Echte Wölfe und blöde Fragen

  • Mehrhund : Darf ich aus Interesse fragen, falls ich es die letzten Seiten überlesen haben entschuldige ich mich, fragen warum du den Wolf hier richtig findest?

    Ich bin nicht angesprochen, aber ich finde ihn hier richtig, weil er hier heimisch war und das nur nicht mehr war, weil wir ihn ausgerottet haben... und deshalb ist es meiner Meinung nach richtig ihn hier auch wieder anzusiedeln.

    Ich weiß, dass die Meinung hier nicht beliebt ist, aber... Risse werden sich nie zu 100% vermeiden lassen, wenn der Wolf hier lebt. Und mit der Situation muss man halt leben lernen.

    Und ja natürlich wäre es richtig, wenn der Staat mehr (finanzielle) Hilfe und Information für die Schäfer usw. geben würde. Für bestmöglichen Schutz.

  • Nur mal das zu "wenn alle seine Schafe gerissen wurden, warum stellt er sich Rinder hin"

    "Besonders gefährdet durch den Wolf sind Schafe und Ziegen. Alle Schaf- und Ziegenhalter in WPGs müssen daher einen Antrag stellen und nach Bewilligung innerhalb von vier Wochen die entsprechenden Maßnahmen durchführen, um die Voraussetzungen für Ausgleichszahlungen zu erfüllen. Rinder und Pferde gelten in der Regel nicht als „besonders gefährdete Nutztiere“, so dass das Risiko von Übergriffen als gering gilt. Daher müssen für diese Tiere auch im WPGkeine besonderen Herdenschutzmaßnahmen beantragt bzw. durchgeführt werden. Sollte es dennoch zu Rissvorfällen kommen, können trotzdem - wie außerhalb von WPGs - Ausgleichszahlungen vom Land gewährt werden. Im Anschluss an ein solches Rissereignis werden einzelfallbezogen Präventionsmaßnahmen durch das Wolfsmanagement festgelegt, um weiteren Vorfällen vorzubeugen."

    Nun hat der liebe Mann also beim LLUR nachgeguckt und denkt sich" ach guck, Rinder und Pferde sind ja gar nicht großartig gefährdet also muss ich auch keine großartigen Herdenschutzmaßnahmen durchführen"

    So viel zu "man muss sich im Vorfeld sein Wissen aneignen" |)

    Nicht jeder Viehhalter ist so Wolfsangagiert und es gibt welche, die verlassen sich auf solche Informationen.

    Und sorry aber die Kostenübernahmen und die Antragsstellungen sind immer noch lachhaft.

    Ich z.B. gehöre nicht zu den Prioritäten Fällen mit meinen 10 Schafen obwohl 500 Meter entfernt der Wolf über Winter mehrmals gerissen hat.

    "Ziel ist es, allen Haltern von besonders gefährdeten Nutztieren auf Antrag mittelfristig Herdenschutzmaßnahmen zu finanzieren.

    In den nicht prioritären Fällen entscheidet das LLUR anhand von Risiko-Kriterien, ob den Haltern vorübergehend sogenannte „Herdenschutzpakete“ leihweise zur Verfügung gestellt werden, die an bestimmten Stationen abgeholt werden können.

    In den übrigen Fällen wird vom Land in der Zwischenzeit kein Herdenschutzmaterial bereitgestellt. Die Voraussetzungen für Ausgleichzahlungen im Falle eines Risses bleiben jedoch bestehen.

    Wenn die prioritären Anträge abgearbeitet sind, werden nach und nach auch die Anträge der übrigen Antragsteller bearbeitet. Auch diese werden also ein Beratungsgespräch und bei festgestelltem Bedarf eine Förderung von Präventionsmaßnahmen erhalten."

    So, ich hatte nun also die Wahl, Risiko eingehen und meine Schafe hinter ihren 90cm Zäunen weiter laufen lassen oder Zaun aufstocken.

    Ich habe letzteres getan, mittlerweile auch ein neues Stromgerät.

    Wenn man das also nun selber macht, weil einem seine Schafe lieb sind, bekommt man genau...gar nichts!

    "Kosten für Herdenschutzmaßnahmen können vom MELUND nur übernommen werden, wenn vor der Beschaffung der entsprechende Antrag bewilligt wurde oder ein sogegannter „vorzeitiger Maßnahmenbeginn“ erteilt wurde. Vorab beschaffte oder erbrachte Herdenschutzmaßnahmen können nicht gefördert werden.

    Wenn geeignete Herdenschutzmaßnahmen auch ohne Förderung durch das MELUNDdurchgeführt wurden, bestehen selbstverständlich auch hier die Voraussetzungen für Ausgleichszahlungen, sollte trotz des Schutzes ein Wolfsriss auftreten."

    Ach so und das sind im übrigen noch die Empfehlungen, wie ein guter Herdenschutz aussehen soll:

    " Schleswig-Holstein empfiehlt elektrifizierte (mindestens 3.500 Volt in allen stromführenden Zaunteilen) mobile Netzzäune in 105-108 cm Höhe oder Litzenzäune mit mindestens 4 Litzen, wobei die untere Litze nicht mehr als 20 cm vom Boden entfernt sein darf. Bei Festinstallierten Zäunen ist ein Untergraben und Überklettern durch Anbringen geeigneter Stromlitzen zu verhindern. Grundsätzlich ist festzuhalten, dass höhere Stromspannungen – um die 5.000 Volt – einen umfassenderen Schutz der Nutztiere gewährleisten können."

    Quelle: https://www.schleswig-holstein.de/DE/Fachinhalte…243168bodyText8

    So und jetzt erzählt mir bitte nochmal, dass wir mit Rissen leben müssen aber Wölfe, die sich auf Vieh spezialisiert haben, nicht geschossen werden dürfen.

    Wenn ein Wolf gelernt hat, dass ein E-Zaun "aua" macht, tut es auch ein 90cm Zaun.

    (Ein Wunder das HSH, die die Zäune mit Strom verbinden, diese auch anstandslos akzeptieren, obwohl sie ohne Probleme rüber springen könnten... :pfeif:)

    Wenn ein Wolf aber erstmal weiß, wie man Vieh reißt, kann ich aufstocken wie ich will, dass zeigt uns "unser" Wolf ja nun zu genüge.

    Die werden immer irgendwie probieren rüber oder unter durch zu kommen.

    Und wenn wir uns dann die Generation Wölfe heranziehen, die das von ihren Elterntieren lernen...

  • Ich weiß, dass die Meinung hier nicht beliebt ist, aber..

    Immer wieder: nein, das denkst Du nur.

    Wer zeigt wohl seine Bereitschaft, die Sache mit der Ko-Existenz mit dem Wolf anzugehen, eindrucksvoller, als ein Tierhalter, der bereits massiven Herdenschutz leistet, übrigens zum größten Teil auf eigene Kosten, denn wer es richtig machen will, kann nicht auf die Ausweisung von Fördergebieten warten und sich pro Herdenschutz engagiert?

    Natürlich gehört der Wolf hierher.

    Was uns Beiden wahrscheinlich unterscheidet, ist, dass ich nicht sage: Es gehört JEDER Wolf zu jedem Preis hierher.

    Wölfe, die gelernt haben, Nutztiere zu reissen und an nach Standards wie z. B. im Positionspapier Wolf und Herdenschutz genannte (und die Standards sind hoch angesetzt, die HSH müssen bereits Prüfungen abgelegt haben, was bedeutet, sie müssen mindestens 2-jährig sein, wahlweise müssen die Herden behirtet sein) geschützte Herden angreifen, sind der Preis, den die Wölfe selbst zahlen müssen, damit es mit der Ko-Existenz klappen kann. Das ist i. d. R. ein bestimmter Typ Wolf, der auch mal gewisse Risiken eingeht. Es gibt auch wesentlich zurückhaltende Wölfe - das ist sogar die Überzahl.

    Bisher ist es so und das ist das, was viele Tierhalter auf die Barrikaden treibt, dass Wölfe im Grunde machen können, was sie wollen und das im gleichen Atemzug von den Tierhaltern weit weit mehr verlangt wird, als Wolfsmanagement, die Gesellschaft und die Regierung zu geben bereit sind: nämlich ein unmittelbares Anpassen an die neuen Gegebenheiten. Weder die Art und Gegebenheiten der Herdenschutzförderung, noch diverse Gesetze und Verordnungen in Bezug auf Zaunanlagen "passen" zu den für die Tierhalter dringlichen aktuellen Geschehnissen. Tierhalter, die Zäune aufrüsten nach den Vorgaben, bewegen sich am Rande der Illegalität - es gibt immer noch Vorschriften, die z. B. besagen, dass Rehe und anderes Wild die Zäune passieren können müssen. Das passt einfach alles nicht zusammen - wenn Herdenschutz (richtigerweise) gefordert wird, muss er ja wohl auch möglich gemacht werden.

    Ich begreife Wolfsschutz als Artenschutz - das bedeutet aber noch lange nicht, dass wirklich jedes Individuum Wolf einen Blanko-Schein hat.

    Risse werden sich nie zu 100% vermeiden lassen, wenn der Wolf hier lebt. Und mit der Situation muss man halt leben lernen.

    Ist Deine Meinung - die steht Dir zu.

    Akzeptier aber bitte auch die Meinung der Betroffenen, dass sie sich mit diesem bequemen Satz nicht abfinden werden.

    Um eine dringend nötige Herdenschutz-Kultur zu etablieren, braucht es Herdenschutz-Kompetenz-Zentren, die forschen und den Herdenschutz mit den Tierhaltern zusammen weiterentwickeln. Das ist in 20 Jahren Wolf nicht geschafft worden - das ist eine überaus deutliche Ansage an die Tierhalter, dass sie mit den durch den Wolf verursachten Problemen im Regen stehen gelassen werden.

    Alles, was den Tierhaltern für den Herdenschutz zugute kommt, kommt unmittelbar auch dem Wolf zugute. Wenn das endlich mal begriffen würde, von den dafür zuständigen Stellen, wäre die Herdenschutzförderung nicht so schleppend, viel zu spät und viel zu gering und der Herdenschutz würde kompromißlos möglich gemacht.

    Die 100%-Marke in Sachen Schutz wird sich nicht erreichen lassen, nein. Aber es ist ein Unterschied, ob Risse stattfinden, weil in einer Sturmnacht umgefallene Bäume den Zaun geplättet haben oder ob Wölfe den funktionierenden Zaun überwinden. Letzteres ist inakzeptabel.

  • Ich finde diese Doku recht schön

    [media]https://youtu.be/yZXjoVfaEiM[/media]

    Auch die Aussage der Jäger, dass dank dem Wolf die Hirschplage eingedämmt wurde (es gab regional sehr sehr viele Hirsche).


    Was mich stört, ist dass die Leute welche ihre Tiere anständig, mit Auslauf, Gras unter den Füssen und dem Himmel überm Kopf, bestraft werden.
    Und jene welche Industriefleisch herstellen, die betrifft's nicht im Geringsten.

    Wer so Dokus mag, hab' ich hier noch eine Doku von einem Wildheuer, das ist ein Bergbauer der an heftigen Steilhängen Gras für seine Tiere holt.

    [media]https://youtu.be/dUUPO9z-cQ4[/media]

    Hat mit der Wolfthematik überhaupt gar nichts zu tun, zeigt aber das Leben da ganz hoch Oben wie es tatsächlich stattfindet.
    Da wärs schwierig mit Zäunen und so :smile:


    ...der enorm sympathische Mann ist vor ein paar Jahren ums Leben gekommen beim arbeiten. Abgerutscht und abgestürzt. Das geht so schnell...

  • Akzeptier aber bitte auch die Meinung der Betroffenen, dass sie sich mit diesem bequemen Satz nicht abfinden werden.

    [...]

    Die 100%-Marke in Sachen Schutz wird sich nicht erreichen lassen, nein.

    Dann sagst du doch das gleiche wie ich. :ka:

    Wieso ist meines ein bequemer Satz, während deines dann wieder in Ordnung ist?

    In dem nicht von dir zitierten Satz habe doch nichts anderes gesagt: Zielt sollte bestmöglicher Schutz sein, den der Staat mehr und umfassender fördert / zur Verfügung stellt

    Ich sehe jetzt keinen Unterschied in unseren Aussagen.


    Was uns Beiden wahrscheinlich unterscheidet, ist, dass ich nicht sage: Es gehört JEDER Wolf zu jedem Preis hierher.

    Ja, damit hast du Recht. Da ist dann der Unterschied. Du würdest den Schutz gerne dadurch erreichen, dass entsprechend Wölfe bejagt werden, was ich wiederum nicht in Ordnung finde.

  • Es sollte halt Vorbehaltlos gelten: wer die Musik bestellt, bezahlt sie auch.

    Also: wenn die Gesellschaft Wölfe ( oder Elefanten oder Tiger. Oder seltene Erden, Öl, Edelsteine) in freier Wildbahn erhalten will, muss sie das auch solidarisch leisten. Also denen den Nachteil ausgleichen, denen er entsteht. Und oder auch: entsprechend unberührbare Gebiete schaffen (Reservate) Ansonsten muss Gesellschaft damit leben wollen, dass die betroffenen sich ausreichend selber helfen können, sprich: ihre Existenz verteidigen.

  • Ansonsten muss Gesellschaft damit leben wollen, dass die betroffenen sich ausreichend selber helfen können, sprich: ihre Existenz verteidigen.

    Das regeln bei uns Gesetze und Verordnungen. Ist ja nicht so, dass wir im wilden Westen leben, wo jeder selbst für sein Recht sorgt. ^^

  • Es sollte halt Vorbehaltlos gelten: wer die Musik bestellt, bezahlt sie auch.

    Also: wenn die Gesellschaft Wölfe ( oder Elefanten oder Tiger. Oder seltene Erden, Öl, Edelsteine) in freier Wildbahn erhalten will, muss sie das auch solidarisch leisten. Also denen den Nachteil ausgleichen, denen er entsteht. Und oder auch: entsprechend unberührbare Gebiete schaffen (Reservate) Ansonsten muss Gesellschaft damit leben wollen, dass die betroffenen sich ausreichend selber helfen können, sprich: ihre Existenz verteidigen.

    Naja, aber wer ist denn "die Gesellschaft"? Alle in meinem Bekannten- und Familienkreis zB sind eher gegen den Wolf, die Medien ja auch... Wer ist also dafür?

  • Eben

    Also wer qua Gesetz regelt, dass jemand einen grossen Nachteil inkauf nehmen muss, der muss diesen Nachteil ausgleichend. Wie bei allen anderen kostengenerierenden Gesetzen/Verordnungen auch. Ändert der Bund die Kita Betreuungsschlüssel, muss er das den Kommunen ausgleichen. Soll der wolf bundesseitig nicht vertrieben oder geschossen werden, muss der Nachteil ausgeglichen werden.

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