Muss man alles immer erst hinterfragen..

  • Zitat


    [...]
    Dieses "Bauchgefühl" wird zwar einerseits belächelt, andererseits denke ich aber, dass authentisches Handeln genau das bezeichnet. Ich muss voll hinter dem stehen was ich tue. Und das kann ich eben nicht, wenn Kopf "links" und Bauch "rechts" sagt.

    Jawolla, :gut: , Die Authentizität, die finde ich wichtig... Echt sollte man bleiben, auch Hunde merken, wenn etwas faul ist!
    "Ich mache Dies und Jenes, aber eigentlich... Aber die Experten haben doch gesagt... :ops: !" Finde ich persönlich ganz "schlimm".

    Man wird aber schwer verwirrt.
    Ich handle nicht mit bestimmter Methode und auch nicht nach irgendwelchen Theorien, sondern weil es sich richtig anfühlt,
    oder einfach nur aus einem Impuls heraus. :pfeif:

  • Zitat

    Als man vor 20 Jahren mit "Nach neusten Erkenntnissen der Lerntheorie !" geworben hat, sah Training auch noch ein wenig anders aus ! ;)

    Das gute alte Bauchgefühl und gesunder Menschenverstand hingegen sind immer aktuell und angepasst =)

    Dir und auch Falbala ein großes :gut:
    ---------------------------------------------------------------------------------------------------
    "Austesten" gehört mMn zu jeder gesunden Entwicklung eines Lebewesen und zur Entdeckung seiner Umwelt dazu.....ich habe früher auch ausgetestet, ob die heiße Herdplatte wirklich heiß ist :D ...obwohl meine Mama gesagt hat "Nein!" (jaja, jetzt nehme ich auch Vergleiche aus der Menschenwelt, Asche auf mein Haupt)

    Und was Stress und Frustration angeht: Jedes Lebewesen sollte Stress und Frustration erfahren dürfen, sonst kann es nicht lernen damit umzugehen...

    Ich möchte das bitte noch mit der Medizin vergleichen (auch wenn es evtl. hinkt)

    Es gab mal eine Phase, da waren Mütter der Meinung, man müsse die Kinder von Dreck, Schmutz etc. fernhalten, damit sie nicht krank werden. Es zeigte sich aber, dass Krankheiten immens wichtig sind für unser Immunsystem, denn nur so kann unser Immunsystem lernen sich auch zu verteidigen.

    Da Krankheit für den Körper auch Stress ist, passt der Vergleich an sich ganz gut.

    Einen Hund vor Stress und Frustration schützen zu wollen ist an sich gut gemeint (wie die Mütter in meinem Beispiel), verfehlt aber meines Erachtens sein Ziel. Nämlich das Ziel, einen sicheren Hund an seiner Seite haben zu wollen.

    (Ja...es gibt Leute und Hunde, die das trotzdem gut hinbekommen etc pp....)

  • Beispiel für Grenzen austesten:
    Abruf vom Mauseloch. Klappt sehr oft, aber nur 99%ig.
    Sie weiß, dass sie kommen soll wenn ich pfeife.
    Ich bin mir sicher, dass sie mich hört. Bitte wer überhört eine Hütepfeife?
    Kann sogar sein, dass sie kurz aufsieht und anschließend weiterbuddelt.
    Dann hol ich sie direkt am Loch ab, lein sie an und führe sie wortlos weg.
    Wortlos ist sehr gut, derweil kann ich tiiiiiieeeeef durchatmen, tut mir gut.
    Während ich sie ignoriere, fahr ich wieder runter.
    Alles ist wieder gut.

    Was tut sie denn da außer ne Grenze austesten: "ich hab jetzt keine Lust zu kommen, viel spannender hier, was machste jetzt?"

  • Zitat

    Es ist doch nichts Neues, dass Hunde Opportunisten sind, aber was hat das nun mit körperlichen Maßregelungen zu tun?

    Weil ich sie unsanft für ihre Verhältnisse vom Bett befördert habe, als sie sich das letzte mal nach dem "Ab!" auf den Rücken gedreht hat auf dem Bett mit dem "Bin ich nicht süss?"-Ausdruck :D . Hundchen versteht körperliche Kommunikation sehr gut und sie wiegt ja nicht viel. ;) Ich würde sowas nie clickern.

    Danke IngaJill! :smile:

  • Zitat

    Nein, sehe ich nicht so. Ich glaube, dass es vielen Menschen oft gelingt, pos. Strafe "korrekt" anzuwenden. Aber noch häufiger sehe ich, dass es nicht gelingt.

    Und dann wird aus einer Erziehungsmethode die ich respektieren kann eben doch oft Misshandlung.

    http://www.magazin.beaglefriends.de/Magazin8juni2011pdf.pdf ab S. 19

    http://www.hundehobby.com/strafe/strafet.html

    Den ersten link kann ich leider nicht öffnen (liegt aber an meinem Rechner, mein Reader spinnt), aber der zweite lässt mich gerade nachdenken, ob hier alle das gleiche diskutieren,
    Ich für meinen Teil lehne grundsätzlich genauso wie du und andere Strafe im Training ab. Wenn ich dem Hund etwas neues beibringen will (sei es ein neuer Trick, ordentliche Unterordnung, eine Strategie um ruhig an anderen Hunden vorbei zukommen oder Tauschgeschäfte bei Ressourcenproblemen) Denn ja, dort ist es wahnsinnig schwierig Strafe punktgenau so ein zu setzen, dass der Hund es a) versteht und b) viel wichtiger: es nicht falsch versteht!
    Aber ich sehe keine Problem darin (und fühle mich auch nicht als Tierquäler) in einer Situation, die eben keine Trainingssituation ist aus dem Bauch heraus auch mal körperlich zu handeln (nicht zu misshandeln!). Einfach um Schaden kurzfristig oder langfristig zu vermeiden.


    Bleiben wir bei meinem Beispiel mit dem Sofa:
    Wirklich - was soll man in so einer Situation konkret positiv tun? Und bitte jetzt nicht sowas wie: "Mein Hund macht sowas nicht, den hab ich gut erzogen..."
    Ich hatte keine Chance irgendwas vorher positiv aufzubauen, Nemo kam rein saß nach ein paar Augenblicken auf dem Sofa und hat seine altbewährten Strategien ausprobiert. Und definitiv nicht defensiv drohend, sondern offensiv und selbstbewusst.
    Soll man so einen Hund machen lassen? Was soll er daraus lernen? Und wo ist das Problem, wenn ich einen solchen Hund recht grob vom Sofa schubse? Ich verstehs nicht ganz....

    Und generell... warum wird dem Menschen das Recht Verteidigung seiner Bedürfnisse/Ressourcen/Unversehrtheit und eine deutliche Meinungsäußerung abgesprochen, der Hund soll aber im Gegenzug jede Laune, jede Befindlichkeit respektiert und verziehen bekommen? Volle Rücksicht auf der einen Seite, und die andere Seite darf sich benehmen wie immer es ihr passt?
    Nein, sorry, das ist für mich verkehrte Welt.

  • Fassen wir doch mal zusammen:

    Wir sind hier alle darüber einig, das Hundeerziehung gewaltfrei ablaufen sollte.

    Jeder hier versucht die Erziehung positiv aufzubauen und dem Hund im Falle von unerwünschtem Verhalten eine erwünschte Alternative anzubieten.

    Hier fangen die ersten Probleme an. Um den Hund für erwünschtes Verhalten zu belohnen, muss die Belohnung immer einen höheren Wert für den Hund darstellen, wie der Reiz, der das unerwünschte Verhalten auslöst. Für den einen kann das die Fleischwurst, ein Lob oder ein Spielzeug sein, für den anderen wären es ein flüchtender Hase oder wie bei Buddy-joy die fliegenden Jackys.

    Nun hat man aber weder Häschen in der Tasche noch ein paar Terrier die da bereitwillig ihren Teil zu beitragen würden.
    Reagiert der Hund auf realistische Belohnungen - alles gut!
    Wenn nicht - muss man ihn mal ganz kurz daran erinnern, das das was er tut doof ist. Und da reicht in der Regel ein Stubser, ein knuffen, ein zwicken, ein lautes HEY mit einem kurzen Griff in den Nacken usw. All diese Dinge beinhalten zwar ein Anfassen des Hundes, aber keinen gewaltätigen Übergriff, der dem Hund körperlichen oder seelischen Schaden zufügt. Es handelt sich ganz einfach um ein Stopschild, das man dem Hund direkt vor die Nase hält. Habe ich die Aufmerksamkeit, kann ich Alternativen anbieten und diese positiv untermauern.


    Und dann gibt es natürlich die Ausnahme- und Extremsituationen. Ich glaube nicht das hier irgendjemand mit Plan handelt, wenn er sich oder seinen Hund vor körperlichen Schäden bewahren will. Da reagiert man nur.
    Ob man dann ein schlechtes Gewissen hat oder nicht hängt vom Typ und der Situation ab. Ob man hinterfragen möchte hängt genauso davon ab. Hinzu kommt ob es eine einmalige Situation war oder ob es schon Anzeichen oder Vorfälle gegeben hat. Natürlich fragt man sich : hoppla, was war das denn?" Und sicher will jeder wissen warum hat mein Hund so reagiert. Vieles erklärt sich aber aus der Situation so das ein langes Hinterfragen nicht unbedingt notwendig ist. Fakt ist, niemand der bei normalem Verstand ist fügt seinem Hund wissentlich und willentlich Schmerzen zu, nur weil er es kann.

    Ich glaube Kneipp hat mal gesagt:" Gift ist eine Frage der Dosierung!"
    Ich für meinen Teil denke das gilt für alle Erziehungsmethoden.

    LG
    Andrea

  • Zitat

    Ich glaube Kneipp hat mal gesagt:" Gift ist eine Frage der Dosierung!"

    Ne, das war Paracelsus: "Allein die Dosis macht, dass ein Ding ein Gift ist." (im 15. Jhd.)

    Kneipp hat das sicherlich übernommen, da dieses Prinzip einfach genial ist...der Paracelsus hatte es echt drauf :)

    OT off

    Ansonsten Toller Beitrag Muffin1 =) :gut:

  • Nun mal Butter-bei-die-Fische an die "Ich strafe nie und wirke nie körperlich ein"-Fraktion ;) :

    Wie handelt ihr konkret in folgenden Situationen (die hier aus dem thread genommen wurden):
    - Hund, 8 Jahre, neu ins Haus gekommen verteidigt "seine" Couch mit drohen und Angriffsverhalten
    - Hund steht kläffend am Zaun
    - Hund geht Karnickel jagen
    - Hund buddelt sich in Buddel-Wahn

    Und zwar will ich nicht lesen:
    - meine machen so was nicht
    - vorher trainieren/erziehen...

    Warum auch immer: Gerade jetzt im Moment macht mein Hund das... Was tun?

    Ich will lernen... und wenn mir jemand da gute Tipps gibt, wie ich in einer solchen Situation was machen kann, OHNE körperlich einwirken zu müssen - immer her mit! Ich bin da nämlich zu blöd dazu.... und ich habe weder Lust meinen Namen zu tanzen noch mit ner Friedenspfeife alles ausdiskutieren. :lol:

  • Ich hab das jetzt echt alles gelesen und staune ja nicht schlecht. Hier stellt sich jemand als Tierschützer hin und andere als Tierquäler der scheinbar nicht die geringste Ahnung hat wie Hunde ticken und vorallem der noch nie gehört hat, das Hunde gar keine Menschen sind. Ich finde es unverantwortlich das so jemand überhaupt Hunde halten darf!
    Wer Klapperdosen und Ignorieren als artgerechte und erfolgbringende Erziehungsmethoden beschreibt, sollte sich eventuell mal mit dem Thema Hund auseinandersetzen. Artgerecht heißt nicht human sondern hundegerecht und das ist Beides nicht.
    Ich kann nur jedem der sowas denkt empfehlen sich mal neben eine Wurfkiste zu setzen wenn Welpen so ca 3 Wochen alt sind und die Mutterhündin den Welpen das erste Mal Nein sagt und sie von der Milchbar abzupft. Die sagt da auch nicht: " Sohnemann lass dass jetzt bitte mal, du bist alt genug um mal das Fleisch da zu probieren" Sie erschreckt den Sohnemann auch nicht mit wildem Gebell und nein sie wirft auch keine Klapperkette. Nee, sie zupft ihn ganz sanft ab, schubst ihn 5cm beiseite und lutscht ihm dann das Bauchi sauber. Liebevoll, konsequent und dennoch körperlich hat sie ihm nein gesagt. Später, wenn die Welpen frecher werden und alles genau wissen wollen, wird die Mutterhündin auch deutlicher. aber auch hier variiert sie ihr Verhalten, sie wird die Welpen härter anpacken die es benötigen und die die es nicht brauchen nur sanft zurecht weisen. Alleine auf Grund solcher Beobachtungen ist es doch Schwachsinn zu behaupten, dass körperliche Zurechtweisung oder auch nur Steuerung mittels Körpersprache tierschutzrelevant ist.
    Auf den jeweiligen Hund abgestimmt ist eine sofortige körperliche Korrektur für den Hund besser zu verstehen als ein sorgfältig abgewägter Einsatz von irgendwelchen Hilfsmitteln.

    Ich selbst bin in den Augen vieler ein Wattebauschwerfer, ja ich habe aber auch den Hund dazu. Aber selbst diesen Buben muss ich wirklich konsequent führen. Ich habe ihn einmal im Leben so richtig zusammen gefaltet, da meinte er einen Terrier verprügeln zu müssen (es hat ihm sichtlich Freude gemacht den zu vermöbeln) hätte ich warten sollen bis er auf mein Abruf reagiert? Dann wäre der Kleine da sicher doch verletzt worden. Also hab ich meinen Schatz darunter gepflückt und ihn wirklich ernsthaft körperlich bedroht. Ja bedroht, nicht verprügelt oder sonst was. Hätte ich das ignoriert... gott bewahre!

    Meine Resi die ich 5jährig als beissendes Sofakissen bekam habe ich auch nicht ignorieren wollen. auch sie hat gelernt das ich Grenzen habe und dass die immer gleich sind und niemals übertreten werden. Hat etwas länger gedauert aber sie hats geschafft und als sie da nicht mehr kämpfen musste konnte sie aufeinmal den schmuseteufel rausholen..

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!