• Ich war gestern auf einem Seminar zum Thema "nervöser Hund", vom drc für seine Ausbilder. War super spannend und lässt doch einiges mit anderen Augen sehen.

    Die Ausschreibung hab ich gesehen und fand es auch sehr spannend. Also wegen mir darfst du auch sehr gerne dazu berichten :smile:

    Edit: Ne, jetzt hab ich Quatsch geschrieben. Ich meinte der unruhige Hund, aber deins war ja die selbe Organisation nur eine andere Referentin.

  • Also so im Großen und Ganzen ging es eher um allgemeine Sachen die bei Hunden den Stress- bzw. Cortisolspiegel hochtreiben und was ihn wieder runter bringt.

    Eingeschärft wurde uns vor allem auf das Ruhebedürfnis der Hunde zu achten und auch wenn wir ja vor allem als Dummy- und nicht als Verhaltenstrainer unterwegs sind, den Alltag zu hinterfragen wenn wir sehr aufgeregte Hunde im Training haben. Also vor allem: kommt der Hund auf seine 18-20 Stunden Schlaf? Ist das nicht der Fall und der Hund wird trotzdem viel trainiert und beschäftigt, wird Raubbau am Körper betrieben und die Hunde sind schon früh "fertig". Kennt man ja die Hunde ambitionierter Sportler die mit 5 eigentlich schon ihre Karriere beenden.

    Dann wurden natürlich Anzeichen von Stress thematisiert, Augenringe, Stresshecheln, Rutenhaltung (auch "Wasserrute" genannt), Stressmuskulatur usw.

    Spannend fand ich unter anderem, dass sowas wie joggen oder Fahrrad fahren nicht zum Entspannen beiträgt, dagegen der viel vermiedene Körperkontakt sehr wohl helfen kann.

    Ein paar Übungen wurden auch noch gezeigt wie man den Hund runterfahren kann. Nix spektakuläres, aber doch interessant. Das objektfreie Spiel hatte auch einen hohen Stellenwert, was mir sehr gefallen hat. Der Hund wurde dabei gezielt hochgefahren, so richtig, um ihn dann wieder "einzufangen" und ins Kommando zu bringen.

  • Vielen Dank für deinen Bericht. :smile:

    Ich bin mal ganz ehrlich, wenn es live so war, wie es sich jetzt liest, dann wäre ich als Teilnehmer wahrscheinlich sehr enttäuscht gewesen. Ich hätte mir einfach mehr Fokus auf das Dummytraining gewünscht und vielleicht auch konkrete Tipps wie man ein Training dann bestenfalls gestaltet oder gestalten sollte.

    Dass der Alltag eine wichtige Rolle spielt, das möchte ich natürlich auch überhaupt nicht abstreiten. Aber einen im Training nervösen Hund bekommt man wahrscheinlich nur in den seltensten Fällen nur durch einen besseren Alltag entspannt? Oder?

    Davon abgesehen lesen sich für mich 18-20 Stunden Schlaf völlig übertrieben. Und das mit dem Joggen und Fahrradfahren... keine Ahnung, dazu müsste ich erstmal nachlesen. Aber was ist denn die Alternative? Dass die Hunde nicht mehr bewegt werden? Oder geht es nur um diese gleichmäßige Bewegung vs. freier Bewegung im Freilauf?

  • Also ich hätte mir auch mehr konkreten Dummybezug gewünscht. Die Infos in den Dummysport zu übertragen musste man halt zum Großteil selber machen oder es ergab sich durch Fragen der anderen Teilnehmer.

    Nervöse Hunde im Training bekommt man vor allem durch den Alltag entspannt! Da kann die Übung noch so gut sein, wenn der Hund schon einen super hohen Stresslevel hat wenn er kommt, wird man ihn nicht ruhig bekommen.

    Bei den 18-20h ist auch Ruhen gemeint. Also mit abgelegtem Kopf liegen. Joggen und Radfahren treibt einfach auch den Cortisolspiegel hoch, auch wenn es ruhig im Trab ist. Das an sich ist alles kein Problem. Schwierig wird es halt, wenn man denkt man "entspannt" den Hund wenn er sich vor einer Prüfung z.B. durch eine längere Fahrradrunde auspowern kann. Natürlich kann man spazieren, radfahren, trainieren usw. aber in einem gewissen Maß. Wichtig ist dafür, dass der Hund eine gesunde Basis hat. Also zuhause angemessen runter fährt und ausreichend Ruhezeiten hat. Und dafür braucht er dann evtl. Hilfe und klare Regeln, damit er entspannen kann. Wenn die da ist, dann macht eine temporäre Mehrbelastung auch nicht so viel aus.

    An sich ist es einfach Fakt, dass durch gewisse Sachen der Coritsolspiegel steigt und das Cortisol auch nicht so schnell wieder abgebaut werden kann. Es gibt noch Gegenspieler, aber wenn der Hund wirklich starke Stresszeichen zeigt, dann ist da irgendwas nicht im Gleichgewicht und da muss man dann einfach drauf achten.

    Ich hatte letztens z.B. einen Hund im Training, der Autofahren ziemlich blöd findet. Der ging schon sehr gestresst in die Aufgabe und ist dann auf dem Rückweg mit dem Dummy völlig ausgestiegen. Hat Gras gefressen, gebuddelt und war nicht mehr ansprechbar. Das wär so ein Kandidat, den man insgesamt erstmal ausgeglichener bekommen muss, damit er im Dummytraining wieder lernfähig ist und da ist sicher nicht nur das Autofahren Schuld.

  • Nervöse Hunde im Training bekommt man vor allem durch den Alltag entspannt! Da kann die Übung noch so gut sein, wenn der Hund schon einen super hohen Stresslevel hat wenn er kommt, wird man ihn nicht ruhig bekommen.

    So rum will ich das auch gar nicht bestreiten. Aber ich denke es gibt viele Hunde, die im Alltag mehr oder wenig unauffällig sind und zur Ruhe kommen und trotzdem im Training nervös sind. Ich denke da v.a. an die sehr motivierten Hunde. Und bei diesen Hunden müsste man im Training ja möglichst ruhiges Verhalten fördern.

    Soll aber auch gar keine Kritik sein, das Seminar bleibt für mich trotzdem interessant und ich würde mich freuen wenn weitere Termine organisiert werden.

  • Also wenn der Hund wirklich sehr nervös ist und der Halter den Hund aber im Alltag unauffällig findet, sollte man das schon hinterfragen. Manche Stresszeichen werden dann vielleicht einfach nicht erkannt oder für normal gehalten. (Z.B. kann eine Futtermittelallergie von Stress kommen. Ein zu hoher Cortisolspiegel schwächt das Immunsystem und kann dadurch den Hund krank machen. Da wird Stress als Ursache oft überhaupt nicht in Betracht gezogen.)

    Hat man jetzt aber die "perfekte" Basis mit seinem Hund, muss man im Training natürlich trotzdem das erwünschte Verhalten verstärken und so üben, dass der Hund kopfmäßig nicht überfordert wird. Zur Vorbereitung aufs Training wurden dann auch noch ein paar Übungen gezeigt.

  • Ich find es gehört irgendwie alles zusammen.

    Es ist ja nicht nur "Alltag" im Sinne der Stellschrauben, die man ändern kann (wie zB die Ruhe Zuhause), sondern auch die Umwelt (zB bei den Rüden: viele läufige Hündinnen in der Umgebung, mehr jagdl. Reize als sonst, usw), die individuelle Entwicklungsphase....und so weiter.

    Und das alles als Cocktail hat dann seine Auswirkungen.

    Ich denke schon, dass ein Hund, der im Dummy Training aufgeregt ist, auch in anderen Situationen schnell mal aufgeregt ist.

    Und man einfach generell an Ruhe und Entspannung arbeiten kann, darf und soll. Den Alltag unter die Lupe zu nehmen schadet nie.

    Ich denke aber im Umkehrschluss nicht, dass man durch einen ruhigen Alltag alle Probleme löst für sämtliche Situationen. Gerade wenn Beute und jagdliche Motivation dann ins Spiel kommt.

    Ich glaub, dass die Basis viel erleichtert (oder erschwert) aber halt nicht komplett löst.

    Wichtig finde ich, sich der Zusammenhänge bewusst zu sein und auch die Vorgänge im Körper zu verstehen. Und auch, dass man jeden da abholen muss, wo er eben ist.

    Das Seminar klingt mega spannend! Einfach ein super interessantes und ja auch relevantes Themengebiet

  • Ich mag auch mal wieder zwei Videos posten :winken:

    Einmal zwei Markierungen mit kleinen Dummys. Mittlerweile findet er sie besser, es bleibt aber im hohen Gras schwierig.

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    Und eine Freiverlorenensuche, bei der wir beide nicht beim Auslegen dabei waren. Daher ist es jetzt im Nachhinein wohl auch nicht so sinnvoll, eine Richtung mit dem Arm vorzugeben :???: Normalerweise gewöhne ich mir da gerade an, ihn nur zu schicken. Grundstellung hab ich beim ersten Start wohl auch vergessen :hust: Die kleinen Dummys sind dafür eigentlich zu schwierig, ich habe aber einfach mal alle Dummys genommen und ihn dann geschickt, ohne zu erwarten, dass er alle findet. Für weniger Dummys erschien mir die Wiese zu groß.

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  • Markierungen im hohen Gras mit Poket Dummy? huii, kann man machen, aber das ist extrem mega brutal schwierig. Er macht es dafür extrem gut. Aber je nach dem legst du dir selbst eine Stolperfalle.

    Markierungen merken muss der Hund üben. Dafür braucht er aber Dummy, die im Flug gut sichtbar sind. Am Anfang je nach Hund sogar Farben, die er richtig gut sieht. Oder eben weisse Strümpfe über dem Dummy.

    Zusätzlich soll er zügig zur Fallstelle und da möglichst genau aufnehmen. Ohne lang suchen zu müssen.

    Was du machst ist, du lehrst dem Hund, dass er nach dem Fallen der Markierung in eine Suche gehen soll. Anders kann er die kleinen Dinger ja nicht finden im hohen Gras.

    Natürlich wir der Hund je nach Bewuchs und wo das Dummy landet nach dem Ding suchen müssen. Aber im Aufbau muss man aufpassen, dass man dem Hund keine ungewollten Verknüpfungen beibringt.

    Willst du das hartnäckige kleine suchen fördern, arbeite mit kleinen Suchen in dichtem Bewuchs zB sm Waldrand.

    Willst du Markierungen fördern, arbeite mit klaren deutlichen Markierungen, die auch klar in hohem Bogen fallen, nicht zu flache Flugbahnen. Als Fallstelle am Anfang zB einen Baum etc auswählen.

    Nicht mischen, sonst wird es zum lernen für den Hund sehr, sehr schwierig. Später kann man Aufgaben kombinieren , aber im Aufbau muss es klar getrennt sein.

    Und ja, in eine grosse Suche nie mit dem Handzeichen für das Voran schicken. Das wird sonst sehr unklar für den Hund, und du willst ja nicht, dass er am Ende eines Vorans in eine grosse Suche geht.

    Auch für eine der Markierungen hast du das Handzeichen vom Voran/ grosse Suche benutzt. Danach ein anderes. Du merkst, das hat noch Bedarf nach Klarheit 😀

    Je sauberer du die Kommandos und Handzeichen benutzt, desto sauberer wird der Hund arbeiten 😉

    hilft dir das?

  • Wow, vielen Dank für dein ausführliches Feedback!! :herzen1: Was die Markierungen angeht: Da habe ich ehrlich gesagt gar nicht so klar differenziert :headbash: Aber deine Erklärung ist super nachvollziehbar und ich werde das berücksichtigen. Ich habe bislang für die Markierungen auch andere, besser sichtbare Dummys benutzt; ich habe auch einen mit einem weißen Unterteil extra dafür. Ich dachte, auf die kurze Entfernung geht es mit den Kleinen :hust:

    Wie genau schicke ich ihn denn, wenn ich möchte, dass er zunächst den einen Dummy holt? Da brauche ich dann eine Richtungsvorgabe?

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