Junghund frei laufen lassen

  • Ach so, noch mal richtig gestellt: Elektroschocks würde ich natürlich nicht anwenden, aber ein Anleinen, wenn der Hund entscheidet, dass er nicht zurückkommt, wenn ich ihn rufe (man sieht ja, wie er denkt) finde ich schon folgerichtig. Und ja, mein Hund weiß auch, dass er dann nicht fürs Sichendlichzurückbequemen bestraft wird.
    Moksi ist heute bestimmt ein bißchen trollig drauf, kein Grund, jetzt gleich den interessanten Thread mit Hysterie zu zerkloppen :smile: .

  • Zitat

    hundepfeife wird nicht neben ihm benutzt, ist ja für den Rückruf^^


    Das heißt, er muss wegrennen, damit du pfeifst? Das ist natürlich eine sehr interessante Verknüpfung, die Hunde gerne ausbauen. Vor allem, wenn es dann noch richtig gute Belohnung gibt. So eine Verhaltenskette "Wegrennen, damit gepfiffen wird" ist für den Hund sehr günstig, denn ER kann sie auslösen. Ich übe den Rückruf zu 99%, wenn der Hund in meiner Nähe ist uns gerade ruhige Sachen machen ;) Und es gibt wechselnd "geile" Belohnung. Nicht dauernd das selbe, aber immer viel und gut.


    Zum Spielen mit anderen Hunden:
    Die meisten Hundehalter machen den Fehler und stehen auf einer Wiese rum. Warum also sollte der Hund auf seinen Besitzer achten - der ist ja brav da.


    Wenn man vorher schon beim Spazierengehen geübt hat, dass der Hund belohnt wird, wenn er selbständig darauf achtet Anschluss zu halten (das geht auch bei Hunden, denen das nicht "gottgegeben" ist ;) ), dann habe ich eine gute Grundlage für den Freilauf. Und dann stehe ich nicht rum, wenn meine Hunde sich mit anderen beschäftigen, sondern laufe, so dass mein Hund immer mal wieder schauen muss wo ich bin und sich nicht völlig ausschalten kann. Ganz nebenbei führt das dazu, dass viel weniger Konflikte bei den Hunden untereinander entsteht, weil die auch nicht soviel Zeit haben sich irgendwo reinzuspinnen.


    Viele Grüße
    Corinna

  • Einen Hund der zu 100 % kommt, wenn man ihn ruft ist ein sehr sehr seltenes Exemplar.
    Ich hatte lange einen Border Collie, mit dem ich an den Schafen gearbeitet habe, der super gehört hat und in fast allen Lebenslagen (nicht direkt an befahrenen Straßen) ohne Leine lief. Er hat nicht gejagt und ich konnte mich überall auf ihn verlassen - aber nicht 100 %ig! Wenn ich mit dem Ableinen gewartet hätte, bis er keine Fehler mehr macht, hätte er nie an der Herde arbeiten dürfen und wäre bis zum Alter von 10 Jahre nicht von der Leine gekommen. Ab da wurden die Fehler wirklich sehr selten...


    Auch dieser Hund fand manchmal was spannendes zu schnüffeln, auch dieser Hund ist zu fremden Hunden gerannt, wenn ich nicht schnell genug war etc.


    Ich finde wichtig:
    - Orientierung an dir bestätigen
    - Ein "hierlang" Kommando einführen - das steht für Richtungswechsel und Mitkommen und ist kein Rückruf
    - In sicherer Umgebung den Radius kennenlernen in dem sich dein Hund bewegt und diesen, wenn er dir zu groß ist einschränken.
    - Entspannen und nicht jede Bewegung des Hundes kommentieren
    - Nur rufen, wenn du dir halbwegs sicher sein kannst, dass dein Hund kommt!


    Wenn meine Smilla einen Hund vor mir sieht rennt sie auch hin. Das ist dann doof gelaufen, aber eben nicht mehr u ändern, auch nicht durch rufen brüllen oder wegrennen. Ich rufe also statt dem Rückruf ein lautes "Tut mir leid, ich war nicht schnell genug." und warte bei netten Kontakten und entspannten Menschen darauf, dass ihre Aufmerksamkeit vom fremden Hund weg geht, damit ich sie rufen kann, oder hole sie zu Fuß dort ab.


    Triff dich gezielt mit anderen Hunden in sicherer Gegend und bleibe nicht lange stehen, sondern gehe "normal" spazieren, damit der Hund überhaupt die Notwendigkeit hat zu schauen wo du bist. Und übe ansonsten mit Schleppleine ohne Ablenkung und andere Hunde wie die anderen schon geschrieben haben.

  • Zitat

    Zum Spielen mit anderen Hunden:
    Die meisten Hundehalter machen den Fehler und stehen auf einer Wiese rum. Warum also sollte der Hund auf seinen Besitzer achten - der ist ja brav da.


    Wenn man vorher schon beim Spazierengehen geübt hat, dass der Hund belohnt wird, wenn er selbständig darauf achtet Anschluss zu halten (das geht auch bei Hunden, denen das nicht "gottgegeben" ist ;) ), dann habe ich eine gute Grundlage für den Freilauf. Und dann stehe ich nicht rum, wenn meine Hunde sich mit anderen beschäftigen, sondern laufe, so dass mein Hund immer mal wieder schauen muss wo ich bin und sich nicht völlig ausschalten kann. Ganz nebenbei führt das dazu, dass viel weniger Konflikte bei den Hunden untereinander entsteht, weil die auch nicht soviel Zeit haben sich irgendwo reinzuspinnen.


    Viele Grüße
    Corinna


    Ups, du warst schneller und hast es auch noch schöner geschrieben als ich ;)

  • Ich habe meine Lütte mit 9 Wochen bekommen und haben den Abruf von Anfang an geübt im Freilauf.Das wurde,bis sie das Jagen für sich entdeckt hat, so gut wie immer befolgt auch bei Hundebegegnungen.


    Zum einen habe ich immer mit Superleckerlis gearbeitet,zum anderen mit weglaufen und ganz wichtig mit rieser Party feiern und so richtig zum Affen machen.
    Von klatschen,jubeln,quietschen,auf dem Boden rumrollen,auf allen Vieren kriechen,mit Spielis um mich werfen,rumhopsen war alles dabei.


    Die Leute schauen immer etwas belämmert aber es klappt heute noch. Ich kann sie selbst in ihren schlimmsten Blumekohl-in-den-Ohren-Phasen noch von anderen Hunden abrufen.


    Hast du dich mal richtig zum Affen gemacht?Ich würde damit in reizarmer Umgebung anfangen und dem Hund beibringen das bei Frauchen immer ne riesen Party steigt wenn er kommt und ich wäre mir absolut nicht zu schade dafür auf dem Boden rumzurollen,wenn es hilft.


    Desweiteren habe ich jeden Blickkontakt zu mir belohnt.Was dafür gesorgt hat,dass sie auch im Freilauf immer wieder geschaut hat wo Frauchen ist.


    Ich wiederhole auch ein Rückrufkommando max. 2x dann drehe ich mich um und verstecke mich oder gehe einfach entgegengesetzt weiter.Damit habe ich recht gut das Jagen in den Griff bekommen.
    Die Dicke hat mich 2x ignoriert und sich so derbe erschrocken das Frauchen verschwunden war,dass sie das Kommando mitlerweile ernst nimmt.


    Ich kündige auch bei Spaziergängen meinen Hunden nicht an wenn ich einen anderen Weg einschlage.Das hat bei meinen Beiden zur Folge das sie mir generell mehr Aufmerksamkeit schenken im Freilauf.


    Vielleicht ist ja was dabei,was dir hilft.

  • Hi,


    sei doch froh das du so einen aufgeweckten, neugierigen Hund hast. Denn genau das kannst du dir auch zu nutzen machen.


    Erstmal - wie hast du den Rückruf geübt? Das ist echt nicht so leicht und braucht wirklich eine Zeitlang, der Hund muss das Kommando generalisieren - das dauert.
    Wichtig ist das du dem Hund nicht die Möglichkeit gibst sich selbst zu belohnen. Das heisst das schlimmste was dir passieren kann ist, dass du rufst und Herr Junghund zeigt dir die Mittelkralle und macht sein eigenes Ding. Das bestärkt ihn unheimlich darin das es viel toller ist genau das Gegenteil von dem zu machen was du möchtest. Nämlich wenn du rufst zu kommen. :D
    Die Tipps hier es einfach auszuprobieren finde ich fahrlässig.
    Gehst du zur Hundeschule? Dort konnte man das gut im Gruppentraining üben. Ansonsten ist es auch nicht schlimm wenn dein Hund dann halt nur auf eingezäunten Flächen spielt und das dann halt nicht so oft. Ansonsten halt Schleppleine und dann wird halt nicht gespielt.
    Wenn du spazieren gehst, und ihn an der Schlepp hast - hocke dich einfach mal hin und sage nichts. Dein Hund wird dich irgendwann wahrnehmen und sich fragen - was hockt die da auf dem Boden, macht die doch sonst nie! Und seine neugierde wird ihn zu dir treiben. Da wird er natürlich direkt belohnt. Dadurch wird die neugierde auch wieder gefördert und Hund lernt auch dich mehr zu beobachten.
    Wie schon gesagt, arbeite auch allgemein am Gehorsam. Aber mit Spass und Belohnung.
    Und wenn der Hund dann kommt - auch wenn er nicht direkt kommt - freu dich und belohne. Du kannst auch wenn der Hund eh schon in deine Richtung läuft "Hiier" rufen und ihn belohnen wenn er bei dir ist. Was du nie machen solltest ist ihn bestrafen wenn er kommt (auch wenn du innerlich platzt weil Hund wieder nicht gehört hat) wenn du pech hast verknüpft er das falsch und bringt die Strafe in Verbindung mit dem zu dir kommen. Und das wäre ja kontraproduktiv.
    -Rückruf üben
    -kein selbstbelohnendes Verhalten
    -das heisst nur rufen wenn du dir sicher bist das er kommt
    -aufmerksamkeit trainieren


    viel erfolg

  • Ich mach dir jetzt mal Mut, denn ich kann dein Verhalten sehr gut nachvollziehen!


    Also, hier wohnt ein 9 Monate alter Vizsla Rüde. Also ähnlich wie in deinem Fall ein junger Kerl, hat gerade seine Hormone entdeckt und pubertiert fröhlich vor sich hin. Er läuft tagsüber und morgens in bekanntem, wildarmen Gebiet ohne Leine, immer. Er lässt sich von anderen Hunden problemlos abrufen (auch aus dem Spiel, aber dann muss ich den richtigen Moment abpassen), von Krähen auch.


    Warum ich dich dann verstehen kann? Das war nicht immer so! Als Welpe durfte er fast überall ohne Leine laufen, er ist mir immer hinterher (sein Radius war für einen Welpen nicht ganz klein aber es ging) und da haben wir den Rückruf trainiert. Der saß schnell richtig gut, denn wenn ich gerufen habe gab es ein Spiel, ein Leckerchen oder einfach Aufmerksamkeit. Dann wurde mein Welpe zum Junghund und hat seinen Jagdtrieb entdeckt... Vögel, Kaninchen, Enten... alles wollte er aufstöbern und hetzen. Daher habe ich eine Schleppleine verwendet. Ergebnis: Hund hört an der Schleppleine prima, hat dank eines Kaninchens meinen Freund zweimal zu Fall gebracht und ich hatte nach drei Wochen Angst meinen Hund überhaupt abzuleinen. Man hat an der Schlepp ja alles so prima unter Kontrolle, muss sich keine Sorgen machen, dass der Hund abzwitschert, denn er kann es ja nicht. Ich hab mich schnell nicht mehr getraut auch in wildarmen Gebieten meinen Hund von der Leine zu lassen. Das war Mist!


    Es hat mich eine riesige Überwindung gekostet den Karabiner zu öffnen und meinem Hund zu vertrauen. Es gab einen Spaziergang in der Woche an dem er von der Leine kam, den Rest der Zeit war er eben an der Schlepp. Wir haben geübt bei Vögeln nur vorzustehen und nicht zu hetzten, das klappt prima. Überall wo es Kaninchen gibt und im Wald ist er eben an der kurzen Leine. Das schadet ihm auch erstmal nicht.


    Meine Spaziergänge sind auch nicht total entspannt, ich schaue nach anderen Hunden und Wild, baue immer mal wieder Übungen ein und übe gerade das Sitz auf Entfernung. Mein Hund erwartet bei einer Ansprache also auch in irgendeiner Form eine Aktivität mit mir. Zu meinem großen Glück arbeitet er toll mit mir zusammen und freut sich über Aufmerksamkeit meinerseits total. Ich bestätige ohne Leine auch jede Kontaktaufnahme und jedes Warten an Kreuzungen. Zusätzlich kommt mir zugute, dass bei uns nur wenige Hunde unterwegs sind, dann habe ich es einfacher und er hat nicht an jeder Ecke den Konflikt Hund-Frauchen, was ist toller. Trotzdem sehen wir auf jedem Spaziergang ca. 5 Hunde von weitem. Mit Hunden die er kennt darf er dann natürlich auch spielen.


    Trau dich, vertrau deinem Hund! Je öfter er frei laufen darf, desto mehr Übung bekommst du. Seit zwei Tagen habe ich sogar eine Retriever-Leine, also läuft mein Hund ohne Halsband und muss in seine Leine rein schlüpfen. Auch das klappt besser als ich gedacht hätte. Ich wünsch dir ganz viel Mut und tolle übersichtliche Gassigebiete (denn die sind wirklich nötig am Anfang), damit du über deinen Schatten springen kannst.


    damit du nicht glaubst mein Hund sei perfekt, Rückruf und ohne Leine laufen ist das einzige, was bei uns gut funktioniert, an der Leine zerrt er, er hat heute etliche Pferdeäpfel verbotenerweise genascht, in der U-Bahn heult und bellt er, er springt gerne fremde Menschen an (wenn er an der Leine ist vorallem), er ist rumpelig mit anderen Hunden, an der Leine würde er andere Hunde gerne fressen, im Wald ist an Freilauf nicht zu denken... also noch viele Baustellen!

  • Moksi: oha, Sniffyz wievieltes Comeback ist dieser Nickname?


    @TE: Die Profis und erfahrenen Hundler haben hier ja schon alle gute Tipps gegeben - daher kann ich nicht viel beitragen. Ausser: Wenn der Hund Ängste hat, wird daran gearbeitet, dass er diese überwindet - wieso sollte das für den Hundehalter nicht auch gelten? Es ist doch *Deine* Angst, dass der Hund wegläuft, vielleicht hilft Dir ein etwas konfrontativer Umgang mit dieser Thematik. Heisst: nicht nur in eingezäunten Geländen ableinen. Es muss doch irgendwo Felder o. ä. geben, wo nicht direkt eine Strasse in der Nähe ist.


    Mein Kleiner ist jetzt vier Monate alt - und seit seinem vierten Tag bei uns ohne Leine unterwegs, sobald wir von der Strasse weg sind.
    Was für mich das wichtigste Hilfsmittel beim Rückruf ist: weder Superpfiff noch Wahnsinnsleckerli sondern ganz authentische Freude darüber, dass mein Hundi zu mir zurückrennt wenn ich rufe. Dafür mach ich mich gerne zum Affen :D

  • Was benutzt ihr als Rückrufkommando? Ist es empfehlenswert den Hund beim Namen zu rufen? Meine ca. 8 Monate alte Yorkie-Mix-Hündin ist vor 6 Tagen bei mir eingezogen und wir sind dabei, alles von Grund auf neu zu lernen, da ich über ihre Vergangenheit leider gar nichts weiß (auch ihren alten Namen nicht.) Möglich, dass sie bereits ein Kommando für den Rückruf kennt, ich möchte sie aber auch nicht mit wildem Rumprobieren verwirren. Noch ist sie an der langen Flexileine, und eines der ersten Kommandos, die ich von Anfang an bei ihr brauchte war "Komm": Sie blieb sehr häufig stehen um die Lage in Ruhe zu checken, suchte zwar meine Nähe, wenn ich ungerührt weiter ging, tat mir aber dann sehr bald leid dabei, sodass ich anfing, auf sie warten und sie nach ein paar Momenten des zB.MenschaufderanderenStraßenseiteBetrachtens mit einem "Komm" zu mir zu rufen.
    Vorauslaufen macht sie nur unter häufigen Blicken zu mir, fragt nach meiner Erlaubnis und traut sich auch nur ein paar Meter bis sie von selbst zurück kommt. Bis jetzt fehlte mir also schlicht die Notwendigkeit und sogar die Gelegenheit, ein Rückrufkommando einzuüben.
    Und damit zurück zu meiner Frage: Ich möchte diesen Thread unbedingt als Ansporn nutzen nun endlich mit dem Rückruftraining zu beginnen. Eignet sich das vorher beschriebene "Komm" für diesen Zweck, sollte ich es um ihren Namen erweitern, gerade wenn viele Hunde und Besitzer in der Nähe sind, die alle rufen? Oder brauche ich ein komplett anderes Wort für den Rückruf, weil er für eine andere Situation gedacht ist als das "Komm" (= komm mit mir mit/wir gehen hier entlang.)?

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