Echte Wölfe und blöde Fragen
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Die Ergebnisse der Analyse von Nutztierrissen durch die Goldenstedter Wölfin:
2016_02_08___Bericht_Analyse_NTR__LK_DH_VEC_OL__Nov2014_bis_Jan2016.pdfLang, aber sehr interessant zu lesen.
Auffällig finde ich, dass der überwiegende Teil der Übergriffe auf Nutztiere an Wochenenden stattfand - warum? Ist der Wald dann zu voll mit Spaziergängern und Co?
Und schade, dass im Goldenstedter Raum immer noch so viele Nutztiere ohne ausreichenden Grundschutz gehalten werden, in der Regel sind das Tiere von Hobbytierhaltern.
Die Beweggründe dazu würden mich sehr interessiern. Ist es ein Gefühl von "Wir können eh nichts tun", gibt es behördliche Hinderungsgründe?LG, Chris
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Chris, ich denke, es ist eine Kostenfrage. Wenn Du nur Hobbyhalter bist, willst Du evtl. nicht in die BG eintreten. Der ganze Aufwand mit den Betriebsnummern, Herkunftsdatenbanken und den TSKen ist vielen schon zu viel und ich gestehe, dass mich das Beantragen der Betriebsnummer damals wirklich Nerven gekostet hat. Hat man dann eine Rasse, deren Gegenwert ohnehin nicht ersetzt wird, wie mir von verschiedenen befreundeten Haltern bekannt ist, oder eine Rasse wie meine, die komplett verschleppt werden kann, dann lohnt mitunter der ganze Antragsaufwand nicht.
Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass es viele Tiere ohe Grundschutz gibt. Es gibt hier einige Hobbyhaltungen und die stehen mindestens in Elektronetzen. Auch die Flatterbänder sind schon ewig etabliert (schon wegen der Rehe). Aber für 3 - 7 Schäfchen Zäune zu kaufen, die deren (Geld-)Wert übersteigen und dann noch jede Menge Papiere zu bearbeiten ... Menschen sind bequem. Außerdem dürfen die Sicherungsmaßnahmen vor Beantragung noch nicht begonnen haben und das ist absolut unrealistisch.
Edit: Außerdem hieß es immer, dass großeTiere wie Kühe und Esel durch ihre Größe geschützt seien.
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Aber für 3 - 7 Schäfchen Zäune zu kaufen, die deren (Geld-)Wert übersteigen
Aber das ist doch ein Dilemma, das jeder von uns Tierhaltern hat - pro Weidetier gibts einen bestimmten Flächenbedarf und pro laufenden Meter wolfssicheren Zaun bestimmte Kosten - ob ich nun 3, 10 oder 50 Schafe oder 3, 10 oder 50 Mutterkühe einzäune, mit der zunehmenden Fläche und den zunehmenden Zaunkosten bleibt das Grund-Dilemma, dass eine sichere Einzäunung den Wert der im Zaun gehaltenen Tiere übersteigt, doch bei uns allen bestehen. Das sind nur andere Dimensionen des betriebswirtschaftlichen Nichts. Deshalb fällt es mir schwer, dieses Argument nachzuvollziehen.
Mein Herdenschutz kostet im Ganzen auch weit mehr als die Mutterkühe selbst -
aber die Sicherheit meiner Tiere geht mir einfach vor - es einfach drauf ankommen lassen und dann schlimmstenfalls meine Tiere gerissen vozufinden - ich könnte es nicht.LG, Chris
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Chris, das wage ich zu bezweifeln. Wenn ich drei Schafe habe, reichen mir u.U. schon zwei Netze, um die einzuzäunen und weiterzustecken. Diese Netze haben die Leute schon. Wozu also neue kaufen, wenn die nicht sicherer sind? Selbst ein 90cm 'niedriges' Netz kann ich durch Weidepfähle und laufende Meter Litze erhöhen. Dazu brauche ich kein neues Netz kaufen. Das würde ich sicher auch nicht tun, wenn eh klar ist, dass es den Wolf nicht aufhält.
Eine Festumzäunung ist nur möglich, wenn dir das Land gehört oder die Weide eine Standweide ist.
Dann stehen die Tiere in aller Regel aber am Haus (nicht immer) und dort sollte sich der Wolf theoretisch durch die Menschen oder hauseigenen Hunde vertrieben fühlen. Auch dort gibt es bereits Zäune oder wie in meinem Fall, dürfen keine Festzäune oder gar ein Untergrabschutz aufgestellt werden. Die räumlich-rechtlichen Gegebenheiten verhindern das z.B. da, wo die Weidefläche in ein Hochwasserkonzept eingebunden ist.Außerdem kann sich die Anschaffung bei einer kleiner Gruppe Tiere, die nur für den Eigenbedarf gehalten werden, nicht armortisieren. Gibt es Verkaufstiere oder Schlachttiere, dann kommt zumindest regelmäßig Geld rein. Da die Hobbyhaltung aber nunmal Hobby ist, ziehen die Leute manchmal auch die Grenze abzuwarten und ggf. die Haltung im Fall des Falles aufzugeben. Allein die E-Zäune im (echten) Winter sicher zu gestalten, kann ein abendfüllendes Programm werden. Drei Tiere in den Stall zu stellen, geht dann schneller.
Mein Herdenschutz wird sich auch nie rechnen, aber meine Tiere haben auch einen ideellen Wert und sind nicht dazu da, Wildtieren als Beute zu dienen und diese damit davon abzuhalten, anderes Wild zu bejagen.
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Ich nutze mal den zweiten Teil des Titels, ich hab nämlich ne blöde Frage:
Sind Wölfe zu faul um über Berge zu laufen?
Hintergrund der Frage ist die Wolfsverbreitungskarte die Ellen als Link hier eingestellt hat. Da sieht man den dicken roten Faden von der Lausitz nach Nordwesten. Aber immer nördlich der Gebirge im Flachland.
Ich wohne ja in der Lausitz. Um genau zu sein in der Oberlausitz. Das sind von dieser Häufung der Wolfsvorkommen nur ca. 30 km Luftlinie in Richtung Süden. Und hier hat es wohl noch keine Wolfssichtung gegeben, auch keine Risse an Wild- oder Nutztieren.
Mich macht das stutzig, dort dutzende Wölfe, 30 km weiter nicht ein einziger Wolf. Der einzige Unterschied, dort ist alles Flachland und hier ist Gebirge, das Zittauer Gebirge als Ausläufer des Riesengebirges.
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Auffällig finde ich, dass der überwiegende Teil der Übergriffe auf Nutztiere an Wochenenden stattfand - warum? Ist der Wald dann zu voll mit Spaziergängern und Co?
Hier bei uns müßte man dazu noch die Wetterdaten miteinbeziehen. Wochenend und Sonnenschein - dann such ich mir tiefste und unattraktive Pampa, weil ich keine Lust auf all die Leute habe, die aus den Schönwetterlöchern krabbeln.
Oft ist es allerdings so, dass sich Jäger über längere Zeit an arbeitsfreien Tagen in ihren Revieren aufhalten. Oder es wird Holz gemacht, wenn das im kleinen Rahmen stattfindet.Sind Wölfe zu faul um über Berge zu laufen?
Man sagt ja immer, dass Wölfe sehr energieeffizient sind, genau abwägen, wofür sie, wieviel Energie aufwenden. Wege und Straßen nutzen, weil man da leichter voran kommt. Im Schnee laufen sie hintereinander, der Erste wird durchgewechselt.
In Gebirgen gibts meist mehr Schnee. Und auch in Monaten ohne Schnee, dürfte die Jagd aufgrund der Höhenmeter und durch unwegsameres Gelände einfach mehr Energie kosten.
Von daher könnte ich mir gut vorstellen, dass bergige Lagen eher Reviere 2. Klasse sind und erst besetzt werden, wenn die anderen Lagen nicht mehr frei sind. -
Ah ja. Ich sage auch mal nix dazu.
Nur, daß ich gehört habe, daß es wohl jetzt doch keine Entnahme geben wird, weil ein Wolf doch ein geschütztes Tier ist. Also ... da werde selbst ich als Wolfsfreund doch irgendwie ... Mensch, kapieren die nicht, daß eine Entnahme ein viel besserer Wolfsschutz ist als wenn man alles so beläßt? Da kann selbst ich mit dem Kopf schütteln.
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Chris, das wage ich zu bezweifeln.
Was jetzt genau?
Die ganzen Probleme in Sachen sicherer Einzäunung kann ich absolut nachvollziehen - die habe ich hier ganz genauso. Seien es geologische Probleme durch den Bodentyp oder baurechtliche Probleme durch die Lage der Flächen im Aussenbereich oder bei uns auch durch die Form des Geländes und die schneereiche Mittelgebirgslage.
Aber ich bin immer noch der Meinung, dass ein Schafsnetz relativ leicht und mit überschaubaren Kosten durch Zusatz-Plastik-Stecken und Litze aufzurüsten ist - und zwar in Richtung Zaunhöhe und auch gleichzeitig in Richtung Untergrabungsschutz, wenn ich die Plastikstecken knapp vor dem Netz platziere. Grad, wenn Netze und Zaun-Gerät eh schon vorhanden sind. Dass Schafe auch in unmittelbarer Hausnähe nicht sicher vor Übergriffen sind, ist grad in der letzten Zeit zunehmende sichtbar geworden.Sind Wölfe zu faul um über Berge zu laufen?
Ich sag auch immer, dass Wölfe offensichtlich nicht links abbiegen können, wenn ich mir die Karte so anschaue.....
Irgendwann müsste DK im obersten Zipfel in Sachen Wolf aus allen Nähten platzen....
Herr Wotschikowsky hat in seinem Vortrag auch den Versuch gestartet, die bevorzugte Wanderrichtung der Wölfe zu erklären:
[Externes Medium: https://www.youtube.com/watch?v=PtCHCXqT-Hg]
Gleich in den ersten Minuten. Aber das Video lohnt sich auch im Ganzen.
Bei solchen Fragestellungen kann man ihn auch jederzeit über sein Kontaktformular kontaktieren, ich habe das bereits mehrfach getan und immer sehr hilfreiche Antworten bekommen:
Wölfe in Deutschland - von Wolfsexperte Ulrich WotschikowskyHier bei uns werden ja eher Wölfe aus den Alpen-Populationen erwartet. Und in der Schweiz hat sich das Calanda-Rudel durch die Abschuss-Pläne gemogelt, indem es im schneearmen Winter deutlich weiter oben in den Höhenlagen und somit fern von den Dörfern bleibt, weil auch das jagdbare Wild bei Schneemangel oben bleibt. Zieht das Wild in die Täler, weil die Schneelagen ihm die Futtersuche im Gebirge erschweren, ziehen die Wölfe mit.
Ein großes Problem für die Wölfe ist auch unser Autobahnnetz - hier in Oberfranken gibt es Wildzaun entlang den Autobahnen, so dass ein Queren sehr schwierig wird, wenn es nicht praktischerweise Unterführungen gibt - ich denke, dass die Wanderrouten der Wölfe eine Summe aus vielen äusseren Gegebenheiten sind.
LG, Chris
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Chris, das ist doch genau das was ich schrieb. Ich sehe so gut wie nie Tiere, die nicht im E-Netz stehen. Zusatzpfosten und laufende Meter Litze kann ich aber nicht beantragen und neue, höhere Netze bewilligt zu bekommen, wenn bereits die Schutzmaßnahme läuft, ist nicht vorgesehen. Für ein einzelnes oder auch zwei Netze in die BG einzutreten und Papiere auszufüllen, sehe ich eher nicht.
Ich glaube aber auch nicht, dass viele Tiere ohne das, was da Grundschutz heißt, gehalten werden. Das kann ich mir nur bei großen Tieren wie Rindern oder Pferden vorstellen, nicht aber bei Schafen und bis das erste Pferd nachweislich vom Wolf gerissen wurde, lautete der offizielle behördliche Standpunkt, dass solch große Tiere nicht gefährdet seien. Für diese Tiere fehlt also der Anspruch und mal eben ein paar Hektar mit neuen Netzen oder selbst Litzen einzuzäunen, ist ein finanzielles Unterfangen, das erstmal gestemmt werden will.
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