Echte Wölfe und blöde Fragen

  • Ich finde es noch zusätzlich zum Fürchten, wieviele Attacken auf Pferde am hellichten Tag stattfinden: jetzt der Appaloosa morgens um halb sieben, das gerissene Burgdorfer Shetty vormittags zwischen neun und elf, der Jährling in Friesoythe nachmittags, während dicht dabei Reitunterricht war...und so weiter. Wann soll man seine Tiere eigentlich überhaupt noch rauslassen?

  • Ich finde es noch zusätzlich zum Fürchten, wieviele Attacken auf Pferde am hellichten Tag stattfinden: jetzt der Appaloosa morgens um halb sieben, das gerissene Burgdorfer Shetty vormittags zwischen neun und elf, der Jährling in Friesoythe nachmittags, während dicht dabei Reitunterricht war...und so weiter. Wann soll man seine Tiere eigentlich überhaupt noch rauslassen?

    Manno, hast du Lendril s Beitrag nicht gelesen .. GAR nicht :ironie2:

  • Bei ZDF kommt grad ne Doku

    Ich hab mir die mal angeschaut.

    Ist mir tendentiell zu schwurbelig, aber naja.

    Mal ein paar Gedanken dazu:

    - ob und wenn ja WIE die Ko-Existenz mit dem Wolf in D klappt, kann man nur in D herausfinden, nicht in den Abruzzen und nicht in den Karpaten

    - ich bin tatsächlich der Meinung, dass sich unser Umgang mit "da draussen" dramatisch ändern muss, um der Natur auch in D genug Raum zu lassen, stattdessen wird das behandelt wie ein riesiger Freizeitpark, wo Touris und Erholungssuchende und deren Tätigkeitswünsche oberste Priorität haben, das kann nicht richtig sein, unser Überleben als Menschheit hängt davon ab, dafür zu sorgen, dass es Natur, Artenvielfalt und Co gibt

    - ich mag es nicht, wenn der Wolf als Heilsbringer, Problemlöser oder was auch immer dargestellt wird - er ist einfach da, er hat jedes Recht, da zu sein, die Erde gehört nicht uns Menschen allein, ich bin bereit dazu, mich darauf einzurichten, auch wenn es nicht einfach ist

    - der Wolf ist kein Kuscheltier und es ist sicher leichter, mit Braunkehlchen zu koexistieren als mit den Wölfen - aber unmöglich ist es sicher nicht

    - Herdenschutz IST extrem aufwändig, das wird in solchen Dokus immer sehr salopp dargestellt, nicht drauf wirklich hingewiesen, was es bedeuet, in solche Höhenlagen erstmal Bohrmaschinen mitzuschleppen, um Löcher für die Zaunstecken in die Felsen zu bohren

    - Herdenschutz darf kein Thema allein für die Tierhalter bleiben, auch die Bevölkerung muss lernen, das mitzutragen

    - der Abschnitt über HSH war unter aller Kanone, das hat dem Herdenschutz mehr Schaden als Nutzen gebracht, Danke also Herr Jaenicke für genau gar nix

    - ja, Tierhalter, die pragmatisch mit dem Thema Herdenschutz umgehen, werden angefeindet, wenn sie nicht in die übliche Abschuss-Kerbe hauen

    - der Wolf ist nicht schwarz oder weiss, sondern diese Thematik beinhaltet unglaublich viele Graustufen

  • Zitat

    behandelt wie ein riesiger Freizeitpark, wo Touris und Erholungssuchende und deren Tätigkeitswünsche oberste Priorität haben,

    Dazu hätt ich noch was, heute aktuell aus unserem Lokalblättchen: Bauern.Jäger und Polizei beklagen sich gerade massiv über einen neuen Trend: gezieltes Rehkitze-Suchen als Familienspaß, vor allem in noch nicht gemähten Wiesen. Zum Fotografieren, zum - natürlich! - Streicheln und sogar Mitnehmen. Nach einem Einsatz als Kinderspielzeug werden die armen Viecher dann irgendwo abgegeben, sofern sie noch leben.

  • Jaja, der liebe Freizeitpark Natur... Den jeder zu Erholungszwecken nutzen darf, gesetzlich festgelegt. Jetzt mit neuer vierläufiger Attraktion.

    Einblick in mein täglich Jägerleben:

    Wir haben bei uns im Revier jetzt den dritten Wolf der durchzieht. Ergebnis: Rotwild weg, Wolfstouris da. Da wird durch die Einstände gelatscht, Wechsel plattgetreten und angebliche Fährten markiert (ich habs mir mal gespart denen zu sagen, dass die von den hiesigen HSHs sind :hust:).

    Der städtische "Naturmensch" sieht dich im grünen Jagdkittel und fragt, ob wir die Wölfe füttern und was wir zum Schutz tun. Ähem.

    Der Wolfskuschler kommt querfeldein angeradelt und macht dich blöd an.

    Mutti mit Fifi und zwei Kindern, ebenfalls auf der Suche nach den Wolfsfährten, lässt Fifi frei in die Wiese laufen ("Der tut doch nix" - ne, sorgt nur dafür dass Kitze nicht mehr angenommen werden) während die Kinder kreischend um die Fasanenschütte rennen.

    Die Bauern sind sowas von stinkig auf den Wolfstouri-Betrieb, dass die Gülle "ausversehen" auch auf den Wegen landet.

    Mir macht die menschliche Komponente meistens mehr Sorgen als das "Wolfsproblem" an sich. Saubere Abschusspläne mit Revierung um Siedlungspunkte oder Nutztierbetriebe und fertig - dann ist ein nebeneinander von Wolf und Mensch auch möglich. Machen wir doch jetzt auch schon; Raubwild wird geplant um die Geflügelställe bejagt, mit Erfolg.

    Mir ist es auch vollkommen wumpe wenn der sich am Wild gütlich tut, das Wild gehört mir nicht und ich erreiche meine vorgegeben Abschüsse trotzdem. Aber mit dieser Emotionalität und der Unsachlichkeit mit der das Thema angegangen wird rappelts bald, und zwar richtig.

  • Unglaublich was sich einige Leute da raus nehmen.

    Als ich ein Kind war, hieß es bspw immer : Bleibt auf den Wegen und stört keine Tiere. Gucken is okay, hinterher laufen oder gar anfassen nicht.

    Da war Ein Waldspaziergang auch toll, wenn man einfach nur Vögel beobachtet hat oder sich die ganzen Insekten und Pflanzen angeguckt hat. Highlight war dann wenn man mal ein Reh sieht, und bei nem Wildschwein hat man halt versammelt und ruhig den Rückzug angetreten.

    Einmal hab ich nen Feuersalamander gesehen, nie wäre ich auf die Idee gekommen die anzufassen.

    Und jetzt ist es ein Freizeitpark zum Selfies machen, rum springen und Tier Babys suchen? *nichtaufhörenkannmitkopfschütteln*

    Dafür ist man früher in den Wildpark gegangen, aber nicht in den Wald...

    Und wenn die Wildparks aktuell dicht haben, mein Gott, übt man sich eben in Geduld, das Leben is kein Wunschkonzert...

    Find ich grade unmöglich...

  • @BurisHand Wow, das macht mcih traurig und wütend zugleich was du erzählst ..

    Ich frag mich halt was bei denen schief läuft? Bin ich einfach nur ordentlich geprägt worden von meinem Umfeld? Weil ich Tiere schon immer toll fand und dann in die Richtung auch im Studium gegangen bin?

    Oder sind die nur einfach nciht in der Lage ihren gesunden Menschenverstand einzusetzen?

    Ich kann es einfach nicht nachvollziehen wie man so verblendet sein kann..

    Ich glaub ich muss doch auswandern .. aber wohin?

  • Ich seh halt eine massive Entfremdung zwischen den Menschen und der Natur und Landwirtschaft. Ich komm vom Dorf - Güllegeruch war normal, dass du da mal 10 Minuten warten musstest bis das Vieh von der Straße war auch. Hausschlachtung, Bauernmarkt, das volle Programm. Und ja, der Jäger kam dann auch mal vorbei wenn du ein Wildschweinproblem im Garten hattest.

    Jetzt lebe ich in der Großstadt, und was ich da an Meinungen zum Thema Wald, Wild, Landwirtschaft, Wolf höre ist geprägt von einem eklatanten Unverständnis für diese Themen. Wölfe sind süß, Füchse sowieso. Die Landwirte machen die Natur kaputt, und es macht doch nix wenn man mitten im Wald zeltet, da störts doch niemanden. Respekt für die Umwelt? Fehlanzeige.

    Das größte Problem ist aber, dass du selbst als Jagdpächter (der per Gesetz zur Hege verpflichtet ist) und Landwirt (dem das Land gehört) nix tun kannst. Du kannst den Leuten nicht verbieten auf einem Weg zu gehen, obwohl du weißt dass am Rand zwei Kitze gesetzt wurden. Du kannst ihnen auch nicht verbieten durch den Wald zu latschen, obwohl da eine Rotte einen neuen Einstand hat. Selbst das aufhängen von Kamerafallen kann ich nicht verbieten - das muss über Forst oder Landwirt gehen. Zäune ziehen geht auch nicht, da hast du ganz fix Probleme im Wildbestand.

    Der Wolf ist zur heiligen Kuh geworden, gegen den alles andere keine Priorität mehr hat.

    Der Schaden durch die Menschen die zum Wolfsfanclub gehören (Wild weg, Müll, ständige Beunruhigung auch bei den Viehbetrieben, zwei Kitze die ich jetzt tot aufgefunden habe) ist sehr viel größer als was der Wolf bei uns anrichten könnte.

  • Ich seh halt eine massive Entfremdung zwischen den Menschen und der Natur und Landwirtschaft. Ich komm vom Dorf - Güllegeruch war normal, dass du da mal 10 Minuten warten musstest bis das Vieh von der Straße war auch. Hausschlachtung, Bauernmarkt, das volle Programm. Und ja, der Jäger kam dann auch mal vorbei wenn du ein Wildschweinproblem im Garten hattest.

    Ich denke mir halt, diese Entfremdung muss nciht stattfidnen, auch wenn man in der Stadt groß wird.

    Ich bin mitten in der Stadt aufgewachsen. Hatte zwar bei meinem Dad einen Garten (Eltern getrennt), aber das wars dann. Drum rum war da auch kein Wald.

    Und trotzdem würde ich behaupten, ein ordentliches Verständnis von Natur und Landwirtschaft zu haben. Das ist halt das, wo cih mich frage wieso? Wieso scheinen manche Leute so verblendet, dass sie einfach erstmal alles glauben was sie über Natur lesen.

    Der Wolf ist zur heiligen Kuh geworden, gegen den alles andere keine Priorität mehr hat.

    Der Schaden durch die Menschen die zum Wolfsfanclub gehören (Wild weg, Müll, ständige Beunruhigung auch bei den Viehbetrieben, zwei Kitze die ich jetzt tot aufgefunden habe) ist sehr viel größer als was der Wolf bei uns anrichten könnte

    Das tut mir so in der Seele weh.

    Was kann man denn tun? Wie kann man diese Menschen erreichen (mit sachlcihen Infos inklusive Quellen brauchst denen ja nicht kommen, Paper oder Studien lesen können die ja eh nicht, oder wollens nicht, die Infos müssen fertig serviert werden.. )

  • Was kann man denn tun?

    Joa. Wir haben zum Beispiel kleine Infotafeln aufgestellt - Bringt nix.

    Ich bin von Donnerstag bis Sonntag durchgängig da und mache da den Erklärbär für jeden der Fragen hat.

    Ich biete gemeinsame Revierspaziergänge an, damit die Leute auch mal die abgelegenen Ecken sehen - Meinetwegen auch die nicht vorhandenen Wolfsfährten, muss der Schäfer halt seine Hunde mal laufen lassen. Wird aber nur von Ansässigen wahrgenommen.

    Der Forst hat jetzt die Wege abgesperrt, aber Schranken interessieren auch niemanden.

    Die Landwirte haben jetzt angefangen Leute anzuzeigen. Ich hab hier zwei Fälle, wo ich über eine Anzeige wegen Störung des Jagdbetriebs und Wilderei nachdenke. Finde ich doof, aber mehr Kompromisse kann ich nicht eingehen.

    (Im übrigen könnten wir hier den Wolf eigentlich sogar ganz gut gebrauchen, wegen Rehwildbesatz und so. Das würde allerdings wieder die Aufnahme ins Jagdrecht bedingen, um die Betriebe zu schützen. Das ist auch die allgemeine Resonanz im Verein.)

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!