Stress, Angst, Hektik und verlorenes Vertrauen..
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Sodale, nun muss ich mal wieder einen Sorgenthread eröffnen. Tut mir leid, wenn es lang wird... Vielleicht hat ja jemand die Geduld, sich alles durchzulesen ..
Kurzfassung: Hund ist 11 Jahre alt, DSH-Windhund-Mix aus Italien, ich hab sie mit 5 Monaten bekommen, als sie 5 war, bin ich zum Studieren nach München und sie blieb bei meinem Freund zuhause. Trennung, er neue Freundin, 2 Kinder, keine Zeit mehr aber nicht bereit, ein neues Zuhause zu suchen. Hund war 7-8 h täglich alleine, konnte nicht mehr alleine bleiben (Heulen), hat alle genervt und war chronisch unterfordert.
Nun habe ich sie seit einem halben Jahr gottseidank wieder und gebe sie nie mehr her.Das Alleinebleib-Problem kriegen wir hin, es wird immer besser.
Das andere Problem das wir haben ist Folgendes (ich versuche es zu beschreiben, mal sehn ob es mir gelingt.):
Sie ist sehr schnell ganz fürchterlich gestresst.
Obwohl sie Menschen ganz ganz toll findet (sie will in jedes Auto einsteigen und zu jedem Hallo sagen, lässt sich mit Freuden begrabbeln und Leckerlis reinschmeißen) findet sie sie gleichzeitig unglaublich anstrengend.Das bedeutet, wenn wir Besuch haben, rennt sie zu jedem hin, fiepst, kann nicht ruhig werden und will unbedingt bei diesem Besuch liegen. Wenn der Besuch aus mehreren Personen besteht ist das npch komplizierter.
Natürlich versteht niemand, dass sie weder gefüttert, noch angefasst werden darf (oooh.. DU bist ja gemein, die Arme!!) deswegen sperr ich sie oft weg, wo sie dann aber schreit, also lass ich sie wieder raus, wenn sie sich so gar nicht beruhigt. Ich weiß, das ist falsch, aber sie beruhigt sich einfach kein bißchen.
Warum das so ist: Bei meinem Exfreund wurde sie immer besonders beachtet, wenn Besuch da war. Endlich Action! Es gab Leckerchen, Spaß und Spannung ohne Ende. Den Rest des Tages war sie auf ihre Decke verbannt, konnte sich aber nie zum Beispiel vor den Kindern zurückziehen.Dieser Stress jedenfalls geht so weit, dass sie sich auch aufregt, wenn ich mit jemandem unterwegs bin und dieser Jemand geht irgendwann in eine andere Richtung. Je gestresster sie vorher schon war, desto verunsicherter ist sie, dreht sich ständig nach ihm/ihr um etc. Fremde Leute denken dann immer, die andere Person wär ihr Frauchen und ich wäre nur der Gassigeher.
Ich habe alles in allem das Gefühl, sie sieht mich nicht als vertrauenswürdige Führungsperson an. Sie klammert sich ja sofort an jeden x-belieben Menschen, der sie ein bißchen streichelt. Wenn sie bei jemand anderem ist und ich sie rufe, reagiert sie auch nur, wenn der andere aufhört zu streicheln. Nicht dass ich eifersüchtig wäre, nee nee, das nicht.
Ich hätte nur gern, dass sie mir mehr vertraut, aber ich befürchte, dass ich selbst sehr unsicher wirke, weil ich ihr nichts rechtmachen kann.Achso, noch eine Sache, die mir auffällt: Ganz besonders stark ist dieses Angst- und "Klammer"- verhalten in geschlossenen Gebäuden. Draußen ist sie das Selbstbewusstsein in Person und sie kommt auch wenn ich sie rufe. kaum sind wir irgendwo drinnen, wird sie unruhig und will irgendwohin, wo sie sich auskennt oder sie verkriecht sich unter Tischen und Stühlen. Das kenne ich garnicht von ihr. Sie kann nicht liegenbleiben, wo ich sie haben will sondern steht dauernd auf und will da hin, wo es ihr sicherer erscheint(im Restaurant etwas schwierig).
Ich brauche also Tipps, wie ich ihr Selbstbewusstsein in Gebäuden stärken kann bzw was kann ich machen, dass sie mir wieder vertraut und keine Angst mehr haben muss?
Soll ich sie von den Menschen wegrufen oder sie hinlassen zum Kraulen? Ich bin echt unsicher...
Wegsperren?
Soll ich sie neben dem Besuch liegen lassen oder auf ihr Sofa schicken? -
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Hab gerade nur kurz Zeit und es ist auch nur eine Idee: Hast du schonmal versucht, Futterbeutelarbeit mit ihr zu machen und sie ausschließlich daraus zu füttern? Hat bei meinem gestressten Terriertier sehr viel gebracht und ist auch toll, um die Bindung zu festigen.
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Hallo, ein ähnliches Verhalten kenne ich von meinem Nickitier auch. Nur ist er hin und her gerissen zwischen Angst vor Fremden und extremer Neugier. Wenn also bei uns "neuer" Besuch kommt, schicke ich ihn erst mal in seine Sofa Ecke. Das war in der Anfangszeit sein sicherster Platz. Wenn er dann nicht mehr Aufgeregt ist, darf er zum schnüffeln kommen. Dauert so ein paar Minuten jedesmal. Ich sage allerdings auch rigoros zu meinen Besuchern : Nicht anfassen, nicht ansprechen und nicht anschauen. Das "runterkommen" kann man trainieren. Auch wenn einige Cesar Milans Methoden nicht mögen, einige Sachen sind durchaus nützlich. Das entspannen lernen gehört auf jeden Fall dazu. Es läßt sich dann auch überall woanders anwenden. Es wird dann sicher auch beim alleinsein helfen, wenn Sie sich bereits entspannt auch ihr Kissen wirft und auch liegenbeleibt wenn du den Raum oder die Wohnung verläßt. LG Christine
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also das der besuch sie jetzt nicht mega bespaßen soll finde ich schonmal gut ...
alles in allem denke ich einfach, das braucht zeit ... ich weiß ja nicht, wie lange dein ex sie hatte und sie so "versaut" hat, aber auch ältere hunde können lernen ... :-)
du musst jetzt einfach Ruhe bewahren und den hund - wenn besuch kommt - begrüßen lassen und dann darf er ruhig beim besuch liegen, aber möglichst entspannt, soll heißen: sie wird zwar begrüßt aber nicht sonderlich bespaßt
bespaßung findet dann eben mit dir statt ...
aber nochmal: das ganze braucht zeit, zeit, zeit - ich denke das löst sich von alleine wenn du dir gedanken machst, wie du es gern hättest, was du dafür tun kannst und es dann ganz ruhig umsetzt ... immer und immer wieder
wenn sie in räumen/restaurants unruhig und unsicher ist dann suche euch immer eine strategisch sichere position ... ich kann meine auch in restaurants mitnehmen, obwohl sie der schisshase vorm herrn ist ... aber wenn ich sie strategisch gut parke (unter dem tisch, in einer ecke), dann liegt sie da ganz entspannt
versuch einfach du immer der puffer zu sein zwischen ihr und dem rest im raum, du schirmst sie aber und wenn sie aufstehen und weglaufen will dann immer wieder an genau den platz zurückbringen wo du der meinung bist, dass sie dort sicher ist ... auch da braucht zeit
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Zitat
Ich hätte nur gern, dass sie mir mehr vertraut, aber ich befürchte, dass ich selbst sehr unsicher wirke, weil ich ihr nichts rechtmachen kann.
Das wird der Knackpunkt sein!
Am besten wäre natürlich, ein kompetenter Trainer würde sich das mal anschauen.
Sonst würde ich Dir zu absoluter Konsequenz raten:
Sie bleibt liegen, wo Du sie hinschickst, natürlich langsam und in ruhigen Situationen geübt, erst mal kein Kontakt mehr zu anderen, später, wenn sie etwas ruhiger ist, nur mit Deiner Erlaubnis.
Fürs Training zuverlässige Leute bestellen, die sie auch bestimmt ignorieren!
Selbstbewußtsein stärken, durch Übungen, die gut klappen und ganz viel Belohnung, müssren nicht immer Lecker sein, vor allem in Umgebungen, wo sie sich nicht wohlfühlt.
Zum liegen bleiben üben evtl. eine bestimmte Decke nehmen, die Du ins Restaurant oder zu Besuchen mitnehmen kannst, damit sie auch dort einen "bekannten" Platz hat.
Und vor allem, üben mit liebevoller Konsequenz und auf gar keinen Fall nach Methoden von C.M.!!! -
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Mein Wauzi ist ähnlich - total stressempfindlich und wenn ich ihn lasse, dann ist er stänidg auf 180, in Hektik, Bewegung, will dieses und jenes, auch beim Besuch. Wenn ich ihn liesse würde er vor lauter Hektik und Überforderung alles jagen, schnappen und rumlärmen.....
Ich arbeite seit etwas mehr als 2Monaten dagegen, ich finds etwas mühselig aber es bringt meßbare Erfolge.
Er hat einen gut geregelten Tagesablauf mit festgelegten Ruhezeiten - in denen soll er einfach irgendwo rumliegen. Am Anfang wars noch schwieriger, da hab ich sein rumgehibbel mit ruhigen Gesten beendet, ihn wieder auf seinen Platz gebracht, mich in der Nähe hingesetzt und was ruhiges gemacht.
Seine Woche ist streng geplant - wenn zum Bsp eine längere Autofahrt (und für ihn sind 30km schon lang) ansteht mit anschließendem Besuch - dann ist den Tag vor und 2 Tage nach diesem Ereignis absolut wenig Action und möglichst keine anderweitigen Aktivitäten. Seine Spaziergänge und die geistige Auslastung werden nach seinem "Stresslevel" ausgerichtet: viel Stress durch Besuch = kurzer ereignisloser Spaziergang ohne Spiele, nur ein bißchen UO zur Konzentrationsförderung.Besucher werden streng instruiert den Hund in Ruhe zu lassen - Streichenl bei der Begrüssung ok aber danach nichts mehr. Mir ist das egal was die denken denn ich muss mit meinem Hund zusammenleben und seinen Stresslevel runtersteuern - wenn die ihn aufputschen und dann gehen stehe ich mit einem hektischen Hund da.........
Es hat sich dadurch schon extrem gebessert - zu meiner Erleichterung - denn es ist anstrengend seine Wochenaktivitäten nach dem Hund auszurichten.
Aber der Erfolg ist mittlerweile, daß er "mehr Aufregung" vertragen kann weil sein Nervenkostüm nicht so überstrapaziert ist. Irgendwann werden wir wieder mehrmals in der Woche größere Unternehmungen starten als jetzt - momentan ist eine Runde durch ein unbekanntes Wohngebiet noch etwas was ich ihm max alle 10Tage zumuten kann !!!Zusätzlich zum "Stressmanagement" haben wir ein Entspannungsignal aufgebaut. Bei jeder Kuschelrunde - wenn er einigermassen entspannt auf meinem Schoß hängt - sage ich langsam und ruhig ein Wort und berühre ihn dabei an der Schulter. Immer und immer wieder während er auf meinem Schoß "schläft" hört er dieses Wort und spürt die Berührung. So kann er das unbewusst mit Entspannung verknüpfen.
Dieses Wort in Kombi mit der Berührung nutze ich in aufregenden Situationen um ihn etwas runterzufahren - und das funktioniert !!! Ich benutze das Entspannungssignal noch sehr behutsam und noch nicht in Mega-Stress-Situationen, aber bei kleinen Aufregern wirkt es Wunder......Zusätzlich habe ich mir einen- für meine Verhältnisse- sehr ruhigen und bestimmten Umgang mit ihm angewöhnt, ganz klare und ruhig gesprochene Signale, wenn er rumflippt bleibe ich cool und leise, drehe ihm höchstens mal den Rücken zu damit er merkt, damit kommt er nicht weiter.
Sein Selbstbewusstsein habe ich mit Klickern aufgebaut - wir klickern ein paar Tricks und haben ZOS angefangen - beides macht ihm großen Spaß, lastet ihn aus und bestätigt ihn mit Erfolgen. Er lernt damit auch andere Lösungsmöglichkeiten kennen um seinen Stress abzubauen (Schuhe holen statt rumhüpfen und kläffend kreiseln)Es war jetzt etwas über 2Monate ziemlich anstrengendes Managment für uns beide - aber wir haben Quantensprünge gemacht was die Hektik und den Stress angeht
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Ist aus der Ferne schwer zu beurteilen, aber für mich klingt es nicht unbedingt nach Unsicherheit sondern eher nach schlechter Furustraionstoleranz. Auch das verursacht beim Hund Stress.
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Ich wollt was dazu schreiben, aber alles, was ich schreiben wollte, hat Dächsin schon geschrieben.
Geregelter Tagesablauf / Aufregende Runden dosieren / Nasenarbeit / selbst ruhig und entspannt agieren lernen / Konditionierte Entspannung/ Markern
Das sind die Anti-Stress-Massnahmen, die bei uns effektiv gewirkt haben!
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Vielen vielen Dank erstmal für Eure ermutigenden Antworten! Ihr habt mich sehr beruhigt in meinem Tun, denn das mit der Decke im Restaurant z.B. oder mit dem Auf-den -Platz-Bringen mache ich sowieso schon.
Die Konditionierte Entspannung haben wir mal angefangen aber aus irgendeinem Grund nicht weiterverfolgt, dabei ist sie während des Streichelns sogar eingeschlafen! Kommt also sofort wieder auf die Liste.@ Tennessee: Danke, das macht mir Mut! Das mit dem Puffer zwischen ihr und dem Rest des Raumes ist ein guter Gedanke. Ich lege sie schon extra immer so ab, dass sie in Ecken oder unterm Tisch liegt.
Ich muss mich zusammenreißen, nicht auch noch rumzuschreien, wenn der Hund neben mir schreit. In diesen Momenten denke ich mir immer wieder, dass ich genau diesen Hund gebraucht habe, weil ich doch selbst so eine geringe Frustrationstoleranz habe, durch sie aber gezwungen werde, ruhig zu sein, leise zu reden, mich langsam zu bewegen. Und vor allem: Kompetenz auszustrahlen.
Was sind denn diese Methoden nach C.M. (bin jetzt auch nicht sooo begeistert von ihm, aber so genau kenn ich ihn auch nicht)?
Clickern tun wir eh und ZOS machen wir auch (aber da nimmt sie das Feuerzeug immer ins Maul nach ein paar Minuten und irgendwie kommen wir da nicht weiter). Momentan können wir nur 2x tgl 20 Minuten spazierengehen, weil sie eine Kreuzband-OP hatte vor 3 Wochen.. Das ist natürlich auch sehr nervig für uns beide..
@ liliFeeFFM: ich denke, es ist beides. Eine Freundin und ich haben neulich schonmal rumgerätselt, was das genau bei ihr ist und sind der Meinung, dass alles etwas mit reinspielt. Zudem hat sie noch eine leichte Schilddrüsenunterfunktion und ist recht früh kastriert worden. Man kann also nur spekulieren..
@ Dächsin: Dein Süßer klingt noch eine Spur gestresster, toll, wie Du damit umgehst! Ich habe das Gefühl, dass sie sich draußen im Wald und auf Wiesen so richtig entspannen kann (wenn nicht gerade nervige Hunde da sind..!). Wenn sie nicht grad einen Kreuzbandriss hat machen wir gern einfach lange, ereignislose (ausgenommen Futterbeutelverstecken) Spaziergänge. Ohne Hektik und nur wir zwei, da verstehen wir uns blind, das ist echt toll.
@ windi09: Was ist Markern?
So, ich geh jetzt schlafen und fang gleich morgen früh an mit dem Entspannungstraining :)
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Zitat
@ windi09: Was ist Markern?Dasselbe wie Klickern, oder halt ein Wort od. sonstiges Geräusch, dass dem Hund klar signalisiert, dass er "es richtig macht" und eine Belohnung folgt...
Man "markiert" ein Verhalten.
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