Hund mit Vorgeschichte aus dem Tierheim
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Mal eine ganz andere Frage, hast Du dir schon überlegt, wie Du den Hund und deine Freunde unter einen Hut bringst? Stelle ich mir nämlich ehrlich gesagt, auch nicht allzu einfach vor, wenn Mitnehmen als Option wegfällt.
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- Vor einem Moment
- Neu
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Um weitere Emotionen in der Diskussion zu vermeiden, habe ich nochmal ganz von vorne angefangen, Deinen (Lars) ersten Beitrag gelesen, und mir den Hund und seine Beschreibung auf der Tierheimseite angeschaut (ich vermute stark, dass es dieser ist).
Was ich Dir dazu schreibe, schreibe ich aus meiner mehrjährigen Erfahrung im Resozialisieren von Gefahrhunden heraus. Es ist meine persönliche Einschätzung, soweit ich das aus der Ferne sagen kann, die natürlich nicht stimmen muss, die ich Dir aber gerne begründen werde. Ich formuliere bei der "Faktensammlung" erstmal bewusst neutral, sage auch nur "der Interessent", weil ich das möglichst objektiv anschauen will.
Was wissen wir über den Hund:
- unsicher
- zwei Beißvorfälle in der Vergangenheit
- DSH-typsich lernbegeistert, bewegungsfreudig
- bindet sich nach Eingewöhnung sehr stark an einen Menschen
- kommt mit Kindern gar nicht klar
- sucht eine Einzelperson
- Haus mit gesichertem Garten wäre von VorteilWas wissen wir über den möglichen, zukünftigen Besitzer:
- männlich, 25 Jahre alt, Student
- intaktes soziales Umfeld, Eltern, Freunde
- ab und zu mal einen Tag außer Haus
- sportlich und bewegungsfreudig
- etwas Erfahrung als Gassigänger im Umgang auch mit schwierigen Hunden
- teilweise angewiesen auf öffentliche VerkehrsmittelWo sind die Gemeinsamkeiten, wo könnte es schwierig werden:
Toll ist:
- Interessent ist sportlich und sorgt für ausreichend körperliche Auslastung für den Hund
- Interessent arbeitet mit dem Hund, ist also nicht voreingenommen bezüglich der Beißvorfälle, und sorgt auch für geistige Auslastung
Konfliktpotential ist vorhanden:
- Hund braucht zwingend eine einzige Bezugsperson ohne viel "Publikumsverkehr", Interessent möchte den Hund häufiger zu Freunden und Familie mitnehmen, auch mal fremdbetreuen lassen
- mit 25 Jahren ist beim Interessenten innerhalb der nächsten 10 Jahre Nachwuchs durchaus denkbar, Hund kommt mit Kindern nicht klar
- aktuelle Wohnsituation des Interessenten und Bedürfnis nach Abstand zu anderen Menschen beim Hund
- Unsicherheit gepaart mit Stress bei Fremden und Beißvorfällen vs. gelegentliche Benutzung von öffentlichen VerkehrsmittelnJetzt schau ich mir an, was ein Hund, egal welcher, braucht, um stabil durchs Leben gehen zu können:
- gemeinsame Bewegung
- geistige Beschäftigung
- Regeln und Grenzen
- Ruhe
- Sicherheit und Verlässlichkeit
- Zuneigung
Das sind lauter Säulen, auf die ein gesundes "Hundelebengebäude" aufgebaut ist. Manchmal bricht bei einer ungünstigen Hundehaltung eine (oder sogar mehrere) dieser Säulen weg. Was passiert: manche Hunde verpacken das irgendwie, andere werden verhaltensauffällig.Nun zu genau diesem Hund. Welche Säulen waren weggefallen zu dem Zeitpunkt als er gebissen hat? Über Bewegung und Beschäftigung in der Zeit wissen wir nichts. Es fehlte:
- Ruhe (Kinder lärmen, schmeißen mit Plastikflaschen, usw)
- Regeln und Grenzen (Hund verteidigt die Ressource Frauchen gegenüber Herrchen)
- Sicherheit und Verlässlichkeit (sonst hätte er sein unsicheres Verhalten nie aufbauen müssen)Ok. Wie sieht es also aus, wo liegen die besonderen Stärken im vielleicht neuen Zuhause, wo die Schwächen?
die Stärken:
- gemeinsame Bewegung
- geistige Beschäftigung
- Zuneigung
- Regeln und Grenzen
die Schwächen:
- Ruhe (Freunde + Familie, gelegentliche Fremdbetreuung, evtl. irgendwann Kinder, Wohnsituation)
- Sicherheit und Verlässlichkeit (Interessent wird den Hund einfach aufgrund der Lebenssituation manchmal in Situationen bringen, die aus Hundesicht diese Verlässlichkeit untergraben, ihm die Sicherheit nehmen. Z.B. Fahrt (auch nur gelegentlich) in öffentlichen Verkehrsmitteln, Freunde (evtl irgendwann mit Kindern) + Familie, usw)Ab jetzt rede ich nicht mehr nur allgemein vom Interessenten, jetzt kommt meine Einschätzung dazu:
Das Ding ist, ausgerechnet die Säulen, die der Hund zwingend braucht, bei deren Wegfall er nämlich früher auffällig geworden ist, sind in Deinem Alltag auch nicht unbedingt an diesen Hund angepasst. Alles andere ist ok, aber reicht das? Bei einem Hund, der aus genau diesen Gründen bereits verhaltensauffällig geworden ist, würde ich sagen nein.
Deine Fragen waren:Zitat- Wird er noch Menschenfreundlicher werden?
- Ich bin Student und muss ja auch mit ihm mal Busfahren z.B. oder wenn ich mal nen Tag weg bin und jemand anderes auf ihn aufpassen müsste wäre das halt bisher wohl problematisch, bekommt man das mit viel Arbeit hin?
Nein, er wird nicht menschenfreundlicher werden. Er kann lernen, Menschenbegegnungen Dir zu überlassen, aber dazu braucht er Dich als kontinuierlichen, zuverlässigen Menschen - Tag für Tag. Eine auch nur gelegentliche Fremdbetreuung sollte da nicht in Frage kommen müssen.Frag Dich, ob der Hund, so wie er jetzt gerade ist, in den kommenden 10 Jahren in Deinen Alltag passt, auf alles andere (ändert sich der Hund vielleicht noch) darfst Du dem Hund zuliebe ein Zusammenleben nicht aufbauen.
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Zitat
Um weitere Emotionen in der Diskussion zu vermeiden, habe ich nochmal ganz von vorne angefangen, Deinen (Lars) ersten Beitrag gelesen, und mir den Hund und seine Beschreibung auf der Tierheimseite angeschaut (ich vermute stark, dass es dieser ist).
Was ich Dir dazu schreibe, schreibe ich aus meiner mehrjährigen Erfahrung im Resozialisieren von Gefahrhunden heraus. Es ist meine persönliche Einschätzung, soweit ich das aus der Ferne sagen kann, die natürlich nicht stimmen muss, die ich Dir aber gerne begründen werde. Ich formuliere bei der "Faktensammlung" erstmal bewusst neutral, sage auch nur "der Interessent", weil ich das möglichst objektiv anschauen will.
Was wissen wir über den Hund:
- unsicher
- zwei Beißvorfälle in der Vergangenheit
- DSH-typsich lernbegeistert, bewegungsfreudig
- bindet sich nach Eingewöhnung sehr stark an einen Menschen
- kommt mit Kindern gar nicht klar
- sucht eine Einzelperson
- Haus mit gesichertem Garten wäre von VorteilWas wissen wir über den möglichen, zukünftigen Besitzer:
- männlich, 25 Jahre alt, Student
- intaktes soziales Umfeld, Eltern, Freunde
- ab und zu mal einen Tag außer Haus
- sportlich und bewegungsfreudig
- etwas Erfahrung als Gassigänger im Umgang auch mit schwierigen Hunden
- teilweise angewiesen auf öffentliche VerkehrsmittelWo sind die Gemeinsamkeiten, wo könnte es schwierig werden:
Toll ist:
- Interessent ist sportlich und sorgt für ausreichend körperliche Auslastung für den Hund
- Interessent arbeitet mit dem Hund, ist also nicht voreingenommen bezüglich der Beißvorfälle, und sorgt auch für geistige Auslastung
Konfliktpotential ist vorhanden:
- Hund braucht zwingend eine einzige Bezugsperson ohne viel "Publikumsverkehr", Interessent möchte den Hund häufiger zu Freunden und Familie mitnehmen, auch mal fremdbetreuen lassen
- mit 25 Jahren ist beim Interessenten innerhalb der nächsten 10 Jahre Nachwuchs durchaus denkbar, Hund kommt mit Kindern nicht klar
- aktuelle Wohnsituation des Interessenten und Bedürfnis nach Abstand zu anderen Menschen beim Hund
- Unsicherheit gepaart mit Stress bei Fremden und Beißvorfällen vs. gelegentliche Benutzung von öffentlichen VerkehrsmittelnJetzt schau ich mir an, was ein Hund, egal welcher, braucht, um stabil durchs Leben gehen zu können:
- gemeinsame Bewegung
- geistige Beschäftigung
- Regeln und Grenzen
- Ruhe
- Sicherheit und Verlässlichkeit
- Zuneigung
Das sind lauter Säulen, auf die ein gesundes "Hundelebengebäude" aufgebaut ist. Manchmal bricht bei einer ungünstigen Hundehaltung eine (oder sogar mehrere) dieser Säulen weg. Was passiert: manche Hunde verpacken das irgendwie, andere werden verhaltensauffällig.Nun zu genau diesem Hund. Welche Säulen waren weggefallen zu dem Zeitpunkt als er gebissen hat? Über Bewegung und Beschäftigung in der Zeit wissen wir nichts. Es fehlte:
- Ruhe (Kinder lärmen, schmeißen mit Plastikflaschen, usw)
- Regeln und Grenzen (Hund verteidigt die Ressource Frauchen gegenüber Herrchen)
- Sicherheit und Verlässlichkeit (sonst hätte er sein unsicheres Verhalten nie aufbauen müssen)Ok. Wie sieht es also aus, wo liegen die besonderen Stärken im vielleicht neuen Zuhause, wo die Schwächen?
die Stärken:
- gemeinsame Bewegung
- geistige Beschäftigung
- Zuneigung
- Regeln und Grenzen
die Schwächen:
- Ruhe (Freunde + Familie, gelegentliche Fremdbetreuung, evtl. irgendwann Kinder, Wohnsituation)
- Sicherheit und Verlässlichkeit (Interessent wird den Hund einfach aufgrund der Lebenssituation manchmal in Situationen bringen, die aus Hundesicht diese Verlässlichkeit untergraben, ihm die Sicherheit nehmen. Z.B. Fahrt (auch nur gelegentlich) in öffentlichen Verkehrsmitteln, Freunde (evtl irgendwann mit Kindern) + Familie, usw)Ab jetzt rede ich nicht mehr nur allgemein vom Interessenten, jetzt kommt meine Einschätzung dazu:
Das Ding ist, ausgerechnet die Säulen, die der Hund zwingend braucht, bei deren Wegfall er nämlich früher auffällig geworden ist, sind in Deinem Alltag auch nicht unbedingt an diesen Hund angepasst. Alles andere ist ok, aber reicht das? Bei einem Hund, der aus genau diesen Gründen bereits verhaltensauffällig geworden ist, würde ich sagen nein.
Deine Fragen waren:
Nein, er wird nicht menschenfreundlicher werden. Er kann lernen, Menschenbegegnungen Dir zu überlassen, aber dazu braucht er Dich als kontinuierlichen, zuverlässigen Menschen - Tag für Tag. Eine auch nur gelegentliche Fremdbetreuung sollte da nicht in Frage kommen müssen.Frag Dich, ob der Hund, so wie er jetzt gerade ist, in den kommenden 10 Jahren in Deinen Alltag passt, auf alles andere (ändert sich der Hund vielleicht noch) darfst Du dem Hund zuliebe ein Zusammenleben nicht aufbauen.
Donnerwetter, selten einen so tollen objektiv-analytischen Forenbeitrag hier gelesen *Respekt*@TE
ich hoffe, Du weißt es zu schätzen, welche Mühe sich die Leute hier geben, bisher kam da ja von Dir noch nicht gerade viel an Anerkennung. -
Ich bin ja zu 100% für Hunde aus dem TS und auch Problemhunde sind für mich kein Ding. Ich habe selbst einen Schäferhund-Jagdterrier-Mix, der sehr stark beschützt. Ich kann ihn überall mitnehmen, aber seine Zurückhaltung Fremden ggü. ist mit seiner Aufnahme in unsere Familie um den Faktor 10 gestiegen. Er möchte bei uns sein, ich bin die Bezugsperson und er geht allen anderen aus dem Weg. Da wird auch schon mal geknurrt. Generell ist das für uns kein Problem, weil wir unser Leben auf die Eigenarten unserer Hunde zugeschnitten haben. Was bei uns allerdings nicht gehen würde, wäre eine Fremdbetreuung außerhalb der Familie. Nur als Beispiel: Ich war jetzt eine Woche auf Klassenfahrt, mein Mann konnte 2x mittags nicht weg von der Arbeit. Am ersten Tag sind beide Hunde problemlos mit der bekannten Nachbarin spazieren gegangen, haben sie bereits an der Tür begrüßt. Gestern bekam Paco dann allerdings seinen Rappel. Die Nachbarin kam, als beide schliefen - Paco hat sofort das Knurren angefangen, sich vor unsere Hündin gestellt und klar gezeigt, dass sie nicht mit spazieren gehen werden. Die Nachbarin ist dann wieder gegangen und die Hunde haben eben 12 Stunden eingehalten. Ergo, wäre eine regelmäßige Fremdbetreuung bei unserem Hund gar nicht möglich, da sein Verhalten manchmal etwas schräg ist. Er beißt nicht - selbst nicht, als er gebissen wurde. Aber er zeigt ganz klar, dass was er von fremden Menschen (und Hunden) hält, wenn er seine Ruhe haben möchte oder unerwartet mit diesen konfrontiert wird.
BTW: Kinder sind für unsere beiden das größte Unheil auf Erden.
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Zitat
Was wissen wir über den Hund:
- unsicher
- zwei Beißvorfälle in der Vergangenheit
- DSH-typsich lernbegeistert, bewegungsfreudig
- bindet sich nach Eingewöhnung sehr stark an einen Menschen
- kommt mit Kindern gar nicht klar
- sucht eine Einzelperson
- Haus mit gesichertem Garten wäre von VorteilWas wissen wir über den möglichen, zukünftigen Besitzer:
- männlich, 25 Jahre alt, StudentFrag Dich, ob der Hund, so wie er jetzt gerade ist, in den kommenden 10 Jahren in Deinen Alltag passt, auf alles andere (ändert sich der Hund vielleicht noch) darfst Du dem Hund zuliebe ein Zusammenleben nicht aufbauen.
Klasse Beitrag, Rotbuche
Ich lese die ganze Zeit hier mit und frage mich, wie das Leben mit dem Hund nach dem Studium aussehen soll?
Schätzungsweise wirst du dann arbeiten müssen, da man sich heute nicht grundsätzlich die Jobs aussuchen kann, besteht die Möglichkeit, dass du vielleicht sogar mehr als acht Stunden am Tag arbeiten musst + Fahrtzeiten, Einkäufe, Termine, Freizeit ohne Hund....
So wie dieser Hund beschrieben wird, scheint es kein Kandidat für die Dauer-Fremdbetreuung zu sein.
Eine Art "Tagesstätte" wird wohl nicht geeigent, es müsste schon eine sehr hundeerfahrene Einzelperson sein, die sich mit Problemverhalten und Sicherheit geben auskennt, sowie diese auch gewährleisten können!
Findest du sie überall, an jeder Ecke, in jeder Stadt, wenn du arbeiten gehst oder vielleicht auch wegen eines Jobs umziehen musst?
Auch das muss bei der Anschaffung eines nicht unproblematischen Hundes bedacht werden, das ist kein Hund, der von Person A zu Person B, zwecks Betreuung, gebracht werden kann.
Eine Wohnungssuche mit Hund gestaltet sich heutzutage auch nicht immer einfach, abgesehen davon, kann selbst der Weg durch das Treppenhaus schon Stress für dich und den Hund bedeuten, wenn euch Mitbewohner des Hauses begegnen.Viele Grüße!
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Zitat
Donnerwetter, selten einen so tollen objektiv-analytischen Forenbeitrag hier gelesen *Respekt*@TE
ich hoffe, Du weißt es zu schätzen, welche Mühe sich die Leute hier geben, bisher kam da ja von Dir noch nicht gerade viel an Anerkennung.Also langsam hörts auf.... Ich habe mich doch schon 10 mal bedankt. Ich bin dankbar für die Hilfe und auch für die Mühe die sich hier die Leute machen. Was erwartest du denn von mir jetzt ? Mehr als Danke kann ich nicht sagen und das ich es zu schätzen weiß versteht sich von selber, sonst wäre ich nicht hier. Also nochmal für alle die Aktiv und konstruktiv an dem Beitrag hier teilnehmen DANKE
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Mal eine ganz andere Frage, hast Du dir schon überlegt, wie Du den Hund und deine Freunde unter einen Hut bringst? Stelle ich mir nämlich ehrlich gesagt, auch nicht allzu einfach vor, wenn Mitnehmen als Option wegfällt.
Ja, ich versuche schon hin und wieder 1-2 auch mal 3 Freunde mitzunehmen wenn es Zeitlich einzurichten ist. Auch weil es für ihn ja Fremde Menschen sind und ich auch sehen wollte wie er reagiert wenn er sie ganz Sanft (also nur Schnuppern) kennenlernt. Bei allen war es bis jetzt der Fall das er geschnuppert hat und sich dann zu dem jenigen gedreht hat, Streicheln war dann kein Problem. Das hat mir auch auf jedenfall Mut gemacht.
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Um weitere Emotionen in der Diskussion zu vermeiden, habe ich nochmal ganz von vorne angefangen, Deinen (Lars) ersten Beitrag gelesen, und mir den Hund und seine Beschreibung auf der Tierheimseite angeschaut (ich vermute stark, dass es dieser ist).
Was ich Dir dazu schreibe, schreibe ich aus meiner mehrjährigen Erfahrung im Resozialisieren von Gefahrhunden heraus. Es ist meine persönliche Einschätzung, soweit ich das aus der Ferne sagen kann, die natürlich nicht stimmen muss, die ich Dir aber gerne begründen werde. Ich formuliere bei der "Faktensammlung" erstmal bewusst neutral, sage auch nur "der Interessent", weil ich das möglichst objektiv anschauen will.
Was wissen wir über den Hund:
- unsicher
- zwei Beißvorfälle in der Vergangenheit
- DSH-typsich lernbegeistert, bewegungsfreudig
- bindet sich nach Eingewöhnung sehr stark an einen Menschen
- kommt mit Kindern gar nicht klar
- sucht eine Einzelperson
- Haus mit gesichertem Garten wäre von VorteilWas wissen wir über den möglichen, zukünftigen Besitzer:
- männlich, 25 Jahre alt, Student
- intaktes soziales Umfeld, Eltern, Freunde
- ab und zu mal einen Tag außer Haus
- sportlich und bewegungsfreudig
- etwas Erfahrung als Gassigänger im Umgang auch mit schwierigen Hunden
- teilweise angewiesen auf öffentliche VerkehrsmittelWo sind die Gemeinsamkeiten, wo könnte es schwierig werden:
Toll ist:
- Interessent ist sportlich und sorgt für ausreichend körperliche Auslastung für den Hund
- Interessent arbeitet mit dem Hund, ist also nicht voreingenommen bezüglich der Beißvorfälle, und sorgt auch für geistige Auslastung
Konfliktpotential ist vorhanden:
- Hund braucht zwingend eine einzige Bezugsperson ohne viel "Publikumsverkehr", Interessent möchte den Hund häufiger zu Freunden und Familie mitnehmen, auch mal fremdbetreuen lassen
- mit 25 Jahren ist beim Interessenten innerhalb der nächsten 10 Jahre Nachwuchs durchaus denkbar, Hund kommt mit Kindern nicht klar
- aktuelle Wohnsituation des Interessenten und Bedürfnis nach Abstand zu anderen Menschen beim Hund
- Unsicherheit gepaart mit Stress bei Fremden und Beißvorfällen vs. gelegentliche Benutzung von öffentlichen VerkehrsmittelnJetzt schau ich mir an, was ein Hund, egal welcher, braucht, um stabil durchs Leben gehen zu können:
- gemeinsame Bewegung
- geistige Beschäftigung
- Regeln und Grenzen
- Ruhe
- Sicherheit und Verlässlichkeit
- Zuneigung
Das sind lauter Säulen, auf die ein gesundes "Hundelebengebäude" aufgebaut ist. Manchmal bricht bei einer ungünstigen Hundehaltung eine (oder sogar mehrere) dieser Säulen weg. Was passiert: manche Hunde verpacken das irgendwie, andere werden verhaltensauffällig.Nun zu genau diesem Hund. Welche Säulen waren weggefallen zu dem Zeitpunkt als er gebissen hat? Über Bewegung und Beschäftigung in der Zeit wissen wir nichts. Es fehlte:
- Ruhe (Kinder lärmen, schmeißen mit Plastikflaschen, usw)
- Regeln und Grenzen (Hund verteidigt die Ressource Frauchen gegenüber Herrchen)
- Sicherheit und Verlässlichkeit (sonst hätte er sein unsicheres Verhalten nie aufbauen müssen)Ok. Wie sieht es also aus, wo liegen die besonderen Stärken im vielleicht neuen Zuhause, wo die Schwächen?
die Stärken:
- gemeinsame Bewegung
- geistige Beschäftigung
- Zuneigung
- Regeln und Grenzen
die Schwächen:
- Ruhe (Freunde + Familie, gelegentliche Fremdbetreuung, evtl. irgendwann Kinder, Wohnsituation)
- Sicherheit und Verlässlichkeit (Interessent wird den Hund einfach aufgrund der Lebenssituation manchmal in Situationen bringen, die aus Hundesicht diese Verlässlichkeit untergraben, ihm die Sicherheit nehmen. Z.B. Fahrt (auch nur gelegentlich) in öffentlichen Verkehrsmitteln, Freunde (evtl irgendwann mit Kindern) + Familie, usw)Ab jetzt rede ich nicht mehr nur allgemein vom Interessenten, jetzt kommt meine Einschätzung dazu:
Das Ding ist, ausgerechnet die Säulen, die der Hund zwingend braucht, bei deren Wegfall er nämlich früher auffällig geworden ist, sind in Deinem Alltag auch nicht unbedingt an diesen Hund angepasst. Alles andere ist ok, aber reicht das? Bei einem Hund, der aus genau diesen Gründen bereits verhaltensauffällig geworden ist, würde ich sagen nein.
Deine Fragen waren:
Nein, er wird nicht menschenfreundlicher werden. Er kann lernen, Menschenbegegnungen Dir zu überlassen, aber dazu braucht er Dich als kontinuierlichen, zuverlässigen Menschen - Tag für Tag. Eine auch nur gelegentliche Fremdbetreuung sollte da nicht in Frage kommen müssen.Frag Dich, ob der Hund, so wie er jetzt gerade ist, in den kommenden 10 Jahren in Deinen Alltag passt, auf alles andere (ändert sich der Hund vielleicht noch) darfst Du dem Hund zuliebe ein Zusammenleben nicht aufbauen.
Hallo Rotbuche!
Vielen Dank für deinen Beitrag. Sehr gut und verständlich geschrieben. Also um mal darauf einzugehen: das mit dem Fremdbetreuen war nicht als Regelmäßige Aktion/vorhaben gemeint. Aber wenn man sich einen Hund zulegt MUSS man doch mal überlegen wie das wäre WENN es dazu kommen müsste, kann ja alles passieren, wer weiß? Deshalb habe ich gefragt. Im Grunde genommen sollte es soweit nicht kommen. Da ich schon Jahre nicht im Urlaub war, weiß ich auch das ich darauf verzichten kann. Du hast natürlich Recht, ich kann nicht alle Kriterien erfüllen, jedoch versuche es es sogut es geht. Es hört sich vllt. blöd an, aber wer kann schon all diese Kriterien erfüllen ? Und was ist wenn jemand der all diese Kriterien erfüllen kann ihn nicht haben möchte ? Ich mache es aus einem guten Gewissen, das ich weiß ich werde ihm ein so gut wie mögliches Umfeld schaffen.
Auch öff. Verkehrsmittel wären keine Regelmäßigkeit, aber ich muss natürlich davon ausgehen das ich den Rest des Studiums kein Auto haben werde, und evtl. ihn mal mitnehmen muss. Jetzt werden viele hier wieder sagen ich Rede mir das schön, aber es ist nun so, werde da jetzt auch nichts schlechter dran reden damit es sich besser anhört.
Du hast in jedem Fall recht das ich nicht alle Kriterien erfülle, wobei ich mich derzeit noch nicht für eine Wohnung entschieden habe. Es gibt Möglichkeiten ein wenig Außerorts zu wohnen...
Noch ist ja nichts entschieden. Ich wäge gerade selber die Vor- und Nachteile ab und natürlich möchte ich von den Erfahrungen der User hier profitieren.
Bevor der Hund entgültig zu mir kommt werden eh noch 1-2 Probetage und auch mal ein Probewochenende gemacht. Auch wenn der Hund sein Wesen in der Zeit nicht frei entfalten wird, so glaube ich schonmal sehen zu können wie der Hund in meinen Alltag passen würde.Nochmals vielen Dank für deinen Beitrag.
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Zitat
Klasse Beitrag, Rotbuche
Ich lese die ganze Zeit hier mit und frage mich, wie das Leben mit dem Hund nach dem Studium aussehen soll?
Schätzungsweise wirst du dann arbeiten müssen, da man sich heute nicht grundsätzlich die Jobs aussuchen kann, besteht die Möglichkeit, dass du vielleicht sogar mehr als acht Stunden am Tag arbeiten musst + Fahrtzeiten, Einkäufe, Termine, Freizeit ohne Hund....
So wie dieser Hund beschrieben wird, scheint es kein Kandidat für die Dauer-Fremdbetreuung zu sein.
Eine Art "Tagesstätte" wird wohl nicht geeigent, es müsste schon eine sehr hundeerfahrene Einzelperson sein, die sich mit Problemverhalten und Sicherheit geben auskennt, sowie diese auch gewährleisten können!
Findest du sie überall, an jeder Ecke, in jeder Stadt, wenn du arbeiten gehst oder vielleicht auch wegen eines Jobs umziehen musst?
Auch das muss bei der Anschaffung eines nicht unproblematischen Hundes bedacht werden, das ist kein Hund, der von Person A zu Person B, zwecks Betreuung, gebracht werden kann.
Eine Wohnungssuche mit Hund gestaltet sich heutzutage auch nicht immer einfach, abgesehen davon, kann selbst der Weg durch das Treppenhaus schon Stress für dich und den Hund bedeuten, wenn euch Mitbewohner des Hauses begegnen.Viele Grüße!
Hallo Themis,
ja auch an sowas habe ich gedacht. Ohne jetzt weiter auf mein Studium und meine Private Situation eingehen zu wollen kann ich mit hoher Sicherheit sagen das genug Zeit für den Hund da sein wird. Im Tierheim hat er aber auch mehrere "Bezugspersonen" er kann auch mal mit anderen Leuten Gassi gehen, das ist doch eigentlich ein Zeichen dafür das er das evtl. später auch mal kann oder nicht ? Ich werde auf jedenfall weiter mit der Hundetrainerin arbeiten und alles abwägen. Auch wenn hier oft gegen mich geschossen wird weil es mir nicht gefällt wie man mich hier darstellen möchte. Am Ende geht es um den Hund, und auch ich will nur das Beste für so einen Hund, der in seinem kurzen leben schon viel erlebt hat.
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Was sagt denn die Trainerin? Die muesste es ja besser beurteilen koennen als wir hier aus der Ferne.
Ich gebe nochmal zu bedenken, dass ein TH-Aufenthalt fuer einen Hund immer eine Ausnahmesituation darstellt. D.h. sein Verhalten kann u.U. ganz anders sein, wenn er erstmal angekommen ist und der Stress weg ist. Das kann pos. oder auch neg. sein.
Unser Aussie aus dem TH wurde immer als supergutmuetig dargestellt. Ist er auch, aber er hat eine gewaltige Portion Schutztrieb, der gelenkt sein will. Im TH hat er das nicht gezeigt. Er war dort nicht zuhause und hatte ergo auch nix zu schuetzen.
Was ich damit sagen will: Verhaltensauffaelligkeiten treten oft erst auf , wenn der Hund sich sicher fuehlt. Darauf solltest Du auch gefasst sein.vom Handy.......
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