*rage syndrome* Gibt es ein deutsches Equivalent?
-
-
Ich bin gerade etwas deprimiert wegen einer Geschcihte, die ich in einem Forum glesen habe in dem viele Amerikaner unterwegs sind.
Die Mutter der posterin lässt eine 4jährige Labradrohündin einschläfern, die in letzter Zeit scheinbar ab und zu aus heiterem Himmel Familienmitglieder bedroht hat, dann nicht mehr ansprechbar ist etc.Die Diagnose lautete 'rage-syndrom' und bei den Antworten in dem thread meinten drei weitere Leute, sie hätten auch Hunde mit so was gehabt und die auch einschläfern lassen müssen(bei einem entpuppte es sich als Tumor im Gehirn)
Mir ist sowas hier noch nie untergekommen. Beim googlen stiess ich gerade auf Cocker-Wut, die aber sehr selten sein soll
Meine Frage an die Erfahrenen hier: Ist das eine echte (seltene) Krankheit? Haben die Amis andere Hunde ( da es öfter vorzukommen scheint)? Oder ist das eine bequeme 'Keine Ahnung was der Hund hat, ist halt aggro und muss weg' Diagnose? -
- Vor einem Moment
- Neu
-
-
Ich habe dazu das gefunden:
Eine besondere Form der pathologisch bedingten Aggression ist die Sudden Onset Aggression
(CHISHOLM 2004), die auch „Mental lapse syndrome“ (BEAVER 1980) oder „Rage
syndrome“ (PODBERSCEK 2004) genannt wird. Diese, bei verschiedenen Hunderassen u.a.
auch beim Bullterrier auftretende Form des Aggressionsverhaltens, wird häufig der Kategorie
Idiopathische Aggression zugerechnet, da bisher kein auslösender Reiz identifiziert werden
konnte.
Die Sudden Onset Aggression äußert sich in plötzlicher und unvorhersehbarer anfallsartiger
Aggression. Das Verhalten tritt völlig unprovoziert und unkontrollierbar auf. Die Hunde
machen dabei einen abwesenden Eindruck und greifen Personen, meistens die anwesenden
Besitzer oder anwesende Tiere an. Dabei erscheinen die Augen des Tieres häufig glasig und
die Pupillen sind weit dilatiert. Häufig speicheln die Tiere während eines solchen Anfalls
vermehrt, erbrechen sich, setzen Kot und/oder Urin ab und entleeren ihre Analdrüsen.
Überdurchschnittlich häufig erfolgen Anfälle kurz nachdem das Tier aus dem Schlaf erwacht
(Waking Sudden Onset Aggression).
Der Beginn der Erkrankung liegt bei den meisten betroffenen Tieren zwischen dem ersten und
dritten Lebensjahr. Rüden scheinen häufiger betroffen zu sein als Hündinnen. Über die
Auswirkungen einer Kastration auf diese Erkrankung liegen noch keine ausreichenden
Ergebnisse vor (BEAVER 1980, DODMAN 2003, PODBERSCEK 2004).
Ätiologisch werden komplexe fokale Anfälle diskutiert. Die EEG-Auswertungen, der von
DODMAN et al. (1996a) untersuchten betroffenen Bullterrier wiesen beispielsweise abnorme
Muster, mit multiplen epileptiformen Spikes auf und unterstützen somit diese These.
Laut PODBERSCEK (2004) muß sehr genau hinterfragt werden, ob die plötzlich auftretende
Aggression tatsächlich gänzlich unprovoziert ist. Er vermutet in einem Großteil der Fälle eher
eine zugrundeliegende statusbezogene und nicht pathologische Aggression.
In den meisten Fällen wird der auslösende Reiz von den Haltern nicht erkannt und ist ihnen
daher nicht bewußt. Insgesamt liegt aggressivem Verhalten nur sehr selten, laut SCHÖNING
(2001) in weniger als 1 % der Fälle, eine pathologische Ursache zu Grunde (HART 1980,
BLACKSHAW 1987, REISNER 1991, OVERALL 1993, PODBERSCEK 1997, 2004).
Sowohl LANDSBERG et al. (2003) als auch PODBERSCEK (2004) kritisieren die
vorschnelle Diagnose „Idiopathische Aggression“, und befürchten sie könne als
Universaldiagnose für alle Hunde dienen, bei denen kein offensichtlicher Auslösereiz auf der
Hand liegt.Quelle: http://www.retriever-forum.net…t-oder-zuchterfolg-43549/
Demnach ist das eine neurologische Erkrankung die auch nachgewiesen werden kann. Ich selber habe solch einen Hund noch nicht erlebt. Meine Trainerin allderdings hat in ihrern 5 Jahren Hundeschule einen Fall gehabt.
Dieser wurde dann nach etlichen Untersuchungen auch eingeschläfert. -
"Syndrom" bezeichnet in der Medizin alleine ein Sammelsurium an Symptomen, nicht die ursprüngliche Krankheit an sich.
Ausser, dass im Falle von Rage-Syndrom eben immer Wut, Aggression, unerklärliches Auszucken etc. dabei ist.
Ebenso wie der Begriff "idiopathisch" ist "Syndrom" ein hochgestochener Begriff für: man weiss nix Genaues. ;).
-
Danke. Ich konnte mir durchaus vorstellen, dass es so etwas gaaaanz selten gibt, ich war nur etwas überrascht dass auf 2 Seiten thread 3 Leute geposted haben, dass ihre (Ex) Hunde das auch hatten.
Na ja, ist ne bequeme Diagnose.Schade um den Hund. Die Besitzerin wollte gar nicht gross was probieren (MRT vom Kopf, Ernährungsumstellung etc.), schrieb ihre Tochter, da 'das Vertrauen weg war'
Armer Wautz. -
Zitat
Danke. Ich konnte mir durchaus vorstellen, dass es so etwas gaaaanz selten gibt, ich war nur etwas überrascht dass auf 2 Seiten thread 3 Leute geposted haben, dass ihre (Ex) Hunde das auch hatten.
Na ja, ist ne bequeme Diagnose.Schade um den Hund. Die Besitzerin wollte gar nicht gross was probieren (MRT vom Kopf, Ernährungsumstellung etc.), schrieb ihre Tochter, da 'das Vertrauen weg war'
Armer Wautz.Es gibt aber leider auch Fälle, bei denen die Besitzer ihre Hunde untersuchen lassen und dennoch keine eindeutige Diagnose gestellt werden kann. Ich weiß allerdings, nicht wie häufig solche Fälle tatsächlich vorkommen. Im Grunde genommen ist das meiner Meinung nach auch eher ein Problem, dass die Medizin in einigen Bereichen noch nicht so weit ist.
Die sogenannte Cocker-Wut kommt übrigens nicht nur beim Cocker Spaniel vor. Gerade beim Golden Retriever ist dieses Problem wohl auch bekannt.
-
-
Ok, dann gibt es das immerhin. Ich hatte schon die Befürchtung das wäre so ne Art 'Ausrede' gewesen, um sich nicht mit komplizierteren Ursachen auseinandersetzen zu müssen. Ich weiss ja, dass viele HH in Deutschland schon recht viel Geschiss um ihre Hunde machen (mich eingeschlossen) aber was manche Amis aus Bequemlichkeit mit ihren Hunden anstellen ist schon ganz schön happig.
Kann auch sein, dass es ein Golden war, es war die Rede von einen Retriever. Keine schöne Geschichte, besonders nicht für die Familie. -
In Deutschland lief es lange unter "Cockerwut" - da müßte Google dir weiterhelfen können?
-
Kommt beim Bullterrier haeufiger als bei jeder anderen Rasse vor.
Und wie, ausser als idiopathisch, sollte man es klassifizieren wenn es eben (noch) Trotz gruendlichster Forschung keine eindeutige Ursache nachzuweisen ist.
Wir hatten schon etliche Hunde die uns an meiner alten Uni vorgestellt wurden denen ganz einfach nicht geholfen werden konnte....und ausser der Euthanasie, die sich kein Besitzer leicht gemacht hat, bleibt da nichts wirklich ueber. Du kannst solche Hunde auch nicht medikamentoes ruhig stellen, die Dosis muesste dermassen hoch sein das Du praktisch einen komplett weggedroehnten Hund hast.....sein Leben lang. Wobei man da von keinerlei Lebensquslitaet mehr sprechen kann....
-
Das muß wirklich absolut schrecklich sein.
Hier im Wald lief eine Zeitlang eine ganz hübsche, zarte rote Cockerhündin, die schon die dritte Besitzerin hatte. Eine unglaublich bemühte, liebe Frau, die mit ihr eine wahre Arzt- und Trainerodyssee durchmachte, weil die Hündin sie immer wieder mal plötzlich wie eine Irre angriff, ohne daß da irgendein Auslöser gefunden werden konnte. Das muß wie Dr. Jekyll & Mr Hyde gewesen sei - man konnte es sich überhaupt nicht vorstellen, wenn man dieses freundliche, schmusige Tier draußen erlebte.
Das war ein ständiges Auf und Ab, weil's nie eine echte Diagnose gab und sie den Hund so sehr liebte. Schließlich hat sie sich von einer Hundetrainerin überzeugen lassen, daß das Problem an ihrem schlechten Handling läge und der den Hund überlassen. Da blieb er ein paar Wochen und ging dann weiter an eine Tierärztin, die, soweit ich das mitgekriegt habe, die Hündin nach mehreren immer schlimmeren Beißattacken schließlich einschläferte und auch sezieren ließ. Die Diagnose lautete dann jedenfalls Cockerwut - und mir hat selten ein Hundebesitzer so leid getan wie die Frau, die wirklich alles für sie versucht hatte und sich selbst enorme Vorwürfe machte.
-
Leider hab ich auch schon von ein paar Fällen bei Bullterriern gehört.
Einer war gerade diesen Sommer hier in Finnland, der Minibulli-Rüde wurde eingeschläfert. Zeigte genau die oben beschriebenen Symptome, die Augen wurden wohl glasig, der Blick starr bevor er Angriff, nicht mehr ansprechbar. Zum Glück waren es erfahrene Bullileute, die haben das erkannt und ihre kleine Tochter noch auf den Arm genommen bevor der wild wurde. Im deutschen BT-Forum nennen die das Bulliwut.
Dass Cocker das auch haben wusste ich nicht. -
- Vor einem Moment
- Neu
Jetzt mitmachen!
Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!