Echte Wölfe und blöde Fragen

  • Gassigängerin, es geht darum, dass ich seit - ich mag das gar nicht sagen - Anno 1969 reite und seit Anfang der siebziger Jahre mit Isländern zu tun habe, mit dem ersten eigenen 1977. Man kann sich heute zum Glück kaum noch vorstellen ,wie Pferdehaltung damals noch war: überwiegend an der Kette im Ständer oder in Boxen im meist dunklen Stall. Natürlich ein Überbleibsel aus all den Jahrhunderten, in denen Pferde den ganzen Tag schwer schufteten und abends wirklich kaum mehr brauchten als einen Platz zum Ruhen.

    Dass das für ein weniger genutztes Freizeitpferd anders aussehen muß, war absolutes Neuland. Ich erinnere mich noch mit Grausen der Reitvereinsställe, in denen die armen Viecher um die Wette webten, um wenigstens ein bißchen "Bewegung" zu bekommen. An die beißenden Schulpferde an kurzer Kette, den ewigen warmen Mief und den allgegenwärtigen Husten.

    Vor allem mit den Isländern kam dann die Bewegung zu mehr Weide, Luft und Bewegung, zum Offenstall - aber es war wirklich ein Kampf. Ich kann mich noch verdammt gut an die Kommentare über unsere "verlausten" Ponys erinnern, die "ja nicht mal einen anständigen Stall" haben, und den Mainstream selbst in den großen Reitzeitschriften: "Ein Reitpferd gehört in den Stall, sonst ist es nicht gepflegt".

    Wie gesagt, es war ein verdammt steiniger Weg bis zur Akteptanz des Pferdes als das Bewegungs- und Herdentier, das es ist und zu möglichst artgerechter Haltung. Ich finde es so erfreulich, dass das so gut geklappt hat, dass es heute selbstverständlich ist, Pferde aller Rassen im Offenstall zu sehen - und um so bitterer, dass jetzt alles wieder rückwärts gehen soll.

    Dächsin und terriers4me

    Vielen Dank für eure ausführlichen Antworten und Erklärungen!!

  • Gloria schult ihren Nachwuchs:

    https://www.schermbeck-grenzenlos.de/home/aktuelles…010912702?rCH=2

    Zitat

    "Die Tiere müssen mit einer ungeheuren Wucht vor das Tor gerannt sein, so dass die Verankerung rausgebrochen ist", schildert Dr. Stefan Steinkühler den Zustand der Stelle am Zaun.

    Was soll denn bloß noch passieren, bis was passiert? Die ersten toten Autofahrer sind doch nur noch eine Frage der Zeit.

  • Was wären eure Sofortmaßnahmen für diese akute Situation?

    Das, was der Rinderhalter gemacht hat: die Tiere von der Fläche holen und erst mal wieder zur Ruhe kommen lassen.

    Die fühlen sich auf so einer Fläche dann nicht mehr wohl und bleiben in einem dauernden Unruhezustand, was die Ausbruchsneigung nochmal potenziert.

    Andere Flächen vorm Rinderzaun aussen mit Schafsnetzen sichern, damit die Wölfe nicht mehr so leicht in die Fläche können. Das LANUV hat Notfall-Sets und in NRW gibts auch Wikiwolves zum Helfen.

    Die Gefahr bei Rindern die schon mal so einen Wolfskontakt hatten, bleibt allerdings, dass die Wölfe es auch von ausserhalb der Fläche schaffen könnten, die Rinder in Bewegung zu versetzen.

    Und auf Dauer mit so einem Wolf - Hunde. Da brauchts aber Herzblut für, um die HSH in eine bereits aufgebrachte Herde zu integrieren. Einfach ist das nicht.

  • Danke McChris.

    Da geht es doch um den gleichen Ort wie mit den Schafen, die 4 Monate von Hunden geschützt worden sind und dann ohne die Hunde von "Gloria" angegriffen worden sind oder?

    Was müsste für das ganze Dorf passieren? Reicht es da noch wenn sich alle Tierhalter hunde anschaffen würden? Oder sind das Wölfe die reif für die Entnahme wären, weil Hopfen und Malz verloren?

  • Was müsste für das ganze Dorf passieren? Reicht es da noch wenn sich alle Tierhalter hunde anschaffen würden?

    Gegen Zaun-Springer hat man ohne Hunde gar keine Chance.

    Wenn jetzt nur einzelne Tierhalter Hunde anschaffen, wird der Druck auf die ohne Hunde geschützten Herden noch mehr zunehmen. Deshalb würde es Sinn machen, wenn alle Tierhalter gleichzeitig Hunde anschaffen. In der Theorie. In der Praxis wird das nicht passieren (können). Zum einen muss man die Arbeit mit den Hunden wirklich wollen. Zum anderen liegen die HSH ja nicht fertig im Regal und warten drauf, dass wer sie braucht. Mal eben eine grössere Anzahl erwachsener erfahrener Hunde (und die bräuchte man dort jetzt) wird sich so schnell nicht auftreiben lassen.

  • Zitat

    Und auf Dauer mit so einem Wolf - Hunde. Da brauchts aber Herzblut für, um die HSH in eine bereits aufgebrachte Herde zu integrieren. Einfach ist das nicht.

    Ist das überhaupt noch möglich? Hier wird erzählt, dass ein Schäfer nach einem Wolfsangriff einige Tiere schlachten lassen mußte, weil die wie die panischen Irren die Hütehunde attackiert haben und sich nicht mehr beruhigen ließen. Sind Rinder, die einmal solche Erfahrungen gemacht haben, überhaupt noch an Hunde in ihrer unmittelbaren Nähe zu gewöhnen? Oder ist das für die Hunde schlichtweg zu gefährlich?

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