Nein, ich kann sie WIRKLICH nicht nehmen!
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Hallo liebes Forum,
jetzt bin ich hier gerade frisch angemeldet und schon muss ich mir etwas von der Seele schreiben
Mal ganz von vorn: Da ich leider selbst keine Hunde halten kann, bin ich seit einiger Zeit als Gassigängerin im Tierheim aktiv. Zuerst war ich nur am Wochenende dort, mittlerweile fahre ich auch häufig noch nach der Arbeit vorbei... Ich habe dort einen eigenen "Bezugshund", mit dem ich zur Zeit recht intensiv arbeite. Sie war anfangs hochgradig hyperaktiv, null ansprechbar und jede Kommunikation und Interaktion mit Menschen war ihr scheinbar fremd.
Ich begann also mich um sie zu kümmern, ich fuhr immer häufiger hin, gehe jetzt regelmäßig mit ihr spazieren und gehe auch 1x pro Woche mit ihr in die Hundeschule. Mittlerweile kann sie Sitz und Platz, läuft halbwegs anständig an der Leine, ist (meistens) abrufbar, kann gut an Fußgängern und Radfahrern vorbeigehen (mit anderen Hunden ist's noch etwas schwierig), und sie hat scheinbar richtig Freude am Arbeiten gefunden. Und natürlich sind wir über all diese Arbeit, Misserfolge und Erfolge zu einem Team geworden. Sie orientiert sich an mir, sie sucht bei mir Schutz; und für mich ist sie meine "Auszeit" aus dem grauen Alltag, die mich einfach immer zum Lachen bringt, auch wenn sie sich (mal wieder) daneben benimmt.
Nur eins macht mich fertig: Immer wieder höre ich den Satz "Aber warum kannst du sie denn nicht nehmen?" (Meist gefolgt von "Ja, aber du könntest doch..." oder "Kannst du denn nicht..." oder "Meine Hunde sind auch immer..."). Sicher meint niemand diesen Satz böse oder will mir gar Vorwürfe machen, aber trotzdem lässt mich manchmal mein Gewissen nicht los und ich frage mich, ob ich es mir nicht doch zu einfach mache. Aber es gibt leider so viele Gründe, die gegen einen Hund sprechen: Ich arbeite Vollzeit, teilweise ca. 50 Stunden/Woche. Ich bin Single, wohne allein und habe keinerlei "Plan B", wenn mal was mit dem Hund (oder mir) sein sollte. Ich kenne noch nicht so viele Leute in meiner Umgebung, und die wenigen guten Freunde, die ich hier habe, arbeiten auch Vollzeit und haben noch dazu nichts mit Hunden am Hut. Ich wohne in einer 2-Zimmer-Dachgeschoss-Wohnung ohne Garten, in der Haustiere verboten sind.
Jeder einzelne diese Punkte könnte ja vielleicht lösbar sein, aber in dieser Anhäufung halte ich mich einfach nicht für geeignet, einen Hund aufzunehmen--und schon gar nicht so einen, der nun mal sehr, sehr viel Zeit brauchen wird. Eine Hundetagesstätte o.ä. kommt für mich nicht in Frage; ich möchte keinen Wochenend- und Feierabend-Hund. Außerdem ist es nicht fair; vielleicht kommen irgendwann genau ihre Menschen, die ihr die Zeit schenken können, die sie braucht und bei denen sie einen klar geregelten, strukturierten Alltag erleben darf. Ich wünsche es ihr so sehr!!
Mache ich es mir wirklich zu einfach? Oder bin ich einfach vernünftig? Ich möchte doch nur das Beste für den Hund; und ich denke nun mal nicht, dass ich ihr das Beste bieten kann. Ja, wir sind ein tolles Team (wenn ich denn Zeit für sie habe), ich hänge mittlerweile unglaublich an ihr, und wenn sie mal vermittelt wird, dann wird das für mich fast so sein, als müsste ich meinen eigenen Hund abgeben. Das bricht mir das Herz, aber ich sehe einfach keinen anderen gangbaren Weg.
Wie seht ihr das? Ich hoffe, mein Text ist nicht allzu wirr geworden--zumindest ist er schon mal deutlich länger geworden als geplant...
Deshalb danke fürs Lesen und einen schönen Abend euch!
Júni
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Ich kann dich sehr gut verstehen. Aber ich finde dich auch sehr vernünftig. Du vergrößerst mit jedem Mal ihre Vermittlungschancen. Da musst du dich doch nicht schuldig fühlen!!
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Das ist alles andere als wirr, sondern klar strukturiert und NEIN, du machst es dir nicht zu einfach. Du denkst an den hund und bist vernünftig.
Schenk ihr weiter deine Zeit, so lange sie sie braucht und ich hoffe mnit dir, dass bald - ganz bald, IHRE Menschen kommen!
Es ist wunderbar, was du für diesen hund tust.
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Ich finde es genau richtig wie du das machst und habe großen Respekt davor! Bitte bitte mach weiter mit dem was du machst. Du tust ein wirklich gutes Werk mit deiner Arbeit zusammen mit diesem Hund. So hat er auf jeden Fall eine größere Change seine Leute zu finden. Ich finde es toll, dass du deine Freizeit für diesen Hund opferst und das ist alles, was du im Moment geben kannst. Und das ist mehr als vernünftig.
Solche Leute, die so vieles opfern wünschen sich viele Tierheime. Behalte dir das bitte bei!
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Ich kann dich sehr gut verstehen. Aber ich finde dich auch sehr vernünftig. Du vergrößerst mit jedem Mal ihre Vermittlungschancen. Da musst du dich doch nicht schuldig fühlen!!
Ich finde das hast du sehr schön und sehr passend geschrieben
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Vielen Dank für eure lieben Worte! Das tut wirklich gut :) Und es tut auch gut, von anderen, unbeteiligten zu hören, dass es vernünftig ist, nicht irgendetwas übers Knie zu brechen, um sie bei mir aufzunehmen...
Es tut einfach furchtbar weh, wenn ich abends gehen muss und sie mit ihren Pfoten durchs Gitter schlägt, weil sie lieber "noch was unternehmen" würde. Wenn sie fast ihr Zimmer abreißt vor Freude, wenn sie meine Stimme hört und endlich ihr Highlight des Tages da ist. Und schlimm ist auch, wenn ich abends mal nichts vor habe und dann einfach nach Hause gehe und allein auf meiner Couch sitze--wie oft denke ich dann, dass sie jetzt allein in ihrem Zimmer liegt und genau so gut bei mir sein könnte.
Aber ja, ich weiß ja, dass es nicht damit getan wäre, zusammen auf der Couch zu liegen und dass ich ihr im Alltag einfach nicht das bieten könnte, was sie braucht. Also hoffe ich einfach weiter, dass sie ganz, ganz tolle Menschen findet, die ihr mit viel Zeit, Herz und Verstand ein wunderbares Leben bieten können!
Noch mal danke fürs Zuhören :)
Júni
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Nach dem, was du schreibst, kann ich mir mittlerweile jedoch sehr gut vorstellen, warum alle so scharf drauf sind, dass du sie nimmst. Sie schätzen dich und sind überzeugt, dass du es gut machen würdest. Deine persönliche Situation ist zweitrangig und sie merken sicher auch nicht in welche Zwickmühle sie dich damit bringen. Ich finde, du solltest das hartnäckige Nachfragen als Kompliment für deine tolle Arbeit werten.
Außerdem: würdest du so oft ins TH gehen, wenn du einen eigenen hättest? Tierheime brauchen dringend Menschen wie dich!
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Zitat
Außerdem: würdest du so oft ins TH gehen, wenn du einen eigenen hättest? Tierheime brauchen dringend Menschen wie dich!
Das geht meißt garnicht.
Die meisten Tierheime möchten leider überhaupt nicht das man seinen eigenen Hund mit zu Gassi zeiten bringt was ich sehr schade finde da ich auch gerne ab und an mit meinem Hund gassi gehen würde. -
Ich finde Dich auch sehr venünftig und verantwortungsbewußt.
Perfekt wäre es natürlich, wenn sich ein Halter fände, den Du kennst und der es Dir ermöglichen könnte, weiterhin mit dem Hund am Wochenende oder wenn es bei Dir passt, Zeit zu verbringen.
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Zitat
Das geht meißt garnicht.
Die meisten Tierheime möchten leider überhaupt nicht das man seinen eigenen Hund mit zu Gassi zeiten bringt was ich sehr schade finde da ich auch gerne ab und an mit meinem Hund gassi gehen würde.Ernsthaft? Ist ja traurig :/ Bei uns darf jeder seinen Hund mitbringen, solange er nicht versucht, die TH-Hunde zu fressen, man muss halt nur einen passenden Gassihund finden (der nicht seinerseits versucht, den Privathund zu verschmatzen :D)
Ich finde nicht, dass du es dir zu leicht machst, im Gegenteil; man merkt, wie es dir zu schaffen macht. Klar gibt es dir "Ja, aber..."s: Ja, aber du könntest doch umziehen. Ja, aber du könntest doch eine HuTa in Anspruch nehmen. Ja, aber du wirst viele Leute durch die Hündin kennenlernen.
Dann kommt dein "Ja, aber...": Ja, aber können wir damit glücklich werden? Irgendwie hast du dir die Frage ja längst selbst beantwortet.
Arbeite weiter mit ihr und schaffe damit eine Grundlage, dass ihre Menschen mit ihr unglaublich glücklich werden - dann hast du diesen Menschen und der Maus einen Riesengefallen getan. Und ja, dir wird das Herz bluten, aber gleichzeitig wirst du glücklich darüber sein, dass es ihr gut geht.Und irgendwann stimmen die Voraussetzungen, du bist dir sicher und dann wird dein Hund kommen. Klar kann man Kompromisse finden und hier und da etwas versuchen, aber wenn du dir nicht sicher bist, soll sie es vielleicht einfach nicht sein
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