deutschsprachige Literatur zur Rasse. Für mich hat's aber gestimmt, was ich von den Hunden lernte, und je mehr ich von ihnen weiss, desto klarer ist für mich, dass das "meine" Hunde sind. Wobei sich das eher auf die Gundogs als auf die viel weiter gefassten "Jagdhunde" bezieht.

  • Will to please ist bei einer Bracke, aber völlige Fehlanzeige! Die sind extrem stur und eigenständig! Und dazu noch sehr sensibel! Eine Mischung mit der auch einige Jäger nicht gut klar kommen! Ganz anders als beim Vorsteher. Auch wird man niemals den Gehorsam des Vorstehers hin bekommen. Muss man halt wirklich mögen und bereit sein zu ein paar Einschränkungen im Alltag!

    Liebe diese Art Hund, aber mal schauen ob ich das auch noch sage, wenn bald die erste Bracke da ist, die von Welpe an jagdlich geführt wird! :D

    Jagdhund ist noch lange nicht Jagdhund doch sie alle wollen eine Aufgabe ihren Anlagen entsprechend! Werde nie den Tag vergessen wo meine das erstemal tun durfte wozu sie geboren wurde! Mir stockt immer noch der Atem, wenn ich dran denke wie anders der Hund auf einmal war! 100% da! Als würde was geweckt werden was nur darauf gewartet hat!

  • Zitat


    Ich liebe der Mimik der Hunde. Für mich gibt es kaum Rassen, die so intensiv mit Mimik kommunizieren. Wobei ich in Gesprächen mit Nicht-Rasseliebhaber erfahren habe, dass dieser "typische Blick" oft als traurig empfunden wird. ;)

    Genau, das habe ich auch so erlebt. Also sowohl die Mimik als auch die Reaktion der Leute darauf. Gerade Berta fanden alle immer total traurig. Dabei war sie höchstens genervt, weil Frauchen auf der Straße angequatscht wird und es nicht weitergeht. ;)

    Ich finde es sehr schön und gut nachvollziehbar, wie du über diese Hunde schreibst (außer das mit dem "will to please", bei dem ich immer ein etwas anderes Bild im Kopf hatte - aber dass sie alles richtig machen wollen, kenne ich auch).
    Aber irgendwie macht es mich auch traurig, weil die Realität für so unglaubliche Massen von Jagdhunden so vollkommen anders aussieht. Und damit meine ich nicht die, die ohne besondere Beschäftigung bei ihren Besitzern leben, was schlimm genug ist.
    Man muss für diese Hunde Kompromisse finden, oder man muss sie alle einschläfern (oder sie vergessen). :/

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