Terrieristen

  • Der Durchbruch kam als sie nur noch hinter, max. neben mir laufen durfte. Ab da hat sie sich an mir orientiert und das Jagdverhalten hatte ich so auch im Griff und ich konnte sogar unangeleint mit ihr an herumhüpfenden Feldhasen vorbei gehen. Sie konnte fast überall frei laufen und blieb auch so immer in meiner Nähe.

    Das funktioniert bei Felix auch. Gerade wenn ich mit den Pferden und ihm unterwegs bin, muss er hinter uns bleiben. Da läuft er aber wie ein Häuflein Elend. Er findet das so richtig bescheiden und auf seiner Stirn steht: "Beim nächsten Mal bleib ich daheim."
    Ihm fehlt dann das

    Von meinen Hündinnen hast du in Felix' Alter teilweise wirklich nur noch einen weißen Kondensstreifen gesehen, wenn die richtig abgingen - und das brauchten die einfach regelmäßig zum Glücklichsein.

    Was ich aber eben am schwierigsten finde, sind Situationen, wo wir anhalten. Mal was im Rucksack suchen, Pferd das Halfter runter machen, einem Kind die Nase putzen usw. - schwupps - der Hund ist weg.
    Letztes Jahr bei einer Fahrradtour ist ein Kind gestürzt. Ich musste mich dann natürlich um den Nachwuchs kümmern - und der Hund war weg. Kam nach 20 Minuten, stinkend weil voller Kuhschei** zurück nach längerem Rufen. Und das bekomme ich nicht aus ihm raus. Solche Gelegenheiten werden genutzt. Gnadenlos.
    Meine Staffi-Hündin hätte dem gestürzten Kind die Hand gehalten und geholfen aufzuräumen. :D

    Bei mir hört er ja wenigstens meistens, solange ich ihn im Blick hab. Bei meinem Mann beim Joggen sind ihm auch alle Würstchen wurscht und er geht stiften. :fear:

    • Neu

    Hi


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    • Also dass du einfach jegliche Beschäftigung und Bestätigung an ihn, jede Rückmeldung komplett lässt. Du bist quasi wie eine Boje, die ständig den Standort durchpiepst.

      Dann sieht er das als Freifahrtschein. Er würde Gassi gehen - stundenlang.
      Haben wir ausprobiert - zum Teil unfreiwillig. :verzweifelt:

    • Wenn er sich bei sowas einfach aus dem Staub macht, dann bekäme er von mir ein "wart". Bei diesem Kommando bleibt Sina sofort stehen und geht auch erst weiter wenn ich es auflöse. Die würde nämlich sonst auch schnüffeln gehen und sich immer weiter entfernen je länger ich stehe um mir die Schuhbänder zu binden oder eine Whatsapp zu schreiben. Wenn ich nur kurz stehenbleibe schließt sie zu mir auf und bleibt dann neben mir stehen bis ich weitergehe, denn überholen darf sie mich ja nicht.
      Das klappt noch nicht 100%-ig, aber schon 90%-ig, das muss sie erst noch besser verinnerlichen, dann muss ich sie auch nicht mehr daran erinnern dass sie mich nicht überholen darf.
      So ewig lange machen wir das ja noch nicht, daher dauert das alles noch ein bisschen.
      Bei Tamy hatte es ca. 8 Monate gedauert, dann konnte ich mich zu 99% auf sie verlassen. Sie ist mir nie davongedüst und das erhoffe ich mir bei Sina auch.

    • Dann sieht er das als Freifahrtschein. Er würde Gassi gehen - stundenlang.Haben wir ausprobiert - zum Teil unfreiwillig. :verzweifelt:

      Sowas müsste sich erstmal einpendeln, das würde seine Zeit dauern.
      Jetzt benimmt er sich ja wie ein gut behüteter Studi im ersten Semester, endlich bin ich die Alten los, endlich Party ohne Aufsicht. Ausprobieren reicht da nicht, zumal du bei unfreiwilligem Ausprobieren sicher nicht die Haltung an den Tag legst, die dir Entspannung bringt...

      Ich würde da, wenn sowieso nichts in deinen Augen Abhilfe bringt und ihr schon alles versucht habt (jeder Ratschlag von unterschiedlichen Personen wurde ja schon entweder gemacht oder funktioniert nicht), tatsächlich einfach fragen, ob der Typ Hund für dich passt und du die nächsten 10 Jahre, wenn die wahren Terrier endlich bisschen ruhiger werden xD , noch so weiter machen möchtest.
      Das frage ich ganz bewusst. Ich habe mich bei der Wahl des Zweithundes auch nicht zufällig für einen ganz anderen Typ Hund entschieden, weil mir manche von Fussels Eigenschaften einfach auf den Senkel gehen, und zwar nicht selten die, wo man sagt: ja, da schlägt ganz klar der Terrier jetzt durch :pfeif:

    • (jeder Ratschlag von unterschiedlichen Personen wurde ja schon entweder gemacht oder funktioniert nicht),

      Ja, ich weiß, das klingt so - aber wir haben das wilde Tier ja nun auch schon zwei Jahre. :/

      tatsächlich einfach fragen, ob der Typ Hund für dich passt

      Das tun wir momentan ganz ernsthaft. Auch und vor allem im Sinne des Hundes. Er ist wie er ist und wäre er nicht in allem so extrem, könnte ich mit dem Terrierwahnsinn gut leben. Ist ja nicht mein erster. Aber er ist extrem (zum Glück haben mir das Experten bestätigt, sonst würde ich mich ja selbst für verrückt halten). Ich hab halt das Gefühl, ihn ständig zu verbiegen - das kann einfach nicht richtig sein.
      Zumal viele Dinge halt seit 2 Jahren immer wieder neu diskutiert werden. Jeden Tag. Vielleicht sollte er einfach so leben, wo es keinen interessiert, was er so treibt. Wo genug Platz da ist, damit er das tun kann, was er will - Stöbern, Aufscheuchen und Rennen.

      Jetzt benimmt er sich ja wie ein gut behüteter Studi im ersten Semester, endlich bin ich die Alten los, endlich Party ohne Aufsicht.

      :lachtot:

      Jaaa!

      Ausprobieren reicht da nicht, zumal du bei unfreiwilligem Ausprobieren sicher nicht die Haltung an den Tag legst, die dir Entspannung bringt...

      Ich glaube, ich trau mich das nicht - in der Stadt ist das zu gefährlich, ihn machen zu lassen. Und seit er mit fremden Rüden nicht mehr so gut kann, ist wildes Laufenlassen eben auch echt schwierig. Hier in Schottland wird mit "aggressiven" Hunden ganz schnell kurzer Prozess gemacht.

    • Wenn er sich bei sowas einfach aus dem Staub macht, dann bekäme er von mir ein "wart"

      Das hält er keine 20 Minuten durch. Höchstens angebunden. Da sitzt er.
      Aber ohne Leine ist der Drang zu gehen viel stärker als der Drang diesem Kommando zu folgen. Prioritäten und so... :ka:
      Je nach Umgebung nach 10 Sekunden (wenn er weiß, dass ich nicht mehr auf ihn achte) bis zu 5 Minuten hält er durch, dann geht er.

    • Oha, dann fehlt es aber an der Grunderziehung.

      Laut Trainerin nicht wirklich... Felix ist so eigenständig, dass es für ihn kein unendlich gültigen Kommandos gibt's. Er arbeitet mit mir - wenn er das will. Wenn er nicht will, muss ich auch mal deutlich werden. Seit ich keine Wattebäusche mehr werfe, sondern ihn auch mal anmotze, geht vieles leichter.
      Aber - er wird nie "funktionieren". Er entscheidet jedes Mal aufs neue, ob er mitmacht oder nicht.
      Wenn er für sich darin einen Vorteil sieht, tut er es. Wenn nicht, zeigt der Dir die Mittelkralle. So ist er halt.

    • Huhu @Theobroma - schade, dass es bei euch momentan so unentspannt ist.

      Vorweg:

      Wenn ich wirklich die Hoffnung hätte, dass er in 1-2 Jahren besser zu haben sein wird, würde mir das Durchhalten ja leichter fallen. Er hat schon innerhalb der letzten 12 Monate enorme Fortschritte gemacht. Früher hat er ja oft gar nicht gehört, inzwischen hört er - solange ich an ihm dran bleibe.

      Ich fand meinen so kurz nach seinem zweitem Geburtstag auch noch mal recht "interessant" - nix von wegen "mit 2 wird es besser". Jetzt ist er 3 1/2, hat noch mal einen Entwicklungssprung in Richtung Erwachsenwerden gemacht (dabei so Dinge wie Territorialverhalten entdeckt), ist aber grundsätzlich in vielen Situationen deutlich besser ansprechbar als noch vor 1 1/2 Jahren.

      Vielleicht findest du ja eine Person, die Felix einfach ab und an nimmt. Oder eben doch die Option mit Daycare. Vom Alter her ist es ja kein Problem mehr zu kastrieren, das war für die meisten bei der Diskussion das Hauptargument. Entgegen der rosaroten Herzchenwelt, in der so manche Menschen leben, tut anderen eine regelmäßige Auszeit ganz gut.
      Vielleicht bekommst du dann wieder einen anderen Blick dafür.

      Das waren auch die Gedanken, die mir beim Lesen kamen: Ihr scheint ja vor der Überlegung zu stehen, ob er nicht anderswo ein besseres Zuhause haben könnte. Gleichzeitig würde es euch evtl. Erleichterung bringen, wenn er kastriert wäre und entsprechend mal betreut werden könnte. Falls er in UK in ein anderes Zuhause zieht, würde er doch sehr wahrscheinlich so oder so kastriert - von daher würde ich persönlich ihn glaube ich kastrieren lassen (oder erstmal das Suprelorin-Implantat setzen lassen) und schauen, ob euch das (also die besseren Betreuungsmöglichkeiten) im Alltag Erleichterung verschafft.

      Und - hattest du nicht auch mal geschrieben, dass ihr viel bessere Sport-/Auslastungsmöglichkeiten hättet, wenn er kastriert wäre? Vom Lesen her hab ich das Gefühl, dass du und Felix eigentlich noch kein so richtiges gemeinsames Hobby gefunden habt. (Meinen Hund beim Mantrailing zu erleben hat mir z.B. sehr geholfen, ihm so manches "unkooperative" Verhalten im Alltag zu verzeihen, weil ich weiß, dass er mega-genial mit mir zusammenarbeiten kann, wenn Aufgabe und Motivation stimmen.)

      Und was mir noch als Idee kam: Ich würde vielleicht den Alltag anders strukturieren, wenn es zeitlich und organisatorisch irgendwie machbar ist: 1, 2 Stunden am Tag für den Hund, mal mehr, mal weniger, wo er entweder gezielt was arbeiten darf oder eine eigene große Gassirunde kriegt, oder sich am Strand die Seele aus dem Leib rennen und Möwen scheuchen darf.

      Und bei Familienausflügen, am Stall, etc. darf er im Auto oder zu Hause pennen, wird betreut, oder er kommt dann eben "arbeitend" an kurzer Leine mit. Ich glaube die Vorstellung vom "Mitlaufhund", wird sich einfach in den nächsten Jahren so nicht verwirklichen lassen.

      Du schreibst es ja selbst...

      Unsere Fortbewegungsgeschwindigkeiten sind einfach nicht kompatibel. Für Felix ist an der Leine gehen Arbeit unter Kommando.

      ... allein das Fortbewegungstempo das man mit kleinen Kindern hat oder auch nur mit Erwachsenen, die sich unterhalten wollen, ist ein ganz anderes, als das Grundtempo eines Terriers, das ist doch dann nur Frust auf allen Seiten, ergo hat keiner was davon, wenn er mitkommen "darf".

      Oha, dann fehlt es aber an der Grunderziehung. ;)

      Es ist Internet und wir alle kennen @Theobroma und Felix nicht, aber nach allem, was ich bislang von den beiden gelesen habe, kann ich mir das eigentlich nicht so vorstellen. Ich habe jedenfalls im Kopf, dass Felix z.B. eine ziemlich gute Impulskontrolle hat und es scheint ja auch so zu sein, dass er, wenn er in den Gehorsam genommen wird, "funktioniert".

    • Was Wattebäusche angeht: In einem der unzähligen alten englischen Terrierbücher, die ich verschlungen habe, um den rätselhaften Hund besser zu verstehen, wurde als stehende Redensart zitiert: "Die Rasse kann man durch Tritte nur verbessern!", und "Terrierpapst" Eddie Chapman hielt es bei Raufern mit der Jagdpeitsche und dem altbewährten: "Kill or cure!"

      Wäre jetzt zwar nicht mein Weg, aber die Verzweiflung, die einen zu derart drastischen Maßnahmen treibt, konnte ich manchmal schon verstehen, und manche Terrier brauchen es tatsächlich mal etwas deutlicher. Bei meiner jetzigen Hündin hilft eine sehr, sehr deutliche Ansprache, die auch mal einen fliegenden Gegenstand einschließt, im Ernstfall tatsächlich weiter. Sie ist nun mal eher der biedere Typ. Ihre katzenhafte Vorgängerin hätte allerhöchstens vor Schreck gepinkelt - aber dennoch genau das gemacht, was sie wollte. Ist also auch wieder vom Einzelhund abhängig.

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