Echte Wölfe und blöde Fragen

  • Zum Luchs: In jedem Bericht, der in jüngerer Zeit von Luchsen in Menschennähe oder von Rissen berichtet hat, hieß es: "sehr selten". Das wird nicht anders, als beim Wolf. Mir war der bislang lieber, aber ich gebe zu, dass mir neu war, dass es auch durch einen einzelnen Luchs zu erhelblichen Schäden durch Surplus-Killing kommen kann und dass das früher scheinbar nicht selten war.

    Nein, da musst du schon mehr differenzieren. Der Luchs ist kein pinselohriger, stummelschwänziger Wolf. Und da musst du dich auch nicht auf eine Entwicklung wie beim Wolf gefasst machen.

    Hier in CH lebt der Luchs schon sehr viel länger (Wiederansiedlung in den Siebzigerjahren) als der Wolf, gerade auch in den hügligen und bergigen Gebieten meiner Umgebung. Die Population scheint stabil zu sein. Trotzdem sieht man ihn äusserst selten, und auch die Risse von Nutztieren bleiben selten. So waren es 2016 bei einem geschätzten Bestand von ca. 200 Luchsen gerade mal 35 gerissene Tiere schweizweit. Es gab mal ums Vielfache höhere Verlustzahlen in den Zeiten des ersten Booms (so war ua eine verletzte Luchsin gesundgepflegt und wieder ausgewildert worden, die hat sich dann auf Schafe spezialisiert) und völlig ungeschützter Herden. Nach dem Abschuss der Übeltäter haben die Zahlen rapid abgenommen und sind seither einigermassen konstant.

    Gründe sehe ich vor allem zwei: Luchse sind tatsächlich viel weniger Zivilisationsfolger als Wölfe, und sie jagen nur einzeln. Daher braucht es auch nicht so aufwändige Herdenschutzmassnahmen wie beim Wolf. Und wenn sich einer auf Schaf oder Ziege spezialisiert hat (der kann dann durchaus auch mal ein Dutzend Tiere reissen, wenn er erst im Pferch drin ist und die nicht weg können), dann schiesst man ihn und fertig - man bringt keine Sozialstrukturen durcheinander.

    Zum Vergleich: 2016 wurden fast 400 Nutztiere als bestätigte Wolfsrisse entschädigt. Die genaue Anzahl Wölfe ist nicht bekannt, es gab in 3 Rudeln (neuer Rekord) Nachwuchs, dann gibt es noch ein Paar und etliche Einzelwölfe auf der Durchreise oder Reviersuche. Alles in allem ganz sicher weit unter 100 Wölfe inklusive Welpen.

  • Nein, da musst du schon mehr differenzieren. Der Luchs ist kein pinselohriger, stummelschwänziger Wolf. Und da musst du dich auch nicht auf eine Entwicklung wie beim Wolf gefasst machen.(...)

    Du hast das Zitat aus dem Zusammenhang gerissen. Die Frage war nicht, ob der Luchs ebenso gefährlich oder bestandsbedrohend sein würde wie Wolfsrudel, sondern ob die Behörden beim Luchs genauso reagieren würden wie beim Wolf und das tun sie.

    Der Luchs ist in unserer Ecke des Landes schon länger wieder heimisch. Ich habe schon früher darüber berichtet. Mich hat er nie gestört und ich habe mich an dem Anblick gefreut, als ich ihn tatsächlich in freier Wildbahn sehen konnte. Ich ging immer davon aus, dass man es mit ihm leichter hat, als mit dem Wolf, weil er eben nicht im Rudel jagt und so viele Tiere auf einmal tötet. Dass es auch beim Luchs zum Surpluskill kommt, war mir völlig unbekannt und ich war entsprechend verwundert, als neulich in einem Zeitungsbericht der Luchs als amtlich festgestellter Verursacher mehrerer toter Schafe ausgemacht wurde. Ich habe bis dato nur von Luchsen gehört, die sich auch an Pferden und großen Tieren vergreifen. Was ich nicht erwartet habe war, dass mir tatsächlich jemand ein älteres Tier-Buch zeigen würde, in dem von solchen Jagdopfern und dem (da noch nicht so bezeichneten) Surpluskill berichtet wird. Der Luchs selbst ist und bleibt mir lieber als Wölfe in meiner Umgebung.

  • Dass es auch beim Luchs zum Surpluskill kommt, war mir völlig unbekannt und ich war entsprechend verwundert, als neulich in einem Zeitungsbericht der Luchs als amtlich festgestellter Verursacher mehrerer toter Schafe ausgemacht wurde.

    Ja was erwartest du denn, wenn ein Beutegreifer mit einer Vielzahl von panisch agierenden und fluchtunfähigen Beutetieren zusammen ist - der wird doch durch die übermächtigen auslösenden Reize völlig geflashed! Egal, ob das ein Fuchs, Hund Wolf oder Luchs ist....

  • Ja was erwartest du denn, wenn ein Beutegreifer mit einer Vielzahl von panisch agierenden und fluchtunfähigen Beutetieren zusammen ist - der wird doch durch die übermächtigen auslösenden Reize völlig geflashed! Egal, ob das ein Fuchs, Hund Wolf oder Luchs ist....

    Die betreffende Herde war aber nicht eingepfercht, sondern in einem relativ großen Areal in Netze gestellt - so wie das bei uns auch üblich ist, damit die Tiere im Inneren der Netze zusammenlaufen könnten, wenn der Strom einen Beutegreifer draußen hält. Sind die Netze pferchartig eng, geht die Herde in Panik durch. In einem Gatter oder einem Stall erwarte ich das schon.

  • Ich glaub, die zynische Phase ist ein dauerhafter Zustand. :lol:

    Endlich hat es wer erkannt und ich hoffe stark, dass als Konsequenz aus dieser Erkenntnis folgt, dass Autofahren nur noch mit Sondergenehmigung stattfinden kann und wenn überhaupt sowieso nur Schritt-Tempo gefahren werden darf. Statt Kuhfängern an Geländewagen gibts dann mit Plüsch verkleidete Wolfsschieber.
    Raubtiere durch Straßen stärker bedroht als bisher angenommen

    Ich habs gut, ich hab Pferde und geh dann mal auch noch die Ochsen einreiten..... :pfeif:
    Back to the roots.

    LG, Chris

  • Ein Bericht von der 2. Brandenburger Wolfsnachtwache an Rinderweiden:
    https://www.facebook.com/jenswerner.det…550344568328360

    Und ein daraus resultierender ZA, der u. a. die Probleme der Rinderhalter, nämlich die nicht vorhandene Unterstützung in Sachen Herdenschutz aufgreift - dass da nach Wolfsabschüssen gerufen wird, wenn man im Regen stehen gelassen wird, ist für mich tatsächlich nachvollziehbar:
    nd vom 13.02.2017: Brandenburger Bauern fordern Jagd auf den Wolf (neues-deutschland.de)

    LG, Chris

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