Vermenschlichung - wie weit geht ihr?

  • Haha, hier reihe ich mich mal ein :lachtot:

    Jacke hat sein eigenes Kopfkissen, das täglich vom Hundebett auf die Couch und abends von der Couch ins Hundebett gebracht wird. Wenn es nicht da ist gibt es einen bösen Blick und Frauchen oder Herrchen springen natürlich nochmal aus der warmen Decke :headbash:
    Außerdem besitzt er natürlich unzählige Spielzeuge und jedesmal, wenn wir bei einem schwedischen Möbelgeschäft waren wird ihm ein neues Kuscheltier geschenkt (meist ist das Alte dann auch schon wieder kaputtgerupft). Als Ausrede zählt bei mir dann immer: er musste ja soooooooooo lang im Auto warten und brav sein :lachtot:
    Außerdem bekommt er natürlich einen Geburtstagskuchen, nen Adventskalender und Weihnachtsgeschenke.
    Bald darf er mit mir zur Arbeit kommen und das erste was ich besorgt habe war natürlich eine Decke, ein Napf und ein neues Spielie, dass es nur auf Arbeit gibt!
    Zu fressen gibts natürlich Frischfleisch (Vegetarier) und statt einem Einkaufsbummel mache ich lieber einen Ausflug zum TA und lasse meinen Wuff auf den neuesten Stand bringen was Wurmkuren und Impfschutz angeht.

    Ich quatsche mit ihm viel zu viel und er mittlerweile auch mit uns (ja kein Witz, wenn mein Freund abends nach Hause kommt kuschelt er sich zu ihm hin und "erzählt" ihm brummelnd und quietschend vom Tag, oder wenn er auf der Hundewiese mit seinen Kumpels getobt hat kommt er bei mir so an usw.)! Außerdem wird er natürlich bekuschelt und bezutzelt und sein kaputtes Knie umsorgt. Wenn er friert bekommt er ne Decke oder eine kalte Dusche im Sommer.

    Aber sonst ist er ganz Hund |) und im Freilauf gibt es (fast) keine Tabus. Ich hab auch kein Problem wenn er in die nächste Schlammgrube springt (dann gewinnt er eben ein Freibad in der Badewanne :D ) und von Jauchegruben oder ähnlich stinkendem Zeugs hält er sich warum auch immer aber Gott sei Dank von selber fern.

  • Vermenschlichen ist eine Definitionssache... Eigentlich gibt es kein Hundeleben an der Seite eines Menschen ohne Vermenschlichung. Denn, auch wenn wir das manchmal gerne anders wollen, wir haben nur die menschliche Sichtweise.

    Das beginnt beim gewollten Decktakt und endet beim Tod in den Armen des Besitzers. Beides würde ohne Einfluss der Menschen nicht vorkommen.

    Und wenn ich das betrachte, vermenschliche ich meinen Hund schon sehr:

    - er darf auf die Couch und ins Bett unter die Bettdecke
    - wenn er zittert, nehme ich ihn fest in den Arm und halte ihn einfach nur, bis er sich beruhigt hat
    - ich sage manchmal "bitte" und "danke" - mehr aus Spaß, aber ich tu's
    - ich sage meinem Hund, dass ich ihn lieb habe
    - ich bleibe bei jeder Narkose, die nötig ist, dabei, bis mein Hund eingeschlafen ist - damit ich im Fall der Fälle bis zum Schluss bei ihm war. Bei einem TA war das nicht möglich, bin ich halt zum nächsten gegangen.
    - Geburtstagsgeschenke und welche zu Feiertagen gibt es nicht, weil es dem Hund nichts geben würde

    Ein Junge (damals vielleicht 12 oder 13 Jahre alt) hat bei einem Gespräch über Listenhunde mal gesagt: "Wenn man einen Hund nur mit genug Liebe erzieht, kann man mit ihm alles erreichen". Ja, und so versuche ich es zu halten.

    Also vermenschlichen: ja. Accessoire (ob Mode, ob Statussymbol, ob Machtsymbol, whatever): nein.

  • Bei uns sieht das sehr ähnlich aus wie bei dir.
    Bei uns sind die Hunde vollwertige Familienmitglieder, genauso wie ich auf andere Familienmitglieder Rücksicht nehme, so nehme ich auch Rücksicht auf meine Hunde.
    Ich rede gerne mit meinen Hunden, zur Belustigung meines Freundes stelle ich ihnen auch mal Fragen "Emma, was ist denn los?", "Lotte, wollen wir Gassi gehen?" :)
    Ich bedanke und entschuldige mich auch bei meinen Hunden, d.h. wenn mir Emma etwas bring dann sage ich "Danke, fein gemacht" oder wenn ich ihr ausversehen auf den Fuß stehe dann sag ich "Sorry, keine Absicht".
    Ich hab damit garkein Problem und finde das auch nicht komisch.
    Gekuschelt wird hier morgens und abends im Bett & Abends vorm Fernseher auf dem Sofa.
    Meine Hunde bekommen zwar normalerweise hochwertiges Nassfutter, bei Krankheit wird hier aber dann auch mal gekocht. Oftmals gibt es auch Reste von uns oder es fällt etwas vom Tisch ab.
    Wir haben einige Halsbänder, das liegt daran dass sie mir gefallen & ich sie dann halt für die Hunde einkaufe, den Hunden ist da bestimmt egal, Hauptsache das Halsband drückt nicht.
    Ähnlich wie bei Kinderklamotten, wenn ich hier etwas schönes sehe dann kaufe ich es auch einfach.
    Ansonsten dürfen sie absolut Hund sein, sie bekommen Hundegerechte Auslastung, dürfen alles tun was Hunden Spaß macht (buddeln, Mäuse schauen, rennen, sich einsauen usw.). Sie bekommen keine lustigen Klamotten oder Schmuck an sondern wenn dann einen Regenmantel weil ein Windhund weder Fett noch Unterwolle hat und bei Regen und Schnee friert. Spart mir Tierarztkosten.

  • Größtes Vermenschlichungsproblem meiner Hunde ist das Zutexten meinerseits. Ich laber denen zum Teil wirklich nen Knopf an die Backe.
    Das beginnt mit "Guten Morgen ihr Stinker, habt ihr gut geschlafen?", zieht sich über den Tag mit Fragen a la: "Na, wie sieht's den aus, wollen wir spazieren gehen?", "Was ich denn heute mal zu essen machen?" "Skadi, lass mich doch bitte mal durch" oder auch gern: "Würdest du bitte mal aufstehen Nemo?", dem obligatorischen "Bitte", "Danke" und "Gesundheit" und endet mit "Schlaft gut Mäuse!" abends.
    Eine Riesenfreude macht es mir auch den beiden Worte in den Mund zu legen. Mein Pa und ich können das manchmal Minutenlang...
    Außerdem neige ich zum trösten (nicht zum Beruhigen wirklich zum trösten: "Du arme Maus.... ist der Halskragen doof? Ich versteh dich, komm mal her du armes Tier..."), obwohl ich weiß, dass das absolut kontraproduktiv ist.

    Dann habe ich den Tick, dass ich den beiden abwechslungsreiches Futter zukommen lasse, damit sie sich "nicht langweilen"... ICH würde ja auch nicht jede Tag das selbe essen wollen |) :lol:

    Ich tatsche meinen Hunde dauernd auf dem Kopf herum, weil ich mich nicht beherrschen kann, obwohl ich genau weiß, dass sie das eher blöd finden.... und ich bringe ihnen "alberne" Tricks wie Männchen machen bei, zugegebener Maßen nicht so sehr, weil es sie auslastet (wobei das ein schöner Nebeneffekt ist), sondern weil man damit wunderbar vor Leuten angeben kann :pfeif:

    Und ja, früher hab ich meinem Hund auch ab und an dösige Klamotten angezogen um ihn darin zu fotografieren.

    Das Halsbänderproblem hätte ich sicher auch, wenn ich den Hunde hätte, an denen man solche auch sehen könnte. Da ihr Fell aber eh so lang ist, dass sie darin völlig unter gehen, hält sich diese Problem (zum Glück für mein Portmonee) in Grenzen.

    Alle anderen Dinge, die manch einer wohl für Überflüssig halten mag, wie z.B. im Bett schlafen oder Physio für den Opi sind in meinen Augen entweder durch die Hunde selbst gewählt oder, wie im Fall der Physio kein Luxus sondern einfach Verbesserung (oder Sicherung) der Lebensqualität.

    Davon ab leben meine Hunde ein eigentlich sehr hündisches Leben, sie sind viel draußen und "dabei", dürfen sich nach Herzenslust dreckig machen, ab und an sogar in Gülle wälzen, sie dürfen rennen, toben, sie müssen ab und an im Regen stehen, während ich selbst irgendwo unterstehe, ihre Körbchen sind oft sandig oder staubig, sie selber werden nur im Notfall gewaschen (s.o. Gülle :D ), sie fressen oft mehrfach aus dem selben Napf, ohne, dass er zwischen durch gespült wird, ich verfüttere Essensreste und auch Fleisch, dass nicht mehr das frischeste ist (wird besonders gern genommen :dead: ), ich lasse beide aus Pfützen trinken, sie dürfen mit Stöcken spielen (solange es nicht ausartet) und diese sogar zerkauen und ich renne nicht wegen jeder kleinen Macke an der Pfote zum Arzt.

    Vermenschlichung findet sicher in fast jeder modernen Hundehaltung in irgendeiner Form statt. Die Frage ist ja immer, ob diese spezielle Vermenschlichung dem Hund schadet oder irritiert, in und letzterem Fall, wie häufig sie dann auftritt um ihn wirklich in seiner Lebensqualität einzuschränken.

    Ich denke, dass viele gesellschaftlichen Einschränkungen den Hund viel mehr in seiner natürlichen Entfaltung behindern, als überflüssige Luxusgüter oder die kleinen (so sie denn klein bleiben) Schrullen seiner Halter ertragen zu müssen.

  • So ist es hier auch!

    Mein Pudelmix hat keine Unterwolle, ich hab daher Regenmantel und Mantel fuer sie. Mein BC hat nen Mantel. Wir kennen noch keinen dt Winter. Ausserdem machen wir Hundesport, da gehen die beiden total drin auf.
    Mein BC darf sich nuetzlich machen und mein Altpapier im Rucksack zum Container tragen.
    Die Hunde duerfen in den Matsch, Wasser, Strand, Wald, Feld, Stadt, Reiterhof.
    Grad sind sie mit mir von LA nach Dtl geflogen.
    Sie liegen auf der Couch, schlafen mit mir, kennen Boxen, fahren Auto.
    Vermenschlicht werden sie nicht. Mein Pudelmix muss laufen ;)

  • Vermenschlichung, ich kopier das mal aus dem alten Thread hierher, Vermenschlichung ist das, was meine Eltern mit ihrem Hund gemacht haben:

    Sie hatten einen Malteser, der war Mamas Liebling, bekam jeden Tag ein Wurstbrot ("wenn Du Deinem Kind ein Brot machst, die Leberwurst gehört Jerry"), saß amTisch (nimm nicht diesen Teller, der gehört Jerry) und Freitags briet ihm meine Mum ein Steak ("ich wusste ja nicht, das Du kommst, aber Kartoffeln und Gemüse sind genug da"), hatte seinen Sessel ("setz Dich doch woanders hin, das ist Jerrys Platz") und meine Kinder durften ihn nicht anfassen. Jerry war klug, er hatte gelernt, wenn er quietschte - stürmte meine Mum das Zimmer, ranzte meine Kinder an und der Hund bekam ein Leckerlie - sie hat mir nie geglaubt, das meine Kinder ihn gar nicht berührt haben..... der quietschte schon, sobald sie ihn ansahen und meine Mum draußen war.

    Jerry schlief im Bett und knurrte meinen Vater an, wenn der sich in sein Bett legen wollte "schau mal wie süß," sagte meine Mutter, "er verteidigt mich". :headbash: Jerry hatte auch ne große Klappe, weil er an großen Hunden vorbei getragen wurde, die sind ja böse..... und so wurden nacheinander mein Mum, meine Oma und mein Vater gebissen. :hust:

    Tja..... immerhin, zu ihm war meine Mum netter als sie es jemals zu uns gewesen ist, Jerry bekam nämlich Leberwurst, wenn er sein Futter nicht fraß - wir hätten drei Tage vor dem Teller hungern können. :sad2: Er rammelte wie verrückt, Mum nähte den dafür benötigten Teddy zig mal liebevoll wieder zurecht. Bekam Geschenke, Kalender und "Jerry hatte Geburtstag, hast Du ihm keine Geschenk mitgebracht?"

    Dieser Hund wurde ihren Kindern gleich bzw. eigentlich höher höher gegenüber gestellt. Jerry wurden Meinungen und Gefühle angedichtet. Selbstredend konnte er nichts falsch machen. Aber wir..... ne Menge.

    Sundri

  • Meine Hunde sind weder mein Lebensmittelpunkt, noch mein Kinder oder Partnerersatz. Sie sind nur meine Hunde. Sie bekommen weder Weihnachts noch Geburtstagsgeschenke und ich finde es furchtbar als deren Mama bezeichnet zu werden.
    Rosie hat einen Mantel der bei niedrigen Temperaturen eine Blasenentzündung vorbeugen soll. Leinen und Halsbänder kaufe ich, weil ich sie schön finde und einen Grund habe sie zu kaufen.
    Meine Hunde werden nur im Notfall gebadet, müssen zurück stecken wenn sie irgendwo nicht erwünscht sind. Ich mache Besuche nicht davon abhängig ob sie mit dürfen, oder nicht. Ich bin auch mal froh sie nicht 24/7 bei mir zu haben. Ich habe auch mal kein Bock auf sie und ihre Nähe, was sie akzeptieren müssen.

    Ich liebe sie, tue alles was ich kann für sie. Achte auf Gemütlichkeit für sie, bin umgezogen mit und für sie. Achte auf die Ernährung von ihnen. Und das ist der Punkt wo ich vermenschliche. Ich behaupte einfach mal, das auch meine Hunde nicht jeden Tag das selbe fressen Wollen und das TrFu nicht in ihrem Sinne sein kann (obwohl sie alles anstandslos fressen was sie bekommen).

  • Oh wahnsinn...
    Man tut dem Hund damit nicht mal einen Gefallen. Die meisten werden bei solcher Behandlung zu neurotischen Nervenbuendeln und sind alles andere als gluecklich und zufrieden.

  • Ich stehe nicht so auf vermenschlichen von einem Hund.
    Wir haben nur das an Halsbändern und Geschirren was notwendig ist, eins fürs normale Gassigehen und eins fürs trailen.(Die allerdings in hübschen Farben :D ) Tücher und so was findet Ambar total doof.
    Gebutstage feiern wir nicht, zumal wir den gar nicht wirklich kennen. Auch zu Weihnachten bekommt sie in der Regel nichst (außer von den Schwiegereltern).
    Ich versuche ihr möglichst viel von dem zu bieten, was ein Hund meiner Meinung nach braucht, Treffen mit ihren Hundekumpels, trailen, Suchspiele usw. Natürlich kuscheln wir auch ganz viel.
    Was ich besonders schrecklich finde ist, wenn man von Mutti und Vati als Hundehalter spricht, da drehen sich mir die Fußnägel um. Ein Hund ist doch schließlich ein Hund und für mich zwar ein Familienmitglied aber keinesfallls ein Kindersatz.

  • Das hast du toll geschrieben :gut: Ich habe mich zu 100% wiedererkannt :)

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