Echte Wölfe und blöde Fragen


  • Aber, es war einmal, vor langer Zeit, da wurden Wölfe mit speziellen WolfsHunden gejagdt. Analog zu den Kareliern die in USA für die Bärenvergrämung eingesetzt werden, könnte man vielleicht ev. mit anderen Rassen? Wolfsvergrämung betreiben.

    Naja, die wohl bekanntesten "Wolfshunde", die russischen Barsois, waren ja mehr oder weniger Luxus-Jagdhunde, die in hochstilisierten, gut organisierten Gesellschaftsjagden eingesetzt wurden.

    In "Krieg und Frieden" von Tolstoi gibt's zum Beispiel eine sehr eindrückliche, mehrere Seiten lange Beschreibung so eines Spektakels, dabei rückte ein ganzes Heer von Treibern, Knechten, berittenen Jägern usw usf aus, mitsamt mehreren Rudeln Meutehunden und als "Stars" dann den Barsois.

    Das waren sicher harte, scharfe Hunde, so oder so muss der Hund, der sich traut, allein oder in einer Koppel von 2-3 Hunden einen Wolf anzugehen und zu halten oder sogar selbst abzuwürgen, ziemlich mutig sein und ein nicht kleines Maß an Aggressionspotential und Kampfeswillen mitbringen.
    Aber die Wölfe wurde da teils über Stunden getrieben und von den Meutehunden müdegehetzt und die Wolfshunde hatten beim eigentlichen Zugriff meist auch schnell Unterstützung von den Jägern und Jagdknechten, die den Wolf mit dem Messer abfingen oder versuchten, ihn lebend zu fangen. Und selbst dann wurden die Hunde oft noch vom Wolf demoliert.

    Abgesehen vom Aristokratensport waren auch Barsois eher Fuchs- und Hasenfänger als Wolfstöter.


    Ansonsten ist das nächste was mir dazu einfällt einmal der kirgische Taigan (ein Verwandter vom Afghanen), der aber ebenfall nur gelegentlich auf Wolf eingesetzt wurde und meist eher auf Fuchs.
    Wölfe wurden und werden in Zentralasien zum Schutz der Herden bejagt, direkt beim Vieh halten die Herdenschutzhunde das Fort und werden die Wölfe zu aufdringlich, dann rückt man ihnen mit Taigan und früher Steinadler, heute Gewehr auf den Pelz.
    Es ist wohl längst nicht selbstverständlich, dass ein Taigan sich an einen Wolf traut, noch seltener, dass man einen hat, der auch in der Lage ist, einen einzelnen, separierten Wolf zu töten und im Gegensatz dazu gar nicht selten, das Hunde, die sich auf einen Kampf einlassen, von Wölfen getötet werden, WENN sie überhaupt noch drauf angesetzt werden - Schusswaffen und Gift sind halt effektiver und nen guten Hund für Fuchs und anderes Wild riskiert man nicht umbedingt, wenn man den Wolf auch einfach erschießen kann.


    Naja, und andererseits die "Coyote Hounds" der Plains-Staaten der USA. Aber ein Kojote ist halt auch idR kleiner und weniger gefährlich als ein Wolf, und selbst die werden oft schon richtig böse zugerichtet. Ist auch kein unumstrittener Sport:
    Inside the controversial culture of using dogs to hunt coyotes - The Washington Post
    http://www.nytimes.com/2010/04/26/spo…ounds.html?_r=0


    Aber zur Vergämung... denke nicht, dass das mit Hunden gehen würde, dafür müsste die Hunde ja im vertrauten Territorium des Wolfes ihm das Leben schwer machen, und da sehe ich den Wolf, zumal im Rudel, eigentlich immer im Vorteil.
    Da würde es wahrscheinlich mehr bringen, ne Drückjagd abzuhalten, vielleicht auch so wie man es früher gemacht hat mit Lappenbändern (siehe das Sprichwort vom "durch die Lappen gehen": Durch die Lappen gehen – Wikipedia ) und jedem sich zeigendem Wolf ne Ladung Schrot in die Keulen zu jagen oder ein Gummigeschoss... dann merken die sich vielleicht "Menschen sind scheiße und tun mir weh!" und das mit weniger Gefahr für Hunde.


  • Aber zur Vergämung... denke nicht, dass das mit Hunden gehen würde, dafür müsste die Hunde ja im vertrauten Territorium des Wolfes ihm das Leben schwer machen, und da sehe ich den Wolf, zumal im Rudel, eigentlich immer im Vorteil.
    Da würde es wahrscheinlich mehr bringen, ne Drückjagd abzuhalten, vielleicht auch so wie man es früher gemacht hat mit Lappenbändern (siehe das Sprichwort vom "durch die Lappen gehen": Durch die Lappen gehen – Wikipedia ) und jedem sich zeigendem Wolf ne Ladung Schrot in die Keulen zu jagen oder ein Gummigeschoss... dann merken die sich vielleicht "Menschen sind scheiße und tun mir weh!" und das mit weniger Gefahr für Hunde.

    Mit Hunden allein nicht. Aber in Kombination mit Mensch und Gummigeschoss/ Warnschüssen..wäre das nicht möglich?

    Meinst du nicht, dass beispielsweise der jetzt abgeschossene "Problemwolf" so hätte vergrämt werden können?
    Wenn er jedes mal, wenn der Sender angezeigt hätte, dass er sich zu nah bei den Menschen aufhält, massiv vertrieben woden wäre?

    Hier mal eine andere Meinung zu dem Abschuss:
    https://www.facebook.com/Andreas.Kieling/


  • Meinst du nicht, dass beispielsweise der jetzt abgeschossene "Problemwolf" so hätte vergrämt werden können?
    Wenn er jedes mal, wenn der Sender angezeigt hätte, dass er sich zu nah bei den Menschen aufhält, massiv vertrieben woden wäre?

    Absolut glaube ich das! Siehe auch die von @Chris2406 eingestellten Links zu dem Thema.

    Den Kieling kann ich mir leider nicht anschauen. Ich hab ne Allergie. :ugly:

  • Meinst du nicht, dass beispielsweise der jetzt abgeschossene "Problemwolf" so hätte vergrämt werden können?
    Wenn er jedes mal, wenn der Sender angezeigt hätte, dass er sich zu nah bei den Menschen aufhält, massiv vertrieben woden wäre?

    Hier mal eine andere Meinung zu dem Abschuss:
    facebook.com/Andreas.Kieling/

    Es bestand wohl eine mässige Chance, ja. Aber gegen solche aversiven Massnahmen beim noch friedlichen Wolf (er ist ja bloss neugierig...) sind die Wolfsfreunde schon Sturm gelaufen. Weil, der hat ja gar nichts getan, und Wölfe sind per Definition harmlos.... Allerdings scheint die Erfolgsquote bei Vergrämungen leider echt bescheiden zu sein.

    Zu der Meinung: ausser dass der Herr entsetzt ist, kann ich dem Monolog nichts Konkretes entnehmen. Was hätte man denn tun sollen? Er spricht zwar mal von Vergrämung, aber nicht davon, dass diese früh und hart genug erfolgen muss. Lieber redet er schwammig von Beobachten, nicht in die Natur einmischen. Er scheint es in Ordnung zu finden, dass der Wolf Nutztiere reisst und auch mal Hunde anfällt, der handelt bloss seiner Natur gemäss. :mute: Nur der Mensch, der darf keinenfalls seiner Natur gemäss handeln und seine Schützlinge und deren Lebensraum resolut vor Räubern schützen.....

  • Absolut glaube ich das! Siehe auch die von @Chris2406 eingestellten Links zu dem Thema.
    Den Kieling kann ich mir leider nicht anschauen. Ich hab ne Allergie. :ugly:


    Ich les mir die Links gleich mal durch :)
    Hab das Video grad auf Facebook gesehen und hänge noch ein wenig mit den Links zu den Vorfällen in Skandinavien hinterher :ops:

    Zum Kieling kann ich nur sagen, dass ich eben seine Befürchrung teile, dass die Hemmungen sinken werden wenn es darum geht Gründe zu finden einen Wolf abzuschießen.
    Vielleicht besteht jetzt aber auch die Möglichkeit bei Auffälligkeiten besser und wirkungsvoller einzugreifen.
    Ich bin mir noch nicht sicher.
    Die Zukunft wird es zeigen...


  • Mit Hunden allein nicht. Aber in Kombination mit Mensch und Gummigeschoss/ Warnschüssen..wäre das nicht möglich?
    Meinst du nicht, dass beispielsweise der jetzt abgeschossene "Problemwolf" so hätte vergrämt werden können?
    Wenn er jedes mal, wenn der Sender angezeigt hätte, dass er sich zu nah bei den Menschen aufhält, massiv vertrieben woden wäre?


    Keine Ahnung, könnt mir aber schon gut vorstellen, dass der weniger zahm geworden wäre, wenn man ihm früh genug doll genug weh getan oder ihm richtig Angst gemacht hätte, ist ja nur logisch.

    Aber ich glaub nicht, dass dabei Hunde ne wichtige oder entscheidende Rolle spielen könnten, außer vielleicht Spürhunde (am Riemen?) zum aufspüren von unbesenderten Wölfen. Dafür haben Wölfe auf ihrem eigenen Grund und Boden scheinbar zu wenig Angst vor Hunden und Hunde haben Wölfen, grade im Rudel, scheinbar zu wenig entgegenzusetzen.


    Was anderes ist es nach allem was ich gelesen hab, wenn der Wolf auf's Territorium von fähigen Hunden muss, sprich an ne von geeigneten Herdenschutzhunden bewachte Herde auf deren vertrautem Gelände.
    Aber soagr da ist es ja so, dass Hunde, die die Herde und die anderen Hunde verlassen, um dem Wolf nachzusetzen, oft schwer verletzt oder getötet werden.

  • Es bestand wohl eine mässige Chance, ja. Aber gegen solche aversiven Massnahmen beim noch friedlichen Wolf (er ist ja bloss neugierig...) sind die Wolfsfreunde schon Sturm gelaufen. Weil, der hat ja gar nichts getan, und Wölfe sind per Definition harmlos.... Allerdings scheint die Erfolgsquote bei Vergrämungen leider echt bescheiden zu sein.

    Ja, da hast du recht. Da wären dann die Rosa-Rote-Brille-Träger Sturm gelaufen. Es gab ja schon vor einiger Zeit eine Petition, daß Kurti nichts getan werden sollte.


    Keine Ahnung, könnt mir aber schon gut vorstellen, dass der weniger zahm geworden wäre, wenn man ihm früh genug doll genug weh getan oder ihm richtig Angst gemacht hätte, ist ja nur logisch.

    Wobei wir wieder beim Thema wären, daß Wölfe ganz genau zu wissen scheinen, daß ihnen hier in Deutschland nichts passiert und daß das vielleicht auch ein Grund sein könnte, daß sie lernen, sich mehr zu trauen.

    Wo die Wölfe noch bejagt werden dürfen, scheinen sie viel vorsichtiger zu sein.

    Man müßte in Wolfsgebieten in unregelmäßigem Abstand so etwas wie eine Jagd (nur ohne Opfer) machen. Wo viele Menschen und Hunde durch die Gegend streifen, in die Luft schießen, Lärm machen und wie in dem Bericht von der Frau mit den Bären hinter den Wölfen her, wenn man einen zu Gesicht bekommt, daß sie Menschen in schlechter Erinnerung haben. Nur leider treibt man damit auch andere Tiere umher. Und die Möchte-gern-Tierschützer würden auch hier Sturm laufen.

    Vor einiger Zeit war mal eine Wolfsexpertin, die erzählt hat, daß Wölfe lernen, daß wir nichts tun. Sie meinte, daß früher die Menschen, wenn sie denn einem Wolf begegnet sind, diese mit Steinen oder was auch immer beworfen hätten, daß die Wölfe merkten, daß sie sich zu verkrümeln hatten. Heute wird das Handy gezückt und Bilder und Filme gemacht, daß der Wolf dadurch sozusagen gute Erfahrungen mit uns macht und er sich das merkt.
    Wann wohl der erste Idiot damit beginnt, ein Selfie mit Wolf machen zu wollen (so nah wie möglich)?

  • Das Problem bei "behördlichen" Vergrämungsmaßnahmen sehe ich am ehesten darin, dass sie zu selten, zu spät und viel zu langer Vorlaufzeit stattfinden.

    Der "Normal-Bürger" ist doch der, der diese Nah-Begegnungen erlebt und genau da müßte man ansetzen. Was nützt es, einen Wolf alle paar behördlichen Wochen vergrämen zu wollen, wenn der Wolf in der Zwischenzeit wieder 12 absolut harmlose Begegnungen mit Menschen hat?

    Die CH-Wolf hat ihre "Fakten zu Wölfen" im April erst wieder aktualisiert, Wichtige-Fakten-zum-Verhalten-von-Woelfen.pdf auch da wird betont:

    DAS ist nur machbar, wenn die Bevölkerung mit einbezogen wird und auch mitmacht. Weil sie aufgeklärt ist und weiß, was ein falscher Umgang mit Wölfen bedeuten kann.

    Und das ist auch etwas, was auch die Wolfsromantiker noch lernen müssen, irgendwie. Dass solche Maßnahmen nicht bedeuten, dass man Wölfe nicht da haben will, sondern dass diese Maßnahmen das Zusammenleben mit den Wölfen überhaupt erst dauerhaft ausgelegt möglich machen.

    LG, Chris

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