Grooming zwischen Genie und Wahnsinn

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    (...)

    Wusstest Du, dass die Schur, die auf Ausstellungen üblich ist - der Continental Clip - früher von genau diesen Jagdhunden so getragen wurde? Die Bommel auf den Nieren waren Wärme- und Schwimmpolster, wenn die Pudel die geschossenen Enten apportierten. Ebenso diente die Jacke als Wärmepolster. Ansonsten war die Rasur dafür gut, damit die Pudel beim Schwimmen nicht behindert wurden. (...)[/img][/url]


    Das wusste ich und darum hat sich mir doch die Frage gestellt, ob die damit wirklich regelmäßig 5 Stunden zugebracht haben. Mir geht es auch nicht um die Frisur an sich - die soll jeder machen oder machen lassen, wie er es für richtig hält. Mir ging es nur um diese Zeitangabe.

    Wer auf Ausstellungen geht, nimmt sich vermutlich gern die Zeit dafür, den Hund zu waschen, fönen, korrekt in Form zu schneiden etc., aber es gibt doch sicher auch Pudelhalter, die da so wenig Zeit reinstecken wollen, wie es geht. Wenn ich wirklich 5 Stunden alle drei Wochen investieren müsste, um meinen Hund vernünftig zu pflegen, wäre es für mich ein Ausschlussgrund, mir selbst die Rasse zuzulegen (mal davon ab, dass sie eh nicht zu mir und meinen Bedürfnissen passen, obwohl sie ganz tolle Hunde sind).

    Und davon mal ab, finde ich deine verallgemeinernden Ansichten zu Hunden früher und Schafen heute ziemlich daneben. Komm doch mal bei meinen Schafen vorbei - die stehen gut im Futter, sind gut bemuskelt, haben Auslauf und Beschäftigung, die Klauen werden gepflegt, der Tierarzt ist immer in Rufbereitschaft (obwohl wir ihn nie gebraucht haben) und auch die Alten haben ihr Auskommen, Inzucht wird vermieden und ja auch verwöhnt werden sie - da hat jedes seine Eigenheiten, die auch beim Füttern berücksichtigt werden und das nicht nur im Sinne einer Rationsberechnung, sondern auch persönlichen Vorlieben. Ich habe immer eine medizinische Mindestausstattung am Start, um evtl. auftretende Wunden verarzten zu können und kenne persönlich niemanden, dem seine Schafe egal wären, auch nicht, wenn derjenige 60 und mehr Tiere hat.

  • Oh, ich wusste nicht, dass Du Schafe hast und diese es bei Dir eben gut haben. Ich habe daran gedacht, weil ich grad letzte Woche in Österreich eine Begegnung mit armen Schafen hatte, die eben so aussahen, wie ich mir die Pudel vorstelle früher - halt einfach ohne Wertschätzung und als "Nutztiere" gehalten, so die Typischen halt. Ehrlich gesagt, weiss ich aber gar nicht, wie das dann wirklich damals war mit den Pudeln.

    Ich denke nur immer wieder daran, dass Pudel um die Jahrhundertwende (vor dem 20.Jhd.) in Paris durch die Kanalisation als "Röhrenputzer" gejagt wurden - typisch für die "Wertschätzung" gegenüber den Tieren, wie es eben war.

    Warum sollte ich aber nicht 5 Stunden brauchen, wenn es Falco nicht beeinträchtigt? Ich will nun mal einigermassen gerade schneiden - was mir eh stümperhaft gelingt :lachtot: - und das dauert eben. Ich mag ihn nicht einfach abscheren wie ein Schaf (normalerweise, die, die ich so sehe). Ich habe auch sehr viel Freude daran, wie sehr mein stolzer, schöner Pudel bewundert wird, ehrlich gesagt. :ops:. Das macht mir wirklich viel Freude, wenn ich dann auch noch sagen kann, dass ich ihn selbst geschnitten habe und Komplimente dafür bekomme. Es schadet doch niemandem, am wenigsten Falco. :ka:

  • beim Pudel gibt es eben zwei Gesichtspunkte: wird er gestylt, weil es dem Halter Spaß macht, oder wird er gepflegt, weil es für die typische Fellbeschaffenheit notwendig ist. Diese zwei Gesichtspunkte unterscheiden sich vom Zeitaufwand extrem, allerdings unterscheidet sich auch die Minimalvariante Nr. 2 von der Pflege anderer Hunde. Hier nicht unbedingt im Zeitaufwand, aber eben in der Art (ich verbringe wenig bis keine Zeit mit bürsten und null Zeit mit verlorene Haare in der Wohnung aufsaugen), Scheren und Baden MUSS aber einfach von Zeit zu Zeit sein, damit sich der Hund wohl fühlt und hygienisch als Haushund gehalten werden kann.
    Variante 1 hat AUCH ihre Berechtigung - für den, dem's Spaß macht, SOLANGE der Hund nicht drunter leidet. Beim Extrem-Grooming sehe ich das schon kritisch, nicht aber bei einem normalen, gepflegten Pudelschnitt.
    Optisch gefallen ist nochmal was anderes. Ich habe allerdings dern Eindruck, dass der Pudel deshalb so selten geworden ist, weil eben die klassische Pudelschur den meisten Hundehaltern nicht gefällt. Am Wesen liegt es sicher nicht. Und das finde ich sehr schade.

  • Ich frage mich, wieso den Leuten, die ihre Hunde stylen und top pflegen immer so latent unterstellt wird, die "armen Hunde" dürften ja nicht Hund sein?

    Ich persönlich, als Halterin eines mega-Kurzhaar-Hundes, kann da natürlich gar nicht mitreden, aber ich würde das jetzt so sehen: Nur weil ein Mensch Haare hat und es für uns alle am einfachsten wäre, wir würden uns einer 3-mm-Schur unterziehen, hält das ja auch niemanden ab, sich lange Haare wachsen zu lassen? Man kann sie dreckig werden lassen, man kann sie unbeachtet zu einem Zopf binden aber wenn man halt mal Lust drauf hat oder ein "Event" ansteht, dann kann man die Haare dann eben entsprechend auch mal stylen.
    Wieso also nicht auch beim Hund? Ist doch toll, wenn der Hund das Grooming über sich ergehen lässt, ohne damit Probleme zu haben, er sieht danach toll aus und kann für einen Stadtgang ausgehfein gemacht werden. Und danach kann er doch auch über die Felder flitzen und sich in "fox droppings" wälzen, wenn er will ;)

    Ich glaube, die ganze Grooming-Industrie ist hier in England sowieso etwas fortgeschrittener als in Deutschland.

    Neulich habe ich einen Scottish Terrier (um mal von den Pudeln wegzukommen) mit einem mega-scharfen Seitenscheitel gesehen - der sah echt zum Verlieben aus.


    Edit: und ja, manchmal bin ich so'n bisschen neidisch, dass ich an meinem nichts zu bürsten und frisieren habe. Falcos Schur gefällt mir übrigens sehr gut!

  • Ich sehe jetzt nicht, wo in diesem Thread einem Pudelhalter unterstellt wurde, dass deren Hunde nicht Hund sein dürften. Das liest du doch jetzt nicht etwa aus meiner Nachfrage zur Zeit bei Minimalaufwand (also so viel wie nötig und wenig, wie möglich)?

  • Aus der Pudeldiskussion halte ich mich mal raus.

    Zu dem Wettbewerb: Ich hab da mal Videos von gesehen. Das ist nicht gerade artgerechte Beschäftigung, aber ich glaube auch keine größere Quälerei als wichtige Ausstellungen von pflegeintensiven Hunden generell. Die Frisuren entstehen auch öffentlich und unter Zeitdruck. Da steht also kein armes Schwein 10 Stunden rum.

    Beim letzten Crufts hatte eine Frau ihrem Skyterrier alle paar Meter die Ohrenhaare gekämmt. Auch das restliche Fell von dem Hund war lang und meeeeega-gepflegt. Ich glaube da hat's so nen Pudel mit Ninja-Turtel Schur (die ich übrigens extrem lustig fand) echt besser. Die hängt wenigsten nicht dauernd in den Augen und muss ununterbrochen gekämmt werden.

    Es ist halt so, dass viel Hundebesitzer über ihre Hunde selbstverwirklichen und/oder profilieren (man muss sich ja nur Züchternamen anschauen) Ich persönlich finde z.B. eine UO Vorführung wo ein Hund 10 Minuten wie ein Dressurpferd in total verrenkter Haltung neben seinem Herrchen hertrabt genauso absonderlich.

  • Zitat

    Wenn ich diesen Tigerpudel sehe bin ich froh dass mich meine beiden schwarz-kurz-glatthaarigen Hunde nicht auf solche dummen Ideen bringen :D Hat ja schon was.
    Solange es für die Hunde ok ist, ist es das auch für mich.

    Och, so nen nettes Tribal 'tattoo', das ins Fell rasiert wird, würde Deinen Wautzen bestimmt gut stehen :D
    Kurzhaar schützt vor kreativem Blödsinn nicht
    http://www.dailymail.co.uk/news/article-2…shaved-fur.html

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    Beim letzten Crufts hatte eine Frau ihrem Skyterrier alle paar Meter die Ohrenhaare gekämmt. Auch das restliche Fell von dem Hund war lang und meeeeega-gepflegt. Ich glaube da hat's so nen Pudel mit Ninja-Turtel Schur (die ich übrigens extrem lustig fand) echt besser. Die hängt wenigsten nicht dauernd in den Augen und muss ununterbrochen gekämmt werden.


    Das hab ich mal bei einem Silky gesehen. Wir richten hier immer fuer den Terrierverein Ausstellung und Koertermine aus. Der Silky sass 5h lang auf einem Tisch und jedes Mal wenn ich vorbei kam, wurde er auch mit Buerste oder Kamm bearbeitet. Mich hat das die ganze Zeit in den Fingern gejuckt und ich haette denen so gern Herrn Finlay untergeschoben. Da haetten sie dann wirklich was zu kaemmen gehabt (und ich einen megagepflegten Finlay :D ).
    Ich bin ganz ehrlich: ich begreife nicht, warum man so viele Stunden an einem so kleinen Hund herum kaemmen muss. Mir kam das eher so vor, als wenn die menschliche Angespanntheit mit dem Kamm ausgeglichen werden sollte. Stricknadeln und Wolle haettens da vielleicht auch getan.

    Naja, ich habe fuer heute frueh auch noch 30min extra eingeplant, damit ich Herrn Finlay ein kosmetisches Buersten angedeihen lassen kann, bevor wir zu unserem Termin in der Oeffentlichkeit gehen. Soll ja ordentlich aussehen das Collie-Tier.

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