Alpharolle, Alphawurf, Nackengriff und Schnauzgriff
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Wer so wenig Ahnung von hündischem Verhalten hat, dass er glaubt, ein Nackengriff oder ein Alphawurf sei irgendwie "artgerecht", dem gehört nicht nur ne Anzeige an den Hals, der sollte keine Hunde kriegen.
Es wird in diesen Diskussionen immer wieder willkürlich durcheinander geworfen
- körperliche Einwirkung auf den Hund generell
- besagte Praktiken
- Einwirkung vs. positives RauskonditionierenWarum?
Darum geht es nicht. Es geht einzig um die Frage, ob pseudo-artgerechte Gewalteinwirkung auf den Hund Platz in der modernen Hundeerziehung und -ausbildung haben kann und soll. Und da antworte ich ganz klar: Nein.
Zum einen nicht, weil 8 von 10 Leuten, die es anwenden, das auf Basis einer Dominanztheorie tun, die Bullshit ist. Meint, desto weniger Ahnung desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass solche Methoden genutzt werden und umso geringer die Wahrscheinlichkeit, dass die auch nur im Ansatz situativ angemessen genutzt werden, sofern das grundsätzlich möglich ist.
Einen Hund im Nacken packen und schütteln ist einfach keine simple körperliche Einwirkung.
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Hi
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Zitat
Es geht einzig um die Frage, ob pseudo-artgerechte Gewalteinwirkung auf den Hund Platz in der modernen Hundeerziehung und -ausbildung haben kann und soll. Und da antworte ich ganz klar: Nein.Das ist genau meine Meinung und hat wirklich nichts mit körperlicher Einwirkung im Sinne positive Strafe zu tun.
Zitat
Alles was nicht ausdrücklich verboten wird, ist erlaubt.Und getreu dieses Mottos lebe ich mit meinen Hunden.
Ich bin wahrlich kein Wattebauschwerfer, aber auch nicht der Hardliner, der im Kasernenton und Körpereinsatz seine Garde befehligt und dennoch gibt es beides.
Ich mache mich für meinen pubertären Otto zum Stenz, flöte "Otto, komm komm, komm schneeeeell", wenn er sich auf den Weg auf und davon machen will.
Ich brülle "verdammt nochmal, Arthos, beweg dich hierher" dem 8 jährigen hinterher, wenn er nach der zweiten netten Aufforderung keine Anstalten macht, sich zu mir zu bewegen.
Und ich kralle mich in Woodys Fell oder buffe ihn in die Rippen, wenn er mir (wieder einmal) zum Wasser abhauen will, nicht auf Hör- und Sichtzeichen reagiert. Der Kerl ist 5 J. alt und weiß genau was ich will bzw. nicht will. Aber ein Bad im Fluß wäre halt wunderbar selbstbelohnend.Unbillige Härte oder zu weich? Nein, ich finde angemessen dem Alter, dem Ausbildungsstand und zum jeweiligen Charakter meiner Hunde passend. Vertrauensverlust kann ich nicht erkennen, ganz im Gegenteil, meine Hunde gehen mit mir durch alle Situationen entspannt und gelassen.
Gaby und ihre schweren Jungs
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Danke, Gaby. Eine tolle Antwort.
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Hallo, ich hoffe das es okay ist wenn ich den Thread wieder hochhole.
Ich gucke mir manchmal im TV Sendungen an, wo es um das Thema Hund geht. Kürzlich war es eine Welpensendung mit einem bekannten Hundetrainer "MR" wo von dessen Co-Trainern der "Schnauzgriff" für zwickende, knabbernde Welpen als Erziehungsmethode für die jeweiligen Besitzer gelehrt wurde. Der Welpe fiepte, als der Trainer den "Schnauzgriff" anwendete. Laut trainer wäre der Hund dabei nur erschrocken. Ich bin sicher kein Experte, rein von der Empathie dachte ich mir dass für manchen un-vorbelasteten Welpe, der nicht aus Aggression gebissen hat sondern im Spiel in die Hände knabbert, vielleicht auch so ein "Schreck" schon eine emotionale Belastung sein kann.
Auf einer Webseite hatte ich gelesen, dass ein erwachsener Hund gegenüber einem aufmüpfigen anderen Hund eher "androhen" würde. Beschrieben wurde u.a. das Hochziehen der Lefzen oder auch "in die Luft schnappen" (ohne den Gegenüber zu erwischen) um dem Gegenüber zu singalisieren, "du gehst mir gerade auf den Keks, lass das". So etwas sah man auch in einer Situation, wo die Züchterin mit der Mutterhündin bei dem Welpe und den Besitzern zu Besuch war. Der Welpe ging der Mutter auf den Keks und war ihr zu aufdringlich, die Mutterhündin schnappte in Richtung des Welpen aber nur in die Luft. Keine Sekunde später hatte hatte der Welpe das verstanden und lag freiwillig auf dem Rücken.
So kam ich von einem Begriff zum anderen und war erst Mal überfordert über die extrem unterschiedlichen Meinungen, manche Webseiten haben das Eine geraten und das schön geredet, andere haben das selbe verteufelt und als Tierquälerei beschimpft. Wirklich rein sachliche und objektive/neutrale Informationen zu dem Thema fand ich gar nicht. In der genannten Sendung wurde z.B. auch gesagt, es wäre lächerlich den Hund anzuknurren. Der Hund würde das gar nicht verstehen. Auf manchen Seiten wurde widerum das genaue Gegenteil behauptet. Ein unerfahrener oder fehl-erfahrener Hundehalter scheint kaum die Möglichkeit zu haben sich richtig informieren zu können.
Auch auf die Gefahr hin, das ich mich vielleicht in die Nesseln setze möchte ich meine bisherige Sichtweise dazu mitteilen.
Grundsätzlich bin ich gegen Gewalt, egal ob Hund oder Mensch. Aber ich tue mich auch schwer damit, alles pauschal zu sehen. Also sowohl bestimmte Dinge pauschal abzulehnen, wie auch bestimmte Dinge pauschal toll zu finden. Der Mensch ist kein Hund, wir sprechen deren Sprache weder intuitiv noch haben wir dieselben körperlichen Gegebenheiten. Trotzdem brauchen wir Möglichkeiten, sich gegenseitig zu verständigen. Ich finde, dass es keine pauschale Antwort auf die Frage "was ist richtig und was ist falsch" in der Kommunikation mit Hunden gibt. Ich würde das von vielen Faktoren abhängig machen, u.a. dem Charakter des Hundes und der jeweiligen Situation.
Ich hatte gestern eine Situation, wo ich mit meinen beiden (angeleint) außerorts spazieren war und ein kleiner größenwahnsinniger Mischling (unangeleint) auf meine beiden zuging und Herrchen (weiter entfernt) das nicht mitbekam. Der kleine Mischling ging widerholt auf meine beiden los, ohne das meine sich verteidigten. Sie waren angeleint und konnten nur begrenzt ausweichen. Versuche auf den Hund einzuwirken, verbal oder mich vor ihn stellen, interessierten ihn nicht. Meinen 2 passierte scheinbar nichts, aber ich wollte auch nicht warten bis sie sich wehren denn ich muss dann dümmstenfalls beweisen dass meine Hunde sich nach langer Provokation nur gewehrt hatten. So nahm ich die Leinen in die eine Hand und hielt den Hund mit der anderen Hand an der Nackenhaut. Ohne zu ziehen oder gar zu schütteln, nur um ihn von meinen trennen zu können. Der betreffende Hund unterbrach dadurch direkt sein Verhalten und blieb wie angewurzelt stehen, sodass Herrchen ihn einsammeln konnte. Hebe ich den Hund stattdessen am Geschirr, sehe ich die Möglichkeit dass der Hund eher in meine Hand beißen könnte wenn er wollte.
In einer anderen Situation musste ich bei meinem großen die Nackenfalte nehmen. Er war wegen eines fast-Vorfalls mit Geschirr und Halti unterwegs (richtig angewendet, wirklich!) Uns entgegen kam ein fremder Hund, mein großer war schon auf halbacht Stellung. Wir gingen auf die Seite und ich ließ ihn absitzen weil er dann ruhiger ist, als wenn er an einem Hund der ihn aufregt direkt vorbei muss. Der Mann kam mit seinem Hund aber zu uns hin und mein großer ist fast ausgeflippt. Der Mann ist dann zwar mit seinem Hund weiter, aber bevor mein großer sich am Halti aufhing (die Leine war locker) nahm ich (zusätzlich zum eigentlichen Halten am Geschirr) seine Nackenfalte, weil er in dem Moment wirklich nicht anders aus der starken Überregung rauszubringen war. Ich zog auch nicht oder schüttelte erst Recht nicht, es reichte schon die Nackenhaut locker zu nehmen das er sein Verhalten abbrach. Das war auch nicht als Erziehungs-Zweck gedacht.
Das sehe ich als seltene Ausnahmen, auch nichts worauf ich stolz wäre, aber es weicht trotzdem von "ein Nackengriff geht gar nicht das ist Tierquälerei" ab.
Auch sehe ich es nicht so, dass man einem aggressiven Hund immer pauschal mit Dominanz oder Härte entgegekommen müsste. Unsicherheit oder Überforderung kann beim Hund auch zu beklopptem Verhalten führen. Genau so kann es (rein mein Eindruck) sein, dass ein Hund vom Verhalten mal so extrem neben der Spur ist, das "Wattebäuschchen werfen" (übertrieben gesagt) in der Situation X weder dem Hund nutzt, noch die Situation bessert. Sondern in seltenen Ausnahmen, auch abhängig vom Hund, wirklich auch mal eine etwas gröbere Schranke nötig ist. Auch wenn das vielleicht im Alltag nur 0,0001% wären, aber deshalb würde ich es nicht pauschal verteufeln/ablehnen.
Zu lasch sein kann meines Wissens für einen Hund genau so ein Problem sein, wie zu grob. Weshalb ich persönlich so etwas lieber von der jeweiligen Situation abhängig mache. Zum Teil vielleicht genau so vom jeweiligen Halter, weil nicht jeder Halter in Sachen Timing, Konsequenz, Deutlichkeit und Selbstbewusstsein/Emotionsregulierung gleich gut sein wird. Da sollten dann auch Hund+Herrchen zusammen passen. Ich unterschreibe das aber, das z.B. das Halten an der Nackenfallte keine selbstverständliche Erziehungsmethode ist. Weder selbstverständlich, noch als Erziehungsmethode. Wenn man den Hund körperlich meint unterwerfen zu müssen, wobei mir das unter Hunden bisher nicht auf die Art bekannt ist das ein Hund den anderen zu Boden zieht, oder auch beim Halten der Nackenfalte, sehe ich die Möglichkeit dass der Hund sich verteidigt. Und wenn es im Reflex aus Todesangst ist, was ich verständlich fände. Wenn es dazu kommt, sollte man dann auch diese Situation händeln können.
Aber wenn andererseits immer von artgerecht die Rede ist, schließt das nach meiner Ansicht in seltenen Begründeten Situationen auch mal eine etwas gröbere Maßregelung nicht aus. Eben auch im Rahmen der Verhältnismäßigkeit. Hunde maßregeln sich untereinander auch nicht ganz selbstverständlich grob körperlich, aber in begründeten Ausnahmen kann das unter Hunden auch mal vorkommen, zumindest ist es nicht völlig ausgeschlossen. Nur dass, so meine Sicht, im Gegensatz zum Mensch der Hund das mit der Verhältnismäßigkeit (wann ist welche Reaktion in welcher Intensität wem gegenüber angebracht) scheinbar einfach besser drauf hat.
Ich hoffe, dass ich mich vorsichtig genug ausgedrückt habe und nichts missverstanden wurde. Falls doch erkläre ich mich gerne, wie ich etwas meinte.
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Die Situationen, die du beschreibst, sind reines Management und meiner Meinung nach ist das was ganz Anderes als Nackengriffe zu Erziehungszwecken zu verwenden. Auch ich hab in unvorhersehbaren Momenten und Notfällen schon Dinge getan, die ich nie als Erziehungsmittel anwenden würde. Hund im Nacken- oder Rückenfell festhalten, in mein Bein rein laufen lassen, mit Wurfschellen auf Abstand halten oder die Leine ins Gesicht hauen, bevor sie sich auf meine stürzen, meine eigenen im Nacken- oder Rückenfell festhalten, wenn sie aus dem Halsband schlüpfen... Da hab ich im Notfall keine Skrupel, aber gezielt in der Erziehung einsetzen würde ich solche Methoden nie.
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Wenn irgendwelche Hunde angeschissen kommen und meinen uns dermaßen belästigen zu müssen wie du es grad beschrieben hast hab ich auch überhaupt keine Hemmungen grob zu werden, wenn ichs nicht schaffe sie uns mit Körper und Stimme vom Leib zu halten. Ich hab sie ja vorher gewarnt...
Oder wenn meine Hunde im Begriff wären z.B. was giftiges zu fressen, dann würd ich auch in die Seite puffen.
Da geht dann die Sicherheit meiner Babys vor.
Der Schnauzgriff ist ja unter Hunden auch eigentlich noch keine richtige körperliche Maßregleung. Mir hat man es mal so erklärt, dass die Mutter die Schnauze dabei ohne Druck umschließt und das im Prinzip die letzte Warnung vor nem richtigen Donnerwetter ist. Kann also schon sein, dass der Welpe da aufjault, wenn er zart besaitet ist, weil er merkt dass der Spaß jetzt endgültig vorbei ist. Gibt ja auch Kinder die fangen an zu heulen wenn man mit ihnen schimpft.
Viele Menschen verwenden das aber leider ganz verkehrt. Also 1. mit Druck, 2. auch bei Hunden die dafür schon zu alt sind und das dann absolut gar nix mehr bringt und 3. passt der Rest der Körpersprache oft nicht dazu. Also das ist so ne Sache die ich als Mensch lieber lassen würde.
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