Agility! Artgerechte, ernstzunehmende Hundebeschäftigung?

  • Ich finide auch es ist egal WAS man mit seinem Hund macht. Hauptsache man macht was und es macht Hund und Halter Spass.


    Meine Chili ist für einen Boxer da auch sehr untypisch. Ich dachte jetzt habe ich einen Boxer der fürs Packen gezüchtet wurde und ein Gebrauchshund ist. Also haben wir in den Schutzhundesport reingeschnuppert aber es macht ihr absolut keinen Spass. Sie will nicht packen und wird sehr unsicher.
    Dafür liebt sie Agility. Sie springt gerne, renn im Spiel ständig von alleine durch die Tunnel und ist mit Feuereifer dabei :smile:
    Genauso liebt sie es Dinge zu suchen und zu apportieren. Ich mache mit ihr ZOS und wir arbeiten viel mit dem Futterbeutel und Dummys. Sie kommt, was das angeht, wohl eher nach einem Retriever :p
    Aber egal, mir selbst machts auch Spass und so haben wir für Kopf und Körper was gefunden wonach mein Hund glücklich und zufrieden aufs Sofa sinkt.

  • ..."artgerecht" ist zB auch nicht, dass mein Hund bei mir im Büro den ganzen Tag lang unterm Schreibtisch liegt. Aber es ist fairer, als ihn 10 Stunden am Stück zu Hause allein zu lassen.....


    Das Wort artgerecht wird mir meistens zu emotional verwendet. Was bedeutet das denn? Doch eigentlich nur, dass ein Hund als ein domestiziertes Tier, das extrem eng an den Menschen gebunden ist, seiner Art entsprechend behandelt wird, also dass man ihn nicht zum Menschen auf vier Beinen macht, sondern ihn als Hund (aber auch nicht als Wolf) betrachtet und so auch durchs Leben führt.


    Ich frag mal anders rum: warum soll Agility NICHT artgerecht sein? Agility beinhaltet weit mehr als nur das stupide Hüpfen über Hindernisse. Da ist noch sehr viel mehr dahinter. Vor allem befriedigt es ein wesentliches Bedürfnis des Hundes: die gemeinsame Beschäftigung mit seinem Menschen. Und ernstzunehmend: ja, unbedingt! Wenn ich mir so einen A3-Parcour anschaue, weiß ich, warum ich diesen Sport mit meinem Hund nicht mache :lol:


    Natürlich ist es wichtig, dass man sich seinen Hund anschaut und überlegt, ob der Sport für ihn geeignet ist, das gilt aber für alle Hundesportarten. Ich habe mit meinem Hund mal Dummy angefangen - totale Pleite. Ihn interessiert das überhaupt nicht, er hat da auch keinen Spaß dran. Obwohl ICH es schon gerne weitergemacht hätte. Tja. Mein Hund ist anderer Meinung.


    Was ich mich immer frage, warum wird vielen Haltern von unterbeschäftigten Familienhunden geraten, den Hund mal ein bisschen kopf- und beinmäßig zu fordern, indem man ihn im Wald über Hindernisse schickt und solche Sachen? DAS soll dann wieder artgerecht(er) sein (als gar keiner Beschäftigung nachzugehen)? Hm..


    LG Jenny, die mit ihrem Aussie kein Agility macht, sondern was noch viel schlimmeres: Flyball :D

  • "Der Unterschied liegt darin, wie nah die Beschäftigung der ursprünglichen Veranlagung kommt"


    Unbestritten. Aber wir waren da ja noch bei "dem Hund" - und die einzige wirklich "artgerechte" Beschäftigung für canis lupus familiaris im Allgemeinen ist ja nun mal die Jagd - auch wenn das eine betagte englische Bulldogge vermutlich etwas anders sähe.


    Die Spezialisten sind dann wirklich ein weites Feld, erklären aber sehr gut, weshalb Agility ursprünglich ein Russellspaß war: für die ist ja Sprinten, Springen und vor allem blitzschnelles Durch-Tunnel-Kriechen Teil des angezüchteten Jagdverhaltens.


    Müßten wir also streng kynologisch korrekt sagen: Agility ist für hochläufige Terrier rassegerecht, für Hütehunde Blödsinn...?

  • Das "artgerecht" lassen wir mal dahingestellt. Was ist schon artgerecht an dem Leben, wie wir es dem Hund aufzwingen (überspitzt gesagt). Man kann es dem Hund nur angenehm machen. Und da ist es schnurzegal, mit was man dem Hund eine Freude bereitet.
    Das Kritische liegt für mich persönlich am Ehrgeiz der Menschen. Sobald der Mensch Ehrgeiz entwickelt; von Turnier zu Turnier geht; der Hund zusehens ein Sportgerät wird; wo nur noch Leistung zählt - dann ist für mich eine Grenze überschritten. Man kann das ja schön auf vielen HP´s lesen, wie die Leistung zählt: "Leider nur den 3. Platz" oder ähnlich, dazu überall groß alle Ergebnisse aufgelistet (wozu, wenn nicht zum Angeben?). Durch den Ehrgeiz entwickelt sich auch die Beziehung zum Hund in eine nicht so tolle Richtung. Natürlich gibt es Turniergänger, die das ohne Ehrgeiz zum Spaß machen. Aber mir persönlich kommt es so vor, als würde immer mehr die Leisung im Vordergrund stehen. Man mag mich steinigen, aber so sehe ich das.
    Ich habe auch mal Agility gemacht, aber ohne Turniere. Mit Maddy habe ich auch einen Anfängerkurs mitgemacht. Aber 1. dreht mir Maddy dabei zu sehr hoch und 2. ist Agility nicht mehr so mein Ding, es hat sich irgendwie verändert (fragt mich nicht, was. Es ist nur ein Empfinden).
    Egal, was man mit dem Hund macht - wenn es ihm Spaß macht, dann ist es erlaubt. Aber nur solange, wie kein Ehrgeiz dazukommt. Denn wenn zum Beispiel Agility zu ehrgeizig betrieben wird, dann kann es zu körperlichen Schäden beim Hund kommen. Und das will doch keiner, oder?

  • Über das Wort "artgerecht" wurde schon genug gesagt. Artgerecht, da stimme ich Jenny zu, ist so ein Wort was wir überall gern verwenden wollen und überall lesen.
    Agility wird oft genug verteufelt oder hochtrabend gelobt.
    Ich mag Agility, aber ich (und mein Hund!) sind nicht besessen davon. Wir haben es 3 Jahre betrieben als Just for Fun. Ernstzunehmend ? JA ! Weil mein Hund nicht wie irre blind und schreiend durch den Parcour jagt und sich damit selbst gefährdet. Sondern weil mein Hund u.a. dadurch gelernt hat, zuzuhören. Aufmerksam zu sein in einer erregten Situation. Schnell zu agieren. Sich lenken und tempomäßig kontrollieren zu lassen. Zu Stoppen, wenn ich es sage, zu laufen, wenn ich es sage. Langsamer zu werden, wenn ich es zeige. Auf meine Körpersprache zu achten.
    Ich habe gelernt, ohne ein Wort durch den Parcour zu laufen, wir haben gelernt, auf uns zu achten und uns besser einzuschätzen.Agility ist nicht mein Leben und ich kann jetzt auch ohne eine Träne darauf verzichten. Jenna auch.
    Aber es hat uns Spaß gemacht und uns auf unsrem weg weitergebracht.
    Mehr brauche ich nicht ;)


    Nur Agility zu machen wäre nix für mich, da die Nasenarbeit völlig außen vor bleibt.
    Aber das muss jeder für sich entscheiden. Je vielfältiger, desto besser.

  • was den Ehrgeiz des Menschen angeht, da stimme ich absolut zu - teilweise wird's einem schlecht, was man so beobachten kann/muss. Aber 1. war das hier ja nicht Thema :smile: und 2. auch hier muss ich sagen, dass man das überall beobachten kann, wo der Mensch die Möglichkeit hat, sich hervorzutun, das trifft nicht nur auf den Agi-Sport zu.

  • Nachtrag: Schlimm finde ich es auch, wenn vor der Anschaffung eines Hundes feststeht, daß man Agility machen möchte. Egal, ob der individuelle Hund das mag oder nicht. Vielleicht hätte dieser Hund mehr Spaß an anderen Sachen? Aber nein, man möchte ja Agility machen. Anstatt man erstmal wartet und schaut, was für Interessen der Hund hat, damit man dann das Passende findet. Nein, man will Agility machen und basta. Diese Einstellung finde ich furchtbar! Wie immer: es gibt auch Ausnahmen, die das vernünftig angehen.

  • Wir wissen alle, wie schlimm der Mensch in Sachen Sport sein kann. Egal wo. Das sieht man im "Menschensport", Pferdesport und eben bei den Hunden. Das ist nicht Agi-Spezifisch und wie gesagt, nicht Thema hier.


    Aber es nervt, wenn das Wort Agility fällt und alle gleich meinen, da würde nur total irre, kreischende Suizidhunde wahnsinnig gemacht. Verallgemeinerungen zählen nicht, es geht auch anders ;)


    Leider gibts so tolle Gruppen nicht wie Sand am Meer...aber nun werd ich selbst OT :lol:

  • Zitat


    Nur Agility zu machen wäre nix für mich, da die Nasenarbeit völlig außen vor bleibt.
    Aber das muss jeder für sich entscheiden. Je vielfältiger, desto besser.


    :gut:


    ...nur mal so: es gibt tatsächlich Halter von Hütehunden, die Agi nicht ausschließlich machen, sondern als Ergänzung zum "eigentlichen" Job. Ein Border (oder Aussie oder Kelpie.....) kann tatsächlich in unterschiedlichen Disziplinen geführt werden. Hütearbeit und freizeitmäßig "Gerätehopsen" und/oder Obedience, Dummy etc... Das gibt's wirklich! :smile:

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