Was ist an Rassehunden besser als an Mischlingen?

  • Unter "Päckchen zu tragen" verstehe ich schon Hunde mit massiven Verhaltensproblemen. Ich rede nicht von "normalen" erzieherischen Baustellen, wie z.B dem Rückruf, Leinenführigkeit, Impulskontrolle und so weiter. Sondern ich habe Hunde im Kopf die massiv aggressiv auf fremde Menschen reagieren; und damit meine ich nicht "mal abschnappen", Hunde die massive Ängste haben und entweder durch Rückzug oder Aggression reagieren. Ernsthafte Unverträglichkeit mit nahezu allen anderen Hunden. Die Hunde reagieren ernsthaft Aggressiv auf jeden anderen Hund.
    Solche extremen Probleme erlebe ich bei Hunden die als Welpen vom Züchter kamen eben nicht. Was ich da erlebe sind eher die üblichen erzieherischen Baustellen.
    Natürlich weiß ich das es unkomplizierte Hunde aus dem Tierschutz gibt. Aber diese extrem problematischen Hunde kenne halt aus dem Tierschutz.


    LG


    Franziska mit Till

  • Unter "Päckchen zu tragen" verstehe ich schon Hunde mit massiven Verhaltensproblemen. Ich rede nicht von "normalen" erzieherischen Baustellen, wie z.B dem Rückruf, Leinenführigkeit, Impulskontrolle und so weiter. Sondern ich habe Hunde im Kopf die massiv aggressiv auf fremde Menschen reagieren;


    Und das ist für dich der Normalfall im Tierschutz und die netten sind nur Ausnahmen? Das ist nicht dein Ernst, oder?

  • Und das ist für dich der Normalfall im Tierschutz und die netten sind nur Ausnahmen? Das ist nicht dein Ernst, oder?

    Täusche ich mich oder haben die Vorstellung von den vielen hochproblematischen Tierheimhunden fast ausschließlich Leute, die selbst nie einen Tierschutzhund hatten? :ka:


    Ich erinnere mich noch an Gespräche mit einem Bekannten, Hundeausbilder bei der Polzei, der mich geradezu für lebensmüde und verantwortungslos hielt, als ich überlegte, Morris, den misshandelten AmBulldog im Alter von 10 Monaten zu übernehmen. Er schilderte blanke Horrorszenarien, mit unbewusst ausgelösten Triggern, die den Hund zum Austicken veranlassen könnten und verunsicherte mich doch ein wenig. Ich übernahm Morris und hatte mit ihm fast neun Jahre lang einen zwar anfangs ängstlichen aber zeitlebens völlig unkomplizierten Hund ohne jegliche Aggressionen gegenüber Mensch und Tier und war wirklich froh, den Warnungen keine Beachtung geschenkt zu haben.

  • Das kann schon sein - man wird schliesslich durch seine Erfahrungen, oder die des nahen Umfelds geprägt. Und es liegt in der Natur der Sache, dass sich üble Erfahrungen tiefer eingraben - auch solche aus zweiter Hand.


    Ich habe den einen oder anderen TSH bei den Mantrail-Kunden, und die sind zumeist unauffällig, wenn auch meist mit unterschiedlich gravierenden Ängsten/Unsicherheiten belastet und nicht immer die passionierten Arbeiter. Aber kein Problem für die meist sehr engagierten Besitzer. Aber bei einer RR-Hündin war erst alles Friede, Freude, Eierkuchen. Und dann kamen erste Ausraster. Und wurden mehr, und richtig heftig. Da sind Trigger, die sich nicht mehr eruieren lassen, aber auf die man vorbereitet sein muss. Die Hündin kommt mitlerweile nicht mehr ins Mantrailing, die knappe Freizeit braucht das Mädel nun für Verhaltenstraining.


    Gibt solche und solche.

  • Finde ich persönlich eine ganz gefährliche Ansicht.
    Sicher wird Problemverhalten, das durch den Stress im TH bedingt ist verschwinden. Aber ein Hund mit massiver Jagdleidenschaft mit Hang zum Beutereißen wird dies ebenso wenig ablegen, wie der Hund der wegen Aggression gegen Kinder abgegeben wurde, nur weil er das Tierheim hinter sich lässt.


    Ich kenne aus meiner aktiven Zeit sehr viele Geschichten in denen es genau umgekehrt verlief. Gerade bei Gebrauchshunden und deren Mixen habe ich es öfter als einmal erlebt, dass sie sich im TH mustergültig benahmen und nach wenigen Tagen deutlich höhere Aggressionsbereitschaft zeigte, weil sie jetzt etwas "Eigenes" hatten.


    Mit dem Problem der Jagdleidenschaft gebe ich Dir uneingeschränkt Recht. Das haben aber ebenso viele Hunde, die niemals mit einem Tierheim in Berührung kamen.


    Bezüglich der Hunde, die wegen angeblicher Aggression gegen Kinder abgegeben werden widerspreche ich Dir aus zwei Gründen.


    Der erste ist, dass Menschen, die einen Hund abgeben, für sich selbst dafür eine Rechtfertigung suchen und was wäre verständlicher als eine Abgabe wegen Aggression gegenüber den Kindern. Ob diese Berichte den Tatsachen entsprechen, sei mal dahingestellt, das Tierheim muss diese Information aber, wenn sie ihm vorliegt, weitergeben.


    Der zweite ist, dass Aggression gegenüber Kindern meist nicht einfach so entsteht sondern dass diese eine Vorgeschichte haben. Die Züchterin meines ersten Setters sagte mal, sie habe es noch nie erlebt, dass man ein Kind vor dem Hund schützen musste, bisher war es immer umgekehrt und sie war selbst Mutter eines kleinen Kindes.


    Dazu habe ich noch eine eigene Erfahrung mit einem, wie sich im Nachhinein herausstellte, wegen Aggression gegenüber Kindern abgegebenen roten Cocker Spaniel. Dieser Hund lebte in der Berliner Innenstadt in einer 3-Zimmerwohnung auf dem Hinterhof mit drei Kindern und das war für den Hund ein Spießrutenlaufen. Er kam zu uns, als ich sechs Jahr alt war. Ich freute mich wie irre und seine erste Amtshandlung war, mir herzhaft in den Oberschenkel zu kneifen, heute würde man vermutlich sagen, zu beißen ;) . Nun machte man damals noch nicht so ein Bohei um einen Hundeschnapper. Er liebte fremde Kinder zeitlebens nicht, hat aber nie wieder zugeschnappt und war 15 Jahre lang (er wurde über 16 Jahre alt) ein toller Hund.

  • Und das ist für dich der Normalfall im Tierschutz und die netten sind nur Ausnahmen? Das ist nicht dein Ernst, oder?

    Logischer Weise nicht jedes Problem bei jedem Hund und ich rede auch nicht gleich von Amok laufenden Hunden. Sondern von Hunden die sich sehr schnell bedrängt führen und dann auch nach vorne gehen, beispielsweise. Das selbe bei Begegnungen mit Artgenossen.


    LG


    Franziska mit Till

  • ....
    aber würde ich jetzt zum örtlichen TH gehen, müsste ich doch quasi auf deren Einschätzung vertrauen, ungeachtet dessen, ob sie nun qualifiziert sind oder nicht? Das sieht man denen ja nicht an der Nasenspitze an, außer sie geben offensichtlich Stuss von sich, aber das wird sicher nicht die Regel sein.

    Du kannst in vielen Tierheimen "deinen" Hund kennenlernen. Als sogenannter "Gassigänger".


    Oder du nimmst dir jemanden mit Erfahrung mit. Oder du bildest dir dein eigenes Urteil, bevor du dir die Geschichte anhörst, so sie denn bekannt ist.


    Du hast ja erzählt wie du dir deine Hunde ausgesucht hast und warum du das so gemacht hast.
    Das ist äusserst umsichtig, wie du vorgegangen bist.
    Dir würde ich zu einer Tierschutzorganisation raten (mal ganz fiktiv), wie ich zum Beispiel mit COLLI in NOT und mit BORDER COLLI in Not 2 ausserodentlich gute Vereine kennengelernt habe.


    Es gibt bestimmt noch mehr solcher Vereine. Da muss man eben recherchieren. Genau, wie nach einem guten Züchter. Ansonsten hat man halt ein "Überraschungsei".


    Oder man nimmt einen Hund von einer ausgezeichneten Pflegestelle....

  • Logischer Weise nicht jedes Problem bei jedem Hund und ich rede auch nicht gleich von Amok laufenden Hunden. Sondern von Hunden die sich sehr schnell bedrängt führen und dann auch nach vorne gehen, beispielsweise. Das selbe bei Begegnungen mit Artgenossen.
    LG


    Franziska mit Till

    Originalerlebnis gestern, 1.Mai: Kurz vor dem Aufbruch zur Wanderung hatten sich einige vor einem Vereinsheim getroffen, darunter waren drei Hunde mit ihren Besitzern (einschließlich mir und meiner Hündin). Neuankömmling (Mann mit Hut) kommt dazu und begrüßt erstmal alle Hunde so, wie man es nicht machen soll.
    Der einzige Hund, der angstaggressiv vorging war der Züchterhund, der seit Welpenbeinen bei der Familie ist. Normalerweise würde ich das hier nicht erwähnen, musste aber irgendwie sofort an diesen Thread denken. Wieder nur ne Momentaufnahme, klar, und der nächste kommt mit dem gegenteiligen Beispiel ... Aber man kann einfach nicht so pauschalisieren.

  • Der erste ist, dass Menschen, die einen Hund abgeben, für sich selbst dafür eine Rechtfertigung suchen und was wäre verständlicher als eine Abgabe wegen Aggression gegenüber den Kindern. Ob diese Berichte den Tatsachen entsprechen, sei mal dahingestellt, das Tierheim muss diese Information aber, wenn sie ihm vorliegt, weitergeben.


    Der zweite ist, dass Aggression gegenüber Kindern meist nicht einfach so entsteht sondern dass diese eine Vorgeschichte haben. Die Züchterin meines ersten Setters sagte mal, sie habe es noch nie erlebt, dass man ein Kind vor dem Hund schützen musste, bisher war es immer umgekehrt und sie war selbst Mutter eines kleinen Kindes.


    Nicht jeder der seinen Hund abgibt lügt aus Prinzip.


    Und ja die Aggression fällt nicht vom Himmel, aber wenn ein Hund 5 Jahre lang gelernt hat, dass Kinder sch*** sind und man sie sich vom Hals halten muss, wird er dieses Verhalten nicht aus heiterem Himmel ablegen, nur weil er nach ein paar Wochen/Monaten aus dem TH raus darf und man ihn jetzt lieb hat.
    Da gehört schon einiges mehr an Arbeit dazu.


    Ich habe diese Einstellung zu oft erlebt... "och den nehmen wir jetzt mit, haben ihn lieb und dann wird alles gut..." In der Regel waren das die Hunde, die binnen weniger Wochen wieder kamen, weil es mit "lieb haben" und darauf warten, dass der Hund sich dankbar in die neue Situation einfügt und lieb und brav wird, nicht getan ist.


    Über Jahre gemachte schlechte Erfahrungen, anerzogene Unarten und erworbenes und ritualisiertes Problemverhalten verschwinden nicht über Nacht.

  • Täusche ich mich oder haben die Vorstellung von den vielen hochproblematischen Tierheimhunden fast ausschließlich Leute, die selbst nie einen Tierschutzhund hatten? :ka:

    Ich hatte nur problematische Hunde aus dem Tierschutz...
    Ich weiß dennoch, dass es auch ganz unproblematische gibt bzw. nicht problematischer als die ganz normalen Alltagsauffälligkeiten mancher Zeitgenossen... aber ich stimme dennoch zu, dass die allermeisten ihr verstecktes Päckchen tragen. Egal wie gut es manchen in Tierheimen oder auf Stationen oder Pflegestellen ergehen mag!

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